Ihr seid gestorben - so tötet nun

Wie sind die Gegensätze in Kol. 3,3 „ihr seid gestorben“ und in V. 5 „so tötet nun“ zu verstehen und wie werden sie praktisch ausgelebt?

Antwort A

Das eine ist wohl klar: Wiedergeborene sind der Welt und dem Ich gestorben. Der alte Mensch (das Ich, die eigene Persönlichkeit mit allem, was an und in ihr unter der Leitung Satans stehend ist) ist gekreuzigt, und ich bin ein neuer Mensch (dieselbe meine Persönlichkeit mit allen Gaben, Kräften, Gütern unter dem Regiment Christi stehend) geworden.

Aber obwohl der Christ ein neuer Mensch ist, so ist doch der Leib noch da und in ihm allerlei Lüste. Lüste, die an sich berechtigt sind, die aber, wenn sie nicht im Zügel gehalten werden, zur Sünde führen und werden können. Notwendige Eß- und Trinklust kann zur Völlerei und Trunksucht werden, Fortpflanzungslust zur Unzucht werden, gutes Streben zum ehrgeizigen Strebertum werden, Sparlust zum Geiz werden, Feingefühl zur Empfindelei werden usw. Da gilt es zu wachen. Lüste sind nach dem Ausspruch eines alten Mannes Gottes gute Knechte, aber böse Herren. Gott mache uns wachsam! Sein Sieg ist unser Sieg, Halleluja!
K. E.

Antwort B

Der Zusammenhang aller Stellen, in denen uns bezeugt wird, dass wir mit Christus gestorben sind, verwertet diese Glaubenstatsache zu einem Ansporn des Willens, unser praktisches Leben dementsprechend gestalten zu lassen. Dass wir mit Christus gestorben sind, ist die Glaubensstellung, die wir in Christus haben. Dieser Glaube ist keine Theorie oder Lehre, sondern er ist Leben, und zwar in erster Linie und vor allem inneres Leben. Das Geheimnis heißt „Christus in uns” (Kol. 1,27), Christus der Gekreuzigte und der Erstandene und Erhöhte, der ganze Christus! Das ist die persönliche Grundlage aller Heiligung. Damit sind wir aber noch nicht „fertig” im „Gestorbensein”. Denn das Fleisch lebt. Wir leben im Fleisch. Hier bedarf es der praktischen Auswirkung der Errettung. „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir!” Vom Innersten aus, wo im glaubenden Herzen Christus wohnt, werden mehr und mehr alle Lebensgebiete in die Sterbensgemeinschaft und Lebensgemeinschaft des HERRN gezogen. Der lebendige Glaube, der selbst nichts anderes ist als eine Lebenswirkung des HERRN, hat sich unausgesetzt zu betätigen gegen das Fleisch und alle fleischlichen Neigungen, die in jedem Gläubigen vorhanden sind. In der Kraft des Glaubens an die Todesgemeinschaft mit dem HERRN, der für uns gekreuzigt wurde, sinnen wir nicht mehr auf das, was auf der Erde ist. In dieser Glaubenskraft töten wir und legen wir ab alle die Neigungen und Regungen, „um derentwillen der Zorn Gottes kommt über die Söhne des Ungehorsams”. Ebenso wie die Glaubensstellung in Christus bei einem treuen Gläubigen eine beständige ist, ebenso muss naturnotwendig dieses Töten und Ablegen eine beständige Handlung des neuen Menschen sein.
E. A.

Anmerkung des Herausgebers

Welch eine köstliche Gewißheit: „Unser (der Gläubigen) Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott” (V. 3). Unser Leben ist hienieden zu Ende gebracht, indem wir mit Christum starben. Wir haben unser Leben nur noch droben; doch hier unten sind noch „Glieder” von uns, Glieder des alten Menschen, der in Christo sein Ende gefunden hat. Es wäre für uns nicht möglich, diese Glieder zu töten oder im Zustande des Todes zu erhalten, wenn unser Leben nicht in Gott wäre. Lebten wir noch unser altes Leben, in dem nichts ist, was von Gott anerkannt werden kann, so hätten wir auch keine Kraft, unsere Glieder zu töten; unsere besten Willensäußerungen und Bemühungen würden nichts sein als Fleischeswerk. Aber unser Leben, unsere Lebensquelle wie Lebenskraft ist mit Christo in Gott; nur darum können wir„töten” (V. 5), oder vielmehr, wie dieser Ausdruck und die folgenden wörtlich besagen: „(zuständlich) getötet haben ...” (V. 5), „abgelegt haben ...” (V. 8) und „angezogen haben ...” (V. 12) und fortgesetzt in diesem Zustande eines „neuen Menschen” (V. 10) wandeln. Des neuen Menschen Leben ist Christus. Für das, was er hier auf der Erde zu töten und abzulegen hat, zieht er zugleich das an, was seinem Wesen nach Christus Selbst ist, und also wird er von Gott „erneuert” (V. 10). Wir verwirklichen das Getötethaben usw. praktisch in dem Maße, in dem wir droben unseren Verkehr haben, wo der Christus ist (V. 1 u. 2!); dann wird das „Wort des Christus” für uns lebenserneuernden Wert bekommen und „reichlich in uns wohnen” (V. 16); dadurch wird der „neue Mensch” ausgebildet werden, die Glieder des alten werden als getötet ihre Macht mehr und mehr verlieren, und das neue Leben - Christus - wird nach und nach in uns ausgebildet (2, Kor. 3,18).


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 2 (1914)