Hiskias Anwort auf Jesajas Gerichtankündigung

Ist Hiskias Antwort auf Jesajas Gerichtsankündigung, 2.Kön. 20,19 (Jes.39,8) im Sinne der Mengeschen Übersetzung zu werten: „wenn es nur mir wohl geht; was dann wird, stört mich nicht“? oder wie David eine gewisse Rechtfertigung Gottes und Genugtuung in der Strafe durch den Tod seines Kindes sah, 2. Sam. 12,20 und weiterhin 15,26 - und wie Eli, 1. Sam. 3,18?

Antwort

Es ist nicht zu leugnen, dass die Übersetzung von Prof. Dr. Menge: „Gut ist das Wort des HERRN, das du mir mitgeteilt hast; er dachte nämlich: Nun gut, es wird ja doch Friede und Sicherheit herrschen, solange ich lebe”, obigen Eindruck: „Wenn es nur mir wohlgeht”, gewinnen läßt. Falls der Eindruck der richtige wäre, träfe dann die Dolmetschung Dr. Menges das, was Hiskia sagen will? Wie dolmetschen andere Übersetzer die Worte Hiskias? Und welcher Übersetzer trifft das Richtige? Andere Übersetzungen, sowohl deutsche wie englische und französische, Luther, wie die griechische Septuaginta und die lateinische Vulgata, legen einen andern Sinn hinein. Ich bekenne, dass ich die Übersetzung der Elberfelder Bibel oder die französische von J. N. D. für die gelungenste halte. Denn der hebräische Text leitet den zweiten Satz mit der Fragepartikel „ha?” ein: „Nicht wahr? es wird Friede und Bestand sein in meinen Tagen.” Oder französisch: „Wird so nicht Friede und Bestand während meiner Tage sein?” Die Gesinnung, die aus dieser Formulierung spricht, ist in Übereinstimmung mit der vorangehenden, die in dem unterwürfigen Hinnehmen des göttlichen Strafgerichts zum Ausdruck kommt in den Worten: „Das Wort Jehovas ist gut, das du geredet hast.” Es ist in Übereinstimmung mit der Gesinnung der Abhängigkeit von Gott und der Hingabe an Ihn, die in der vorangehenden Geschichte Hiskias zutage tritt. Seine Verfehlung, dass er das Vertrauen auf Jehova verlor, indem er dem Assyrerkönig den zuerst verweigerten Tribut doch anbot und später Jehovas Wohltaten vergaß und sich mit seinem Reichtum vor den Gesandten von Babel großmachte, ist nicht die Grundhaltung seiner Seele.

Um aber nicht der Vorliebe für die Elberfelder Übersetzung geziehen zu werden, sei die des jüdischen Professors Martin Buber hergesetzt, die, auch in Frageform, dasselbe sagt wie die Elberfelder: Chiskijahu sprach zu Jeschajahu: „Gütig noch ist Seine (Jehovas) Rede, die du geredet hast. Und sprach weiter: Nicht wahr, da in meinen Tagen doch Frieden und Vertrauen bleiben darf?” - Es ist so in Übereinstimmung mit der Parallelstelle in Jesaja, die statt der fragend-bejahenden Form die Begründung durch „denn” oder „ja” hat: „Es wird ja Friede und Bestand sein in meinen Tagen.” (Elberf.) „Denn in meinen Tagen darf Frieden und Vertrauen bleiben.” (Prof. Buber.) „Es wird ja doch Friede und Sicherheit herrschen, solange ich lebe.” (Dr. Menge.) Dr. Menge wird in der Stelle im Buche der Könige auch dasselbe sagen wollen, was die anderen sagen. Es wird ihm nicht zum Bewußtsein gekommen sein, dass die Form der Übertragung zweideutig ist. In der richtigen Wiedergabe klingt aus den Worten Hiskias Erleichterung darüber, dass das Hereinbrechen des Gerichts noch hinausgeschoben wurde: „Jehiskia demütigte sich wegen der Überhebung seines Herzens ... und der Zorn Jehovas kam nicht über sie in den Tagen Jehiskias.” (2. Chr. 32,26) Darum mögen wir ruhig bei der Auffassung bleiben, dass er nach begangenem Fehler und empfangener Zurechtweisung in Unterwürfigkeit Gott rechtfertigte, wie David und Eli es taten. Das Wort Jehovas erschien ihm ganz mit Recht noch „gut” gegenüber dem, was er verdient hatte. Er hatte gesagt: „Ich will sachte wallen alle meine Jahre wegen der Betrübnis meiner Seele usw.” (Jes. 38,15) Und nachher konnte er so vergeßlich sein und sich beim Besuch der Gesandtschaft Merodak-Baladans etwas auf den wiedererlangten Reichtum einbilden. Siehe 2. Chr. 32,31.
F. Kpp.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 21 (1936)