Freuet euch, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind

Was meint der HERR in Luk. 10,20: „Freuet euch, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“? Meint er „in das Buch des Lebens“ (Offenb. 3,5), obwohl dort von „auslöschen“ geredet ist?

Antwort A

Jene Siebenzig waren erfreut zurückgekehrt von ihrer Sendung und hatten ihrem Meister von ihren Erfolgen berichtet. Sie waren in die Nachfolge Jesu getreten und ruhten somit in der Hand ihres Meisters und waren dadurch auch Gegenstände der Vaterliebe Gottes. „Ich und der Vater sind eins” sagt der Herr Jesus (Joh. 10,30), und was Ihm von Seinem Vater gegeben war, gehörte auch mit zu dem Besitzstand des Himmels und war somit dort angeschrieben. Dass dieses Angeschriebenwerden nur in Büchern geschah, geht aus verschiedenen Schriftstellen hervor. Schon 2. Mose 32,32 redet Mose von einem Buch; er sagt dort: „Lösche mich doch aus Deinem Buche, das Du geschrieben hast.” Auch der Apostel Paulus gebraucht eine ähnliche Redewendung im Blick auf seine Mitarbeiter, er sagt Phil. 4,3: „Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, stehe ihnen bei, ... deren Namen im Buche des Lebens sind.” Wenn nun in Off. 3,5 dem Überwinder die Zusage gegeben wird, dass sein Name nicht ausgelöscht werden soll aus dem Buche des Lebens und dass sein Name bekannt werden soll, so liegt dieses Bekennen auf der gleichen Linie mit der Verheißung, welche der Herr Jesus Mt. 10,32 gibt: „Ein jeder nun, der Mich vor den Menschen bekennen wird, den werde Ich bekennen vor Meinem Vater, der in den Himmeln ist.” Sicher liegt dem Herrn Jesus daran, dass die Seinen an solchen Zusagen festhalten. Bei den Siebenzig soll es die Freude darüber sein, dass sie ihren Platz erkennen und den Geber über die Gaben stellen, und dass sie sich bewußt werden, dass all ihr Wirken hienieden nur ein vorübergehendes, zeitliches ist, aber dass dies Angeschriebensein ihrer Namen in den Himmeln etwas Unauslöschliches sei. Wenn wir nun noch einen Blick auf das Wort des HERRN Mt. 24,35 werfen, so ergibt sich hieraus, dass dieses Angeschriebensein doch so sein muß, dass es unvergänglich ist, also irgendwie urkundlich festgelegt ist.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch auf die Stellen Off. 13,8; 17,8; 20,12 usw. verweisen. Alle diese und andere Stellen bezeugen uns, dass im Himmel Bücher geführt werden, welche die Namen der einzelnen festhalten; somit dürfen wir annehmen, dass das Wort Jesu in Lk. 10,20 auch darauf hinweist.
Ph. W.

Antwort B

Wir können auf Grund der Schrift wohl annehmen, dass ein Unterschied besteht zwischen „Namen in dem Himmel angeschrieben” und dem „Buch des Lebens”.
Beim ersteren scheint es sich um die himmlische Bestimmung, die damit verbundene Stellung mit ihren Segnungen und ihrer Herrlichkeit, zu handeln, im Gegensatz zur irdischen Berufung, Hoffnung und Segnung, z. B. wie bei Israel. Dies ist auch ersichtlich aus Hebr. 12,23, wo von „der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind”, gesprochen wird. Sie unterscheiden sich von den alttestamentlichen Heiligen, von denen als „Geistern der vollendeten Gerechten” Erwähnung getan wird. Wenn wir Lk. 10 sowohl wie Hebr. 12 betrachten, so finden wir, dass deren Namen „in den Himmeln angeschrieben” sind, die an den HERRN glauben, obwohl die Welt und das Volk Israel Ihn verwarf. Sie haben durch ihren Glauben an den Herrn Jesum die Welt überwunden und tragen Seine Schmach, indem sie wissen, dass ihre Namen dort angeschrieben sind, wo Christus, ihr HERR, ist. Ihr Teil, ihre Hoffnung ist himmlisch (vergl. 1. Joh. 5,4.5; Hebr. 13,13.14;. Röm. 8,17; Ev. Joh. 17,24 usw.). Andere verhält sich's mit „dem Buch des Lebens”. Nicht alle Heiligen können in den Himmeln angeschrieben sein, da nicht alle zur himmlischen Familie gehören. Von allen Gläubigen dieses Zeitalters kann gesagt werden, dass ihre Namen in den Himmeln angeschrieben sind. Aber alle Gläubigen zu allen Zeiten werden im Buche des Lebens gefunden werden, da mit diesem „Leben aus Gott” verbunden ist, etwas was wir alle gemein haben mit allen Heiligen, ohne Unterschied von Zeitaltern oder Segenskreisen.

