Führer der Gemeinde des Herrn

Was ist heute ein „Führer“ in der Gemeinde des HErrn? Wodurch weist er sich als solcher aus, oder wie wird er als solcher anerkannt? Was ist seine Aufgabe, Dienst, Autorität? (Hebr.13,17.)

Antwort A

Trotzdem es einfach erscheint, einen „Führer” der Gemeinde zu erkennen, so gehört doch geistliches Verständnis dazu, da es in den kirchenfreien Gemeinschaften, das heißt: welche auf rein biblischer Grundlage stehen wollen, keine angestellten Brüder, Vorsteher oder Führer gibt. Der Apostel Paulus schreibt an die Thessalonicher (1. Thess. 5,12): „Erkennet die, welche unter euch arbeiten und euch vorstehen im HERRN.” Sie müssen also erkannt werden. Woran? An dem Werk, welches sie in der Gemeinde tun. Sie führen der Gemeinde geistliche Nahrung zu durch Erweisung des Geistes und der Kraft (1. Kor. 2,4); sie müssen „lehrfähig” sein (1. Tim. 3,2b), das heißt: vertraut sein mit der „reinen, gesunden Lehre” (vgl. Titusbrief), sie müssen klaren Aufschluß geben können über das Wort usw. Es wäre verkehrt, zu schlußfolgern, dass die Führer nun eine besondere Gabe besitzen mußten, wie etwa manche gesegnete Brüder, welche der HERR bestimmt hat zur Verkündigung Seines Wortes in vielen Gemeinden. Die „Führer” müssen aber auch besorgt sein um das äußere Wohl der Gemeinde. Dass es auch da viel Arbeit gibt, sieht jeder aufmerksame Gläubige. Aber auch für das innere Wohl derselben tragen sie Sorge. Das ist schwerer zu erkennen. Man merkt das am besten in den Gebetsstunden, ob die Brüder, welche man als „Führer” ansieht, sich auch eins machen mit der Gemeinde. Auch mit deren Schwächen und Sünden, wie die Beispiele aus der Schrift uns zeigen. Z. B. Daniel betete: „Wir haben gesündigt” (Dan. 9,5). Er litt mit seinem Volke und machte sich eins mit dessen Sünden. So werden es auch unsere „Führer” tun. Der Herr Jesus sagt: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen” (Mt. 7,16). Also an den Früchten oder am Handel. „Den Ausgang ihres Handels anschauend, ahmet ihren Glauben nach” (Hebr. 13,7). Deshalb stellt auch das Wort Gottes die schweren Bedingungen an die Aufseher (Führer) (1. Tim. 3,2-7), weil sie vor allen Dingen Vorbilder der Herde sein sollen (1. Petr. 5,3). Obwohl die Bedingungen alle gleich wichtig sind, will ich nur auf einige eingehen. „Lehrfähig” habe ich schon erwähnt. Dann muss er auch seinem Hause vorstehen können, sowohl als sorgender Vater wie auch als Priester des Hauses. Auch das erkennt man. Weiter muss er auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind. Wohl können die „Führer” wie auch wir Gläubigen bespöttelt werden, aber etwas, was wirkliches Ärgernis erregt, sollte nicht vorkommen. Die „Führer”, wie auch wir Gläubigen sollten Persönlichkeiten sein, welche aufrecht durchs Leben gehen und der Welt etwas vorleben als solche, derer sich unser HERR vor der Welt nicht zu schämen braucht - wenn ich diesen Ausdruck gebrauchen darf. Das ist einiges, was man an den „Führern” sieht. Meine Ausführungen sollen nun nicht so wirken, dass man sich die Brüder vornimmt und nach Schwachheiten sucht, das wäre verkehrt, und das wolle der treue HERR verhindern, denn wir alle straucheln oft, in jeder Hinsicht (Jak. 3,2). Aber im großen ganzen werden diese Eigenschaften bei den „Führern” vorhanden sein. Weiter! Wie werden die „Führer” als solche anerkannt? Das Wort sagt: „Gib ihnen doppelte Ehre” (1. Tim. 5,17). Sie arbeiten ja für uns. Leider ist es manchmal nicht so. Man kritisiert den Bruder (Führer) viel zu viel, ohne zu bedenken, was für eine Last der Verantwortung auf ihm liegt (vgl. Jak. 3,1). O, wie schwer! Deshalb die Ermahnung in Hebr. 13,17: „Gehorchet euren ,Führern', denn sie müssen Rechenschaft geben und wachen über eure Seelen usw.” Noch eine Eigenschaft, welche unsere „Führer” wie auch wir alle besitzen sollten, die betrifft den Versammlungsbesuch. Ein Führer sollte stets anwesend sein, besondere schwere Umstände natürlich ausgenommen. Leichtes Unwohlsein, ungünstige Witterung oder wie mancher leicht sagt: „Ich hatte es so satt”, sollten bei ihm nicht als Grund fortzubleiben gefunden werden. Sie müssen sein und sind eben auch in dieser Beziehung „Vorbilder der Herde”.

