Antwort A
Der Apostel kannte seine Korinther. Sie waren „fleischlich” und „wandelten nach Menschenweise” (3,3). Ihre Gefahren lagen in dem Suchen nach „Weisheit”: sich „der Menschen zu rühmen” (3,21), sich aufzublähen für den einen wider den anderen (4,6), „gesättigt”, „reich”, „klug”, „stark”, „herrlich” zu sein (4,8-10); und nicht allein waren sie „aufgeblasen”, sondern sie hatten solche in ihrer Mitte, deren Aufgeblasenheit so weit ging, dass sie selbst den Apostel verachteten. Diesen Gläubigen sandte er Timotheus. Er sollte sie erinnern an die Wege, die in Christo sind, die der Apostel wandelte und die er überall lehrte (4,17). Mit tiefer Sorge denkt er an den ernsten Dienst dort, den er vollführen soll. Er stand noch im jugendlichen Alter. Solche, die nicht einmal Rücksicht auf den Apostel nahmen (2. Kor. 10,10), würden sie ihn nicht durch herabsetzende Äußerungen über seine Jugend, seine Unerfahrenheit usw. einschüchtern und verzagt machen und ihn damit hindern, seine Aufgaben zu vollenden? Was besaß Timotheus solchen Leuten gegenüber, die sich selbst rühmten und in deren Augen nur das Ansehen der Person, „das, was vor Augen ist”, Wert hatte? Nichts! Aber das hinderte Paulus nicht, den jungen Mann zu senden. Er kennt ihn. Er weiß, er ist treu. Er ist einer, der nicht das Seinige sucht in der Arbeit im Werke des HERRN, sondern „das, was Jesu Christi ist” (Phil. 2,21.22). Und das war dem Apostel mehr wert als Ansehen, Alter und Erfahrung. Er kannte seine „Bewährung”, und er legt es den Korinthern ans Herz, dass dieser junge Mann ein Arbeiter „am Werke des HERRN” sei gleichwie er. Sie sollten deshalb acht darauf haben, dass ihm nicht der Mut genommen werde, dort zu arbeiten, sondern „dass er ohne Furcht bei ihnen sei”.
v. d. K.
Anmerkung des Schriftleiters F. K.
Eine ernste Ermahnung, die auch heute wohl hier und da am Platze wäre! Jedenfalls sollten alle örtlichen Gemeinden des HERRN dessen eingedenk sein, daß, wenn das Haupt Seines Leibes, der HERR Seines Hauses Seine Boten zu ihnen sendet, Er auch wünscht, sie so aufgenommen zu sehen, wie Er aufgenommen werden will (Mt. 10,40); denn sie kommen an Christi Statt (2. Kor. 5,17/21 ist zunächst an Gläubige gerichtet!). Furcht vor den Gliedern einer Gemeinde sollte ein Bote des HERRN nie zu haben brauchen - und doch, wie leicht kann dies sein in Gemeinden, die in etwa Korinth-Charakter tragen!
Andererseits sollte von Seinen Boten gelten, was Paulus von seinem doch noch so jugendlichen Timotheus sagen konnte, hier und anderswo (1. Kor. 4,17; Phil. 2,20 u. a.)! Jeder, der im Dienst des HERRN reist als Evangelist, Hirte, Lehrer, kurz als Bote, abhängig von Ihm, soll durch Gnade (1. Kor. 15,10) Kennzeichen an sich tragen, die ihn als vom HERRN gesandt und in Seiner Gesinnung arbeitend legitimieren (vgl. z. B.Paulus nach Röm. 15,29!). - Möge Er uns, Seinen Boten, dazu überströmende Gnade darreichen! - Möge Er aber auch Seine Gemeinden hin und her fähig und bereit machen, Seine Diener in rechter Gesinnung auf- und ihren gottgewirkten Dienst und das gepredigte Wort anzunehmen im Geist der Sanftmut und Unterwürfigkeit! (Jak. 1,21[.22]; Röm. 15,5/7; Hebr. 13,17 usw.!) Seine Gnade genügt auch dazu, wenn wir nur aus ihr schöpfen wollen!