Antwort
Obwohl Epheser 4 der Anfang des ermahnenden Teiles dieses herrlichen Briefes ist, werden doch selbst in diesem Teile des Briefes überaus herrliche Dinge nicht nur geschrieben, sondern geoffenbart. Um obige Stelle in ihrem Wesen besser zu erfassen, ist es ratsam, einen kleinen Überblick dieses Kapitels bis Vers 16 zu geben. Dieser Abschnitt zeigt uns nicht nur die besonderen Gaben, die der Sieger, der Mensch Christus, Seiner Gemeinde als Beweise Seines Sieges und Seiner Liebe zu ihr gibt, sondern dass jedem Gliede Seines Leibes Gnade gegeben ist zum Wohle des ganzen Leibes. Die Gliederung ist folgende:
Vers 1: Der Apostel Paulus.
- 2: Das Persönliche.
- 3: Das Gemeinsame.
- 4-6: Das Verbindende; die drei göttlichen Personen.
- 7: Das Unterscheidende aller Glieder.
- 8-10: Der Grund und die Möglichkeit dieser Gnade: der vollständige Sieg Christi.
- 11: Die besonderen Gaben.
- 12: Der Zweck und das Ziel derselben.
- 13: Die Dauer - „bis”.
- 14-16: Die Wirkung: die gemeinsame Hingabe füreinander.
Vers 7 ist gleichsam die Überschrift bis Vers 16 und ist nicht nur persönlich, sondern auch unterscheidend. Jeder hat eine andere Aufgabe, einen anderen Dienst und eine andere geistliche Funktion. Bis Vers 6 haben wir das, was uns alle mehr oder weniger kennzeichnen soll. Hier aber haben wir die Unterschiede, die Vielheit und die Mannigfaltigkeit der Glieder Seines Leibes. Christus hat jedem einen besonderen Platz, eine Tätigkeit, eine Gnade gegeben, wo jeder sich von dem anderen unterscheidet und dennoch alle ein gemeinsames Ziel, das Gesamtwohl des Leibes, haben. Wie jede Zelle in unserem Leibe notwendig ist, so will Christus als Haupt auf keines der geringsten Glieder verzichten. Darum ist jedem (ohne Ausnahme), aber nicht gleichmäßig, darum jedem „einzelnen” (d. h. seine Persönlichkeit ist berücksichtigt; gibt es doch nicht zwei Menschen, die vollkommen gleich sind!) die Gnade gegeben. Es heißt nicht „Gabe”, aber jeder hat „Gnade”, um den ihm von dem Christus angewiesenen Platz auszufüllen. „Nach dem Maße der Gabe des Christus” bedeutet nach unserer Auffassung: wie Er es für gut fand nach Seiner Unumschränktheit, einem jeden von uns den Platz anzuweisen, die Fähigkeit zu verleihen und die Tätigkeit zu bestimmen. Würden wir im Lichte dieser göttlichen Tatsache wandeln, wie ganz anders würde das Wachstum des Leibes vorangehen!
Aber welch eine Unterweisung! Ehe von den grundlegenden und speziellen Gaben in Vers 11 gesprochen wird, werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass jedem vom HERRN die Gnade zu seinem besonderen Dienste gegeben ist. Damit will doch der Heilige Geist uns gleichsam sagen, daß, wenn wir das in Vers 7 Gesagte nicht berücksichtigen, wir den besonderen, hervorragenden Diensten und Gaben in Vers 11 nicht den Platz geben, den sie nach Seiner Weisheit innehaben. Wir werden immer an Über- und Unter schätzen der besonderen Gaben leiden. Daher kommt es, dass ganze Kreise für eine besondere Gabe - um nicht zu sagen, für einen Mann - sich begeistern und das, was sie ihnen gibt, unbesehen als richtig und biblisch hinnehmen. Dadurch sind ja die vielen menschlich gefärbten christlichen Richtungen entstanden. Dass eine besondere Gabe irgend einer Richtung das Gepräge geben soll, kann niemals der Wille des HERRN sein. Wir sollen Sein Gepräge tragen, aber nicht das eines Menschen. Dabei werden andere von Christus Seiner Gemeinde gegebenen Gaben fast ganz ignoriert zur Verunehrung des Gebers, Christus, und zum Nachteil Seiner Gemeinde.
Wollten wir hier auf spezielle Fälle, Richtungen und geschichtliche Tatsachen eingehen, müßten wir ein großes Buch schreiben! Doch wenn wir die Linien der Schrift, die Führung des Heiligen Geistes und die Wege und Weisheit des HERRN berücksichtigen, werden wir suchen, nicht nur jedem Glied, sondern jeder besonderen Gabe den Platz zu geben, den jedes und jede von Ihm bekommen hat.
Wichtig ist, dass dieser Abschnitt mit „jedem einzelnen” anfängt und in Vers 16 mit „jedem Gelenk ... und jedem einzelnen Teil” aufhört. Dies zeigt uns, welchen Wert der Heilige Geist auf die Tätigkeit jedes Gliedes zum Wohl des ganzen Leibes legt, ja, das Wachstum desselben gleichsam von ihnen abhängig macht. Das Wachstum wie die Auferbauung selbst kann nur in Liebe geschehen. Kommt der Apostel Paulus zur namentlichen Aufzählung der besonderen Gaben, so fängt ermit den Aposteln an, d. h. mit den Gaben, die den Ratschluß Gottes uns vermittelten, und endet dann in Vers 16 mit „Gelenk” (dies ist kein vollständiges Glied) und mit „jedem einzelnen Teil” (dies ist noch weniger als Gelenk). Wie wunderbar! Alle will Gottgebrauchen. Welch ein Trost und welch eine Ermunterung, uns alle von Ihm gebrauchen zu lassen zum Wohle des Leibes!
Wir möchten noch einen Gedanken beifügen, obwohl ernicht gerade in Vers 7 liegt. Wie beim HERRN, als Erauf Erden war, jedes Wort, das Ersprach, jede Tat, die Er verrichtete, nicht nur Seine Liebe, sondern auch Strahlen Seiner Herrlichkeit vermittelte, so ist dieses hier genau das, was Er, der Christus als das Haupt, durch Seinen Leib in den Gaben, Gliedern, Gelenken auch während Seiner Abwesenheit vermitteln möchte. Ja, es ist ohne allen Zweifel Sein Hauptziel, dies zu tun. Alles, was wir tun, kann eigentlich nur dann zum geistlichen Wohl der Gemeinde gereichen, wenn wir es in Seiner Liebe und in Vermittelung Seiner Herrlichkeit vollbringen. Da jedem die Gnade gegeben ist, dürfen wir alle an diesem wunderbaren Vorrecht teilhaben. Wie groß ist Seine Liebe und Gnade!
K. O. St.