Möge der treue HERR Gnade geben, dass meine lieben Geschwister im HERRN etwas Segen von diesen schwachen Ausführungen haben!
W. B.

Antwort B

Zur Beantwortung dieser Frage, zu welcher ich Jahrg. 1917 (Bd. V), Seite 145 zu vergleichen bitte, ist es nötig, voraussetzend festzustellen, dass der Gedanke der Schrift von der Gemeinde des HERRN im unversöhnlichen Gegensatz steht zu den Gedanken der Menschen, wie sie heute in der großen Zahl der sogenannten Kirchen und Parteiungen zum Ausdruck kommen. Lesen wir darüber nur beherzigend 1. Kor. 1,10-13, wie Paulus den dort gekennzeichneten Spaltungen entgegentritt.
Im Alten Testament gab es ein Volk Gottes, das Volk Israel, mit irdischem Charakter, dessen Höhepunkt seiner Geschichte im Tausendjährigen Reich zu finden ist. Die Schriften des Neuen Testaments beschäftigen sich im wesentlichen mit einem Volke Gottes, mit der Gemeinde des HERRN und ihrem himmlischen Charakter (Eph. 1,3).
Diese eine Gemeinde, die als solche mit keiner menschlichen Organisation etwas zu tun hat, steht unter ihrem Haupte, unter dem Herrn Jesus, als ihrem alleinigen Gebieter (Jud. 4).

Die Glieder dieser Gemeinde sollen nicht Unmündige bleiben, sollen nicht hin und her geworfen und umhergetrieben werden von jedem Winde der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen (durch die Personen, die nicht Führer sind), vergl. Eph. 4,14.15, weshalb Er, der HERR Seiner Gemeinde, das Haupt Seines Leibes, gegeben hat: „Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer”. Das ist also das erste: ein Führer in der Gemeinde des HERRN, ein Diener Gottes, kann nicht erlernt, von Menschen berufen oder angestellt werden; er ist gegeben, von seinem HERRN über Sein (des HERRN) Gesinde gesetzt (Mt. 24,45), oder von Ihm bestellt wie die „Siebenzig” in Lk. 10.

Solche von Ihm Gegebene, Gesetzte, Bestellte sind demgemäß von Ihm bestätigt und bevollmächtigt und werden dann auch mit Freuden zurückkehren können (Lk. 10,17), um Ihm Bericht zu erstatten, dass ihre Arbeit nicht vergeblich war.

Solche von Ihm Gegebene, Gesetzte, Bestellte weisen sich aber auch sehr leicht aus und werden leicht erkannt. Sie haben ein Gepräge, und zwar ein Gepräge auf der ganzen Linie, das Gepräge:
Es steht geschrieben”.

Für einen Führer in der Gemeinde, für einen Diener Gottes gibt es ein
Unantastbar”.

Dieses „Unantastbar” gilt dem „fleischgewordenen Worte”, dem Sohne Gottes, und dem „geschriebenen Worte”, der göttlichen Urkunde, gegenüber; da gibt es kein „wenn” und kein „aber”. - Dieses „Unantastbar” gilt dem ganzen Worte und dem ganzen Christus gegenüber. Persönlichkeiten mit diesem Gepräge dürften unschwer zu erkennen sein.

Jedenfalls ist es ein großer Unterschied, von Menschen gegeben, gesetzt und bestellt zu sein und dabei, vielleicht in der besten Absicht, irgend einer Organisation zu dienen, oder von dem HERRN gegeben, gesetzt und bestellt zu sein und Seiner Gemeinde zu dienen.

Die Aufgabe und der Dienst eines solchen Führers und Dieners Gottes ist in 2. Tim. 2,15 so schön zusammengefaßt, von ihm ist dort gesagt:
Der das Wort der Wahrheit recht teilt”.

