Das Grabtuch von Turin, ein altes Leinentuch, 4,36m mal 1,10m groß, ist auf der ganzen Welt als das echte Grabtuch Jesu gefeiert worden. Viele Menschen haben seine Authentizität verteidigt. Papst Paul VI. verkündete, das Tuch sei »die wichtigste Reliquie in der Geschichte der Christenheit« (U.S. Catholic, Mai 1978, S. 48).
Das Bild auf dem Stoff soll das Abbild Jesu Christi sein und den greifbaren Beweis für Tod, Begräbnis und Auferstehung Christi darstellen. Viele haben es als das größte Geheimnis der Welt bezeichnet. Die Verfechter des Tuches behaupten, das Bild halte den Analysen des 20. Jahrhunderts stand, es sei für Menschen unmöglich, es zu ›fälschen‹ oder zu ›kopieren‹.
Nach sehr intensiven Nachforschungen sind wir dazu gekommen, das Tuch mit großer Skeptik zu betrachten. Es scheint, daß viele Untersuchungen des Tuches im Licht vorgefaßter Meinungen über die Authentizität des Tuches durchgeführt worden sind.
Es gibt viele schwerwiegende Probleme mit der Ansicht, das Tuch sei authentisch. Vor dem Jahr 1350 gibt es keinen historischen Beweis, um die Authentizität oder auch nur die Existenz des Tuches zu belegen. A.J. Otterbein schreibt in The New Catholic Encyclopedia:
»Die unvollständige Dokumentation des Tuches läßt manche zögern, seine Authentizität zu akzeptieren. Solche Bedenken sind gerechtfertigt, wenn man nur die historischen Beweise berücksichtigt. «
Fälschung
Um 1900 wurde in einer Sammlung von Dokumenten, die Ulysses Chevalier gehörte, ein Brief gefunden. Der Brief wurde 1389 von dem Bischof von Troyes an den Gegenpapst von Avignon, Clemens VII. geschrieben.
Der Brief erklärte, eine Untersuchung habe den Künstler entlarvt, der das Tuch bemalt habe, und dieser habe gestanden. Viele seien beunruhigt, weil das Tuch zur finanziellen Bereicherung verwendet werde. Der Brief lautete weiter:
»Denn viele Theologen und andere weise Menschen haben erklärt, daß dies nicht das wirkliche Grabtuch unseres Herrn sein könne, mit dem eingeprägten Abbild des Erlösers, weil das heilige Evangelium keinen solchen Abdruck erwähnt hat; während, wenn es wahr wäre, unwahrscheinlich ist, daß der heilige Evangelist unterlassen hätte, dies zu berichten, oder daß die Tatsache bis zur heutigen Zeit verborgen geblieben wäre.«
Der Brief fügte hinzu, der Fälscher sei entlarvt und verweist darauf, daß »die Wahrheit bezeugt ist durch den Künstler, der es bemalt hatte, nämlich, daß es ein Werk menschlicher Geschicklichkeit sei und nicht wunderbar bewirkt oder bewahrt«.
Seine Geschichte
Geoffrey de Charney erwarb das Tuch irgendwann vor 1356. Es wurde 1357 in einer Stiftskirche zu Lirey in Frankreich, die Geoffrey gegründet hatte, zur Verehrung ausgestellt. Doch Geoffrey starb 1356, ehe er enthüllt hatte, wie er das Tuch bekommen hatte.
Das Tuch wurde eingeschlossen, als eine Untersuchung es als Fälschung erwies. Dann reiste um 1449 Margaret de Chamey, Geoffreys Enkelin, mit dem Tuch umher und nahm Eintrittsgeld dafür. Im Jahre 1452 gab sie das Tuch dem Herzog von Savoyen im Tausch gegen zwei Schlösser.
Es wurde in der Sainte Chapelle von Chambery untergebracht, wo ein Feuer es am 3. Dezember 1532 beschädigte.
Emmanuel Philibert von Savoyen brachte das Tuch 1578 von Frankreich nach Turin. Ein Fotograf namens Secondo Pia fotografierte das Bild auf dem Tuch im Jahre 1898. Zu jedermanns Überraschung stellte sich der Abdruck auf dem Tuch als Negativ heraus.
Entstehung des Bildes
Die Übertragung des Bildes auf das Tuch ist ein wichtiger Schritt in der Erklärung, ob das Tuch das Ergebnis eines Wunders ist oder nicht und ob es tatsächlich das Grabtuch Jesu ist. Stünde es jenseits allen Zweifels fest, daß das Tuch über natürliche Mittel hinausgeht, so hätten wir ein Wunder und daher das Tuch Christi vor uns. Beide Seiten in dieser Auseinandersetzung stimmen überein, daß das Bild nach der Kreuzigung Christi entstanden sein muß.
Die Methoden, die für die Übertragung des Bildes auf das Tuch vorgeschlagen wurden, sind 1.) Vaporographie; 2.) Brennen und Strahlung; 3.) Thermographie.
Vaporographie ist ein Prozeß, in dem die Mischung von Spezereien, Aloe und Öl mit dem Ammoniak (Harnstoff) im menschlichen Schweiß reagiert, in Form von Dämpfen und so ein Abbild auf dem Stoff hinterläßt. Die einzige Bedingung der Physik ist, daß die Dämpfe sich in geraden Linien bewegen müssen, um das Bild zu formen.
