Obwohl die mosaische Urheberschaft des Pentateuch (die ersten fünf Bücher der Bibel) seit anderthalb Jahrhunderten bestritten worden ist, gibt es immer noch guten Grund, daran zu glauben.
Es ist modern geworden zu glauben, der Pentateuch sei das Resultat einer Anhäufung verschiedener Dokumente, mit J, E, D und P bezeichnet, die schließlich um 400 v.Chr. von einem Herausgeber in ihrer gegenwärtigen Form zusammengestellt wurden. Diese phantastische und komplizierte Theorie hat jedoch wenig für sich und basiert auf fehlerhaften Untersuchungsmethoden.
C.S. Lewis erläutert dies anhand seiner persönlichen Erfahrungen, wenn er berichtet, wie die Kritiker ihre Methoden auf seine eigenen Worte anwandten: »Was mich gegen all diese Rekonstruktionen wappnet, ist die Tatsache, daß ich dies alles schon von der anderen Seite gesehen habe. Ich habe erlebt, wie Rezensenten die Genesis meiner eigenen Bücher auf dieselbe Weise rekonstruiert haben.
Ehe Sie nicht selbst rezensiert worden sind, werden Sie nicht glauben, welch geringen Teil einer gewöhnlichen Rezension die Kritik im engeren Sinne einnimmt: Beurteilung, Lob oder Tadel für das eigentliche Buch. Den größten Teil nehmen Spekulationen darüber ein, wie Sie es geschrieben haben. Selbst die Ausdrücke, die die Rezensenten verwenden, um zu loben oder zu kritisieren, deuten oft schon eine solche Geschichte an. Sie loben einen Abschnitt als ›spontan‹ und verurteilen einen anderen als ›schwerfällig‹; das heißt, sie glauben zu wissen, daß Sie das eine currente calmo und das andere invita Minerva geschrieben haben.
Den Wert solcher Rekonstruktionen lernte ich sehr früh in meiner Karriere kennen. Ich hatte einen Band mit Essays veröffentlicht; und das eine, in das ich mein ganzes Herz hineingelegt hatte, das Enthusiasmus entladen hatte, handelte von William Morris. Und in einer der ersten Rezensionen wurde mir gesagt, dies sei offensichtlich das einzige im Buch, das mich nicht interessiert habe.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Der Kritiker hatte, wie ich heute glaube, recht damit, daß dies das schlechteste Essay des Buches war; zumindest stimmte ihm jedermann zu. Völlig falsch lag er dagegen mit seiner Spekulation über die Gründe für diese Glanzlosigkeit.
Gut, das ließ mich die Ohren spitzen. Seit damals habe ich sorgfältig auf Spekulationen über meine eigenen Bücher geachtet, aber auch über die Bücher meiner Freunde, deren wahre Geschichte ich kannte.
Die Rezensenten, seien sie freundlich oder feindselig, werden Sie mit großem Vertrauen auf solche Geschichten stoßen; sie werden Ihnen sagen, welche öffentlichen Ereignisse den Autor in diese oder jene Richtung gelenkt, welche anderen Autoren ihn beeinflußt haben, welche allgemeine Absicht er hatte, für welche Leserschaft er hauptsächlich schreibt, warum – und wann – er alles Mögliche getan hat.
Nun muß ich zunächst meinen eigenen Eindruck wiedergeben; dann, getrennt davon, was ich mit Sicherheit sagen kann. Mein Eindruck ist, daß nicht eine einzige dieser Vermutungen in auch nur einem einzigen Punkt richtig war; daß die Methode ein Ergebnis von 100 Prozent Fehlschlägen aufzuweisen hat.
Man sollte annehmen, daß sie durch reinen Zufall ebenso oft recht wie unrecht haben. Aber mein Eindruck ist, daß das nicht zutrifft. Ich kann mich an keinen einzigen Treffer erinnern. Da ich aber nicht sorgfältig Buch geführt habe, können meine Eindrücke falsch sein. Was ich, glaube ich, mit Sicherheit sagen kann, ist, daß sie gewöhnlich falsch liegen …« (Christian Reflections, S. 159-160).
Zunächst muß festgestellt werden, daß Mose in der Lage war, den Pentateuch zu schreiben. Er wurde am königlichen Hof in Ägypten erzogen, der wissenschaftlich sehr weit fortgeschritten war. Er besaß unmittelbare Kenntnis der Geographie Ägyptens und des Sinai und reichlich Zeit – 40 Jahre der Wanderung und 40 Jahre darüber hinaus, um sein Werk zu verfassen. Zur gleichen Zeit, als Mose lebte, schrieben ungebildete Sklaven, die in den ägyptischen Türkisminen arbeiteten, an die Wände und zeigten so die Ausbreitung der Schrift zur Zeit Moses.
Das Zeugnis innerhalb des Pentateuch weist auf die Urheberschaft des Moses, da es Mose deutlich als den Autor bestimmter Teile darstellt. »Da schrieb Mose alle Gebote des Herrn auf« (2. Mose 24,4). »Dann nahm er das Bundesbuch und las es dem Volke vor« (2. Mose 24,7). »Und der Herr sprach zu Mose: Schreibe dir diese Worte auf; denn auf Grund dieser Worte schließe ich mit dir und mit Israel einen Bund« (2. Mose 34,27). Diesen Zitaten könnten noch viele weitere hinzugefügt werden.
