In Geist und Wahrheit anbeten

Was bedeutet „in Geist und Wahrheit anbeten“? (Joh. 4,23.24). Soll nicht unser ganzes Leben ein Priesterdienst sein? Sollen wir nicht „stets“ loben? (1. Petr. 2,5; Röm. 12,1; Hebr. 13,15).

Antwort A

Die Bedeutung der Worte „in Geist und Wahrheit anbeten” ergibt sich aus dem Zusammenhang, in welchem der HERR sie gebraucht. Das samaritische Weib, mit dem Er sprach, hatte offenbar als Angehörige des Volkes der Samariter ein unbefriedigtes Empfinden über den Gegensatz zwischen ihrem Volke und den Juden und suchte die Lösung der Frage, welche von beiden Parteien im Recht sei, darin zu finden, wo der von Gott bestimmte Ort der Anbetung sei. (V. 20) Der HERR begegnet ihr in diesen Empfindungen, aber gemäß dem neuen Zustande, wie Gott ihn nach Seinem Herzen der Liebe beschlossen hat und für welchen die Grundlage zu schaffen Er gekommen war. Deshalb sagte der HERR dem Weibe nicht: „In Jerusalem ist der Ort”, sondern Er sagte ihr - auf ihre Gedanken eingehend - zunächst: „Weib, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berge, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.” (V. 21) Davon war schon in Zeph. 2,11 und Mal. 1,11 geweissagt: „... und alle Inseln der Nationen werden Ihn anbeten, ein jeder von seiner Stätte aus”, und: „Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang wird Mein Name groß sein unter den Nationen; und an jedem Orte wird geräuchert, dargebracht werden Meinem Namen, und zwar reine Opfergaben. Denn Mein Name wird groß sein unter den Nationen, spricht Jehova der Heerscharen.” Aber die Worte des HERRN in V. 21 enthalten etwas, was über diese Verheißungen hinausgeht: Er sagt, dass sie „den Vater” anbeten werden. In Ihm, dem Sohne, begegnete Gott den Menschen in Gnade als „Vater”! Wie kostbar! Doch diese „Stunde” war noch nicht da und ist es auch heute noch nicht; sie ist noch zukünftig, da sie erst dann sein wird, wenn Gott durch Gerichte die Erde gereinigt und der HERR Seine Herrschaft angetreten haben wird - im Tausendjährigen Reiche. Darum sagte Er: „Es kommt die Stunde.” Dieser Zustand trägt also Reichscharakter, da er mit Seinem sichtbaren Reiche verbunden ist. Auf diesen Zeitpunkt sollte aber das Weib nicht zu warten brauchen und brauchen wir nicht zu warten, um den Vater anzubeten, sondern in der Zwischenzeit gibt es etwas noch Höheres und Besseres, weil noch viel Innigeres und dem Wesen Gottes Entsprechendes: das Anbeten des Vaters „in Geist und Wahrheit”! Dieses Anbeten geschieht von den „wahrhaftigen Anbetern” seit dem Hiersein des HERRN bis zu Seiner Wiederkunft; deshalb sagte Er: „Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden ...” (V. 23) Dieser Zustand trägt Familiencharakter, weil die Anbetenden in Lebensbeziehung zu Dem stehen, Den sie anbeten, sie haben sich von Ihm „die Gabe Gottes” schenken lassen und von dem „Wasser” getrunken, das Er ihnen gibt - dem „lebendigen Wasser” - und das in ihnen „eine Quelle Wassers geworden ist, das ins ewige Leben quillt”. (V. 10 u. 14) Darum sind sie „wahrhaftige Anbeter”, die den Vater „in Geist und Wahrheit” anbeten, in Gegensatz zu solchen, die nicht in Lebensbeziehung zum Vater stehen und nur der Form und dem Schein nach anbeten. - Mit „Geist” ist hier nicht der Geist des Anbetenden gemeint, wie in 1. Kor. 14,14-16, sondern der Heilige Geist, und „in Geist” bedeutet, dass die Anbetung durch den Heiligen Geist hervorgebracht und der Anbetende vom Geiste bewegt und durch den Geist hingenommen ist, und eben dadurch ist es ein Anbeten „in Wahrheit”, d h. ein wirkliches Anbeten. „In Geist und Wahrheit” ist miteinander verbunden und kann gar nicht voneinander getrennt sein: Es kann nicht jemand „in Geist” anbeten und nicht zugleich „in Wahrheit”, oder umgekehrt; wenn es „in Geist” ist, ist es auch „in Wahrheit”, und „in Wahrheit” kann es nur sein, wenn es „in Geist” ist, weil das, was der Heilige Geist hervorbringt, immer „wahr” - wirklich - ist, und es nur dann letzteres ist, wenn es durch den Geist hervorgebracht ist. Und die Anbetung muss „in Geist und Wahrheit” sein, weil der Gegenstand der Anbetung nicht etwas Sichtbares, für unsere Sinne Wahrnehmbares ist, sondern Gott, welcher „Geist” ist, (V. 24) darum kann nur der „Geist” wirkliche Anbetung hervorbringen. - Und was heißt „anbeten”? Nicht um irgend etwas bitten, nicht für andere bitten, auch nicht danken für empfangene Gaben und Segnungen an sich, sondern: Hingenommensein des Herzens von Dem, Den wir anbeten! Er ist dem Herzen groß, herrlich und wunderbar - Er füllt das Herz des Anbetenden aus! -Wir bilden uns nicht ein, beschreiben zu können, was Anbetung ist, da es etwas Göttliches ist. Wir möchten aber noch auf etwas hinweisen, was mit Anbetung „in Geist und Wahrheit” untrennbar verbunden ist: das Erfordernis der Heiligkeit des Anbetenden!

