Antwort A
Der Garten ist einfach nach dem Namen des Bezirks genannt, in dem er angelegt war. Da Gott nur den einen Garten pflanzte, macht das keine Schwierigkeit, war keine Verwechslung mit einem anderen Garten möglich. Es könnte auch übersetzt werden: „Der Garten Edens” oder „von Eden”. Andere Sprachen sind gezwungen, so zu übersetzen. Z. B. englisch: „The garden of Eden.” Französisch: „Le jardin d'Eden” = der Garten von Eden. Es wäre zu wünschen, dass die deutschen Übersetzungen es so hätten. In Hes. 31,9.16: „Bäume Edens” muss es Edens heißen. Es ist aber die gleiche Form und Betonung im Hebräischen wie in „Garten Edens”. Der Garten ist in Eden: die Bäume sind in Eden. Übrigens finden sich auch deutsche Übersetzungen „Garten Edens”. Eine, die von Martin Buber und Franz Rosenzweig, hat merkwürdigerweise in 1. Mo. 2,15 und Hes. 31,9.16 „Garten, Bäume von Eden”, und in 1. Mo. 3,23.24 „Garten Eden” ohne ersichtlichen Grund; warum hier nicht auch „von Eden”?
F. Kpp.
Antwort des Schriftleiters
Unser Mitarbeiter hat, wie ich aus meiner Kenntnis der hebräischen Sprache bestätigen muß, durchaus recht mit seiner Behauptung, dass es überall heißen sollte: „Garten in Eden”, oder „Garten Edens”. Aber die Übersetzer haben doch wohl ein tieferes Empfinden gehabt dafür, daß, wenn der Garten, von Gott angelegt, sich in einem Bezirk befindet, der „Lieblichkeit”, „Wonne” bedeutet, er selber auch Lieblichkeit und Wonne ist, und darum haben sie, nicht ganz sprach-richtig zwar, aber doch sinn-richtig, bald so, bald so übersetzt, um der Kostbarkeit des Gegenstandes besser gerecht werden zu können. (So meine ich wenigstens!) Es gibt noch etliche Stellen, wo das Wort „Eden” als Name vorkommt; ich erinnere noch an Hes. 36,35, vor allem aber an Jes. 51,3! Diese Stelle scheint mir meine eben aufgezeigte Annahme zu bestätigen, denn hier wird „Eden” mit dem „Garten Gottes” gleichgesetzt - dieses sogar noch deutlicher in Hes. 28,13! -, und so ist es doch nicht von der Hand zu weisen, dass durch Rückschluß Eden selbst als der Garten in Eden angesehen oder mit ihm gleichbedeutend angesprochen werden kann. Sprachgewandten Landeskundigen wird es vielleicht nicht schwer werden, ähnliche Zusammenhänge in den heimischen Ortsbezeichnungen aufzufinden! Es steht gleichsam der Name für die Sache, wie es übrigens gerade in der Schrift so häufig ist.
Aber - wenn es sich um Sprachgenauigkeit handelt, so muss es heißen „in oder von Eden” (Edens), und man könnte mittels Fußnoten die eine oder die andere Übersetzung mitfesthalten.
In keinem Falle aber braucht diese sprachliche (nicht sachliche!) Ungenauigkeit eine Beunruhigung hervorzurufen. In dieser grauesten, besser gesagt: goldigsten Vorzeit gab es der geheimnisvollen und symbolischen Bezeichnungen so viele, für die wir mangels Vergleichsmaterials keine unbedingt allein gültigen sprachlichen Begriffe haben und darum nicht ängstlich zu sein brauchen, wenn in dem vielfachen und ernsten Ringen um die beste, klarste Übersetzung kleine Verschiedenheiten sich bemerkbar machen. Die Sache selbst wird durch sie weder in ihrer Schönheit und Kostbarkeit geschmälert, noch in unserem richtigen Empfinden getrübt. - Wie aber wird es sein, wenn wir in die Herrlichkeiten Gottes selbst einst eintreten dürfen, die „Er bereitet hat denen, die Ihn lieben”?! (1. Kor. 2,9) Dann werden wir anbetend das schauen, wofür uns hienieden oft die rechten Worte gefehlt haben, und staunend werden wir anbeten zu Seinen Fußen. Dann sind wir in dem wahren Paradiese Gottes, etwa in dem Urbild Seines Gartens, welcher nicht mehr durch menschliche Sünde befleckt und für uns verschlossen werden kann, noch zu werden braucht, und staunend werden wir das Lamm preisen, welches uns das wahre Land Edens geöffnet hat. Schon jetzt gilt uns Ps. 16,11 oder 36,7-10 (in V. 8: „Wonnen” ist im Hebräischen die Mehrzahl von „eden”!); „wie aber wird's erst sein, wenn wir droben ziehen ein”?! - „Amen, komm Herr Jesus!” Off. 22,20b.
F. K.