Erscheinen des „Sohnes des Menschen“

Ist das Erscheinen des „Sohnes des Menschen“ nach der Drangsal nach Matth. 24,30 für die Gläubigen oder für das Volk der Juden zu denken?

Antwort

Wir nehmen an, dass der Fragesteller mit „Gläubigen” diejenigen meint, welche die Versammlung (Gemeinde) - den „Leib”, die „Braut” - Christi bilden, und dass in obiger Frage unausgesprochen die weitere Frage eingeschlossen ist, ob die Entrückung dieser Gläubigen - und die ihr vorangehende Auferstehung der Entschlafenen und Verwandlung der in jenem Augenblick auf der Erde noch lebenden Gläubigen (1. Kor. 15,51.52; 1. Thess. 4,13-17) - vor der großen Drangsal oder nach derselben stattfindet. Denn das Erscheinen des „Sohnes des Menschen” nach der großen Drangsal kann ja nur für Menschen sein, die dann auf der Erde sind, und wenn es für die eben bezeichneten Gläubigen wäre, müßten sie, soweit sie nicht entschlafen sind, nach der großen Drangsal noch auf der Erde sein, und es würde demnach die Entrückung erst nach der großen Drangsal sein. Wenn dieses nicht der Gedanke des Fragestellers wäre, wäre nicht zu verstehen, was er bei der Gegenüberstellung von „Gläubigen” und „Volk der Juden” im Auge hat. Dann würde in der Frage das „Volk der Juden” in Gegensatz gestellt sein zu den dann auf der Erde lebenden „Gläubigen” - und es werden Gläubige da sein, wie wir weiter unten noch sehen werden - und es müßte dann unter dem „Volk der Juden” der ungläubige Teil des Volkes der Juden verstanden werden. Es wäre dann aber nicht zu verstehen, wieso der „Sohn des Menschen” entweder für die dann auf der Erde lebenden Gläubigen oder nicht für diese, sondern für die ungläubigen Juden kommen sollte. Aber offenbar ist letzteres nicht der Sinn der Frage, sondern es sind mit „Gläubigen” die zur Versammlung gehörenden Gläubigen und mit „Volk der Juden” das irdische Volk Gottes gemeint.

Zur Klärung der Frage wird es am nützlichsten sein, gleich erst festzustellen, ob die die Versammlung auf der Erde bildenden Gläubigen noch auf der Erde sein werden, wenn das in Mt.24,30 angekündigte Erscheinen des „Sohnes des Menschen” geschieht, oder nicht - also, ob die „Entrückung” vor der großen Drangsal stattfindet oder nach derselben.

Wir wissen, dass das Wort Gottes einen Unterschied macht zwischen den Erlösten, die für die himmlische Herrlichkeit berufen sind, und den Erlösten, die für das messianische Segensreich auf der Erde berufen sind, also zwischen Erlösten himmlischer Berufung und Erlösten irdischer Berufung. Für die einen sowohl wie für die anderen stellt das Wort Gottes das Wiederkommen des HERRN als ermunternde Hoffnung vor die Augen, aber in so verschiedener Weise, dass man deutlich zwei verschiedene Kommen des HERRN unterscheiden kann:

Den Erlösten himmlischer Berufung sagte der HERR vor Seinem Weggang, dass in dem Hause Seines Vaters viele Wohnungen seien und dass Er hingehe - zum Vater -, ihnen eine Stätte zu bereiten, und dass Er wiederkommen und sie zu Sich nehmen werde, auf daß, wo Er sei, auch sie seien. (Joh. 14,2.3) Er sagt also, dass Er sie in den Himmel holen werde. Da spricht Er von keiner Zeit und keinen vorhergehenden Ereignissen; sie sollten ständig auf Ihn warten!

Den Erlösten irdischer Berufung, wie wir sie in Mt. 24,15-31 und 25,34-40 vor uns sehen, aber sagte Er nicht, dass Er kommen und sie zu Sich nehmen werde, sondern dass Er zu ihnen kommen werde, dahin, wo sie sind, auf die Erde (Mt. 24,30.31), zu ihrer „Erlösung” (Lk. 21,28), also zu ihrer Errettung und Befreiung aus ihren Drangsalen und Nöten und zu ihrer Einführung in das Reich, dessen König Er ist. (Mt. 25,34-40) In Verbindung mit diesem Kommen spricht der HERR von ganz bestimmten Ereignissen, die diesem Kommen vorangehen und an denen die Seinen erkennen sollen, dass Sein Kommen nahe ist. (Mt. 24,29.32.33) Auch uns gibt das Wort Gottes ein klares Bild in bezug auf dieses Kommen: Demselben geht die große Drangsal voraus; und diese wiederum kann erst kommen, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind: Israel muss wieder in seinem Lande - Palästina - sein als ein politisch anerkanntes Volk und muss einen König haben und einen Tempel mit einem nach dem Gesetz Moses eingerichteten Opferdienst usw.; das römische Reich muss vorhanden sein, und der Bund mit diesem nach Dan. 9,27 muss geschlossen sein. -

