Antwort A
Las neulich, dass in einer „neuapostolischen Gemeinde” sich jemand hat für Bebel „versiegeln” lassen. Was für ein Unfug und gotteslästerlicher Brauch! Und nun denken einige Ausleger, dass in der ersten Christenheit sich Gläubige hätten für, d. h. zugunsten schon Verstorbener, taufen lassen. Ja, welchen Sinn soll denn das haben? Etwa, dass nun die schon Verstorbenen durch solche Taufe Wiedergeburt und ewiges Heil erlangen würden? Oder was? Hätte Paulus solchen Brauch als beweiskräftig für die Auferstehung hingestellt? Ich glaube, er hätte entschieden davor gewarnt.
Denke mir die Sache so: Es gab je und dann Menschenkinder, die sich, wie das auch heute noch vorkommt, auf dem Krankenbett bekehrten. Man sah, dass eine leibliche Gesundung nicht mehr zu erwarten war. Da ließen sie sich todkrank, wie sie waren, noch taufen - und bezeugten damit, dass sie zu Christo gehörten. Zwar nicht mehr für dieses Leben; denn sie hatten nur noch den Tod zu erwarten. So bezeugten sie damit, dass sie, da sie nicht mehr im Leben zu Ihm stehen konnten, im Tode zu Ihm stehen wollten. Also, sie wurden getauft nicht zum Leben, oder für die Lebendigen, sondern zum Tode, oder für die Toten. Im Hingehen zu den für diese Welt Toten bezeugten sie allen, die es glauben wollten: Wir leben dem HERRN!
K. E.
Antwort B
„Für die Toten getauft werden” ist das äußere Bekenntnis, dass man sich nicht mehr als lebendig achtet, sondern als tot, begraben; d. h. man wird, sozusagen, für die in einem Friedhofe schon begrabenen Toten gewonnen, ihnen beigezählt. Das können nur die tun, welche ihrer selbst überdrüssig sind, ein neues Leben beginnen wollen, ein Leben der Auferstehung, wofür das Sterbliche den Toten überlassen werden soll (Luk, 9,10). Derjenige, der sich taufen läßt, tut es mit der gewissen Hoffnung, an der leiblichen Auferstehung Teilhaber zu werden, von der Christus der Erstling ist; im Glauben kommt er der Zeit zuvor, da er dem Leibe nach sterben und auferstehen wird, um jetzt schon, in der Kraft der Auferstehung (Phil. 3,10), als ein neuer Mensch in Christo zu leben, denn „Christus ist die Auferstehung und das Leben.” Wenn man die Auferstehung leugnet, wird die Taufe ein Unsinn, vielmehr eine verdammliche Tat, denn sie würde die Darstellung nur eines eigenwilligen Todes, eines Selbstmordes sein. Derjenige, der, wie etliche Korinther, ein Stück der Wahrheit angreift, macht sein christliches Leben und Handeln zum Unsinn. Gott bewahre uns davor! Er sei gepriesen! denn Seine Wahrheit ist an sich selbst unantastbar (2. Kor. 13,8).
R. W. D.
Antwort C
Die Stelle lautet: „Was werden sonst die tun, die für die Toten getauft werden, wenn überhaupt nicht Tote auferweckt werden.” Nach einer anderen Lesart heißt es auch, „an Stelle der Toten getauft werden.” Dieser Vers lehnt sich eng an Vers 19 im gleichen Abschnitt an, wo Paulus sagt: „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christum Hoffnung haben, so sind wir elender als alle Menschen.” Er wollte damit ausdrücken: Wenn wir vorgeben, Christo anzugehören, und vielleicht sogar durch die Taufe bekannt haben, dass wir mit Christus begraben sind, dann müssen wir auch bereit sein, in die Fußstapfen der Zeugen einzutreten, welche ihr Zeugnis mit dem Tode besiegelt haben. So ist dieses Getauftwerden für die Toten, oder an Stelle der Toten, ein Eintreten in die Nachfolge Dessen, der Sein Leben für uns dahingab, und ein Willigwerden, auch mitgeopfert zu werden gleich denen, die um des Zeugnisses willen ihr Leben gelassen haben. Wenn wir das Leben des Paulus betrachten, wie es ein Leben voll Kampf und Leid war (vergl. 2. Kor. 4,10), so sehen wir, dass er fortwährend in Gefahr, aber auch allezeit willig war, das Zeugnis für Jesum mit seinem Tode zu besiegeln (vergl. 2 Kor. 1,8). Aber nicht nur Paulus, sondern jeder treue Bekenner des HERRN gibt durch sein Zeugnis und seinen Wandel einer gottfeindlichen Welt den überzeugenden Beweis von der Gewissheit der Auferstehung aus den Toten. Dieses Zeugnis war in den Tagen des Paulus mehr als heute mit dem Tode verknüpft, und ein Gläubiger musste allezeit bereit sein, das Leben für seinen HERRN oder um seines HERRN willen hinzugeben. Die Zeiten können wiederkehren, dann bedarf der einzelne Gnade vom HERRN, diese Taufe zu verwirklichen. Wenn wir das Ganze noch einmal kurz ausdrücken, so heißt „für die Toten getauft werden” oder „an Stelle der Toten getauft werden”: Ein Christ werden und dieses durch die Taufe bekennen vor der Welt, um dann auf den Platz der Zeugen zu treten, die ihr Zeugnis mit dem Tode besiegelt haben.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Wenn wir die vorliegenden Antworten lesen, so scheint es ein Leichtes zu sein, diese in der Schrift ja einzigartige Stelle richtig zu deuten. Und doch gibt es nach des gläubigen Schriftforschers J. A. Bengels Wort eine solche Menge von Erklärungen über diese Stelle, dass derjenige, der nur eine Aufzählung derselben anfertigen möchte, schon eine ganze Abhandlung schreiben müßte. Man vergl. hierüber die Mitteilungen auf Seite 16 des in mancher Hinsicht höchst beachtenswerten Buches von J. Warns über „Die Taufe”. Aber ob nun diese Stelle im Sinne obiger Antworten gedeutet werden muss oder ob andere Deutungen mehr Wert haben, ob das griechische Wort ύπέρ (hyper) mit „für” oder „über” oder „anstatt” oder „hinsichtlich” übersetzt wird, eins bleibt in jedem Fall sicher und kommt ja auch in obigen, uns ziemlich befriedigenden Antworten deutlich zum Ausdruck: der Apostel hat in der Heranziehung dieser als Beispiel den damaligen Lesern seines Briefes genugsam bekannten Handlungsweise einen geradezu unanfechtbaren Beweis dafür gefunden, dass Tote auferstehen. Das ist der bleibende Hauptwert dieser Stelle auch für die Leser derselben, denen der Sinn nicht mehr so leicht verständlich ist!