Es ist selbstverständlich, dass er mit dem Wort der Wahrheit vertraut und mit den Gedanken Gottes bekannt sein muss und in Ehrerbietung dieser Wahrheit und diesen Gedanken gegenübersteht. Zwei Beispiele mögen diese Ehrerbietung und das keusche Verhalten dem Worte und damit dem HERRN gegenüber in den Personen des Paulus und Philippus uns noch kund tun:

1. Die Bitte des Kämmerers in Apg. 8,36, getauft zu werden, gibt uns Aufschluß, dass bei der Verkündigung des Evangeliums von Jesu durch den Philippus (V. 35) dieser auch die Taufe nicht vergessen hat.

2. In Apg. 10 geschehen in dem Hause des Kornelius Wunder der Gnade. Das verkündigte Wort wirkte mächtig (V. 44-46). Petrus bleibt besonnen und nüchtern, ehrerbielig und biblisch korrekt und befiehlt, dass die, die eben schon den Heiligen Geist empfangen haben, auch getauft werden (V. 48!).
Das war ein Stück Autorität in Anlehnung an das Wort.

Solche Führer und Diener Gottes werden geliebt und gehaßt, sie gehen durch Ehre und Unehre, durch böses und gutes Gerücht; 2. Kor. 6,4-10 ist auf sie anwendbar.
W. W.

Antwort C

In der angefragten Schriftstelle Hebr. 13 wird dreimal von Führern geredet. (Vers 7, 17 und 24.) In Vers 7 von solchen, die ihren Lauf schon vollendet hatten. Die Hebräer sollten den Ausgang ihres Wandels anschauen und ihren Glauben nachahmen. In Vers 17 dagegen wird zu ihnen geredet von Führern, die gegenwärtig in ihrer Mitte waren. Sie sollten diesen gehorchen und unterwürfig sein. Solche Führer gibt es heute noch in der Gemeinde des HERRN.

Führer sind Männer, die den Weg kennen und geistliches Verständnis besitzen, die auf dem Wege der Wahrheit vorangehen, über die Seelen wachen und sie in den Gehorsam des Wortes führen.

In Apg. 15,22 werden im Unterschied von den Aposteln und Ältesten zwei Brüder als „Führer” bezeichnet. Wir sehen daraus, dass der Heilige Geist Führerdienste und -aufgaben unterscheidet von den Diensten und Aufgaben der Apostel (Hirten und Lehrer) und auch von den Aufgaben der örtlichen Dienste der Ältesten und der Diener.
Es ist wichtig für uns, diese Unterscheidungen zu beachten. Der HERR hat Seiner Gemeinde „Gaben” gegeben: „Evangelisten, Hirten und Lehrer” (Eph. 4,11); und der Heilige Geist erweckt auch Männer, die den „Dienst” der „Ältesten” oder Aufseher (Apg. 20,28) und der Diener ausüben. Brüder, die eine „Gabe” empfangen haben, üben ihre Gabe an allen Orten aus, während Brüder, die den Dienst eines „Ältesten” oder eines Dieners ausüben, diesen nur an einem Platz ausüben, in der Gemeinde, welcher sie angehören. Z. B. ein Evangelist in der Schweiz ist auch ein Evangelist in Deutschland und in Amerika; ein Bruder dagegen, der in Bern den Dienst eines Ältesten ausübt, übt ihn nicht auch aus in Berlin oder in Neuyork, wenn er dorthin kommt. Dies zeigt uns den Unterschied zwischen den „Gaben” und den „örtlichen Diensten”.