Wenn Er Sein Wort einlöst, das Er Seinen Erlösten himmlischer Berufung gegeben hat, wird Er „herniederkommen vom Himmel”, aber nicht auf die Erde, sondern nur bis „in die Luft”, wohin die Seinen werden „entrückt werden in Wolken”, Ihm entgegen, um so „allezeit bei Ihm zu sein” (1. Thess. 4,16.17), und im Blick auf dieses Kommen sagt das Wort nicht, dass die anderen Menschen Ihn sehen werden - und sie werden Ihn nicht sehen! -; wenn Er aber für die Erlösten irdischer Berufung kommt, dann wird Er auf die Erde herabkommen, wie schon oben gezeigt worden ist, und „Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen” (Sach. 14,4), und „sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen” (Mt. 24,30), und „jedes Auge wird ihn sehen, auch die ihn durchstochen haben” (Off. 1,7); und weil Er zu den Seinen auf die Erde herabkommt, werden sie nicht Ihm entgegen entrückt, sondern zu Ihm „versammelt”. (Mt. 24,31)

Wann geschieht nun das Kommen des HERRN zur „Entrückung” bzw. die „Entrückung” selbst, wenn dieses Ereignis von dem des Kommens des „Sohnes des Menschen” nach Mt. 24,30, welches nach der großen Drangsal stattfindet, zu unterscheiden ist, wie wir oben gesehen haben? Auch dieses ergibt sich deutlich aus dem Worte.
In dem Gleichnis der „zehn Jungfrauen” (Mt. 25,1-13) gingen die fünf klugen Jungfrauen zur Hochzeit ein, als der Bräutigam kam, und die Tür ward verschlossen, und die törichten Jungfrauen blieben draußen, worin wir ein Bild davon haben, dass die die Versammlung (Gemeinde) bildenden Erlösten in die Herrlichkeit eingehen, wenn der HERR kommt, während die nicht dazugehörenden Namenchristen zurückbleiben. Dies zeigt deutlich, dass auf die Entrückung der himmlischen Heiligen erst noch die Zeit folgt, in der Gott mit den nicht zur Versammlung gehörenden Menschen Seine Wege geht, die in der großen Drangsal gipfeln, die Entrückung also vor der großen Drangsal sein wird.

In 2. Thess. 2 ist von dem Geoffenbartwerden des „Menschen der Sünde”, des „Sohnes des Verderbens”, die Rede (V. 3 und 4), und es heißt dann: „Und jetzt wisset ihr, was zurück hält, dass er zu seiner Zeit geoffenbart werde. Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist, und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden ...” (V. 6-8). Wir wissen, dass hier von dem Antichristen und der Zeit die Rede ist, die mit dessen Geoffenbartwerden beginnt und „die große Drangsal” genannt wird, und wir sehen, dass der Eintritt dieser schrecklichen Zeit durch das Vorhandensein dieses „was” und dieses „der, welcher” aufgehalten wird und erst dann geschehen kann, wenn beides aus dem Wege sein wird. Was und wer kann dies sein? Irgendeine menschliche Sache oder Einrichtung und irgendeine menschliche Person? Nein, niemals! Wie könnte irgendwelche menschliche Macht jener satanischen, alle unsere Vorstellungen übersteigenden Macht, die in dem Antichristen verkörpert und in der großen Drangsal tätig seni wird, widerstehen und sie zurückhalten? Wer solches denkt, vergißt, dass es sich um die Macht Satans handelt, oder er unterschätzt diese in ganz unbegreiflicher Weise! Nein - keine menschliche Macht, sondern nur Gottes Macht vermag dieses „Zurückhalten” zu bewirken, und diese ist gegenwärtig in der Person des Heiligen Geistes, der in den Gläubigen wohnt. So ist kein anderer als der Heilige Geist „der, welcher zurückhält”, und die Versammlung (Gemeinde) das, „was zurückhält”, weil sie das Gefäß des Heiligen Geistes ist! So ist die Versammlung durch den in ihr wohnenden Heiligen Geist der Damm, der das Verderben aufhält, „bis er aus dein Wege ist”, und deshalb ist der Weg für das Verderben erst dann frei, wenn die Versammlung weggenommen - also entrückt - ist, weil dann der Heilige Geist nicht mehr auf der Erde ist. (Der Heilige Geist ist immer da, aber nicht in dem Sinne wie in der Zeit von Seinem Herabkommen an jenem Pfingsttage bis zur Entrückung der Versammlung, die Seine Wohnung auf der Erde ist.) Also erst dann, wenn die Versammlung nicht mehr auf der Erde ist, kann die große Drangsal beginnen. Daraus ergibt sich klar und zwingend, dass die Entrückung der Versammlung vor der großen Drangsal stattfinden muß!