Das Problem mit dieser Theorie besteht darin, daß nicht alle Chemiker glauben, daß die Dämpfe sich in genauer linearer Beziehung zu ihren Ursprungspunkten aus bewegen. O’Gorman schrieb 1931, eine Möglichkeit, daß ein Vapograph stattfinde sei gegeben durch die Hinzufügung einer radioaktiven Substanz zu den Spezereien oder zum Körper Christi selbst! Aber man muß dies als eine Spekulation höchsten Maßes erkennen.
Eine andere Methode, die Popularität gewonnen hat und in den »Proceedings« behandelt wird, ist das »Brennen« oder der Prozeß, der stattfindet, wenn ein Körper genügend Strahlung freisetzt, um das Bild in den Stoff einzubrennen. Diese Theorie wurde durch das Zeugnis zweier Wissenschaftler, Wade Patterson und Dave D. Myers vom Lawrence Livermore Laboratory, zu Grabe getragen.
Sie sahen keine Möglichkeit, wie die Bilder des Tuches auf natürliche Weise durch lonisierung oder nukleare oder andere Hochenergiestrahlung entstanden sein könnten. Röntgenstrahlen und Gammastrahlen gehören zu den wichtigsten ionisierenden Strahlen, und die Bilder können durch keine der beiden Arten hervorgerufen worden sein, weil Hochspannungsgeräte notwendig sind, um Röntgenstrahlen zu produzieren, und die einzigen natürlichen Quellen für Gammastrahlen sind radioaktive Substanzen wie Uran; außerdem wirken Röntgen- und Gammastrahlen nicht auf die Weise auf Material ein, wie das Tuch es zeigt.
Röntgen- und Gammastrahlen, so fuhren sie fort, gehören zu den durchdringendsten Strahlungen; sie wären glatt durch das Tuch hindurchgegangen, statt es zu markieren. Eine sehr intensive Quelle ionisierender Strahlung, räumen sie ein, wäre in der Lage gewesen, auf den Stoff einzuwirken, aber, angesichts der gegebenen Faktoren – ein Leichnam, das Verstreichen von Jahrhunderten, usw. – sahen sie nicht, wie das möglich gewesen sein sollte.
Selbst wenn durch irgendeinen unwahrscheinlichen Zufall der Leichnam radioaktiv gemacht worden wäre und daher Röntgen- oder Gammastrahlen abgegeben hätte, stünden die Bilder auf dem Tuch immer noch nicht in Übereinstimmung mit der Art von Bildern, die unter diesen Umständen hätten entstehen sollen. Röntgen- oder Gammastrahlen werden, nach Patterson, von den Knochen stärker absorbiert und so wären die Knochen und nicht die Haut die am besten erkennbaren Stellen des Bildes.
Selbst wenn man eine radioaktive Substanz wie Uran – das Gammastrahlen und Alpha- und Betateilchen abgibt, die alle zu den ionisierenden Strahlungen gehören – auf den Körper geschmiert hätte, wären nach Meinung der Wissenschaftler nicht die Bilder des Tuches erschienen, sondern bestenfalls eine Silhouette.
Wäre eine radioaktive Substanz in der Weise aufgebracht worden, daß nur die Oberfläche betont wurde, so sei ihnen, wie sie hinzufügten, noch keine Technik bekannt, um den Stoff so zu präparieren, daß er Hochenergiestrahlung registrieren könne. Röntgenstrahlen sind ein Beispiel für das, was sie meinen; um das Vorhandensein von Röntgenstrahlen festzustellen, ist Film notwendig. Wenn zur Zeit des Begräbnisses über Jerusalem eine Atomexplosion stattgefunden hätte, so wäre genügend Strahlung vorhanden gewesen, um die Bilder in das Tuch zu ätzen, aber sie hätte mit ihrer Intensität das Tuch selbst zerstört. Und selbst wenn sie das Tuch nicht zerstört hätte, so wäre doch das Leinen des Tuches auf ganz andere Weise angegriffen worden« (aus The Shroud, von Wilcox, S. 154, 155).
Eine dritte Methode zur Übertragung des Bildes wäre eine schwächere Art der Strahlung, in Form von Hitze. Diesen Prozeß nennt man Thermographie, und er wird zum Nachweis von Brustkrebs angewendet. Dr. Jackson und Dr. Jumper favorisieren die Methode als die wahrscheinlichste für die Übertragung der Bilder.
»Sie hatten Computer eingesetzt, um die Daten der Fotos zu analysieren und so die Idee überprüft, daß das Gesicht proportional zum Abstand zwischen Körper und Tuch einheitlich heller und dunkler war. Tatsächlich waren die Abweichungen so einheitlich, … daß es für sie keinen Zweifel daran gab, daß die Bilder durch irgendeinen ›physikalischen Prozeß‹ – offensichtlich nicht durch menschliche Kunst – entstanden waren, und sie neigten dazu, ein ›Thermogramm‹, ein durch Hitze entstandenes Bild, zu favorisieren « (aus The Shroud, von Wilcox, S. 175).
Doon Dr. Ernest Wood vom Neurologischen Institut in New York setzt diesen Prozeß in Beziehung zum Tuch und meldet als Ergebnis beträchtliche Zweifel hinsichtlich dieses Prozesses an.
