Gelten die langen Haare der Frau nicht auch als Bedeckung?

Ein alter Bruder sagte kürzlich auf Befragen zu einer von uns Schwestern, wir sollten uns beim Beten nicht bedecken, sondern nur unser Haar aufstecken; da der Frau das Haar anstatt eines Schleiers gegeben sei, so sei eine andere Bedeckung unnötig. - Ist das richtig?

Nein. Denn dann wäre die ganze Belehrung des Apostels in 1. Korinther 11,2–15 zweck- und sinnlos. Warum von Bedeckung des Hauptes reden, wenn Gott der Frau in ihrem langen Haar bereits die entsprechende Bedeckung gegeben hat? Nein, das lange Haar ist der Frau als ein Schleier gegeben. Mit einem Schleier verhüllt man sich; er ist also ein Symbol der Sittsamkeit, des Sichverbergens und Zurückziehens (vgl. 1. Mo 24,65). Dieses symbolische Merkmal ist der Frau von Natur (in der Schöpfung) gegeben. Der Apostel fragt deshalb: „Lehrt euch nicht auch die Natur selbst, dass, wenn ein Mann langes Haar (das Zeichen der Abhängigkeit und Unterordnung, vgl. 4. Mo 6,5) hat, es eine Unehre für ihn ist, wenn aber eine Frau langes Haar hat, es eine Ehre für sie ist?“

Die Frau, der Gott dieses liebliche, kennzeichnende Merkmal in der Natur gegeben hat, soll nun „um der Engel willen“, die auf die Gläubigen herabschauen, „eine Macht auf dem Haupt haben“; d.h. sie soll dann, wenn sie persönlich betet oder weissagt (was natürlich nur im häuslichen Kreis geschehen kann, nicht öffentlich, denn ihr Platz ist in der Stille, und vor allem nicht in der Versammlung), ein Zeichen der Macht tragen, unter welcher sie steht. Sie soll willig den Platz einnehmen, den Gott ihr in der Schöpfung angewiesen hat, und dem durch jenes äußere Zeichen Ausdruck geben. Ich wiederhole: Die Verordnung des Apostels bezieht sich auf den Fall, wenn eine Schwester persönlich betet oder weissagt. Ob sie stets, auch wenn sie im Familienkreis oder in der Versammlung mitbetet und mitsingt, eine Bedeckung auf dem Haupt haben sollte, ist eine Frage, über die man vielleicht verschiedener Meinung sein kann, die aber niemals Anlass zum Streiten geben sollte. Es ist wohl nur eine Anstandsfrage; aber es berührt ohne Zweifel angenehm, wenn man Schwestern (bes. in der Versammlung) bemüht sieht, die Tugenden, die der Frau so wohl anstehen, Bescheidenheit und Sittsamkeit, auch äußerlich zum Ausdruck zu bringen.


Beantwortet von: Unbekannt
Quelle: Botschafter des Heils in Christo, Jahrgang 1921, S. 194