Als drittes Bild wollen wir noch die „vierundzwanzig Ältesten”, die wir in der Offenbarung von Kapitel 4 an finden, kurz betrachten. Diese können ihrer Beschreibung und Erscheinung nach - priesterliches und königliches Wesen, ihr Platz, ihr Verhalten und Tun! - nicht Engelwesen, wie manche Schriftausleger meinen, sondern offenbar nichts anderes als ein Bild der entrückten, verherrlichten himmlischen Heiligen, also in erster Linie - wenn nicht ausschließlich - der entrückten Versammlung in der Herrlichkeit, sein. Und diese „vierundzwanzig Ältesten” sehen wir, nachdem in Kap. 2 und 3 die Geschichte der Versammlung auf der Erde im Blick auf ihre verantwortliche Seite prophetisch gezeigt worden ist, von Kap. 4 an in dem Himmel, ehe „das Lamm” die „Siegel” bricht und die von Kap. 6 an geschilderten Gerichte - und schließlich die große Drangsal - über diese Erde kommen. Die „Entrückung” der Versammlung ist in diesem Buche nicht erwähnt, weil nicht zu dem Gegenstand und in den Rahmen desselben gehörend, aber der durch die Entrückung der Heiligen stattfindende Wechsel des Ortes wird uns in den „vierundzwanzig Ältesten” klar vor Augen gestellt und zeigt uns so deutlich, wie es überhaupt nur gezeigt werden kann, dass die „Entrückung” vor der großen Drangsal sein wird! -
Zum Schluß sei noch auf das bekannte wunderbar treffende alttestamentliche Bild von der „Entrückung” der Versammlung hingewiesen, welches wir in der Entrückung Henochs haben, von der wir in 1. Mose 5,24 und Hebr. 11,5 lesen. Henoch wurde entrückt, ehe die Flut - ein Bild der großen Drangsal - kam, durch welche Noah mit den Seinen - ein Bild von dem gläubigen Israel - in der Arche hindurchgerettet wurde, um dann auf der gereinigten und erneuerten Erde deren Segnungen zu genießen - ein Bild vom Tausendjährigen Reiche. Dieses Bild (Henoch - Noah) ist sehr klar und zeigt so deutlich, wie es deutlicher nicht sein kann, das, was wir schon in den obigen Betrachtungen immer gefunden haben: dass die „Entrückung” der Versammlung vor der großen Drangsal stattfindet.

Und: Was für Sinn würde es haben, auf das Kommen des HERRN zur Entrückung als etwas zu warten, was jeden Augenblick geschehen kann, wenn erst gewisse Dinge vorhanden und gewisse Ereignisse geschehen sein müßten, die noch nicht vorhanden und noch nicht geschehen sind, sondern noch in der Zukunft liegen? Wäre das nicht widersinnig? Ganz gewiß! Aber die Gläubigen seit dem Herabkommen des Heiligen Geistes warteten auf die Entrückung, und auch wir warten auf sie, Seinem Worte gemäß, welches uns dazu ermuntert und auffordert. (Lk. 12,35-38; 2. Kor. 5,2-4; Phil. 3,20.21; 1. Thess. 1,10; Off. 22,20)