Die Thermographie, erläutert Dr. Wood, entstand aus der Infrarotfotografie, die während des 2. Weltkriegs entwickelt wurde; heute wendet man sie hauptsächlich zum Nachweis von Brustkrebs an. Das dahinter stehende Prinzip ist einfach: die Wärme, die der Körper ausstrahlt, wird benutzt, um diagnostische Bilder zu machen, und die Bilder sind Negative.
Aber es gibt, wie Dr. Wood feststellte, bedeutsame Unterschiede zwischen den thermographischen Bildern und den ›Bildern‹ auf dem Tuch. Zum einen waren ausgeklügelte Geräte notwendig, um die Körperwärme so zu verstärken, daß ein Bild registriert werden konnte: Die Vervielfachung liegt im Bereich von einer Million. Zum anderen wurden die thermographischen Bilder auf Polaroidfilm, nicht auf Stoff, festgehalten (aus The Shroud, von Wilcox, S. 171, 172).
Das Ausmaß der millionenfach verstärkten Hitzestrahlung würde mit seiner Intensität den Stoff aller Wahrscheinlichkeit nach zerstört haben.
Diejenigen, die behaupten, schwache Strahlung habe das Bild hervorgerufen, müssen der Brechung des sichtbaren Lichts Rechnung tragen. Sie erklären dies mit der angenommenen Schweißschicht auf dem Körper, die als Brechungslinse gedient haben soll, indem sie die Strahlung in die notwendigen linearen Säulen bündelte, um das Bild hervorzurufen (also ein wichtiger Grund dafür, daß der Körper ungewaschen sein muß).
Wenn man den Schweiß entfernt, entfernt man den Mechanismus für die Scharfeinstellung. Dr. Mueller nannte diese ganze Theorie lächerlich, da Hunderte von Linsen, ähnlich einem Fliegenauge, über den ganzen Körper verteilt, notwendig gewesen wären, um die Strahlung einzustellen. Schweiß würde einfach nicht funktionieren.
Es ist auch wichtig, daß die diskutierte sichtbare schwache Strahlung Bilder in einem Abstand von weniger als 5 cm vom Körper produziert. Bei größerem Abstand sinkt die Strahlungsintensität auf Null und würde kein Bild hinterlassen. Der durchschnittliche Abstand auf dem Tuch beträgt 3cm, was die bildformenden Eigenschaften der Strahlung bedeutend schwächt, und es sind auf dem Tuch noch größere Abstände zu überbrücken, die kein Bild ergeben sollten, wenn Wärmestrahlung die Ursache war.
Man muß auch bedenken, daß der Mechanismus für Wärmestrahlung, den die Verfechter anführen, auf reiner Spekulation beruht; es gibt keinen Beweis dafür. Bestenfalls handelt es sich um wilde Vermutungen.
Dr. Marvin Mueller ist seit 20 Jahren Mitarbeiter des Los Alamos Scientific Laboratory in New Mexico und hat auf verschiedenen Gebieten der Physik experimentelle und theoretische Forschung betrieben. In den letzten acht Jahren arbeitete er am Laser Fusion Energy Project und ist auf diesem Gebiet für seine theoretischen Beiträge und streitbaren Bestrebungen international bekannt.
In einem Brief schreibt Dr. Mueller: »Einige Wissenschaftler, Mitglieder des Shroud of Turin Research Project (STURP), haben behauptet, das experimentelle Ergebnis ihrer Untersuchung zeige, daß das Tuch tatsächlich den gekreuzigten Leichnam Jesu Christi eingehüllt habe.
Ihr Hauptgrund für die Erklärung der Authentizität des Tuches beruht auf der Behauptung, das Bild des Tuches könne nur durch einen ›kurzen Ausbruch von Strahlung‹ hervorgerufen worden sein, die von dem Leichnam ausging und das Bild in den Stoff einbrannte, von dem er bedeckt war.
Ein solches Ereignis wäre natürlich wunderbar, aber genau das ist es, was sie brauchen, um die Authentizität nachzuweisen; denn kein natürlicher Prozeß der Bildentstehung könnte zu dem Schluß führen, der Körper, der das Bild hervorrief, sei der von Jesus Christus gewesen.
Doch ihre Behauptungen halten näherer Untersuchung nicht stand und scheinen größtenteils auf Wunschdenken zu beruhen. Zum einen haben sie nicht bewiesen, daß das Bild des Tuches eingebrannt ist, obwohl es einige der entsprechenden Eigenschaften, wie Farbe und Hitzebeständigkeit besitzt.
Andere Substanzen, die hätten verwendet werden können, um das Bild mit künstlichen Mitteln hervorzurufen, besitzen ebenfalls diese Eigenschaften und sind tatsächlich auf dem Bild gefunden worden. Diese Tatsache allein laßt jeden Anspruch auf Authentizitat ziemlich töricht erscheinen.
Außerdem hat STURP nicht bewiesen, daß das Bild mit Hilfe von Strahlung oder einem anderen Mittel durch den Zwischenraum vom Körper auf den Stoff übertragen wurde. Während die Details zu kompliziert sind, um hier erklärt zu werden, so kann man doch sagen, daß STURP nichts weiter getan hat, als eine Beziehung zwischen der Dichte (Dunkelheit) des Bildes auf dem Tuch und den Abständen zwischen Stoff und Körper herzustellen, die mit Hilfe einer Testperson gemessen wurde, über die man ein Tuch legte.
