Erklärung von Römer 10,6.7

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Antwort A

Diese zwei Verse sind die kurze Zusammenfassung des Urteilens des Unglaubens, dessen endlicher Ausspruch ist: „Hinweg mit Diesem ... kreuzige Ihn”! (Lk. 23,18.21.) Um sich zu rechtfertigen, wie einst der Gesetzgelehrte (Lk. 10,29), sagt der Ungläubige: 1. „Wer will in den Himmel hinaufsteigen”, um zu sehen und Beweise zu holen, ob etwa der Christus wirklich sitzend zur Rechten Gottes ist, ob wirklich dieser Mensch vom Himmel herabgestiegen war? (Joh. 3,13.) 2. Und „wer wird in den Abgrund hinabsteigen”, zu beweisen, dass dieser Mensch auferstanden und jetzt lebendig ist, der auch Gericht üben wird?

Dass Er gelebt hat, ein außerordentlich bemerkenswerter Mensch, und gestorben ist als Märtyrer Seiner Lehren, glaubt der Ungläubige ohne Bedenken, da seine eigene Sünde und Stellung Gott gegenüber nicht berührt werden. Aber dass dieser Mensch Gott geoffenbart imFleische war, nein, das mag er nicht, denn das Leben des Lichtes dieses Jesus bringt seine Sünde an den Tag, und die Erhöhung des Auferstandenen erinnert ihn an den Augenblick, da er vor Ihm von allem Rechenschaft ablegen müssen wird.

Wir aber”, deren Augen erleuchtet worden sind durch die Gnade Gottes, „sehen Jesum ... mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt” (Hebr. 2,9), frohlocken in der Hoffnung, Ihn zu sehen (1. Petr. 1,8.9) und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Röm. 5,2). Wir sehen, wir haben; wir werden sehen, wir werden haben. Welch ein Los!
R. W. D.

Antwort B

In diesem Schriftabschnitt handelt es sich um den Glauben und um das Wort des Glaubens. In Vers 6 und 7 dagegen werden wir gewarnt vor der Sprache des Unglaubens, damit wir dieser nicht das Herz öffnen. Warum sollen wir in unserem Herzen nicht sagen: Wer wird in den Himmel hinaufsteigen? Eben, weil Er hinaufgestiegen ist. Sich nach irgend etwas anderem umzusehen, das dorthin aufzusteigen vermöchte, heißt nichts anderes, als Christus entthronen und herabführen. Solche Fragen im Herzen, solches Umschauen vielleicht nach guten Werken und der Güte des eigenen Lebens, die dort hinaufsteigen möchten, heißen Ihn erniedrigen und Seinen Eingang in die Herrlichkeit leugnen. Und ebenso ist die Kehrseite in der Frage: Wer wird in den Abgrund hinabsteigen? Er ging dort hinab und hat die Erlösung vollbracht. Welche Unglaubensfragen und -blicke sind es, die vielleicht nach Buße, Tränen, Kasteiungen usw. Umschau halten, die hinabsteigen könnten als Sühnung oder Mithilfe, um die Vergebung zu vollenden! Manche möchten so das Herabsteigen des HERRN unterstützen. Es ist eine Verleugnung des vollendeten Werkes. Es ist wirklich nichts anderes, als Ihn aus den Toten heraufführen und Sein Werk zur Vollendung bringen wollen.

Solche Erwägungen haben bei der Gerechtigkeit aus Glauben keinen Raum. Sie kehrt zum „Wort” zurück (V. 8), zum „Wort des Glaubens”, zu dem Wort, welche von den Aposteln gepredigt ist. Die Gerechtigkeit aus Glauben erfordert eben Glauben. Glaube ergreift das, was Gott in Christo getan hat, Ihn, der in den Himmel hinaufgestiegen ist, der die Tür nicht hinter Sich geschlossen, sondern offen gelassen hat für jeden, der des Glaubens an Jesus ist.
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Welch kostbare Darlegungen und Beweise enthält dieser Abschnitt in Kap. 10! Derinspirierte Apostel nimmt ein Wort aus dem 30. Kapitel des 5. Buches Mose (Vers 11-14), aber er wendet es nicht an für die Gerechtigkeit aus dem Tun des Gesetzes, und also im Hinblick auf das Gesetz (wovon die Stelle im A. T. handelt), sondern für die Gerechtigkeit aus Glauben, und also im Hinblick auf den Gegenstand des Glaubens: Christus. Den Judenchristen in Rom musste diese Beweisführung zwingend sein, legte sie doch einerseits dem Gesetz volles Gewicht bei als dem Vermittler einer eigenen Gerechtigkeit (einer unvollkommenen Gerechtigkeit aus eigenem Wirken, mit der ungezählte Juden zufrieden waren); andererseits zeigte sie dem aufrichtigen Juden, dass diese ungenügende Gerechtigkeit aus Gesetzeswerken nicht zu vergleichen war mit der Gerechtigkeit aus Glauben. Diese nämlich besteht auf und in einem, der mit göttlichem Recht „des Gesetzes Ende” genannt wird. Denn dieser eine, Christus, lebt, Er braucht nicht erst mit gewaltigen Anstrengungen, wie sie das Halten des Gesetzes erforderte, vom Himmel herabgeholt zu werden, Er ist vielmehr da, frei für jeden zu erreichen.„Das Wort (des Gesetzes), um es zu tun, war auch sehr nahe” für den Juden (5. Mose 30,14); aber welcher Anstrengungen bedurfte es, um es wirklich zu erfüllen; und sie blieben vergeblich! Christus aber ist gekommen, Er ist da, und es bedarf nur dessen, Ihn anzurufen (V. 13), um errettet zu werden. Und dieser Christus ist längst auferweckt. Er braucht nicht aus der Totenwelt heraufgebracht werden mit Anstrengungen, die des Gesetzes würdig sind, Er ist auferweckt, hat Tod und Grab, die folgen für den, der das Recht des Gesetzes nicht erfüllt, längst überwunden! Nur glauben an Ihn - das bewirkt Gerechtigkeit, „Gottes Gerechtigkeit gegen alle und auf alle, die da glauben” (Röm. 3,22). -

Diese „Gerechtigkeit aus Glauben” (V. 6) sagt auch dir, lieber Leser, wenn du noch nicht errettet bist: Mach keine verkehrten Anstrengungen, wie sie die Juden machten, um eine vermeintliche Gerechtigkeit aufzurichten, denke nicht, du müßtest Gott dir erst geneigt machen, zweifle auch nicht an Christus, der längst kam und auch aus den Toten wiederkam - Er ist um der Rechtfertigung der an Ihn Glaubenden willen auferweckt (Röm. 4,25) - nein, glaube an Ihn! Nimm Ihn an als auch Deinen alleinigen Retter und Heiland! Er ist es für die Gottlosen, die Sünder! Und „die Schrift sagt”: „Jeder, der an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden”, denn es ist kein Unterschied zwischen dem Juden und dem Griechen (d. i. Heide, wozu auch die Namenchristen gehören!), denn derselbe HERR von allen ist reich für alle, die Ihn anrufen; „denn jeder, der irgend den Namen des HERRN anrufen wird, wird errettet werden” (Jes. 28,16; Joel 2,32; Röm. 10,11-13).
Später wird auch ein Tag kommen, da Israel auf dem Grundsatz der Gnade durch Buße und Beugung angenommen werden wird. Dann wird 5. Mose 30,1ff. vollendet werden.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 3 (1915)