Antwort A
Errettung (Eph. 2,5; vgl. Lk. 19,10; Judä V. 23). Etwas, was in Gefahr ist, retten, also aus einer Gefahr herausbringen, wie man auch einen Ertrinkenden aus dem Element rettet zu seinem Leben.
Erlösung (Eph. 1,6.7; vgl. Röm. 7,14; 1. Petr. 1,18), einen loskaufen um einen Preis aus Gebundenheit oder durch einen Tausch aus einem gefährlichen Zustand herausbringen; einen Sklaven, der in eines anderen Gewalt ist, davon befreien, den Schuldzustand aufzuheben.
Vergebung (Eph. 1,7; vgl. Lk. 7,47; 1. Joh. 2,12), bezieht sich auf Fehler und Vergebungen, die einer dem anderen gegenüber sich hat zuschulden kommen lassen, die aber nicht durch Leistungen gutgemacht werden können; z. B. Ehrenkränkung. Vergebung ist Ehrensache, eine Huld- und Gnadenerweisung und wird auf Bekenntnis und Bitte oder auch frei aus Hochherzigkeit gewährt. Dadurch wird auch ein gespanntes Verhältnis zwischen zweien aufgehoben.
Versöhnung (2. Kor. 5,18-21; vgl. Röm. 5,10.11; Mt. 5,23.24). Ein feindseliger Zustand wird aufgehoben auf Grund einer Genugtuung oder gegenseitiger Verständigung. Also etwas in ein anderes, besseres Verhältnis bringen. Da wir Entfremdete und Feinde waren, hat uns Gott versöhnt. Der feindselige Zustand wird aufgehoben, daher nun Liebe zu dem, den man bisher gehaßt hat.
Rechtfertigung (gerechtfertigt) (Römer 5,1; vgl. Apg. 13,39; Röm. 1,17; 3,21-24; 2. Kor. 5,21). Rechtfertigung geschieht Anklage gegenüber. Der Teufel ist der Verkläger vor Gott (Off. 12,10; Hiob 1,6; 2,1; Judä V. 9). Das Gewissen: der Ankläger des Sünders; daher ist mit der Rechtfertigung die Reinigung des Herzens und Gewissens verbunden (Apg. 15,9). Die Rechtfertigung, d. h. die Gerechtmachung und -sprechung, geschieht von seiten Gottes dem, der an die Erlösung und Versöhnung durch Jesum und Seine Erlösungstat glaubt. Ja, nach dem Evangelium von Jesu Christo wird der Glaubende in Gottes Gerechtigkeit hinein versetzt (Röm. 1,17; 2. Kor. 5,21; Röm. 3,26.28). Gott sieht den Glaubenden als ohne Sünde und Schuld in Jesu Christo an, auch dem Verkläger, dem Teufel, gegenüber (Röm. 8,1.33.34).
Begnadigung (Röm. 11,30.31; vgl. Mt. 18,32.33; 1. Tim. 1,16) ist das, was der Schuldige unverdienterweise empfängt; Erbarmung, was hier dasselbe bedeutet, was der Gläubiger dem Schuldner erweist, wenn er ihm um seiner selbst willen Schuld und Strafe schenkt. Gott begnadigt den schuldigen Sünder; dem Sünder widerf ährt Erbarmung. Begnadigung wird einem Schuldigen zuteil, der seine Schuld eingesteht und um Gnade nachsucht. Die Barmherzigkeit des obersten Richters schenkt ihm die Schuld und das verwirkte Leben (Röm. 5,18). So ist er nun frei (Röm. 6,18.22.23).
F. Th. H.
Antwort B
Die Stücke der Frage sind verschiedene Tatsachen, die zum Lebensbestand eines Christen werden, und es ist unser Vorrecht, in den Geist dieser Dinge einzugehen und darin uns der Güte und Liebe Gottes zu erfreuen.
Die Frage ist nun: Wie kommt ein Mensch dahin, sich diese Segnungen anzueignen?
