Hallelujah

Gibt es Gründe dafür, warum das im Alten Testament in den Psalmen öfters genannte, von manchen christlichen Kreisen vielfach gebrauchte Wort „Halleluja“ im Neuen Testament nur in Offb. 19 zu finden ist?

Antwort A

Man könnte ja auch fragen, warum das Wort „Halleluja” nur noch in dem Buche der Psalmen vorkommt. Es könnte doch auch anderswo gefunden werden! Aber dies ist nur eine einleitende Gegenfrage. „Halleluja” ist ein zusammengesetztes hebräisches Wort („Hallelu - Jah”) und heißt: „Lobet Jehova” oder „Lobet Jah”. Wenn man berücksichtigt, dass dieser bestimmte Lobpreis nur als Ausläufer aus einer bestimmten Zeit und aus bestimmten Verhältnissen gezeigt wird und zugleich als Einführer in eine andere Zeit, die Zeit der unumschränkten Herrschaft des Gesalbten Gottes und des Sohnes des Menschen, dann ist es ohne weiteres klar, dass die Zeit noch nicht gekommen ist, ein „Halleluja” dem wahren Wesen nach zu singen. Am offenkundigsten sehen wir das in der Offenbarung 19,1-6, wo wir dieses Wort viermal finden, die einzigen Male im Neuen Testament. Dies zeigt uns auch, dass wir das Wort „Halleluja” nicht bei jeder Gelegenheit gebrauchen sollten! Man findet im allgemeinen wenig biblisches Beten und Bezeugen des Wortes. Um bei unserem Wort zu bleiben: Warum haben es nie die Apostel in ihren Evangelien, Briefen und der Apostelgeschichte gebraucht? Zeigt uns dies nicht auch, dass die Zeit noch nicht gekommen war, wo es zur praktischen Auswirkung in dieser Welt kommen sollte - wenn Sein Lob, und nicht mehr das Lob des Menschen, die Erde, ja, das Weltall, ausfüllen wird? Dies ist nach unserem Verständnis ein Grund mit, dass dieser bestimmte Ausdruck im Neuen Testament nur in dem Buche gefunden wird, das den Abschluß der Bibel bildet, und erst am Ende desselben. Wenn wir berücksichtigen, dass Christus in Lk. 24,44 das Alte Testament in drei Teile gliedert: 1. Gesetz Moses, 2. die Propheten und 3. Psalmen (obwohl zu letzteren allgemein fünf Bücher gehören: Hiob, Sprüche, Prediger, das Hohe Lied und die eigentlichen Psalmen, geben doch die Psalmen diesem Buch oder dieser Sammlung von Büchern besonder Charakter), und wenn wir berücksichtigen, welchen Platz die Psalmen, wo der Ausdruck vorkommt, wieder im Buche der Psalmen haben, dann wird uns doch manches klar und etwas verständlicher, besonders, wenn wir bemerken, dass die letzten fünf Psalmen ausnahmslos mit „Halleluja” beginnen und auch damit enden, und dass diese fünf Psalmen das gesamte Weltall zum Heiligtum Gottes machen und darin alles ausnahmslos Gott dient, bis das zwölffache Lob des 150. Psalms Himmel und Erde erfüllt. Hier liegen große Forschungsgebiete für den, der Gottes Wort liebt. Nie findet sich ein „Halleluja” in der Mitte eines Psalms, sondern stets am Anfang oder am Ende. Nur 10 fangen damit an (der eine - Ps. 135 - überschriftlich und V. 3), 13 aber enden damit; das Ende, der Ausgang, ist besonders durch diese Stellung berücksichtigt. Darum finden wir, dass die zwei ersten Psalmen, wo es zum ersten Male vorkommt, 104,35 und 105,45, damit enden, aber nicht damit anfangen. 8 Psalmen: 106, 113, 135, 146, 147, 148, 149 und 150 fangen damit an und enden damit. Wir sehen darin, in dieser Achtzahl, das Aufgeben des Alten und das Einführen des Neuen, zumal die Zahl acht mit dem Neuen in Verbindung steht. Dazu kommt noch, wenn wir die Reihenfolge der Psalmen als vom Geiste Gottes geordnet annehmen, dass die „Halleluja”-Psalmen nie in der Mitte eines Buches der Psalmen stehen, sondern am Anfang oder am Ende, wie z. B. die drei Psalmen, wo es zum ersten Male vorkommt - Ps. 104, 105 und 106, in letzterem am Anfang und am Ende, zusammen vier mal -, am Ende des vierten Buches der Psalmen stehen. Im fünften Buche der Psalmen wird es noch zwanzigmal gebraucht (zusammen im ganzen also vierundzwanzigmal): Ps. 111 und 112 nur als Überschrift, Psalm 115, 116 und 117 nur am Ende, aber nie in einem Psalm, der in der Mitte dieses Buches liegt. Nicht einmal in den berühmten 15 Stufenliedern Psalm 120-134.