Es ist leicht, die Aufgaben eines Führers von den Aufgaben eines Evangelisten und eines Lehrers zu unterscheiden, aber es ist schwerer, sie zu unterscheiden von denen eines Hirten und eines Ältesten. Wenn ich hierüber etwas sagen soll, so glaube ich, dass der Dienst eines Bruders, der die Gabe eines Hirten vom HERRN empfangen hat, sich besonders darin zeigt, dass er die Herde Gottes zur engeren Verbindung mit Christo führt, so dass das Innenleben der Seelen mit dem HERRN wächst und gestärkt wird. - Der rein örtliche Dienst eines Ältesten (oder Aufsehers) beschäftigt sich zwar auch (wie der der Hirten) mit der Herde Gottes, denn die Schrift sagt, dass sie auf die Herde acht haben und die Gemeinde Gottes hüten sollen (Apg. 20,28). Aber obgleich beide, die Hirten wie auch die Aufseher, ihre Aufgaben an der Herde Gottes haben, so besteht doch eine wesentliche Verschiedenheit in der Art ihrer Aufgaben. Während, wie wir bereis sahen, der Dienst eines Hirten die Seele in ihrer Verbindung mit Christo stärkt, steht der Dienst eines Ältesten (oder Aufsehers) mehr an den Seelen in Verbindung mit der Gemeinde. Er gibt acht, dass alles gottgemäß in der Gemeinde, dem Hause Gottes, zugeht. Er hütet die Gemeinde Gottes, damit die einzelnen Seelen in ihrem Wandel und Benehmen der Zucht und Ordnung des Hauses Gotten entsprechen und das Zeugnis der Gemeinde als des Pfeilers und der Grundfeste der Wahrheit nicht kompromittiert (gefährdet) wird.
Die Aufgaben eines Führers tragen wieder ganz andere Kennzeichen. Auch ihr Dienst ist ein Wachen über die Seelen, aber weniger wie der der Hirten, welcher sich mit dem inneren Leben der Seelen beschäftigt, und auch weniger wie der der Ältesten, der sich mit der verantwortlichen Stellung des einzelnen in seinem Verbundesein mit der Gemeinde befaßt, sondern ist vielmehr ein Wegweisen und ein Wachen über die Seelen in Verbindung mit dem Wege der Wahrheit und des Gehorsams.
Kurz, der Dienst des Evangelisten besteht in dem Evangelium,
der der Lehrer in der Lehre,
der der Hirten in dem Weiden, um das innere Leben mit Christo zu nähren,
der der Führer in dem Wachen über die Seelen, ihnen den Weg nach der Schrift zu weisen und vorzuwandeln,
der der Ältesten in dem Achthaben auf die Seelen in ihrer Verbindung mit der örtlichen Versammlung, der der Diener mit der äußeren Wohlfahrt der Gemeinde und den leiblichen Bedürfnissen der Gläubigen.

Die Schrift sagt nicht, dass die Führer im Besitz einer „Gabe” (sei es der eines Evangelisten, Hirten oder Lehrers) sein müssen, auch nicht den örtlichen Dienst eines Ältesten oder Aufsehers in der Gemeinde ausüben müssen, um Führer sein zu können, obwohl man annehmen darf, dass dieses oder jenes (oder beides) meistens der Fall ist. Sie dienen der Gesamtgemeinde.

Führer weisen sich nicht dadurch aus, dass sie von sich selbst sagen, sie seien Führer oder leitende Brüder, sondern die Gemeinde erkennt sie an ihrem geistlichen Verständnis und an ihrer auf das Wort Gottes gegründeten Erkenntnis des Weges und des Willens Gottes. Sie erweisen sich als solche, die im Glauben auf dem Wege vorangehen und auch über die Seelen wachen, damit sie nicht von dem Wege abgleiten. Ihre Autorität besteht nicht darin, dass sie sich einen Anstrich von Stand und Würde geben, sondern darin, dass sie Worte Gottes reden und in ihrem Wandel Vorbilder sind.

Die Ermahnung, den Führern zu gehorchen, sollte von uns nicht übersehen werden. Wenn aber z. B. ein katholischer Priester dieses Wort für seine menschlichen Vorschriften anwendet, so haben wir zu fragen: Wo ist die göttliche Grundlage dafür? Denn ein Folgen dem Führer muss auch zu gleicher Zeit ein Folgen dem Worte Gottes sein.
v. d. K.