Aber eine Beziehung impliziert noch keine Kausalität. Zum Beispiel könnte man, zumindest prinzipiell, die Prozedur, die STURP angewendet hat, um eine Statue von dem ›Mann des Tuches‹ zu konstruieren, ebenfalls verwenden, um aus einem Abreibebild nach der Methode von Joe Nikkell ein Vollrelief (oder eine Statue) zu rekonstruieren.
Die Tatsache, daß man unter Anwendung der oben beschriebenen Methode eine Statue nach dem Bild des Tuches hergestellt hat, besagt so gut wie nichts über die Methode, durch die das Bild entstanden ist. Besonders die Abreibemethode kann, da sie sehr variabel und anpassungsfähig ist, in großem Umfang Farbabstufungen für ein gegebenes Flachrelief erbringen und kann dabei die ›dreidimensionalen‹ Merkmale des Bildes beinahe beliebig variieren.
Folglich sind die beiden Behauptungen, auf denen die Hypothese vom ›kurzen Ausbruch von Strahlung‹ beruht, nicht aufrechtzuerhalten. Jeder Anspruch des Grabtuches von Turin auf Authentizität ist so voreilig, daß er lächerlich wird.«
3-D-Bild
Eine Behauptung der Verfechter des Tuches besagt, daß das Bild auf dem Stoff mit Hilfe eines YP-8 Bildanalysegerätes als 3-D-Bild reproduziert werden kann. Dieses Gerät soll Farbwerte in ein dreidimensionales Relief oder Bild mit sehr geringer Verzerrung umwandeln.
Dr. Jackson und Dr. Jumper stellen fest: »Ein wohlbekanntes Argument war, daß ein Künstler, der vor dem 14. Jahrhundert gelebt haben muß, kein einheitliches negatives Bild hätte herstellen können, ohne die Möglichkeit, seine Arbeit durch fotografische Inversion zu überprüfen.
Ähnlich unterstellen wir, daß ein Künstler oder Fälscher, der damals lebte, nicht in der Lage gewesen wäre, dreidimensionale Informationen zu verschlüsseln, indem er die Intensitätsstufen seiner Arbeit so einstellte, daß sie überall den tatsächlichen Abständen zwischen Stoff und Körper entsprachen.
Um diesen Punkt zu beweisen, führten wir ein Experiment durch. Wir besorgten uns Fotos von den Arbeiten zweier fähiger Maler, die beauftragt worden waren, das Tuch so genau wie möglich zu kopieren.
Dann übertrugen wir diese Bilder in Reliefbilder, um zu sehen, wie gut jeder der Künstler die Dreidimensionalität des Tuches in seinem Gemälde eingefangen hatte. Zu dieser Zeit waren beide Künstler sich der dreidimensionalen Eigenschaft nicht bewußt.
In dieser Situation half es nicht, die Relieftiefe zu variieren, da die Verzerrungen dieser Bilder nur proportional verändert, aber nicht eliminiert wurden. Da zwei fähige Künstler, die das Tuch selbst als Kopiervorlage hatten, nicht in der Lage waren, ein fehlerfreies dreidimensionales Bild nach dem Tuch zu produzieren, scheint es abwegig, daß ein mittelalterlicher Künstler eine solche Leistung vollbracht haben sollte, ohne daß das Tuch als Vorlage verfügbar war.
Tatsächlich betrachten wir es als eine Herausforderung für die Technologie vor dem 20. Jahrhundert, das deutliche dreidimensionale Bild eines menschlichen Körpers entweder durch Kunstfertigkeit oder durch irgendwelche anderen verfügbaren Mittel auf ein Tuch zu bringen« (aus The 1977 Research Proceedings on the Shroud of Turin, S. 85).
John German, ein Kollege von Dr. Jackson und Dr. Jumper, weist darauf hin, daß die Qualität des Bildes von der Einstellung des Gerätes abhängig sei:
»Die Natur dieser Beziehung enthüllte eine wichtige Fehlerquelle in der Konstruktion des dreidimensionalen Bildes auf dem Tuch. Das Bild auf dem Tuch entstand durch einen Prozeß, der eine nichtlineare Beziehung zwischen der Bildintensität und dem Abstand zwischen Stoff und Körper verursachte.
Das Bildanalysegerät stellt jedoch ein dreidimensionales Bild her, in dem das Relief (analog zum Abstand Stoff – Körper) linear zur Intensität variiert. Das praktische Ergebnis dieser linearen Beziehung ist eine Verzerrung des Bildes. Wenn die Relieftiefe so reduziert wird, daß ein Bild mit realistischer Nase und Stirn entsteht, besitzen die flacheren Stellen des Bildes, entsprechend dem großen Abstand zwischen Stoff und Körper, wenig oder kein Relief.
Wird andererseits jedoch die Relieftiefe verstärkt, um die flachen Stellen des Bildes besser herauszubringen, verlieren Nase und Stirn ihre Proportionen« (aus Proceedings, S. 235).