Wir wollen damit nur feststellen, was wir anfänglich behauptet haben, dass die „Halleluja”-Psalmen abschließenden und einführenden Charakter tragen, und dies kommt nicht zuletzt in der Off. 19,1-6 ganz besonders zum Ausdruck. Das letzte Buch der Psalmen hat viel Ähnlichkeit mit dem letzten Buch der Bibel. Wichtig ist es auch, dass nie die Autoren der „Halleluja”- Psalmen genannt werden; manche führen dies auf die nachexilische Zeit der Entstehung der Psalmen zurück. Aber hat dieser Umstand uns nicht noch etwas anderes zu sagen? Zeigt er uns nicht, dass der Mensch ganz zurücktritt, wenn die Verwirklichung des „Halleluja” in dieser Welt stattfinden wird? Ist nicht der Herr Jesus der, welcher als Mensch und Gott das „Halleluja” praktisch in Erscheinung bringen wird bei Seiner herrlichen Erscheinung?
Sehen wir, wie auch dieser tiefe Ausdruck mit Christo so eng verknüpft ist? Werden nicht alle Lobeserhebungen in Ihm gelöst? wie auch alle Fragen unseres Herzens?
Ferner ist wichtig, zu beachten, dass in diesen „Halleluja”- Psalmen nie das Wörtchen „Sela” gefunden wird, das in anderen Psalmen so häufig gebraucht wird. Was immer „Sela” bedeuten mag in seinem dichterischen Wert - eins scheint klar zu sein: dass damit eine Pause verbunden war. Daraus darf man wohl schließen, daß, wenn sich das „Halleluja” wirklich erfüllt, keine Pause, kein Aufschub mehr im Blick auf dessen Erfüllung sein wird.

Wir müssen uns natürlich versagen, auf den besonderen Charakter der „Halleluja”-Psalmen näher einzugehen. Dass diese 15 Psalmen uns etwas Besonderes zu sagen haben, geht schon daraus hervor, dass das erste„Halleluja” dem Gericht über die Gottlosen folgt: Psalm 104,35. Genau dasselbe finden wir bei dem ersten„Halleluja” im Neuen Testament, Off. 19,1-3. In Psalm 104, wo es sich um die Schöpfung handelt, finden wir, dass sie gereinigt wird von dem Sünder und Gesetzlosen, der sie verdorben hat. In der Offenbarung wird die Erde von dem größten aller Schandflecken, der großen Hure, gereinigt. Dort der unbußfertige Mensch, hier das unbußfertige geistliche System. Welch eine Übereinstimmung! Aber das letzte, vierte „Halleluja” in Off. 19,6 ist bei weitem das gewaltigste, allumfassendste; es übertönt alle anderen, weil es sich nicht um Gericht, sondern um Gnade handelt - um die Einführung der Herrschaft des Allmächtigen und die Hochzeit des Lammes, des besonderen Gegenstandes Seines Herzens. Die Gnade übertönt das Gericht. Das Neue überstrahlt das Alte; das Alte ist vergangen, und alles ist neu geworden! Wie herrlich, groß, erhaben und befriedigend ist der Ausblick zu diesem wunderbaren Abschluß- und Ausmündungs-”Halleluja” in die ewige neue Schöpfung! Gepriesen sei Sein herrlicher Name!