Anmerkung des Schriftleiters von Teil I

Zu diesen reichen, ausführlichen Antworten möchte ich in der Hauptsache einige Auszüge aus einem Aufsatz eines von allen Seiten als treu und zuverlässig anerkannten, schon vor fünf Jahren entschlafenen Führers der Gemeinde des HERRN anführen, des teuren Generals v. Viebahn in seinem Bibellesezettel 1912, Januar (7 Tage hindurch): 2. Mose 3,1-12; 5. Mose 5,22-33; Jos. 1,1-9; Jes. 30,21; Jer. 42,1-22. Wenn man lernen will, was für Eigenschaften und Bewährungen ein Führer in der Gemeinde Jesu Christi aufweisen soll, so finden wir im A. T. die Vorbilder, vor allem in Moses und Josua ... Alle diese von Gott berufenen und bestätigten Führer lassen die Eigenschaft erkennen: sie waren an das Wort Gottes gebunden... ein gottgegebener Führer also ist mit seinem Gewissen, ja, mit seinem ganzen Leben gebunden an das Wort Gottes, er stellt es höher als alles, was Menschen sagen, wollen und urteilen, in völliger Abhängigkeit vom HERRN, in selbstloser Treue bis zum Ende bewährt. Hebr. 13,7.17.24; Apg. 6,5; 7,54-60; 20,17-30 usw. ... Selbst ein Paulus musste es erleben, dass er in der Versammlung der Gläubigen empörerischen Widerstand gegen seine apostolische Autorität erfuhr durch Menschen, welche Satan dazu angestiftet hatte (2. Tim. 4,14.15). Ja, alle die Gläubigen in Kleinasien wandten sich von diesem Führer ab, der ihnen den Weg zu Jesu und zum Frieden gewiesen hatte (2. Tim. 1,15). Man sieht, wie nötig die Ermahnung ist, den Führern unterwürfig zu sein, welche als treue Hirten wachen über die Seelen ... Der Geist der Auflehnung und der Unabhängigkeit, welcher in der Welt sich anmaßend breit macht, zeigt sich auch vielfach unter den Gläubigen, besonders unter den jüngeren ... (1. Petr. 5,5). Der Geist dieser Zeit, welcher sein Werk hat in den Söhnen des Ungehorsams (Eph. 2,2), wirkt auch in der Gemeinde Gottes. Es ist eine verantwortliche, ernste Sache, wenn solchen Führern, die Gott berief und bestätigte, in Anmaßung Widerstand geleistet wird oder wenn aufgeblähte Brüder oder Schwestern die Worte der Ermahnung und Belehrung abweisen, so dass die Führer nicht mehr auf ihre Herzen und Gewissen wirken können. Dieser Fall tritt bei denen ein, welche die Worte der Ermahnung im Hochmut hören, statt im Geiste der Beugung. 1. Tim. 2,7; Eph. 4,11-16. Demütige Kinder Gottes werden davor zurückscheuen, sich selbst für Führer in der Gemeinde zu erklären, - sie werden es dem HERRN überlassen, wie Er ihre geringen Dienste verwenden will und kann. Mt. 23,1-35; Röm. 2,17-24. Der HERR zeigt warnend in den Gestalten der Schriftgelehrten und Pharisäer, wie ein Führer nicht sein soll. Die Kennzeichen eines Führers und Lehrers, der nicht von Gott berufen ist, sind hier folgende: 1. seine Werke stimmen nicht mit seinen Worten (Vers 3); 2. sie binden denen, die ihnen folgen, schwere Lasten auf, aber sie machen sich selbst den Weg bequem (Vers 4); 3. sie wünschen von den Menschen geehrt zu werden, begehren einen vornehmen Platz, sowohl in der bürgerlichen Gesellschaft als da, wo man sich vor Gott versammelt (Vers 5-6); 4. statt den Menschen den rechten Weg zu Gott zu zeigen, hindern sie die Menschen an der Bekehrung (Vers 13-15); 5. sie machen menschliche Zusätze zum Wort Gottes (Vers 16-22); 6. sie führen die Gewissen irre, indem sie äußerliche Vorschriften und Zeremonien an die Stelle wahren Gottesdienstes setzen (Vers 23-26); 7. sie ehren die verstorbenen Gläubigen, welche treu auf des HERRN Seite standen, aber diejenigen Treuen, welche leben, bekämpfen sie (Vers 28-35). Solche Führer und Lehrer, welche die eigene Ehre suchen, verschulden es, dass die Welt ein Zerrbild vom wahren Christentum empfängt. Letzteres stellt das Wort Gottes in ganz besonderer Weise vor Augen in den drei Stellen: Röm. 5,1.2; Röm. 12,1.2; 1. Thess. 1,9.10. - Es ist überaus wichtig, alle Führer darauf anzuschauen, ob sie die eigene Ehre suchen oder die Ehre des HERRN (vergl. Joh. 7,18), und ob sie vor dem Meister in den Staub gebeugt sind, von welchem hier geschrieben steht: ‚Einer ist euer Meister, der Christus‘.
Soweit die Auszüge!

Lehren uns obige Antworten und diese Auszüge nicht mit überwältigender Klarheit, dass Gott Seiner Gemeinde Führer gab und gibt (Hebr. 13,7)? Warum soviel Widerstand gegen diese Tatsache? Warum soviel Neid und Mißgunst? Der Grund ist: der Feind ist da; er ist bemüht, das Wort zu untergraben. Gelingt ihm das, dann hat er gewonnenes Spiel, um Irrtum über Irrtum einzuführen und der Sünde in jeder Form Eingang zu verschaffen. O, wie sollten wir auf der Hut sein in dieser letzten, ernsten Zeit, auch diese Worte der Schrift von Führerschaft zu bewahren (Off. 3,8) und uns darunter zu beugen. Nie wird es unser Schade sein, wenn wir uns beugen unter das ganze Wort, und - der HERR wird verherrlicht!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 7 (1920)