Die Frage betrifft hier die Linsen, die verwendet werden, um die farblichen Verzerrungen zu korrigieren und ein Gerät, das weitgehend von Simulation abhängt: Ist das 3-D-Bild des Grabtuches so vollkommen, daß es als wunderbar betrachtet werden kann?
Darüber hinaus muß berücksichtigt werden, daß ein dem Bild des Tuches ähnliches menschliches Modell notwendig ist, um den Abstand zwischen Stoff und Körperoberfläche in Verbindung zu bringen und so das nötige Bild zu erhalten.
Danach muß der Stoff auf dem Modell geglättet werden (was Verzerrungen verursacht), und die Kamerabilder müssen auf die Stoffabstände eingestellt werden. Die Frage ist hier: Woher können Sie wissen, ob Sie ein 3-D-Bild des Grabtuches hergestellt haben oder einfach das Bild des Grabtuches über einem lebenden Mann?
Dr. Mueller stellt fest: »Die relative Dunkelheit des Bildes wird bestimmt, indem man eine Fotografie des Bildes auf dem Tuch optisch abtastet. Als nächstes wird die Beziehung zwischen den Dunkelwerten des Bildes und dem Abstand Stoff-Körper berechnet. Um die Wechselbeziehung zu maximieren, werden zahlreiche Korrekturen am Faltenwurf des Stoffes vorgenommen.
Die letzte korrigierte Korrelation ist ziemlich gut, und eine leicht abfallende Funktion, die sich dem Exponenten nähert, wird gezogen. Doch abgesehen von Meßfehlern und den Glättungen, die durch das Ziehen einer Funktion aus vereinzelten Daten entstehen, erhält man genau das 3- D-Bild des menschlichen Modells, das man für das Experiment ausgewählt hat!
Die Ironie besteht darin, daß der Glättungsprozeß selbst eine Verzerrung des Reliefs verursacht, aber er bietet auch die Möglichkeit, einige der Charakteristika des Bildes auf dem Tuch auf das Relief des menschlichen Modells zu übertragen.
Daher stellt die so entstandene ›Statue‹ eine Mischung aus den Merkmalen des menschlichen Modells und des Bildes auf dem Tuch dar – nicht, wie behauptet wurde, eine Statue des Mannes auf dem Tuch.
Was STURP gezeigt hat, ist, daß man eine recht gute Korrelation erhalten kann zwischen den Dunkelwerten des Bildes auf dem Tuch und dem Stoff-Körper Abstand, den man erhält, wenn ein bestimmter menschlicher Körper der richtigen Größe mit einem bestimmten Stoff bedeckt wird, der in einer bestimmten Weise drapiert ist. Aber da Korrelation nicht gleich Kausalität ist, ist das alles, was STURP erreicht hat« (aus The Los Alamos Monitor, 16. Dezember 1979, S. B6).
Blutflecke
Angebliche Blutflecke auf zwei kleinen Partikeln und 12 Fasern des Grabtuches wurden auf ihre Authentizität hin untersucht. Vor den letzten Prüfungen des Grabtuches waren die Wissenschaftler der Meinung, es gebe keine schlüssigen Beweise dafür, daß die Flecken im Stoff menschliches Blut seien (Thomas Humber, The Sacred Shroud, S. 178). Neuere Tests aus dem Jahr 1978 führten die Verfechter zu der Ansicht, daß »die mit Blut befleckten Stellen die spektralen Merkmale von menschlichem Hämoglobin aufweisen « (S.F. Pellicori, »Spectral Properties of the Shroud of Turin«, Applied Optics, 15. Juni 1980, Vol. 19, Nr. 12, S. 1913- 1920). Das Problem bleibt jedoch bestehen, daß ein Fälscher mit der richtigen Methode logischerweise auch menschliches Blut verwenden würde, um das Bild so realistisch wie möglich zu machen. Das Vorhandensein von Blut und Hämoglobin auf dem Tuch ist kein gültiger Beweis, um den Anspruch auf Authentizität zu rechtfertigen.
Duplikat
Die Verteidiger des Grabtuches führen verschiedene Beweise an, um ihre Behauptung der Authentizität zu stützen. Solche Beweise waren 1.) keine Pinselspuren; 2.) kein Eindringen des Bildes in die Fasern (es ist ein rein oberflächliches Phänomen); 3.) Vorhandensein eines Pulvers, das angeblich aus Aloe besteht; 4.) die »Pollenfossilien«, die auf dem Stoff gefunden wurden und angeblich aus der Zeit Christi stammen sollen.
Das meiste davon beantwortete ein Flachrelief, das von Joe Nickell geschaffen wurde. Eine Reproduktion des Bildes findet man auf der Ausgabe des The Humanist vom Nov.- Dez. 1978 und auf der Ausgabe von Popular Photography vom Nov. 1979.
Nickell verwendet nur Materialien und Methoden aus dem 14. Jahrhundert, um ein negatives Abbild wie das auf dem Tuch nachzubilden oder zu duplizieren. Diese Technik bringt ein Negativ hervor.
Er malte dieses Bild nicht, sondern benutzte ein Flachrelief, legte ein feuchtes Tuch darauf, und als es getrocknet war, verwendete er einen Schmierer, um pulverförmigen »Farbstoff« einzureiben. Nickell benutzte eine Mischung von Myrrhe und Aloe. Sie hinterließ keine Pinselspuren.