Man beachte, dass der letzte Psalm, 150, wo wir zwölfmal (die Herrschaft des Lobes) aufgefordert werden, Ihn zu loben, besonders mit dem donnerähnlichen „Halleluja” in Off. 19,6 übereinstimmt. Alle und alles wird aufgefordert (vgl. auch Psalm 148), Ihn zu loben, bis es zu einem donnerähnlichen Rollen ausklingt, dass Himmel und Erde davon widerhallt. Hier dürfen wir sagen: „Hallelu-Jah”.

Was immer die Ausleger unter „Jah” verstehen mögen genügt es uns, zu wissen, dass wir es zum ersten Male imersten Lied der Bibel finden, in dem ersten Erlösungslied des Volkes Israel, 2. Mose 15,2: „Meine Stärke und mein Gesang ist Jah, denn Er ist mir zur Rettung geworden.” Dieser Sein Name „Jah” ist unlöslich mit dem uns bekannten „Hallelu-Jah” verbunden. Und welch eine Übereinstimmung auch hier wieder, ohne dass wir die Linien weiterziehen! Wir möchten es vielmehr dem Leser überlassen.

2. Mose 12-15 der Anfang der Erlösung; Off. 19 das Ende der Erlösung. Dort am Ufer des Roten Meeres in der Wüste, hier am Ufer der Wege Gottes am Anfang der wonnigen und herrlichen Herrschaft im Tausendjährigen Reich und weiter der Ewigkeit! So ist der wunderbare Kreis Seiner Wege, Seiner Erlösung und Seines Ratschlusses geschlossen, und wir befinden uns darin, ewig geborgen, umgehen von Seiner Liebe, von Seinem Licht und Seiner Herrlichkeit; nichts kann uns von Ihm scheiden, nichts aus diesem Seinem ewigen Ratschluß der Liebe entfernen. Mit Ihm, bei Ihm und in Ihm zu sein ist unser ewiges, glückliches Teil. Darum sagen wir aus tiefstem Herzen „Hallelu-Jah”!
K. O. St.

Anmerkung des Schriftleiters

Diese tiefgründige Antwort, für die wir alle sehr dankbar sein dürfen, wird manchem Leser ganz neues Licht über den vorliegenden Gegenstand geben; sie wird auch dazu beitragen, dass die Erkenntnis und darum das Lob des HERRN vermehrt werde, und das ist ein wahrhaft erhabener Zweck dieses Dienstes unseres lieben Mitarbeiters. - 2. Petr. 3,18!

Zur Sache noch Wesentliches zu sagen, sehe ich nicht als meine Aufgabe an; ich möchte nur mit ein paar Worten auf den Mißbrauch jenes kostbaren Wortes „Hallelu-Jah” eingehen, wie er sich so leicht da einstellt, wo man nicht gewohnt ist, nach dem biblischen Grund einer Sache zu fragen. Wenn der Schreiber obiger Antwort diese mit jenem Worte schließt, so ist das wohl eine richtige Anwendung desselben, nämlich in diesem Zusammenhang, wenn aber „Hallelujah” gesagt wird z. B. dann, wenn zwei Gläubige sich auf der Straße treffen, oder wenn Ansprachen, Chorlieder und sonstige Vorträge unterbrochen werden von „Halleluja”- Rufen, wenn Kleidungsstücke solchen Beinamen tragen und dergleichen mehr, dann ist das nicht nur eine Geschmacklosigkeit, sondern auch ein geistloser Mißbrauch, ähnlich dem, der in katholischen, aber auch in anderen religiösen oder auch sogar christlichen Kreisen mit dem Sinnbild des Kreuzes getrieben wird. Wir Gläubigen sollten in solchen Dingen wie überall „prüfen, was dem HERRN wohlgefällig ist” (Eph. 5,10), nicht aber was den religiösen Gefühlen entspricht.