Auch das Bild des „glänzenden Morgensterns”, in dem der Geist Gottes in Off. 22,16 den HERRN uns vorstellt, deutet auf das Kommen des HERRN für die Seine Versammlung oder „Braut” bildenden Seinen - und damit auf ihre Entrückung - vor der großen Drangsal hin. Denn der Morgenstern wird gesehen, wenn es noch Nacht ist, von denen, die während der Nacht wachen, und das ist jetzt und tun wir jetzt, wartend auf den HERRN. Nach dem Erscheinen des „glänzenden Morgensterns” (dem Kommen des HERRN zur Entrückung der auf Ihn wartenden Seinen) kommt der Tag, welcher sein wird „brennend wie ein Ofen” usw. - das ist die Zeit der Gerichte und der großen Drangsal -, und dann wird „die Sonne der Gerechtigkeit” aufgehen „mit Heilung in ihren Flügeln” für „die, welche Seinen Namen fürchten” (Mal. 4,1-3) - das ist das Kommen des HERRN „mit Macht und großer Herrlichkeit” am Ende der großen Drangsal. Und dann werden die Seinen, welche himmlischer Berufung sind, mit Ihm kommen und mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit, weil sie bereits mit Ihm vereinigt sind in Herrlichkeit! (Kol. 3,4; 1. Thess. 3,13; 2. Thess. 1,10; Jud. 14.15; Off. 17,14; 19,14)

Wir wissen auch, dass die Zeit der Versammlung (Gemeinde) auf der Erde eine Einschaltung in die göttliche Zeitrechnung ist und dass diese Einschaltung vor der letzten Jahreswoche nach Dan. 9,24-27 endet. In dieser eingeschalteten Zeit ist die Versammlung das Gefäß des Geistes und der Träger des Zeugnisses der Gnade Gottes auf der Erde. Was hätte die Versammlung nach Schluß dieser eingeschalteten Gnadenzeit in der dann folgenden Zeit der Gerichte und der großen Drangsal noch auf der Erde zu suchen? Sie hat dann keinen Platz mehr auf der Erde, sondern gerade ihre Entrückung vor der großen Drangsal bildet den Abschluß dieser eingeschalteten Gnadenzeit! - Es ließe sich noch vieles mehr über diesen Gegenstand sagen, aber das Gesagte genügt völlig, um klar zu zeigen, dass die Entrückung der die Versammlung auf der Erde bildenden Gläubigen vor der großen Drangsal stattfindet und daher das Erscheinen des „Sohnes des Menschen” nach der großen Drangsal nicht für diese Gläubigen ist.

Somit bleibt uns nur noch übrig, zu untersuchen, für wen die Erscheinung des „Sohnes des Menschen” ist. Ist sie für das irdische Volk Gottes, wie der Fragesteller als die andere Möglichkeit anmutet? Ja, aber nicht nur für dieses, sondern sie hat es mit allen dann auf der Erde lebenden Menschen in der einen oder anderen Weise zu tun, wie wir unschwer erkennen können, wenn wir beachten, dass der HERR dann als „Sohn des Menschen” erscheint, und etwas davon verstehen lernen, was dieser Name in bezug auf den HERRN bedeutet. Darum wollen wir diesen Gegenstand einer kurzen Betrachtung unterziehen.

Der HERR Selbst bezeichnet Sich viele Male als „Sohn des Menschen”. Diese Bezeichnung - in den Evangelien immer nur aus dem Munde des HERRN Selbst - kommt in den Evangelien 82mal vor. Die betreffenden Stellen alle aufzuführen, wollen wir unterlassen. Dann finden wir diese Bezeichnung noch einige Male im Neuen Testament auf den HERRN bezüglich: Apg. 7,56; Hebr. 2,6; Off. 1,13 und wohl auch 14,14. Außerdem kommt der Ausdruck im Alten Testament auf den HERRN bezüglich in Ps. 8,4(-8) und Dan. 7,13(-14) vor. Aus diesen Stellen finden wir, dass die Bezeichnung „Sohn des Menschen” alles das ausdrückt, was mit dem Menschsein des HERRN in Beziehung zu dieser Erde verbunden ist. Wir führen hiervon an, ohne Anspruch darauf, erschöpfend zu sein:
Seine Niedrigkeit, als Er auf der Erde war (Mt. 8,20; Hebr. 2,6.7a; Ps. 8,4.5a);
Seine Vollmacht auf der Erde (Mt. 9,6; 12,8);
Seinen Dienst auf der Erde (Mt. 13,37; 18,11; 20,28; Lk. 19,10);
Seine Leiden und Seine Auferstehung (Mt. 17,9.12.22; 20,18.19.28; 26,2.24.45);
Seine Himmelfahrt (Joh. 6,62);
Seinen Platz jetzt, während Er auf den Zeitpunkt Seiner Wiederkunft wartet (Mt. 26,64; Apg. 7,56);
Seine „Ankunft” mit Macht und großer Herrlichkeit (Mt. 16,27; 24,27.30.37; 25,31);
dass Er aus dem Himmel ist (Joh. 1,51; 3,13);
dass Er der vom Vater, Gott, versiegelte Geber der Speise ist, „die da bleibt ins ewige Leben” (Joh. 6,27);
dass Er Selbst die lebengebende Speise ist (Joh. 6,53-58);
dass Er der Vergelter und der Richter ist (Mt. 16,27; 25,31-46; Joh. 5,27; Off. 1,13-16; 14,14-16);
dass Er von Gott verherrlicht ist (Joh. 12,23; 13,31);
dass Er mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ist (Ps. 8,5b; Hebr. 2,7b);
dass Ihm das „Reich” gehört (Mt. 13,41);
dass Er der Herrscher und König ist über alle Völker (Dan. 7,13.14; Mt. 19,28; 25,31.32);
dass Er zum Herrscher gesetzt ist über die Werke Gottes und alles Seinen Füßen unterworfen ist (Ps. 8,6-8; Hebr. 2,7b-8a).