Dass nur der „in Geist und Wahrheit” anbeten kann, der durch das kostbare Blut Christi von seinen Sünden gereinigt ist, bedarf ja keiner weiteren Ausführung Das ist das erste, was geschehen sein muß, und bildet die Grundlage; doch ist dieses nicht alles, sondern es bedarf auch eines Herzenszustandes und Wandels gemäß der Stellung und Beziehung, in die wir als Erlöste zu Gott gebracht sind. Dafür haben wir ein deutliches Vorbild in den Priestern, den Söhnen Aarons, wie sie uns in 2. Mose gezeigt sind, die in ihrer Stellung und ihrem Dienst das ganze erlöste Volk Israel darstellten, das nach Gottes Gedanken Sein Eigentum und Ihm „ein Königtum von Priestern” und „eine heilige Nation” sein sollte (2. Mose 19,5.6) Diese Priester gehörten zu denen, die durch das Passahlamm errettet waren vom Gericht (2. Mose 12: ein Bild von der Errettung durch das kostbare Blut Christi) und durch das Rote Meer gegangen und nun durch dasselbe von Ägypten getrennt in der Wüste waren und das Lied von der Errettung aus der Knechtschaft Ägyptens gesungen hatten (2. Mose 14 und 15: ein Bild von der Erfahrung des Gläubigen, dass er durch den Tod und die Auferstehung des HERRN befreit ist von der Knechtschaft der Welt mit ihren Dingen, und von dem Jubel des Herzens über diese herrliche Tatsache); aber um Jehova den Priesterdienst ausüben zu können, bedurfte es mehr: sie mußten heilige Kleider haben (2. Mose 23,1-4.40-43: ein Bild von einem Wandel in Heiligkeit); ferner mußten sie zuvor „mit Wasser gewaschen” werden (2. Mose 29,4: ein Bild von der Anwendung des Wortes Gottes in seiner reinigenden Wirkung durch den Geist Gottes); dann finden wir noch die Anwendung des Blutes der verschiedenen Opfer in seiner jedem Opfer entsprechenden Beziehung (2. Mose 29,10-12: ein Bild davon, dass wir „Freimütigkeit haben zu dem Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu ...” [Hebr. 10,19]; V. 15.16: ein Bild davon, dass wir „begnadigt sind in dem Geliebten, in welchem wir die Erlösung haben durch Sein Blut” [Eph. 1,6.7], und V. 19-21: ein Bild davon, dass unser Leben völlig Ihm gehört - unser ganzer Wille, all unser Tun und alle unsere Wege Ihm geweiht sind im gläubigen Erfassen der kostbaren Tatsache, dass Er uns „versöhnt hat in dem Leibe Seines Fleisches durch den Tod, um uns heilig und tadellos und unsträflich vor sich hinzustellen” [Kol. 1,21.22], damit wir nun für Ihn hier leben!); und dazu kam noch das Sprengen des Salböles auf sie und auf ihre Kleider (2. Mose 29,21: ein Bild von der Salbung mit dem Heiligen Geist). Nur so waren die Priester passend und fähig, in das Heiligtum zu treten und den Priesterdienst auszuüben - „mit Wasser gewaschen”, mit „heiligen Kleidern” bekleidet, stehend unter dem dargebrachten Blut und gesalbt mit dem Salböl! Auf unseren Gegenstand angewendet, sagt uns dieses also, dass wir nur dann als „wahrhaftige Anbeter” den Vater „in Geist und Wahrheit” anbeten können, wenn wir uns ganz unter das Wort Gottes stellen und dasselbe auf Herz und Gewissen wirken lassen zur Reinigung von allem, was nicht dem Worte entspricht, einen geheiligten