Handeltreiben oder Geldverdienen ein Unrecht?

Ist aus Jakobus 4,13-17 zu entnehmen, dass Handeltreiben oder Geldverdienen aus demselben ein Unrecht sei?

Antwort A

So wie die Frage gestellt ist, muss sie mit einem „Nein” beantwortet werden. Handeltreiben und Geldverdienen aus demselben ist kein Unrecht, 1. wenn es nicht mit falscher Waage geschieht (Sprüche 11,1), das heißt: durch Betrug; 2. wenn es nicht geschieht, um reich werden zu wollen; „denn die da reich werden wollen, fallen in Versuchung” (1. Tim. 6,9; Sprüche 23,4). Deshalb warnt uns Gottes Wort vor Geldliebe (1. Tim. 6,10).

Nun zur Schriftstelle selbst. Der Jakobusbrief zeigt uns im großen ganzen, wie der Lebenswandel der Kinder Gottes sein soll. Er behandelt also praktisches Christentum. Es gibt Kinder Gottes, welche das Wort kennen, ihm Gehorsam entgegenbringen und sich bemühen, Täter des Wortes zu werden (Jak. 1,22). Es gibt aber leider auch solche, die ihr Christentum nur in der Theorie besitzen, das heißt: sie kennen das Wort, aber setzen es nicht in die Tat um. Sie bleiben eben nur „Kenner”. Und diese arbeiten weiter mit ihrem Verstande. An diese vornehmlich richtet sich der Vers 13. Letztens richtet er sich aber auch an alle, da wir dazu neigen, namentlich jetzt in der größten Teuerung, etwas zu unternehmen, um Geld zu verdienen, ohne zu fragen, ob es der Wille des HERRN ist. Er richtet sich also an diejenigen, die sagen: Wir wollen das und das morgen tun. Und noch dazu, wo wir gar nicht einmal wissen, was der morgende Tag bringt (Sprüche 27,1). Statt dass sie sagen: „Wenn der HERR will” (Vers 15). Das ist der Schwerpunkt. Wir lesen wiederholt in der Schrift vom Apostel Paulus das schöne Wort: „Wenn der HERR will” - oder „es erlaubt”. (Apg. 18,21; 1. Kor. 4,19; 16,7.) Wir wissen auch, dass der HERR ihm verschiedenes nicht ertaubt hat. O, wenn wir nur genügend lernen wollten aus dem teuren Gottes Wort und alles Ihm anheimstellten, von dem es abhängt, ob wir das oder jenes tun dürfen; dann wäre es in manchem besser bestellt bei uns Kindern Gottes!
Der treue HERR wirke in uns nicht nur die Erkenntnis, sondern auch das Tun nach derselben!
W. B.

Antwort B

Nach der Heiligen Schrift wird das Handeltreiben wie jeder andere irdische Beruf angesehen. In einem Beruf vor dem anderen ist mehr Versuchung zur Sünde. Falsche Waage und falsches Gewicht ist dem HERRN ein Greuel (Spr. 11,1; 20,23); der Betrüger ist verflucht (Mal. 1,14; Mt. 23,14); ein Christ soll nicht unehrliche Hantierung treiben (1. Tim. 3,3; Tit. 1,7); das Gericht Gottes über den sündlichen Handel für diese Welt finden wir in Offenbarung 18 (vgl. Sach. 5,5-11; Jer. 51,60-64; Hesek. 27).
In Jak. 4,13-17 wird nicht das Handeltreiben oder Geldverdienen als Sünde hingestellt, sondern das Plänemachen ohne Gott. Das „wir wollen” steht hier dem „so der HERR will, wollen wir” entgegen (vgl. 1. Kor. 4,19; Apg. 18,21). Nach letzterem hat auch der Apostel Paulus gehandelt, dem wir hierin auch nachfolgen dürfen. Wieviel wird so ohne den HERRN vorgenommen, nicht nur im irdischen Geschäft, sondern auch im Arbeiten für den HERRN. Da nimmt man vor, plant, richtet ein, bereitet vor und arbeitet nach eigenen Plänen, ohne den HERRN zu fragen, und dann kann der HERR nicht dabei sein, nicht segnen, ja oft wird für lange Zeit viel verdorben und für den HERRN vereitelt. (Vgl. Jos. 9,3-27, bes. V. 14!)

Alles Vornehmen, wobei der Mensch sein Ich, seinen Willen allem voranstellt, wird von Jakobus als Hochmut, böser Ruhm und Sünde bezeichnet. Dies bezeichnet eben jede Stellung, die ein Mensch in eigenmächtiger Weise einnimmt, ohne sich von Gott abhängig zu machen. Das ist die Sünde, in welche der Teufel unsere ersten Eltern hineinbrachte: „Ihr werdet sein wie Gott”, die Sünde, die der gottentfremdete Mensch sich selbst einprägt: „Ich bin Gott”, was ich will, muss geschehen, und die Sünde des Menschen der Sünde (2. Thess. 2,3.4; Dan. 11,36; 7,8.24.25; Off. 13,5.6.15).