Der Glaube ist die erste Bedingung, wenn wir von Bedingungen reden dürfen, die Gott von uns fordert. Ohne Glauben ist es eine Unmöglichkeit, sich der Segnungen und der Heilstatsachen zu erfreuen. Auf Gottes Seite finden wir wiederum die Gnade für uns. Dies ist für Gott die einzige Anknüpfungsmöglichkeit mit dem Menschen, weil in uns selbst kein Punkt ist, wo Er es tun könnte. Dass uns Gott nur Gnade erweisen kann auf Grund des Kreuzes Christi, brauchen wir wohl nicht weiter zu erörtern. Gnade ist also der Anfang und setzt darum unser Gericht voraus; denn nur ein Verurteilter kann begnadigt werden. Wir fangen demnach an, wo der Fragesteller aufhört. Der Römerbrief zeigt uns gleichsam den geschichtlichen, geistlichen Werdegang einer gläubigen Seele, und so wollen wir versuchen, an der Hand dieses Buches die Dinge in etwa verstehen zu lernen.
Der Römerbrief ist das einzige Buch der Bibel, wo das sittliche Verderben des Menschen in dem grellsten Lichte geschildert wird durch den Geist Gottes, aber zugleich auch das einzige Buch, wo der Gnade am häufigsten Erwähnung getan wird. Dies allein spricht Bände! „Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwenglicher geworden.” In Verbindung mit Noah finden wir zum erstenmal das Wort „Gnade”. Die Welt stand damals unter dem Gericht Gottes: „Noah aber fand Gnade in den Augen Jehovas” (1. Mose 6,8). Dies finden wir in Röm. 3,19.24. Röm. 4,6-8 wird von David die Vergebung gepriesen, gerühmt und verherrlicht.
Die Begnadigung führt uns zur Gewißheit der Vergebung unserer Sünden. Wer die Gnade nicht kennt, bilde sich nur nicht die Vergebung ein! Eins ist abhängig von dem anderen. Röm. 5,1 haben wir die Rechtfertigung, dieselbe geht noch weiter als die Vergebung. Sie wird besonders im Leben Abrahams uns vorgestellt. 1. Mose 15,6 finden wir zum erstenmal den Glauben erwähnt, zugleich das einzige Mal „Rechtfertigung” im Alten Testament. Wenn Vergebung von meinen Sünden spricht, so besagt Rechtfertigung das, als ob ich überhaupt nie gesündigt hätte. Wir hören darum niemals von Vergebung von Sünden in Verbindung mit Abraham. Errettung finden wir in Röm. 5,9 zum erstenmal in diesem Buche. Hier wird sie zukünftig betrachtet, in Epheser als vollendet; darum „hat”, und das deshalb, weil der Epheserbrief uns als zu Hause bei Gott betrachtet (vgl. Eph. 2,5.19). Errettung hat weniger mit unseren Sünden als vielmehr mit den feindlichen Mächten, die uns hienieden umgeben, zu tun. In Verbindung mit Israel finden wir die Rettung zum erstenmal erwähnt: 1. Mose 49,18 prophetisch, 2. Mose 14,13.30 praktisch, und 2. Mose 15,2 wird sie verherrlicht. Rettung bedeutet, befreit zu sein durch Gottes Macht von den feindlichen Mächten: Welt, Sünde, Satan und Tod. „Gott für uns, wer gegen uns?” Die wenigsten von den Kindern Gottes erfreuen sich der Rettung, darum auch kein Lied und kein Lob in ihrem Herzen noch auf ihrer Zunge. Versöhnung nun wird uns im Priestertum.geschildert. Priestertum wurde nicht in Ägypten, sondern in der Wüste eingeführt, und finden wir darum Versöhnung zum erstenmal in Röm. 5,10.11. Der Priester ist vertraut mit den Gedanken Gottes, steht im Einklang mit Seinen Absichten der Liebe, geht zu Gott hinein, bleibt bei Gott, erfreut sich Gottes und verherrlicht Gott. „Der verlorene Sohn” schildert im Neuen Testament treffend, was Versöhnung bedeutet. Der Vater gab ihm das beste Kleid: Christus; den Ring: Seine Liebe; die Sandalen: die Sohnschaft; das Kalb: Christus als Speise; in des Sohnes Seele: Gemeinschaft in Christo. Darum „lasst uns”, nämlich: Vater und Sohn! Nie hören wir, dass der verlorene Sohn das Vaterhaus wieder verlassen hätte. Soweit wie ich das Wort Gottes verstehe, versetzt uns die Versöhnung in den höchsten Genuß, weil unser Herz und Seele sich der Gedanken, Ratschlüsse, Vorsätze der Liebe des Vaters praktisch erfreut. Der Herr schenke es uns!