Nickell schreibt: »Meine Reibungen wirken, selbst bei genauer Untersuchung, als seien sie ohne ›Farbstoff‹ geschaffen worden. Ich verwendete eine Mischung von Begräbnisspezereien – Myrrhe und Aloe – was die ›wie eingebrannte‹ Farbe und zahlreiche andere Merkmale dupliziert.
Es ist interessant festzustellen, daß (laut Encyclopedia Americana, 1978) Aloe tatsächlich »als Färb- und Farbstoff gedient hat«.
Ein wichtiger Punkt ist, daß dieser ›Farbstoff‹ nicht in die Fasern eindringt und ein (wie es von der Färbung des Grabtuchs gesagt wird) reines ›Oberflächenphänomen‹ bleibt – was sich durch Querschnitte und mikroskopische Untersuchungen nachweisen läßt …
Zwei Mitglieder der geheimen (und später bekanntgegebenen) offiziellen Grabtuchkommission, die im Jahre 1969 damit beauftragt wurde, das Tuch zu untersuchen, äußerten die Vermutung, das Bildwerk sei das Ergebnis einer künstlerischen Drucktechnik, die ein Model oder Matrizen verwendet habe. Das ist eine recht genaue Beschreibung der Technik, die ich für erfolgreich gefunden habe.
Enthusiasten des Grabtuchs bleiben dabei, daß sie ›keine Hinweise auf Farbstoff‹ an dem Stoff gefunden haben, obwohl es, wie berichtet wird, Beweise für ein ›Pulver‹ gibt, das Aloe sein soll. Sie weisen darauf hin, daß es keine Pinselstriche gibt; daß es rund um die Brandlöcher (von einem Brand der Kapelle im Jahre 1532) keine Nachdunkelung von bedruckten Stellen gibt; und daß das Bildwerk keine ›Direktionalität‹ (wie von Pinsel- oder Fingergebrauch) aufweist. Das sind jedoch alles Merkmale meiner Technik!
Der Bericht erwähnte nicht die Entdeckung verschiedener gelbroter bis orangefarbener ›Kristalle‹ (oder ›Körnchen‹) und bestimmter ›Kügelchen‹, die zu dem Vorhandensein von Myrrhe und Aloe passen. Diese Spezereien (dem Fälscher auf der zweimal im Jahr stattfindenden Champagne-Messe oder bei seinem örtlichen Apotheker verfügbar) enthielten wahrscheinlich die ›Pollenfossilien‹ aus dem Nahen Osten, die sich auf dem Stoff befunden haben sollen« (The Shroud, Christian Life, Februar 1980, Vol. 4, Nr. 10).
Das Negativ eines Fotografen zeigte ein positives Bild von »lebensähnlicher« Qualität. Dr. Mueller sagt von Nikkells Bild:
»Joe Nickell beschreibt seine Abreibmethode zur Herstellung grabtuchähnlicher Negativbilder von Flachreliefs. Zumindest qualitativ ist die Ähnlichkeit verblüffend und geht bis zur mikroskopischen Tiefe der Farbdurchdringung der Fasern. Die Abreibmethode kann, selbst bei gleichbleibendem Flachrelief, durch Veränderung von Schmierergröße, Druck und Modellierung des Stoffes leicht variiert werden, um Bilder von ganz unterschiedlichem Charakter herzustellen. So können die 3-D-Merkmale von Abreibungen beinahe beliebig variiert werden« (»Shroud: Real McCoy or Hoax? »Los Alamos Monitor, 16. Dezember 1979).
Christi Grabkleider
Der wohl vernichtendste Beweis gegen die Authentizität des Grabtuches ist der Widerspruch zwischen dem Begräbnisvorgang, wie das Tuch ihn nahelegt und den Berichten über das Begräbnis Christi im Neuen Testament.
»In alter Zeit wurde das Haar geschnitten (T.B., Moed. Kat., 8b), aber heute wird es nur gewaschen und neun Maß kaltes Wasser werden anschließend über den Leichnam gegossen (dabei richtet man mancherorts den Toten auf), und dies stellt die eigentliche religiöse Reinigung da …
Der Leichnam wird natürlich sorgfältig abgetrocknet, wobei man darauf achtet, ihn nicht unbedeckt zu lassen. Frauen werden durch Angehörige ihres eigenen Geschlechts demselben Reinigungsprozeß unterzogen. In Apostelgeschichte 9,37 finden wir das Beispiel einer Frau in neutestamentlicher Zeit, die vor dem Begräbnis gewaschen wird.
Früher war es Brauch, den Leichnam nach der Reinigung mit verschiedenen Arten aromatischer Spezereien zu salben … Man wird sich erinnern, daß Jesus, als Maria unnötige Verschwendung von Salböl vorgeworfen wurde, ausrief: Laß sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue‹ (Joh. 12,7). Und wir sehen, daß später eine Mischung von Myrrhe und Aloe von ungefähr 100 Pfund Gewicht für den Leichnam Jesu gebracht wurde (Joh. 19,39).
Nachdem der Reinigungsritus gemäß dem Brauch durchgeführt worden ist, wird der Leichnam in Grabkleider gehüllt (Misch. Sanhed. 6.5) … Sie sind identisch mit den sindon des Neuen Testaments (vgl. Matth. 27,59 usw.) und bestehen aus weißem Leinen, ohne die geringste Verzierung, und müssen makellos sein.
