Matthäus 1,18-25: "Die Geschichte Jesu Christi aber war folgende: Als seine Mutter Maria dem Joseph anvertraut war, wurde sie, noch bevor sie zusammengekommen waren, als vom Heiligen Geist schwanger gefunden.
Joseph aber, ihr Mann, der ein Gerechter war und sie der Schande nicht preisgeben wollte, beschloß, sie ohne Angabe von Gründen zu entlassen. Während er das im Sinn hatte, siehe,
da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, heimzuholen. Denn was in ihr gezeugt ist, ist aus dem Heiligen
Geist. Sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. Denn er wird sein Volk von ihren Sünden retten. Das alles aber ist geschehen, damit erfüllt würde, was
vom Herrn durch den Propheten gesprochen wurde, wenn dieser sagte: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und man wird seinen Namen Emmwanuel nennen, was
verdolmetscht heißt
Wäre die Jungfrauengeburt nur ein Mythos oder eine fromme Fabel, dann wären
a) die Evangelisten Matthäus und Lukas Narren und Lügner;
b) Jesus ein ganz gewöhnlicher Mensch, ein uneheliches Kind eines unglücklichen Mädchens;
c) Maria eine Lügnerin (denn als der Engel Gabriel ihr mitteilte, daß sie schwanger sei und einen Sohn gebären werde, sagte Maria ganz betroffen: "Wie soll das
zugehen, da ich von keinem Manne weiß?");
d) der Bezug auf die prophetische Aussage Jesajas Jesaja 7,14) wäre ein plumpes Täuschungsmanöver.
Die Zeugung eines Kindes durch den Heiligen Geist in einer unberührten Frau sprengt natürlich die Grenzen unserer Vorstellungskraft. Wenn wir noch bedenken, dass Matthäus, der ein
auf die Realität hin erzogener Jude war, ausgerechnet diesen Satz schreiben mußte oder durfte, dann wird deutlich, daß er ihn nur schreiben konnte, wenn er der Wahrheit entsprach.
Bevor wir zur eigentlichen Frage vorstoßen, noch einige notwendige Erläuterungen zum Wortlaut der Bibel: Matthäus nennt Maria "seine (= Jesu) Mutter", niemals aber Joseph "seinen
Vater". Dass die beiden noch nicht zusammengekommen, also noch nicht zusammengezogen waren, heißt nichts anderes, als dass Maria noch gar nicht im Hause des Joseph und die
Ehe noch nicht vollzogen war. So bestand für Joseph keinen Moment lang ein Zweifel darüber, daß er unmöglich der Vater des werdenden Kindes sein konnte.
Die Last der Gnade
In der Regel heirateten jüdische Mädchen mit 14 Jahren. Wir können also annehmen, Maria sei auch ungefähr so alt gewesen. Welcher Druck, welche Last lag auf der schwangeren Maria!
Vorehelicher Geschlechtsverkehr ist nach der Bibel "Hurerei" Nach 5. Mose 22,20ff musste ein Mädchen, das nicht mehr als Jungfrau in die Ehe ging, in Israel gesteinigt werden.
Da Elisabeth, die Frau des Priesters Zacharias, mit Maria verwandt war (Luk. 1,36), müssen wir ferner annehmen, dass Maria selbst aus dem priesterlichen Geschlecht der Leviten stammte.
So steht Maria - die Schwelle des Neuen Testaments ist noch nicht überschritten! - als Priestertochter da und ist vor Ehevollzug schwanger! Nach 3. Mose 21,9 drohte ihr als Priestertochter
eine noch viel härtere Strafe. Überdies schmerzte Maria aber ganz besonders der Verdacht ihres Bräutigams, den sie doch liebte. Vor Gott wußte sie sich unschuldig. Ihr Gewissen war
rein. Trotzdem hat sie sich nicht gerechtfertigt und das Geheimnis für sich behalten. Welch wunderbares Vorbild ist hier Maria! Und dann hat Gott selbst sie gerechtfertigt und ihre
Ehre wiederhergestellt.
Aber auch Joseph hat sich vorbildlich benommen. Er wollte Maria "der Schande nicht preisgeben" und sie deshalb "ohne Angabe von Gründen" entlassen. "Entlassen" ist
nach 5. Mose 24,1ff die Scheidung durch einen Scheidebrief. Joseph wollte also seine Maria, die er ganz bestimmt sehr lieb hatte, soweit es ihm möglich war, schützen. Das übrige stand
nicht mehr in seiner Macht und Möglichkeit. Damit wird die ganze Frage der Jungfrauengeburt in eine ungeheure Spannung gehüllt.
Die Notwendigkeit der Jungfrauengeburt
Mit dem Sündenfall Adams fiel die gesamte Menschheit unter den Fluch und Bann der Sünde. Alle Menschen sind davon betroffen.
Der Erlöser musse ganz Mensch sein, also Adams Fleisch haben, durfte aber nicht teilhaben an Adams Sünde. Er mußte Mensch sein und von einer menschlichen Mutter zur Welt gebracht werden.
Er musste aber gleichzeitig Gott, also durch den Heiligen Geist gezeugt sein. Er musste sündlos sein. Dies bedingte die Jungfrauengeburt.
Das Leben ist im Blut (1. Mose 2,7; 9,3+4+6; 3. Mose 7,26+27; 17,11+14). Durch die Sünde kam auf die ersten Menschen der physische und der geistliche Tod, d.h., ihr Blut und damit
ihr Leben kamen unter den Einfluß des Todes. Alle Nachkommen haben ihr Blut von Adam. Alle sterben. "Der Sünde Sold ist der Tod" (Römer 6,23).
Der Apostel Paulus spricht in seiner Rede auf dem Areopag eine ganz erstaunliche Tatsache aus: "Gott hat aus einem Blut jede Nation der Menschen gemacht, um auf dem Erdboden
zu wohnen" (Apg. 17,26). Das Blut eines Schweizers unterscheidet sich also nicht vom Blut eines Chinesen. Das Gerede vom arischen oder jüdischen Blut im Dritten Reich ist
barer Unsinn. Wird einem Schwarzen Blut eines Weißen übertragen, so wird der schwarze Empfänger dadurch nicht ein Halbweißer.
Jesus Christus ist wahrer Gott und als Mensch in diese Welt gekommen (Philipper 2). Er war ohne Sünde. Dies bedingte die Zeugung durch den Heiligen Geist.
Wer das Wunder der Jungfrauengeburt - also der Zeugung durch den Heiligen Geist - leugnet, muss die ganze Schöpfung leugnen.
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)