K. O. St.
Anmerkung des Schriftleiters von Teil 1
Diese Antworten beleuchten die Frage sehr klar in kurzen Sätzen, wie gewünscht, jedoch von verschiedenen Seiten.
Es ließen sich noch mehr biblische Begriffe finden, die mit „zum Lebensbestand eines Christen” (vgl. Antwort B) gehören, z. B. Reinigung, sowohl die einmalige durch das Blut Christi, durch dessen Dauerwirkung wir in Gemeinschaft mit dem Vater und Sohn sowie mit den Seinen gekommen sind (1. Joh. 1,7), wie auch die fortlaufende durch das Wort (Joh. 13,1ff.; vgl. Frg. 34, Jahrb. llI [1915] u. 27, J. V [1917]). Reinigung (gereinigt) ist ein Zustand, wo unsere Sünden aus dem Bewußtsein Gottes entfernt sind, wodurch erst der Gemeinschaft freie Bahn geschaffen ist (vgl. Hebr. 1,3; 9,21-23 u. a.). Ferner Befreiung (Joh. 8,36), wodurch wir in den Stand gesetzt sind, Gott wahrhaft in Liebe zu dienen. Befreit zu sein von der Knechtschaft des Gesetzes (Galaterbrief, vgl. 5,1!), befreit von Sünde und Welt (Gal. 6,14; Röm. 6; 8,2) sowie der Macht des Todes (vgl. Hebr. 2,15!), aber auch von der Herrschaft des alten Menschen, des Menschen im Fleisch (Röm. 7), ist nötig, um mit Freude Gott dienen und Ihm leben zu können (Röm. 6, z. B. V. 10 u. 22 u. a.). - Und so gibt's noch manche kostbare Begriffe, die zum praktischen Besitz des Christen gehören - in allem aber ist Christus der Ausgangs-, Mittel- und Zielpunkt. „Denn Er ist uns von Gott gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung, zur Erlösung - damit wer sich rühmet, sich des HERRN rühme!” (1. Kor. 1,30.31.) Was wir haben, haben wir in Ihm, mit Ihm, durch Ihn zu Gottes Herrlichkeit.
Möchten wir Gnade haben, die belehrenden und praktischen Winke obiger Antworten im Herzen zu bewegen und im praktischen Leben auszuleben als Menschen, die wahrhaft versöhnt sind mit Gott! Nicht hat Gott Sich mit uns versöhnt, Er war nicht unser Feind - Joh. 3,16 -, vielmehr wir Seine Feinde - Röm. 5,10! -, sondern uns mit Sich! (Vgl. hierzu auch Frg. 10 in Jahrb. II [1914]!) Was Paulus 2. Kor. 5,20 sagt: „Lasset euch versöhnen mit Gott!”, das sagt der Geist Gottes durch Seine Feder bezüglich der Gläubigen, wenn auch nicht nur bezüglich dieser. Er sagt uns gewissermaßen: geht völlig ein in das ganze Resultat der Versöhnung, genießt sie, genießet, was es heißt, vermittelst ihrer in Christo „Gerechtigkeit Gottes” geworden zu sein (V. 21)! Es sind Menschen, die eine neue Schöpfung verwirklichen auf ganz neuer Grundlage, der Grundlage eines völlig ungetrübten Verhältnisses zu und mit Gott, wie es uns in Antwort B so kostbar am verloren gewesenen Sohn geschildert wird. Ja, wahrlich, ein neues Verhältnis: nie wieder verließ der gefundene Sohn das Vaterhaus! „Und sie fingen an, fröhlich zu sein” (Lk. 15,24), und wann hörten sie wieder auf? Nie, nie! Das ist die Frucht einer Versöhnung, in die alle die anderen in obigen Antworten besprochenen Dinge eingeschlossen, aber von ihr gekrönt sind. Kennen wir die Versöhnung, d. h. genießen wir sie im Vollmaße, soweit hienieden möglich? Der HERR schenke es uns in Gnaden zu Seiner Verherrlichung!
„Wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden. Alles aber von dem Gott, der uns mit Sich Selbst versöhnt hat durch Christum und hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben; nämlich, dass Gott in Christo war, die Welt mit Sich Selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi Statt:,Lasset euch versöhnen mit Gott!' Den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm!” 2. Kor. 5,17-21.