Wie erhaben-zurückhaltend ist die Schrift in dem Gebrauch jenes Wortes „Halleluja”! Wie oft und mitunter am Ort ganz und gar überflüssig liest man in allen möglichen christlichen Blättern diesen Ausdruck, mit dem die Schrift, wie wir oben sahen, etwas ganz Besonderes bezweckt. Dass dies Wort im Neuen Testament nur in Off. 19 vorkommt und da viermal in wunderbarer Steigerung, den endgültigen Sieg Gottes, das Gericht über Seine Feinde, den Antritt Seiner Herrschaft bis hin zur Hochzeit des Lammes preisend, das sollte uns doch wirklich ernstlich zu denken geben, zumal im (oben durchgeführten) Zusammenhang mit jenen Psalmen, in denen zu einem besonderen hohen Zweck, wie oben gezeigt, zusammen 24mal „Halleluja” steht! (Also im ganzen 28mal, d. h. nur 28 mal in der Schrift „Halleluja”, 4 x 7mal, eine Zahlenverbindung von großer Bedeutung!) Also auch im Alten Testament diese geistliche Zurückhaltung, denn 24mal (= 2 x 12!) ist ja nicht viel, und auch in der nachkanonischen apokryphischen Literatur, die uns gewissermaßen den religiösen, erbaulichen Niederschlag des gesetzestreuen frommen Judentums gibt (ohne dass die nichtinspirierten Schriften auch nur im entferntesten mit der Schrift zu vergleichen wären!), finden wir das Wort so gut wie nicht, d. h. nur einmal: Tobias 13,21. (Zusammenhang!) Ich möchte das Lesen der Apokryphen nicht empfehlen, aber in religiös-kulturgeschichtlicher Hinsicht kann man manches aus diesen Schriften (die in sich selbst nicht den Anspruch erheben, dem Worte Gottes gleichgeachtet zu werden!) ersehen, und so hier, was unseren Gegenstand betrifft, das, dass der fromme Jude keinen solchen Mißbrauch mit dem Worte „Halleluja” trieb, wie mancher Gläubige von heute, wenn auch in guter Meinung und unwissentlich. lasst uns an unserem Teile mithelfen, dass dieser wunderbare Lobpreis wieder richtig gewürdigt werde!

Und ganz beiläufig sei es bei diesem Anlass gesagt: lasst uns auch dazu beitragen, dass „Halleluja”, wo es von Gläubigen mit Recht angewandt werden darf, auch richtig gesprochen werde! Der Ton liegt bei diesem Doppelwort eigentlich auf den zwei letzten Silben, jedenfalls aber auf der dritten, hinter welcher man jedoch das - „Jah” nicht halb verschlucken darf! In dem sonst so schönen Liebe „O Du Lamm Gottes, Du hast auf Golgatha herrlich gesieget, Amen, Halleluja!” mag das Wort mit Recht gesungen werden, aber die Betonung der zweiten Silbe ist außerordentlich störend und wirkt rhythmisch geradezu entstellend! Das ist schade! Doch dies nur nebenbei!
Aber ob wir nun dieses kostbare Lobwort oft anwenden oder darin zurückhaltend sind - möge unser ganzes Leben mehr ein Lobpreis Seiner Liebe und Gnade wie Seiner Macht und Herrlichkeit sein (vgl. Frage 11 d. Js!), denn Er ist würdig, schon heute, ehe Seine Macht und Herrlichkeit vor dem Universum in die Erscheinung getreten ist, gepriesen zu werden von uns, die wir als Erlöste „in Geist und Wahrheit” anbeten dürfen und können zu Seinen Füßen! Darum „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen” (Off. 1,5.6).
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 15 (1930)