Fegefeuer, Totenreich und Hölle

Ich lebe in einer katholisch orientierten Umgebung. Des Öfteren kommt das Gespräch auf das Fegefeuer, doch diesen Begriff finde ich nirgends in der Heiligen Schrift. Dann gibt es die Begriffe Hades, Scheol und feurige Gehenna, die man auseinander halten sollte. Letzteres ist nach meinem Verständnis eine absolute Vernichtung zur Asche, nicht aber die ewige Qual derjenigen, die Christus abgelehnt haben.

Sie haben Recht: Die Bibel spricht an keiner einzigen Stelle vom Fegefeuer, sondern lediglich das Apokryphen-Buch Makkabäer. Die römisch-katholische Kirche führte im Jahr 998 den Feiertag «Allerseelen» ein, um der Verstorbenen – insbesondere der armen Seelen im Fegefeuer – zu gedenken, die dort nach katholischem Verständnis geläutert und für den Himmel zubereitet werden. Ein Irrtum bleibt selten allein. Es folgte die Lehre, dass es möglich sei, durch den Kauf von Ablassbriefen Angehörige aus dem Fegefeuer zu retten bzw. ihren Aufenthalt im Fegefeuer zu verkürzen. Diese widerbiblische Praxis war mit ein Auslöser der Reformation durch Martin Luther. Nicht nur fehlende Bibelstellen sprechen gegen diese Fegefeuer-Lehre, sondern die Gesamtlehre der Heiligen Schrift.

Es ist auch wichtig, die verschiedenen Begriffe (Hades, Scheol und Gehenna) auseinander zu halten. Das wurde leider in der Lutherübersetzung zu wenig beachtet. Dort heißt es zum Beispiel in Lukas 16,23, der Reiche sei zur «Hölle» gefahren, wogegen praktisch alle anderen verlässlichen Übersetzungen von «Hades» oder «Totenreich» sprechen. Im Neuen Testament ist «Hades» das griechische Wort für «Totenreich», im Alten Testament heißt es «Scheol». Das Totenreich ist der Ort, wo die unselig Verstorbenen bis zum Gericht vor dem großen weißen Thron warten müssen. Das Gerichtsurteil finden wir in Offenbarung 20,14: «Der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod.»

Das Wort «Gehenna» wird in Deutsch mit «Hölle» wiedergegeben. Diese wird auch der «feurige Pfuhl», «äußerste Finsternis» und «Ort des Verderbens» oder «Feuersee » genannt. Diese Bezeichnungen zusammenfassend, hat einmal jemand gesagt: «Die Hölle ist der Ort, wo Gott nicht mehr hinschaut.» Etwas Schlimmeres kann es nicht geben!

Der Meinung, dass die Existenz der Verlorenen in der Hölle vergeht und zu Asche wird, vermögen wir uns nicht anzuschließen. Sie steht im Widerspruch zu Markus 9,47-48: «… Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes gehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht.» Offenbarung 20,10 sagt es noch deutlicher: «Der Teufel, der sie verführte, wurde geworfen in den Pfuhl von Feuer und Schwefel, wo auch das Tier und der falsche Prophet waren; und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.» Dass sich die Unerlösten zu jenem Zeitpunkt bereits dort befinden, besagt Offenbarung 20,15. Und der Herr Jesus selbst spricht: «Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben» (Mt 25,41.46). Lesen Sie bitte auch 2. Thessalonicher 1,7-9.

Man kann somit unmöglich sagen, ewiges Leben bedeute einerseits ewige selige Existenz, und andererseits bedeute ewige Verdammnis keine ewige qualvolle Existenz! Der Ausdruck «von Ewigkeit zu Ewigkeit» wird unter anderem in Offenbarung 1,18 für den Herrn selbst verwendet. Man darf ihn daher nicht relativieren oder das eine Mal für «zeitlich bedingt» und das andere Mal für «immerwährend» verwenden.


Beantwortet von: Elsbeth Vetsch
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, Oktober 2006, Seite 18