Sie sind gewöhnlich das Werk der Frauen und werden einfach aneinandergesetzt. Knoten sind nicht erlaubt, nach einigen als Symbol dafür, daß der Geist des Toten losgelöst ist von den Sorgen des Lebens, aber nach der Meinung anderer als Ausdruck des Wunsches, daß die Knochen des Toten schnell in den ursprünglichen Staub aufgelöst werden mögen (Rokeach, 316). Kein Leichnam, männlich oder weiblich, darf in weniger als drei Gewänder gehüllt werden « (aus The Jewish Quarterly Review, Vol. 7, 1895, S. 260,261).
Mehrere Probleme entstehen, wenn die Verfechter des Grabtuches das Neue Testament studieren. Das erste besteht aus einem Widerspruch hinsichtlich des Grabgewandes. Durch die jüdischen Bestattungsgebräuche und das Neue Testament wird deutlich, daß mehrere Stoffstücke bei dem Begräbnis Christi vorhanden waren, nicht ein einziges Stück Material, wie das Tuch.
Johannes 20,5-7 zeigt eindeutig, daß ein besonderes Tuch um den Kopf Christi gelegt wurde. Man fand es getrennt von den Körperhüllen. Doch der Stoff von Turin zeigt das Gesicht auf demselben Tuch, wie den Rest des Körpers.
Der Text weist nicht nur auf mehrere Stücke Stoff, die für den Körper Christi gebraucht wurden, sondern sagt auch, daß es sich um »Binden«, »Hüllen« oder »Leinenbinden « handelte, wie sie für Mumien verwendet wurden.
Noch bezeichnender als die Worte, die gebraucht wurden, um die Bestattung Christi mit Leinenbinden zu beschreiben, sind kalytto (1.Kön. 19,13) und periballo (1. Mose 38,34), die Worte, die in der Septuaginta speziell für Gewänder wie das Grabtuch verwendet werden, die sich aber im Text des Neuen Testaments nicht finden. Ihr Fehlen ist sehr bedeutsam.
Zweitens gebraucht der Begräbnisbericht im Johannesevangelium (19,40) eine Pluralform: Leinenbinden. Tatsächlich stimmen alle Erzählungen der Evangelien überein, daß der Körper Christi ›umwickelt‹ oder ›eingehüllt‹ wurde.
»Josef nahm ihn und hüllte ihn in ein reines Leinentuch« (Matth. 27,59).
»Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz und wickelte ihn in das Tuch« (Mark. 15,46).
»Und er nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch « (Luk. 23,53).
»Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist« (Joh. 19,40).
Das Verb entylisso, das von Matthäus und Lukas verwendet wird, bedeutet einwickeln, einhüllen. Markus gebraucht eneileo, was einwickeln, einkeilen bedeutet. Johannes, der ein Augenzeuge war, sagte eindeutig, daß der Körper Christi umwickelt wurde. Das Verb deo bedeutet ›binden‹ oder ›anbinden‹ im Sinne von fesseln.
So ist im Licht der Textzeugnisse durch Wortwahl und -stellung der Schluß wohlbegründet, daß Jesus, wie Johannes ausdrücklich beschrieb, mit Leinenbinden umwickelt und nicht in ein Tuch eingehüllt wurde. Die Worte über den Stoff zeigen das deutlich. Die verwendeten Verben bestätigen es, und die spezielle Wortwahl macht es unausweichlich.
Ein drittes Problem mit dem Tuch von Turin besteht darin, daß die Verfechter des Grabtuches zugeben, seine Authentizität hänge davon ab, daß der Körper nicht gewaschen wurde. Das ist aus mehreren Gründen von Bedeutung: 1.) das angebliche Vorhandensein von getrocknetem Blut an dem Körper, der nicht gewaschen war und 2.) die Notwendigkeit für Todesschweiß als Brechungslinie für die Strahlung, um das Bild festzuhalten.
Ian Wilson vertritt die Ansicht, daß der Körper Christi nicht gewaschen wurde. Er schreibt:
»Manche haben behauptet, das Waschen sei ein vorgeschriebenes Ritual gewesen, das ohne Rücksicht auf den Sabbat habe durchgeführt werden dürfen. Einige hervorragende Kenner des Neuen Testaments teilen diese Meinung nicht. Selbst unter den besten Exegeten scheint es kaum größeren Widerspruch gegen die Auffassung zu geben, daß einfach nicht genug Zeit war, um den Körper Jesu vor dem Sabbat zu waschen, besonders im Hinblick auf die verschiedenen jüdischen Vorschriften, die mit diesem Ritus verbunden sind.
Wenn es, wie die Ereignisse zeigen, ebenfalls unmöglich war, diesen Ritus nach dem Sabbat auszuführen, so kann man eine gewisse Zurückhaltung seitens der Evangelisten verstehen, dies direkt zuzugeben. Nur unter der Voraussetzung, daß Jesus nicht gewaschen wurde, kann die Authentizität des Grabtuches aufrechterhalten werden« (aus The Shroud of Turin, von Ian Wilson, S. 56).