Nicht nur die inneren Beweise der Schrift machen deutlich, daß Mose den Pentateuch geschrieben hat, sondern auch andere Bücher des Alten Testaments weisen darauf hin. Josua 8,32 spricht vom »Gesetz Moses, das dieser aufgezeichnet hatte«. Weitere Verweise des Alten Testaments sind u.a. 1. Könige 2,3; 2. Könige 14,6 und Josua 23,6, die Mose die Autorschaft des Pentateuch zuweisen.
Die jüdische Tradition ist fest in ihrem Glauben an die Autorschaft des Moses. Jesus Sirach, eines der apokryphen Bücher, das um 180 v.Chr. geschrieben wurde, stellt fest: »All dies ist das Bundesbuch des allerhöchsten Gottes, das Gesetz, das Mose als Erbe für die Nachkommen Jakobs eingesetzt hat« (Sir. 24,23). Auch der Talmud, im Baba Bathra, 146, einem jüdischen Kommentar zu den ersten fünf Büchern (um 200 v.Chr.) und die Schriften des Flavius Josephus (geboren 37 n.Chr.) und des Philo (20 n.Chr.) stimmen damit überein.
Die frühe christliche Tradition besagt ebenfalls, daß Mose den Pentateuch verfaßt hat. Die Schriften des Junilius (527- 565 n.Chr.) und des Leontius von Byzanz (6. Jahrhundert n.Chr.) lehrten ebenso wie die Kirchenväter Melito (175 n.Chr.), Kyriflos von Jerusalem (348-386 n.Chr.) und Hilarius (366 n.Chr.), daß Mose den Pentateuch geschrieben hat. Fügen Sie dem noch das Zeugnis des Neuen Testaments hinzu. Die Apostel glaubten »Mose hat uns vorgeschrieben « (Mark. 12,19), wie auch Paulus, der von einem Abschnitt im Pentateuch sagte, »Mose schreibt« (Röm. 10,5).
Doch der Streit um die Autorschaft des Moses für die ersten fünf Bücher wird ein für allemal beigelegt durch das Zeugnis des Gottmenschen Jesus Christus. Jesus macht deutlich, daß Mose diese Bücher schrieb (Mark. 7,10; 10,3- 5; 12,26; Luk. 5,14; 16,29-31; 24,27.44; Joh. 7,19.23).
In Johannes 5,45-47 sagt Jesus: »Denkt nicht, daß ich euch beim Vater anklagen werde; Mose klagt euch an, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Wenn ihr Mose glauben würdet, müßtet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie könnt ihr dann meinen Worten glauben?«
Zwei weitere Überlegungen, die in Betracht gezogen werden müssen, wenn es darum geht, die Beweise derer zu untersuchen, die nicht glauben, daß Mose den Pentateuch geschrieben hat, sind ihre Ansichten von der Welt und von der Archäologie.
Diejenigen, die behaupten, daß Mose nicht der Autor ist, haben gewöhnlich die Vorstellung, daß es kein übernatürliches Wirken Gottes in der Welt gibt, noch jemals gegeben hat. So wäre es dumm, all die historischen Informationen zu glauben, von der Erschaffung der Welt, der Durchquerung des Roten Meeres, daß Gott zu Mose sprach oder selbst den historischen Beweis, daß Mose, ein Prophet Gottes, den Bericht aufgeschrieben hat. Die ganze Vorstellung ist mehr die von einer Geschichte.
Aufgrund ihrer Ansicht von der Welt versäumen sie es, die Beweise zu untersuchen. Diese Art von Überlegungen ist fehlerhaft. Man sollte die Beweise zuerst untersuchen und sich dann entscheiden. Die Beweise zu untersuchen, bedeutet nicht, daß man mit den Schlußfolgerungen eines anderen übereinstimmt, aber es bedeutet, daß man diese Schlußfolgerungen nicht aus Unwissenheit verwirft.
Zweitens haben in den letzten fünfzig Jahren viele archäologische Funde die Aussagen des Alten Testaments gerechtfertigt, die die Wahrscheinlichkeit der Autorschaft Moses stützen. Vor allem zeigen die meisten Funde, daß nur jemand, der zu der Zeit lebte, zu der nach der Bibel Mose gelebt haben soll, die Dinge in diesen Büchern wissen und niederschreiben konnte.
Wenn man all diese Beweise gemeinsam betrachtet, erweist sich die Urheberschaft des Mose für den Pentateuch als Tatsache. Solche grundlegenden Beweise würden vor einem Gerichtshof unverzüglich anerkannt und jede Theorie über mehrere Dokumente als unzulässig ausgeschlossen werden. Es gibt einfach keinen Beweis zur Stützung dieser Theorie, der nicht sehr vernünftig widerlegt werden könnte.
Quelle: Aus dem Buch: "Das kann ich nicht glauben!", CLV Verlag, 1997