Wandel führen - „im Lichte” -, das Opfer Christi am Kreuze in seiner Zugang zu Gott schaffenden, für Gott passend machenden und Gott weihenden Wirkung in einem - wenn auch bei den einzelnen verschiedenen und vielleicht in manchem Falle nur schwachen - Maße erkennen und schätzen und unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes stehen. Und - möchten wir noch hinzufügen - obwohl der letzte Teil des eben Gesagten dieses eigentlich schon mit in sich schließt: wenn wir ein sorgfältig auf Gottes Wort achtendes und dem Worte in allem gehorsames Herz haben! Wie ernst und wichtig letzteres ist, können wir an den zwei Söhnen Aarons, Nadab und Abihu, sehen (3. Mose 10,1-7), die „fremdes Feuer vor Jehova darbrachten, das er ihnen nicht geboten hatte”, und ihren Ungehorsam mit dem sofortigen Tode büßen mußten! (V. 1 und 2). Ja, Jehova hatte gesagt: „In denen, die Mir nahen, will Ich geheiligt und vor dem ganzen Volke verherrlicht werden!” (V. 3) Und das ist heute genau noch so, da Gott in den Ansprüchen Seiner Heiligkeit nie herabgehen kann, wenn Er auch nicht in dieser furchtbar ernsten Weise wie damals eingreift. Auch heute will Er in denen, die sich zu Ihm bekennen und vielleicht gar vor anderen hervortreten und einen öffentlichen Dienst tun - dann ganz besonders, wiewohl auch wenn dies nicht der Fall ist! -, geheiligt und vor den Menschen verherrlicht werden! Das sollte uns auch bezüglich der „Anbetung” sehr ernst sein, nicht zu dem Ende, dass wir nicht anbeten, sondern zu dem, dass wir mit aufrichtigem Herzen mit unserem ganzen Leben in das Licht Gottes kommen und uns alles aufdecken und zeigen lassen, was in diesem Licht nicht bestehen kann, und dieses aufrichtig verurteilen und „uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.” (2. Kor. 7,1) Es ist sehr richtig, wie der Fragesteller andeutet: Unser ganzes Leben sollte ein Priesterdienst sein, und wir sollten „stets” fähig sein zu „loben” (Ps. 34,1; 84,4), und die am Schlusse der Frage erwähnten Schriftstellen sind sehr zutreffend. Da wir die „Erbarmungen Gottes” kennen, indem wir sie an uns selbst erfahren haben, sollten wir uns nun ganz in den „Dienst” Gottes stellen - ein jeder an seinem Platze, in seiner Familie, seinem Berufe, seiner Arbeit, die Gott ihm gegeben hat -, und dieser Dienst beginnt damit, dass wir „unsere Leiber darstellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer”. (Röm 12,1) Tun wir dieses, dann werden wir auch fähig sein, „durch Ihn” - den HERRN - „Gott stets ein Opfer des Lobes darzubringen, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen” (Hebr. 13,15), und auch der daran anschließenden Ermahnung zu entsprechen, des „Wohltuns und Mitteilens” nicht zu vergessen - „denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen”. (Hebr. 13,16) Dann erst, wenn unser Leben durch diese Dinge gekennzeichnet ist, sind wir fähig, als „ein heiliges Priestertum darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesum Christum” (1. Petr. 2,5) Erst ein Leben der Hingabe an Gott, dann erst kann Anbetung „in Geist und Wahrheit” da sein!