Die Summe von allem diesem ist, dass der HERR als „Sohn des Menschen” der Mensch ist, der dem Herzen Gottes vollkommen entspricht und in dem Sein Ratschluß in bezug auf diese Erde seine vollkommene Erfüllung findet. Darum hat Er das Recht, auf der Erde Gericht zu halten und zu herrschen, und darum nennt Er Sich „Sohn des Menschen”, wenn Er davon spricht, dass Er „mit Macht und großer Herrlichkeit” kommen wird, um dieses Recht geltend zu machen und zu verwirklichen. Darum auch hat dieses Kommen nicht nur mit dem Volk der Juden bzw. dem Volk Israel zu tun, sondern mit allen dann auf der Erde lebenden Menschen: Für den gläubigen Überrest Seines Volkes Israel und die, welche aus den anderen Völkern das dann von den gläubigen Juden verkündigte „Evangelium des Reiches” angenommen haben, kommt Er als der sehnlich erwartete Erretter aus großer Drangsal und aller Not, und sie werden sich unter Seinem allm ächtigen Schutze freuen und in Sein Friedens- und Segensreich eingehen; für die anderen aber kommt Er als der unerbittliche Richter, der alles vollkommen kennt und weiß und Dessen unantastbares Urteil sie der gerechten Strafe überliefern wird. (Ps. 97-99 u. a.; Dan. 12,1-3; Sach. 14, Mal. 4,1-3; Mt. 25,31-46; Off. 19,11-21)

Gemäß der obenerwähnten Bedeutung des Namens „Sohn des Menschen” - dass er alles das ausdrückt, was mit der Menschheit des HERRN in Beziehung zu dieser Erde verbunden ist - gebraucht der Heilige Geist diesen Namen für den HERRN niemals in Seiner Beziehung zu der Versammlung (Gemeinde), welche nicht dieser Erde, sondern dem Himmel angehört (auch nicht Off. 1,13, da es sich dort nicht um die Versammlung in ihrem himmlischen Charakter, sondern um einzelne örtliche Versammlungen und die in diesen vorgebildete menschliche Seite ihrer Verantwortlichkeit auf der Erde handelt), und darum auch nie in Verbindung mit dem Kommen des HERRN zur Entrückung der Versammlung. Im Einklang hiermit kommt der Name „Sohn des Menschen” auch nie in den Briefen vor, mit der einen Ausnahme von Hebr. 2,6, aber auch da nur in einer Anführung aus dem Alten Testament und in Beziehung zu „dem zukünftigen Erdkreis”. Wenn der Heilige Geist diesen Namen für den HERRN gebraucht, handelt es sich immer um etwas, was in Beziehung zu dieser Erde steht, wie dieses auch bei dem Kommen des HERRN „mit Macht und großer Herrlichkeit” -nach der großen Drangsal der Fall ist.

Uns gegenüber ist der Herr Jesus immer der „HErr”. Hat aber darum der Name „Sohn des Menschen”, wenn er für den HERRN gebraucht wird, für uns keine Bedeutung? O sehr viel! denn alles, was dieser Name des HERRN an Segen und Herrlichkeit in sich birgt, ist in seiner ganzen Fülle auch unser, die wir „Glieder Seines Leibes” sind und als Seine „Braut” im innigsten Verhältnis der Liebe zu Ihm stehen! Als was wir auch immer Ihn betrachten mögen - wie herrlich ist Er!
Th. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 15 (1930)