Die obigen Schlußfolgerungen sind bestenfalls falsch. Die Vorstellung, es sei wegen des nahenden Sabbat keine Zeit mehr gewesen, den Körper reinzuwaschen, ist ebenso schwach, da die Bibel sagt, daß man noch genügend Zeit hatte, den Körper mit 100 Pfund Spezereien zu salben. Dies wird ebenfalls deutlich durch die Tatsache, daß ein Leichnam tatsächlich auch am Sabbat gewaschen und gesalbt werden konnte.
»Der Leichnam kann jedoch am Sabbat gewaschen und gesalbt werden, vorausgesetzt, daß die Glieder nicht aus den Gelenken gezogen werden; das Kissen mag unter dem Kopf fortgenommen und der Körper mag auf Sand gelegt werden, um ihn länger vor Verwesung zu bewahren; der Kiefer mag auch festgebunden werden, nicht um ihn weiter zu schließen, sondern um zu verhindern, daß er sich weiter öffnet« (Misch. Schab. 33,5, aus The Jewish Quarterly Review, 1895, Vol. 7, S. 118).
Johannes könnte und würde nicht gesagt haben, die jüdischen Begräbnissitten seien befolgt worden, hätte man den Leichnam nicht gewaschen.
Die Spezereien
Ein viertes Problem für die Harmonisierung des Grabtuches mit dem Begräbnisbericht des Neuen Testaments betrifft die Spezereien. Der Körper hätte gewaschen werden müssen. Ian Wilson stellt fest:
»Johannes sagt uns, daß Nikodemus, der Josef von Arimathia half, eine Mischung von Myrrhe und Aloe brachte, die ungefähr 100 Pfund wog. Er sagt uns auch, daß diese zusammen mit dem Körper in das Grableinen eingewikkelt wurde (Joh. 19,39-40). Wären solche Spezereien zum Salben verwendet worden, so wäre es nach dem jüdischen Ritual und nach jeder anderen Kultur notwendig gewesen, den Körper zuerst zu waschen.
Da das Grabtuch deutlich zeigt, daß der Körper nicht gewaschen wurde, und da das genannte Gewicht der Spezereien selbst für die verschwenderischste Salbung weit übertrieben wäre, scheint die wahrscheinlichste Erklärung zu sein, daß es sich um trockene Bündel von Aromastoffen handelte, die als Mittel gegen Verwesung um den Körper gepackt wurden« (aus The Shroud of Turin, von Wilson, S. 56, 57).
Selbst wenn die Spezereien auf den Körper aufgebracht wurden, wie die Evangelien ausdrücklich bestätigen, hätte das Bild nicht durch Strahlung auf den Stoff übertragen werden können, wie die Verteidiger des Grabtuchs behaupten.
Andere Grabtücher
Viele Menschen sind mit der Tatsache nicht vertraut, daß nach den Kreuzzügen gleichzeitig mit dem Turiner Tuch viele verschiedene Grabtücher im mittelalterlichen Europa zirkulierten. Man schätzt, daß mehr als vierzig ›echte‹ Grabtücher im Umlauf waren. Viele werden heute noch gezeigt.
Münzen
Es werden Berichte verbreitet über eine Münze auf dem rechten Auge, die aus den Jahren 29-32 n.Chr. stammt. Der Reverend Francis L. Philas, Professor für Theologie an der Loyola Universität in Chicago, berichtet, daß vier griechische Buchstaben, YCAI, auf der Münze Teil der Inschrift ›von Tiberius Cäsar‹ seien.
Es ist die Auffassung der Autors, daß die völlig unverständlichen Buchstaben YCAI lauten müssen und daß der Münzpräger entweder betrunken oder unwissend gewesen sein muß, um sie so zu prägen. Die Münztheorie wirft viele Fragen hinsichtlich des Grabtuches auf. Die Theorie zur Erklärung der Übertragung des Bildes auf den Stoff erfordert, daß der Körper nicht gewaschen war, da der getrocknete Schweiß notwendig war, um die Strahlung zu verstärken. Die Münze würde jedoch jede Verstärkung der Strahlen gebrochen haben. Außerdem besagen die verschiedenen Theorien zur Übertragung des Bildes, daß der Körper nicht für das Begräbnis vorbereitet und daher nicht gewaschen worden sei. Es ist schwer vorstellbar, daß man einem Leichnam, der nicht gewaschen oder für das Begräbnis vorbereitet worden war, Münzen auf die Augen (in diesem Fall auf das rechte Auge) legen würde.
Kein Zeugnis des Neuen Testaments
Es ist völlig undenkbar, daß die Apostel und Christen in den ersten Jahren des Christentums ein Tuch nicht erwähnt hätten, das das eingebrannte Bild des gekreuzigten und auferstandenen Christus trüge. Angesichts des Todes verkündeten alle, daß Christus lebe. Sie legten ständig in den feindseligsten Situationen persönliches Zeugnis ab von dem Erscheinen des auferstandenen Christus. Ist es vorstellbar, daß niemand, besonders unter den Verfassern des Neuen Testaments und den Kirchenvätern, jemals das Grabtuch in Verbindung mit Christus und seiner Auferstehung erwähnt hätte?
Schlußfolgerung
Die Beweise stützen bisher in keiner Weise die Authentizität des Tuches als Grabtuch Christi.
Quelle: Aus dem Buch: "Das kann ich nicht glauben!", CLV Verlag, 1997