Wenn jemand wirklich „in Geist und Wahrheit” anbetet, ist er in Gottes Gegenwart - in Seinem Lichte, welches alles bloßstellt, alles aufdeckt, da kann nichts im Leben des Anbetenden Raum haben, was nicht im Lichte Gottes bestehen kann, nicht vor Ihm gut ist! Es ist unmöglich, dass jemand „in Geist und Wahrheit” anbetet und dabei in seinem Herzen und Leben Dinge sind, die böse sind wie Irrlehre, Lüge, unlautere Dinge in der Familie oder im Geschäft, Untreue in der Arbeit, Verfehlung auf sittlichem Gebiet, Untreue in der Ehe, Geldliebe, Weltliebe, Weltförmigkeit, Neid, Lieblosigkeit, übles Reden, Verleumden, Ohrenbläserei, Unvers öhnlichkeit und anderes Böses. Wenn irgend so etwas - irgendwelche Sünde - da ist, kann der Geist Gottes unmöglich Anbetung in dem Herzen hervorbringen und den Mund davon überfließen machen, denn das würde ja bedeuten, dass Er Sünde dulden und Sich mit solcher eins machen würde; das kann Er nicht; daher wird Sein Wirken in einem solchen Herzen nicht dahin gehen, Anbetung hervorzubringen, sondern es wird dahin gehen, es zu überführen und zurechtzubringen. Wenn aber ein solcher dennoch den Mund auftut, um Worte zu sagen, die Anbetung sein sollen, so ist dieses nicht „in Geist und Wahrheit”, sondern im eigenen Geiste des Betreffenden und in Unwahrheit - es ist Selbstbetrug und Täuschung! Das sollten wir mehr verstehen und sollte uns viel ernster sein, damit wir aufrichtig und mit ganzem Herzen danach verlangen, dass der Geist Gottes uns unser Herz und Leben in Seinem Lichte zeigen möge (Ps. 139,23.24! 2. Kor. 5,9.10), damit wir alles erkennen und richten, was nicht gut ist vor Ihm, und uns davon reinigen, und wir sollten uns Gnade erbitten und schenken lassen, so zu wandeln, wie es Ihm gefällt, um wirklich fähig zu sein, mit glücklichem Herzen als „wahrhaftige Anbeter” den Vater „in Geist und Wahrheit” anzubeten!
Th. K.

Anmerkungen des Schriftleiters

Es wird wohl nur wenige Leser geben, die, nachdem sie diese Antwort unseres werten Mitarbeiters auf ihr Herz haben wirken lassen, nicht mit mir einig sind, wenn ich sage: Eine kostbare Antwort, wahrhaft kostbar, aber auch ungemein ernst! Ich muss wenigstens bekennen, dass ich über diesen Gegenstand kaum je etwas so kostbares, aber auch kaum je etwas so herzangreifend-Ernstes gelesen habe. Möge es dem Heiligen Geist gelingen, tief nachwirkende, bleibende Segnungen durch diesen Aufsatz hervorzurufen in den Herzen und Gewissen aller, denen Er etwas zu sagen hat, und möchte zu diesem Zweck jeder Leser das Durchforschen der Antwort an Hand der Schrift wiederholt vornehmen, damit er nicht solchen ähnlich werde, von denen Jakobus im 21.-24. Vers seines 1. Kapitels schreibt! Dass doch ja keiner ein „vergeßlicher Hörer” sei, sondern zu einem gehorsamen „Täter” werde! Man kann sich so leicht „selbst betrügen”!
Noch einige Worte zur ergänzenden Unterstreichung des Gesagten seien mir gestattet:

Die meisten „Handreichung”-Bezieher gehören solchen christlichen Kreisen an, in denen - nach Möglichkeit - sonntäglich das „Herrenmahl” nach 1. Kor. 11,23ff. zum Gedächtnis des Herrn Jesus gefeiert wird. Diese Handlung wird nun häufig das „Zusammenkommen zur Anbetung” genannt. Ich habe im 10. Jahrbuch in meinem Aufsatz „Dies tut zu Meinem Gedächtnis” es ausgesprochen, dass dieser Ausdruck nicht richtig sei; denn das sei nicht der oberste Zweck des Zusammenkommens, Ihn (oder auch den Vater) anzubeten, sondern der: Seiner zu gedenken. - Ich stehe auch jetzt noch ganz und gar zu diesen meinen Worten, aber ich betone auch hier wie damals, dass das biblische Mahl des HERRN gleichsam in sich selbst die höchste und erhabenste Weise der Anbetung sei, es sei Anbetung im Vollsinne ... mit der Tat und in der Wahrheit ..., und die Anbetung auch mit Herz und Mund sei, wenn irgendwo, hier ganz am Platze ... Also wenn das Herrenmahl auch nicht das „Zusammenkommen zur Anbetung” genannt werden soll, weil „Sein Gedächtnis” der Zweck ist, so ist es doch die Stätte, die