Weil man mit Recht aus den Worten des HERRN in Off. 3,5 entnehmen kann, dass ein Auslöschen aus dem Buche des Lebens möglich ist, möchte ich mir erlauben, den lieben Lesern einige Punkte zur gefälligen Prüfung an der Hand des Wortes Gottes vorzulegen.

Wie jeder achtsame Leser der Schrift sehen kann, begegnet der HERR der Gemeinde in Sardes auf dem Boden ihres Bekenntnisses und der damit verbundenen Verantwortlichkeit. Sie hatte den Namen, dass sie lebe, der HERR aber sagt ihr, dass sie tot sei. Ein Bekenntnis der Welt gegenüber ohne Wirklichkeit vor Gott! In V. 4 sagt ihr der HERR: „Aber du hast einige wenige Namen, die ihre Kleider nicht besudelt haben.” Wir finden hier einen Überrest von Getreuen. Dann die Ermahnung in V. 5 zum Überwinden und, dass der Name des Überwinders nicht ausgelöscht werde aus dem Buche des Lebens. Letzteres hat zu tun mit dem Bekenntnis der Gemeinde, da sie sagt, sie lebe. Es ist das Buch des Bekenntnisses in der Hand der Menschen. Vergleicht man V. 1b mit dieser Stelle, so deckt sich dies, und die Schwierigkeiten werden beseitigt. Niemand wird behaupten, dass alle, die da vorgeben, Leben zu haben, solches wirklich besitzen (vergl. Mt. 25,1-13). Spricht aber die Schrift vom Buche des Lebens, welches Gott hat, dann hören wir nie etwas vom Auslöschen, sondern das Gegenteil: es ist die Ursache ihrer Bewahrung und Vorrechte. Siehe sorgfältig Phil. 4,3; Off. 13,8; 17,8 mit dem bemerkenswerten Zusatz: „von Grundlegung der Welt an” (was wir natürlich in Off. 3,5 nicht finden) - Gott kennt das Ende von Anfang - ferner Off. 20,12.15; 21,27. Leben aus Gott kann nie genommen werden, jeder aber sehe zu, dass er es wirklich in Christo habe!
K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben diesen letzteren ernsten Worten nur noch die Frage an die teuren Leser hinzuzufügen, ob ihr Name unauslöschlich im Buche des Lebens ist; d. h. wenn wir im Rahmen des Sendschreibens an Sardes bleiben - worunter manche treue Schriftforscher, wie wir glauben mit vielem Recht, den Protestantismus verstehen -, ist der Leser dieser Worte nur ein äußerer Bekenner des Lebens oder ein Besitzer des Lebens? Man kann in Namensverzeichnissen als bekennender Christ aufgeführt sein und von vielen Menschen anerkannt sein und ist in Gottes Augen weiter nichts als ein toter Namenchrist. - Es ist leicht zu verstehen, dass nur deren Namen nicht ausgelöscht werden aus dem Buche des Lebens, deren Inhaber dann, wenn Gott richtet, nicht allein bekennen, das Leben zu haben, sondern wirklich das Leben haben!„Und dieses Leben ist in Seinem Sohne”; darum, „wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht” (1. Joh. 5,11-12; vergl. Joh. 3,36). Möge jeder Leser in Wahrheit sagen können: „das Leben ist für mich Christus! (Phil. 1,21.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 2 (1914)