Inwiefern ist das Jerusalem droben unsere Mutter?

Inwiefern ist das Jerusalem droben unsere Mutter (Gal 4,26)? Ist es identisch mit dem himmlischen Jerusalem?

Gewiss, das Jerusalem droben ist ein und dasselbe, wie das himmlische Jerusalem, was könnte es sonst sein? Es wird an dieser Stelle lediglich dem irdischen Jerusalem gegenübergestellt als Einzelbild in der Beweisführung dieses Briefes. Das Gesetz Moses bedeutet Knechtschaft, die Errettung durch Jesus Christus aber ist aus Gnaden, von Gott geschenkt. Die Befreiung von dem Gesetz und der Genuss der Verheißungen, welche dem Abraham gegeben wurden, beruhen auf Glauben und nicht auf Verdienst. Darum ist auch das irdische Jerusalem als unter Knechtschaft dargestellt. Wenn nun Jerusalem hier Mutter ihrer Kinder genannt wird, so ist dies nur eine bildliche Darstellung. Jerusalem, das der Mittelpunkt Palästinas ist, wie auch Thron und Wohnsitz Gottes unter Seinem Volk, wird in vielen Prophetenstellen als Symbol der Gesamtheit erwähnt. Es ist die Mutter des Volkes und die Bewohner werden ihre Kinder genannt. Dieser Sinn geht besonders klar aus Jesaja 49,14-23; 54,1; Klagelieder 1, 20; Hesekiel 36,12-13 hervor, wo Zion (Jerusalem) einerseits klagt über die Wegführung ihrer Bewohner, wo sie aber andererseits die Versicherung einer Überfülle von Einwohnern in der Segenszeit des Herrn erhält. So ist auch das himmlische Jerusalem in Offenbarung 21 eine Darstellung der Brautgemeinde als Gesamtheit in ihrer Herrlichkeit und Ruhestellung und die, die in sie eingehen, sind niemand anders als die Heiligen aller Haushaltungen und Zeiten bis zur Erscheinung des Herrn zur Aufrichtung des Reiches. Mit dem Bild von Mutter und Kindern will also die organische Zusammengehörigkeit der einzelnen Gläubigen mit der Gesamtheit der Haushaltungen ihrer Zeitepoche ausgedrückt werden. Auf uns Christen angewandt heißt es also, dass wir nicht mit dem Jerusalem auf Erden, welches unter Knechtschaft des Gesetzes steht, zusammenhängen, sondern dass wir mit dem himmlischen Jerusalem verbunden sind, für das es kein Gesetz mehr geben kann.


Beantwortet von: Adolf Küpfer
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 209