I. Methodistische Kirchen
Die evangelischen Methodisten sind im engen Sinn Angehörige der Evangelisch-methodistischen Kirche (abgekürzt EmK), bzw. international gesehen der United Methodist Church.Diese Evangelisch-methodistische Kirche ist eine von über 70 Mitgliedern im sog. Weltrat methodistischer Kirchen (World Methodist Council). D.h. es gibt heutzutage weltweit viele verschiedene methodistisch geprägte kirchliche Organisationen und Gemeinden, die aber durch eine Dachorganisation (eben dem Weltrat methodistischer Kirchen) miteinander verbunden sind.
All diese methodistisch geprägten kirchlichen Organisationen und so auch die evangelisch-methodistische Kirche, stehen in der Tradition der Theologie und Kirchenverfassung John Wesleys (1703-1791), der wiederum auf dem Boden der Reformation steht. Man kann allgemein von den methodistischen und wesleyanischen Kirchen sprechen.
Generell grenzen sich die methodistischen Kirchen und Gemeinden durch ihre Theologie nicht von anderen Kirchen ab, im Gegenteil, ihre theologische Ausrichtung ist ökumenisch. Sie sind sowohl um die Ökumene aller Kirchen als auch um die Ökumene der evangelischen Freikirchen bemüht. Nicht umsonst ist die Evangelisch-methodistische Kirche auch Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. (Mitglieder dieses Ökumenischen Rates sind die meisten Kirchen der evangelischen Traditionen, die anglikanischen, die altkatholischen und die meisten orthodoxen Kirchen, nicht aber die Römisch-Katholische Kirche.)
Die methodistischen Kirchen sehen sich traditionell der diakonischen und sozialen Ausrichtung verpflichtet. Die Evangelisch-methodistische Kirche formuliert sogar ihr eigenes soziales Glaubensbekenntnis. Zu ihren Diakoniewerken zählen Krankenhäuser, Altenwohnungen, Seniorenzentren mit Pflegeheimen, Krankenpflegeschulen, usw.
II. John Wesley und der Methodismus
Wie John Wesley in seinem Tagebuch selbst bezeugt, erlangt er die Gewissheit des Heils erst, als er eines Abends (Wesley gibt in seinem Tagebuch das genaue Datum an: am 24.05.1738) in einer Versammlung (einer kleinen Londoner Brüdergemeine) einen Prediger die Vorrede Luthers zum Römerbrief vortragen hört. Erst jetzt erfasst er für sich persönlich, dass er allein durch den Glauben Jesu Christi gerechtfertigt und gerettet ist.
Bemerkenswert ist dabei, dass Wesley bereits lange vor diesem einschneidenden Bekehrungserlebnis versucht hat, ein geistliches Leben zu führen. So leitet er als Student eine von seinem Bruder Charles gegründete Gruppe, in der die Bibel studiert, gebetet, gefastet, das Abendmahl eingenommen wird und Dienste für Arme, Kranke und Gefangene getan werden. Bald fällt dieser Studentenkreis durch seine strenge Ordnung auf, sodass ihn kritische Mitstudenten etwas abfällig als „heiligen Club“ und zudem Wesley und seine Freunde als Methodisten (d.h. als solche, die ihr gemeinsames Leben streng methodisch ordnen) bezeichnen.Da sie sich des Namens nicht mehr erwehren können, nehmen sie ihn schließlich selbst als ihr Markenzeichen an.
1735, also immer noch über zwei Jahre vor seinem Bekehrungserlebnis, folgt Wesley sogar einem Ruf als Pfarrer und Missionar nach Georgia, von wo er im Januar 1738 wieder nach London zurückkehrt.
Angeregt durch seinen Freund George Whitefield beginnt John Wesley bald nach seiner Bekehrung zusammen mit seinem Bruder Charles als Reiseprediger zu Pferd in ganz England und auch in Wales, Schottland und Irland das Evangelium zu verkündigen, wodurch es im englischsprachigen Raum zu einer großen geistlichen Erweckung kommt. Wesley hält auf diesem weiten Marsch rund 40.000 Predigten. Sein Motto lautet: „Die Welt ist meine Gemeinde.“ Bald folgen zahlreiche weitere Reiseprediger – alle unter Wesleys streng organisierender Obhut. Selbst nach Amerika sendet er Reiseprediger. Um kurz zu illustrieren, was diese Reiseprediger geleistet haben, sei ein Beispiel hervorgehoben: 1771 sendet Wesley einen für den Herrn brennenden Reiseprediger namens Asbary nach Amerika. Dort reist dieser meist zu Pferde durch alle 13 Kolonien der ursprünglichen Vereinigten Staaten und legt dabei eine Strecke von beinah 483.000 km zurück.