Gelegenheit, wo in besonderer Weise Anbetung die Herzen erfüllen wird, wenn es recht mit den Feiernden steht. - Nun - obige Antwort hat uns unzweideutig gezeigt, unter welchen Voraussetzungen der Heilige Geist in den Herzen der Anbeter (bzw. derer, die anbeten möchten) wahre Anbetung wirken kann. Dass Er es will, ist sicher! Aber die Verantwortung, ob Er es kann, ist allein auf unserer Seite! (Das ist uns auch gezeigt durch die Häufung der Ausdrücke „Anbetung” „anbeten”, „Anbeter” in der Stelle in Joh. 4,20-24, sind doch diese Ausdrücke hier gerade 10 mal genannt, d. h. in der Zahl, welche die menschliche Verantwortung andeutet [vgl. die 10 Gebote!]) Wenn wir nun bedenken, wie ernst - bei aller Lieblichkeit des „Brotbrechens” - es ist, als solche zu Seinem Mahl zusammenzukommen, die auf Grund Seines Leibes und Blutes, d. h. Seines Todes, Gemeinschaft untereinander nicht nur haben, sondern dem auch eben hierbei praktischen Ausdruck verleihen, dann sollten wir alles das verurteilen und schonungslos aus unseren Herzen verbannen und verbannt haben, was diese Todes- und Lebensgemeinschaft mit dem HERRN und den Seinen irgend hindern könnte und dadurch den Heiligen Geist hemmen würde, in uns wahre Anbetung zu wecken und hervorzubringen! In obiger „Antwort” sind im letzten Absatz eine ganze Reihe solcher hemmenden Dinge genannt, von denen eins so wichtig zu beachten ist wie das andere. Nicht zu vergessen z. B. die Unversöhnlichkeit! Wer mit solcher im Herzen das Herrenmahl feiert, ist in Gefahr zu heucheln, und wer dabei noch „anzubeten” wagt, ob der nicht dieser Gefahr erlegen ist?! Und so ist es mit all den genannten Punkten, die sich noch vermehren ließen! Geschwister, lasst uns dann, wenn das „Ein jeder prüfe sich selbst, und also (also in Selbstprüfung!) esse er ...!” (1. Kor. 11,28) am Platze ist, also vor dem Mahle, und nicht erst da, aber da vor allem, uns prüfen, ob irgend etwas Böses in unseren Herzen Eingang und Hausrecht bekommen hat, damit wir es beizeiten hinaustun und somit in voller Freimütigkeit Sein Mahl feiern können, d. h. in praktischer, echter Gemeinschaft mit Seinem Tode oder mit Ihm und somit auch mit den Seinen, zwischen denen und uns nichts stehen darf, wenn wahre Anbetung in uns gewirkt werden soll! Dass wir doch nur ja nicht das kostbarste Vermächtnis des HERRN an uns heuchlerisch zu begehen in Gefahr geraten! Welch einen Schmerz würden wir Ihm dadurch bereiten, wie auch würden wir andere und vor allem uns selbst betrügen! Da würde es nichts nutzen zu sagen: „Wir sind ja Kinder Gottes, wir sind ja ,in Christo‘, was kann uns fehlen, was kann uns schaden?!” - Nein, wir würden uns unweigerlich unter Zucht bringen durch solch „unwürdiges” Feiern des Mahles, d. h. durch ein Feiern, das der Heiligkeit dieses Mahles nicht entspricht. (V. 27ff.) Wer mag wissen, wie manches göttliche Strafgericht - wenn auch kein so ernstes wie das obengenannte an Nadab und Abihu (3. Mose 10,1-7) - die Folge solches ungeistlichen Verhaltens beim Herrenmahl oder auch bei der Anbetung - sei es während jenes Mahles oder bei anderen Gelegenheiten - sein mag? „Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer!” (Hebr. 12,29; siehe u. a. auch Ps. 99!) Möge uns dieses heilig-ernst werden, damit unser ganzes Leben, nicht nur am Sonntag, sondern täglich, mehr ein „Gottesdienst” nach Röm. 12,1 werde und damit wir auf diese Weise mehr fähig werden, „stets ein Opfer des Lobes” darzubringen (Hebr. 13,15), und damit der Heilige Geist öfter in uns wahre Anbetung hervorbringen kann, solche, wie der Vater sie wünscht, indem Er „Anbeter sucht”! Solche Anbeter, die in einer der Natur, dem Wesen Gottes (Licht, Liebe und Geist) entsprechenden Weise Ihn anbeten in Ihm, Seinem Sohne Jesu Christo, in dem, als dem „Geliebten”, wir „angenehm gemacht” sind (Eph. 1,6). Aber: „Wozu wir gelangt sind - lasst uns in demselben Pfade auch wandeln!” (Phil. 3,16) Er gebe uns Gnade dazu!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 15 (1930)