Es ist gut, nicht zu kritisch zu werden in der Beurteilung dessen, was in der Versammlung geschieht. Das gilt ganz besonders im Blick auf das Beten. Wenn man den Eindruck hat, dass der Betende in Einfalt und Aufrichtigkeit betet, so sollte man seine Art oder seine Ausdrücke nicht einer scharfen Kritik unterziehen.
Warum sollte es nicht möglich sein, in einem Gebet sich an Gott, den Vater, und an den Herrn Jesus zu wenden? Selbstverständlich darf das nicht so weit gehen, dass die angeredete Person fortwährend wechselt. So wird der Geist Gottes wohl niemals leiten. Aber sollte Er uns nicht, um nur eins zu nennen, in einem und demselben Gebet zunächst mit der Liebe des Vaters beschäftigen können, die den Sohn gab, und dann mit der Liebe, die den Sohn trieb, das Erlösungswerk auszuführen? Oder umgekehrt?
Die Hauptsache ist, dass Gottesfurcht unsere Herzen erfüllt und uns beim Beten leitet. Auch im Vorschlagen von Liedern sollten wir nicht zu eilig sein und achthaben auf die Leitung des Geistes; es kann durch das Vorschlagen eines im Augenblick nicht passenden Liedes der gesegnete Verlauf der Versammlung völlig gestört werden.
Aber wiederum darf man nicht sagen, dass nach einem Lied, das auf die Person Jesu hingelenkt hat, niemals ein Gebet an den Vater gerichtet werden dürfe, besonders in der Gebetsstunde, wo wir uns ganz naturgemäß gewöhnlich im Namen Jesu an den Vater wenden (vgl. Joh 15,16; 16,23–27). Niemand kann da eine für alle Fälle gültige Regel aufstellen. Man kommt sonst in Gefahr, aus Furcht vor Menschlichem erst recht menschlich zu werden. Gott schenke uns allen viel Einfalt, Demut und gegenseitiges Ertragen! Zugleich aber auch Besonnenheit und geistliches Zartgefühl!