Der Erwerb soll zum Lebensbedarf (1. Tim. 6,6-8) und zum Gutestun dienen. (1. Tim. 6,17-19; Mt. 6,20; 19,21; Lk. 12,16-21.) „Wer da weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde”; das ist die Unterlassung des Guten.
F. Th. H.

Anmerkung des Schriftleiters von Teil I

Durch obige bemerkenswerte Antworten wird einerseits die Schriftstelle erklärt, andererseits dargetan, dass Geschäft und Handel kein Unrecht ist.
Zu ersterem nur noch die Bemerkung, dass nach dem Wortlaut der Stelle ebensogut von Ausflugmachen, Besuchmachen, Reise im Werk des HERRN, Rückreise von dort, Hochzeithalten oder sonst irgend etwas geredet werden könnte, was wir nicht tun können, ohne dass der HERR es will, weder zu dem und dem Zeitpunkt noch überhaupt! Unser Eigenwille ist in keiner irdischen zukünftigen Tätigkeit maßgebend für das Gelingen, den Erfolg, ja auch nur das Erleben - das sagt kurz zusammengefaßt diese Stelle. Also nicht unbedacht reden! „Wenn der HERR will!” - das sollte nie bei uns fehlen, aber die Worte allein tun's auch nicht; wenn unser Herz nicht in unbedingter demütiger Abhängigkeit von Ihm wandelt, so sind die Worte vielleicht manchmal kaum mehr als eine fromme Form. (Vgl. 2. Tim. 3,5!)
Dass Jakobus seine Unterweisung mit dem Handeltreiben in Verbindung setzt, hat seinen Grund wohl besonders darin, weil er in seinem Brief vielfach den Reichen, Vornehmen, Selbstbewußten, Ehrgeizigen entgegentritt, und solche sind oft unter den Kaufleuten zu finden, die durch ihren Fleiß, Ausdauer und Umsicht sich etwas erworben haben und den Erfolg sich selbst und ihren guten Eigenschaften zuzuschreiben geneigt sind.

Aber keineswegs dürften wir sagen, dass im Handeltreiben an sich ein Unrecht sei. Es gibt verhältnismäßig wenige Berufe, die an sich unrecht sind; 1. unehrenhafte Berufe, die ein Christ aufzugeben hätte, weil sie sowieso moralisch unrecht sind und 2. andere Berufe, die wir als entschiedene Christen nicht ausüben können, wenn auch die Welt darüber anders denkt (z. B. Tanzlehr-, Schauspielerberuf u. dgl.); aber hierin muss jeder selber wissen - als belehrt von Gott -, was er als Kind Gottes zu tun hat. (Vgl. 1. Kor. 6,12; 10,23.30.31!) - Jedoch der Kaufmannsberuf an sich gehört nicht zu solchen - oder auch nur zweifelhaften - Berufen! Die Schrift zeigt uns die verschiedensten Berufe, die zum Teil auch noch neben dem christlichen Hauptberuf des Betreffenden beibehalten werden. Ich erinnere an Lukas, den Arzt, und Paulus, den Zeltemacher (Handwerkerberuf)! In jedem Beruf liegt etwas Geschäftsmäßiges, insofern als der Ausübende durch denselben seinen Lebensunterhalt haben will und muß. Wenn Paulus, der ganz besonders unter der Leitung des Geistes stand, auch in äußeren Dingen (vgl. 1. Kor. 7,40!), es für richtig hielt, irgendwo und irgendwann seinen Lebensunterhalt durch Zeltmachen zu erwerben - nicht durch das Evangelium! (vgl. 1. Kor. 9,1-18! 2. Kor. 11,7-9 und Apg. 18,3; 20,33-35) - so war er in gleicher Weise wie jeder andere Handwerker gezwungen, bei der Preisfestsetzung so umsichtig zu „kalkulieren”, dass er (statt Schaden) Nutzen hatte von seiner Arbeit, die in diesem Falle sein Geschäft war.

Geschäft ist Geschäft!”, „Beruf ist Beruf!”, „Dienst ist Dienst!” - oft gehörte Worte, die auch ihre Berechtigung haben, aber das ist für den echten Christen nur die eine Seite, die andere, wichtigere ist für ihn dies: „Er”, der HERR, „soll in allen Dingen den Vorrang haben!” (Kol. 1,18) und: „Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen als dem HERRN und nicht den Menschen ..., ihr dienet dem Herrn Christus!” (Kol. 3,23.24.)

Gehorsam und Abhängigkeit demgegenüber, der uns erkauft hat - das kennzeichne unseren Wandel, unsere Arbeit und auch unsere Zukunftspläne hienieden! Dies ist die Belehrung unserer Stelle aus dem Jakobusbriefe an uns wie so mancher Stelle des teuren Wortes Gottes. Dann ist auch Seine Gnade und Sein Segen mit uns. (Jak. 4,6 u. 10.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 7 (1920)