So wird die gesamte englischsprachige Welt während und nach Wesleys Wirken auf „methodistische Weise“ mit dem Evangelium erreicht. Darum kann Wesley als der „Apostel der englischsprachigen Welt“ bezeichnet werden.
III. Die Theologie Wesleys
1. Wesleys Theologie hat ihre Grundlage in Luthers sola fide (durch Glauben allein).
2. Er vertritt im Gegensatz zur Prädestinationslehre Calvins die Lehre der vorauseilenden Gnade. Diese besagt, dass Gott in seiner Gnade alle Menschen sucht und erretten will, der Mensch sich aber freiwillig für oder gegen Gottes Retterliebe entscheiden kann.
3. Die Wichtigkeit der Heiligung: Wesley betont die Notwendigkeit der Heiligung im persönlichen Glaubensleben. Der Christ nimmt bereits auf Erden vor Gott die Stellung der Vollkommenheit ein. Dies muss sich durch ein entsprechendes Heiligungs- und praktisches Leben im Glauben ausdrücken.
4. Für Wesley zählt nicht so sehr das Formulieren einer theoretisch systematischen Theologie sondern ihre ganz praktische Ausrichtung. Seiner Lehre gemäß predigt er nicht nur, sondern gibt auch praktische Hilfestellungen. Er gründet Armenapotheken und Darlehenskassen, verfasst volksmedizinische Schriften, setzt sich für eine Gefängnisreform ein und tritt gegen die Sklaverei auf.
Allerdings wird Wesleys Heiligungslehre später von Charles Finney und anderen aufgegriffen und durch Begriffe wie Zweiter Segen, Geistestaufe, usw. gesteigert, was schließlich in die aufkommende Pfingstbewegung um die Wende zum 20. Jahrhundert mündet. Daraus folgt aber nicht, dass die methodistischen Kirchen und Gemeinden in Richtung der Pfingstbewegung tendieren.
IV. Bekannte Methodisten
Hier seien ausgewählte Persönlichkeiten genannt:
William Booth (Begründer der Heilsarmee)
Hudson Taylor (Begründer der China-Inland-Mission)
Thomas Ball Barratt (eine führende Gestalt in der norwegischen Pfingstbewegung)
Anna Jarvis (Begründerin des Muttertags)
Boris Trajkovski (ehemaliger Präsident von Makedonien).
Nelson Mandela, George W. Bush, Hillary Clinton uvm.
V. Literatur (Auswahl)
Hiermit kannst du dich je nach Interesse noch genauer informieren:
1. Wikipedia – Stichwörter: Evangelisch-methodistische Kirche, Methodistische und Wesleyanische Kirchen
http://de.wikipedia.org/wiki/Evangelisch-methodistische_Kirche
http://de.wikipedia.org/wiki/Methodistische_und_Wesleyanische_Kirchen#Geschichte
2. Sierszyn, Armin: 2000 Jahre Kirchengeschichte. Band 4. Die Neuzeit. – Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 2000. Z.B. S. 156ff
3. Hägglund, Bengt: Geschichte der Theologie Ein Abriss. – Gütersloh: Kaiser, 1997 (Kaiser-Taschenbücher; 79). 3. Aufl. der Taschenbuchausg. Z.B. S. 267f
4. Burkhardt, Helmut; Swarat, Uwe (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. 3 Bände. – Wuppertal: Brockhaus, 1998. Stichwörter: Methodisten/Methodismus; Wesley, John; usw.
5. Je nach Zugänglichkeit empfiehlt es sich, das Tagebuch Wesleys zu lesen.
Fachliteratur
6. Noll, Mark A.: Das Christentum in Nordamerika. – Leipzig: Evang. Verl.-Anst., 2000. (Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen [KGE], Band IV/5)
7. Ward, William Reginald: Kirchengeschichte Großbritanniens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. – Leipzig: Evang. Verl.-Anst., 2000. (Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen [KGE], Band III/7)
8. Schicketanz, Peter: Der Pietismus von 1675 bis 1800. – (Leipzig: Evang. Verl.-Anst., 2001. (Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen [KGE], Band III/1)