Antwort A
Hier in Lk. 7,31.32 und in Mt. 11,16.17 begegnen wir den gleichen Worten Jesu. Der Wirksamkeit des Herrn Jesu war die Predigt Johannes des Täufers vorausgegangen, er war vor dem König hergegangen und kündigte die Nähe des Reiches an und forderte die Juden zur Buße auf, damit sie in das Reich eingehen möchten. Er kündigte das Kommen Dessen an, der die neue Ordnung der Dinge auf Erden einführen sollte. Nun kam der Herr Jesus Selbst auf den Schauplatz und wirkte gleichsam als Erwiderung auf die Predigt des Täufers Wunder, welche die Gnade Gottes, die mit Christus in Macht erschienen war, in das rechte Licht rückte. Er ging Seinen Weg, übte Seinen Dienst an den Armen und Kranken aus und pries die glückselig, welche sich nicht an Ihm ärgerten. So wurde das Volk moralisch auf die Probe gestellt, und das Resultat dieser Probe teilt uns der HERR in den zur Frage stehenden Worten mit. Die Aufnahme des Johannes sowie des HERRN ist eine gleiche. Die Weisheit des Menschen, die immer töricht ist, klagt Gottes Wege an und fragt immer nach dem Warum. Deshalb vergleicht der HERR diese Juden mit spielenden Kindern, welche Spielvorschläge machen und dann unwillig sind, dass man nicht auf ihre Vorschläge eingeht oder nicht nach ihrer Pfeife tanzt. Hier tritt der Eigensinn des natürlichen Menschen so recht zutage, Johannes und auch Jesus werden verworfen, der ernste Bußprediger und der ihnen in Güte und Gnade begegnende Sohn Gottes paßt den Juden nicht, sie wollen von beiden nichts wissen; das ist ein Zeichen, dass nicht sachliche Gründe, sondern kindische Launenhaftigkeit bei ihnen entscheidet. Der Teil des Volkes, der mit Dank das durch Johannes gesandte Wort aufgenommen hatte, gab in seinem Herzen den Wegen der Weisheit Gottes Zeugnis. Jene aber, die sich selbst vertrauten, verwarfen die Ratschlüsse Gottes, die sich in Christo erfüllten. Darauf bezeichnet der HERR deutlich den Zustand dieser letzteren mit den Worten in Vers 31 und 32. Die Kinder der Weisheit aber erkannten das Werk Gottes in Christo Jesu an und verherrlichten die Gnade, die ihnen erschienen war, in ihren Wegen. (Lies noch Spr. 29,9!)
Ph. W.
Antwort B
Der Herr Jesus spricht in dem betreffenden Schriftabschnitte von Johannes dem Täufer und Sich Selbst. Was Er in Vers 31 und 32 meint, erklärt Er Selbst in V. 33 und 34: Die Menschen waren weder mit Johannes noch mit Ihm Selbst zufrieden; keiner von beiden war so, wie sie es wünschten. Sie liebten die Welt mit ihren Genüssen und Freuden, Johannes aber hatte diesem allem völlig entsagt (s. Mt. 3,4): Sie hatten ihm „gepfiffen”, er hatte aber nicht „getanzt”! Sie fasteten an gewissen Tagen (vielleicht zweimal in der Woche, s. Lk. 18,12) und liebten es, dabei düster auszusehen - ihre Angesichter zu verstellen -, damit sie den Menschen als Fastende erschienen (s. Mt. 6,16), quälten sich auch mit noch mancherlei anderen Dingen (s. Mk. 7,3.4) und bildeten sich darauf viel ein, der Herr Jesus aber „aß und trank” und kümmerte Sich nicht um ihre Menschengebote (s. Lk. 11,38): Sie hatten Ihm „Klagelieder gesungen”, Er hatte aber nicht „geweint”!
So waren damals „die Menschen dieses Geschlechts” (V. 31), und genau so sind sie auch heute noch. Ja, „dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist” (Lk. 21,32). Sie stoßen sich an den Kindern Gottes einerseits, weil sie die Genüsse und Freuden dieser Welt meiden (s. 1. Petr. 4,3.4), und andererseits, weil sie an ihren religiösen Dingen nicht teilnehmen. Der HERR aber schenke uns allen Gnade, je länger, je mehr abgesondert zu wandeln von der Welt und gereinigt zu werden von „toten Werken” (Hebr. 9,14), um Ihm zu leben, der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Was hatte die Weisheit Gottes - in der Sendung des Johannes wie des Herrn Jesu in verschiedener Weise zum Ausdruck gekommen - sich alles gefallen lassen müssen! Die, welche ihre Kinder hätten sein sollen, die Juden, gingen mit ihr um, wie launische, widerspenstige Spielgefährten miteinander umgehen: sie nahmen sie nicht ernst, spielten mit ihr, verurteilten sie und machten den Ratschluß Gottes in bezug auf sich selbst unwirksam (V. 30). Aber jene wenigen, die Gott rechtfertigten (V. 29), waren echte Kinder der Weisheit, durch Gott Selbst unterrichtet in den Wegen Seiner Weisheit; sie dienten zu Gottes Verherrlichung.
Auch wir, die wir Gott recht gegeben haben, indem wir Gottes Recht, uns, die Sünder, zu verwerfen, anerkannten und die freie Begnadigung in Christo annahmen, auch wir sind Kinder der Weisheit. Und wir rechtfertigen Seine Weisheit, die Christus zu unserer Versöhnung ans Kreuz gab und Ihn sterben ließ. Die Weltkinder um uns herum gleichen auch solchen launischen Kindern; sie wollen weder den Christus im blutigen Gewand mit der Dornenkrone noch einen, der am rechten Ort in rechter, aber anderer als weltlicher Weise mit den sich (in Ihm) Freuenden Sich freuen kann, noch Den, welcher der offenkundigen Sünder Sich annimmt; sie wollen auch Seine Propheten nicht mit der Bußpredigt; sie wollen Christus nur so, wie sie Ihn sich selber zurechtmachen, und Seine Propheten nur so, wie sie ihnen passen (2. Tim. 4,3). - Wir aber rechtfertigen die Weisheit Gottes in Seinen Wegen mit uns zu unserer Erlösung. Wir wissen und bezeugen frei - dass wir's nur immer treuer täten! -, dass Er, gerade so, wie die Schrift Ihn uns zeigt, sein musste und ist, und daß, wo Er ist und wie Er ist, auch wir, die Seinen, Seine Diener, sind in dieser Welt! (Joh. 12,26; 1. Joh. 4,17.) Möchten wir stets Gnade haben, auf diese Weise die Weisheit Gottes zu rechtfertigen! (Vergl. noch 1. Kor. 1,18-31.)