Handelt es sich in Markus 10,14 um wirkliche Kinder?

Handelt es sich in Mark. 10,14 um wirkliche Kinder oder um Erwachsene, die (nach anderen Stellen) Kindesart haben?

Antwort A

Der in Mk. 10,13-16 berichtete Vorfall wird auch Mt. 19,13-15 und Lk. 18,15-17 wiedergegeben. Es handelt sich nach Lk. 18,15 um junge Kindlein, die nach Mk. 10,13 getragen wurden. In welchem Lebensalter die Kinder waren, wird nicht gesagt. Also nicht um Erwachsene mit Kindesart handelt es sich hier, sondern um wirkliche Kinder. Die Mütter wollten, der Herr Jesus möchte die Kindlein anrühren, die Hände auf sie legen und beten. Jesus tut das dann auch, Er herzt sie, legt die Hände auf sie und segnet sie. Wenn also gläubige Mütter bezw. Väter oder Eltern ihre Kinder dem HERRN darbringen, dass Er sie segne, dass Er gleichsam Seine Hand auf sie Iege, dann tun sie etwas dem HERRN Wohlgefälliges. In diesem Sinne ist wohl auch 1. Kor. 7,14 zu verstehen: Eure Kinder sind geheiligt, d. h. dem HERRN geweiht, dargebracht (abgesondert), unter den segnenden Einfluß des Wortes und Geistes Christi gekommen. Dass man aus diesem Umstande die Berechtigung, ja, die Pflicht und Notwendigkeit der Kindertaufe herleitet, heißt etwas in das Wort Christi hineintragen, was nicht drin liegt. Die Jünger wehren den Müttern ihr Vorhaben. Sie fahren sie dabei an und bedräuen sie sogar. Jesus legt Sich dann ins Mittel und sagt zu den Jüngern: „lasst die Kindlein zu Mir kommen.” Also nicht nur den Erwachsenen will Jesus der Helfer und Heiland sein, sondern auch den Kindern. Zu Ihm sollen auch sie kommen. Wehret ihnen (den Müttern und den Kindern!) das nicht, dass sie zu Mir kommen. Denn solcher ist das Reich Gottes, das Himmelreich. Die kindliche Gesinnung, der kindliche Glaube ist nötig, um ins Reich Gottes zu kommen. Wer das Reich Gottes nicht in kindlicher Weise, als ein Kindlein, hilflos, voll Vertrauen empfängt, der wird nicht hineinkommen. Erwachsene, die ins Reich Gottes kommen wollen, müssen das Reich Gottes als Kindlein empfangen mit Kindesart, Kindesgesinnung. Das Kindliche ist's, was der Heiland verlangt, nicht etwa das Kindische. (1. Kor. 13,11.)
A. C.

Antwort B

Diese Stelle kommt in den drei ersten Evangelien vor, Mt. 19,13-15; vgl. 18,1-17; Mk. 10,13-16; Lk. 18,17. Es handelt sich in diesen Stellen um beides, um wirkliche Kindlein und auch um solche, die diesen geistlich gleichen. Der HERR nimmt ein Kindlein und stellt es als ein Muster hin, um uns zu zeigen, dass wir umkehren und wie Kindlein in Kraftlosigkeit und Abhängigkeit zu Ihm kommen müssen. Mit der Umkehr nehmen wir diesen Stand der Hilflosigkeit vor dem HERRN ein.
Aus Mt. 18 ersehen wir klar, dass der HERR von diesen beiden redet. Vers 3 spricht Er geistlich vergleichend: „ihr” ... „wie Kindlein”, in Vers 4 und 5 spricht Er von dem wirklichen Kindlein „dieses Kindlein”, „ein solches Kindlein”, und in Vers 6 wiederum spricht Er von den Kleinen im geistlichen Sinne, denen, „die an Ihn glauben”. Die wirklichen Kindlein werden in dieser Stelle als verlorene betrachtet. (Vers 11.) Aber des Vaters Wille ist es, dass sie nicht verloren gehen (Vers 14), und deshalb ist der Sohn des Menschen gekommen, das Verlorene zu erretten, und wir haben somit die glückliche Gewißheit, dass alle die Kinder, die noch nicht durch das Wirken des Heiligen Geistes vor eine klare Entscheidung über die Annahme des Heils in Christo gestellt worden sind, nicht verloren gehen. Wenn der HERR von Erwachsenen redet, so fügt Er hinzu „zu suchen und zu erretten, was verloren ist” (Lk. 19,10).
v. d. K.

Anmerkung des Schriftleiters

Die Frage ist gründlich genug nach ihrer natürlich-ursprünglichen wie auch ihrer geistlichen Seite hin beleuchtet, so dass ein weiteres Eingehen unnötig ist. Nur eine beiläufige Bemerkung sei gestattet! Wie bekannt, stützen die großen Religionsgemeinschaften ihre Lehre von der Kinder-, d. i. Säuglingstaufe, z. T. mit auf diese Stelle (vgl. Antw. A!). Wie töricht das ist, zeigt die einfache Tatsache, dass der Mund der untrüglichen Wahrheit keineswegs den Jüngern befiehlt, die Kindlein, „deren das Reich der Himmel sei”, zu taufen. Wie einfach wäre das gewesen, und kein Irrtum hätte später darüber walten können. Aber nein! Die Kindertaufe, d. h. das Taufen unwiedergeborener, nicht (im Glauben) mit Christo gekreuzigter und gestorbener Menschen (nur Gestorbene können und müssen begraben werden!), Röm. 6; Kol. 2,12 u. a., in welcher Form oder unter welcher Begründung und aus welchen Beweggründen es auch geschehen mag, ob von ungläubigen oder gläubigen Eltern, findet in der Schrift nicht die leiseste Stütze oder Beweis und sollte daher von den Geliebten des HERRN, die dem ganzen Wort rückhaltlos folgen wollen, ja, in echter Kindeseinfalt allein vom HERRN abhängig sein möchten, einmal restlos aufgegeben und dafür die Schriftlehre von dem Getauftwerdenmüssen aller Gläubiggewordenen angenommen werden! Warum gehen so viele Kinder Gottes noch immer an dieser Schriftwahrheit vorbei? Ist das Kindeseinfalt? Gott schenke den Seinen Augensalbe, um Seinen geoffenbarten Willen zu erkennen!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 8 (1921/22)