Erklärung von Apostelgeschichte 5,1-11

Ich bitte um eine erbauliche Erklärung von Apostelgeschichte 5,1-11!

Antwort A

In Apg. 4,32-37 bekommen wir einen kurzen Blick in das Gemeindeleben, es wird uns dort geschildert, wie die Menge derer, die gläubig geworden, ein Herz und eine Seele war, und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen wäre, sondern wie ihnen alles gemein war. Wir sehen, wieviel Raum für den Geist Gottes innerhalb der Gemeinde und in den Herzen der einzelnen in diesen Tagen war. Äußerlich und innerlich war das Zeugnis des Geistes in der Gemeinde wirksam. Bedürftige gab es nicht, Äcker und Häuser wurden verkauft und der Ertrag den Aposteln zur Verfügung gestellt. Ein lebendiges Beispiel hingebender Treue wird uns in Joseph oder Barnabas gezeigt. Dies alles war ein gemeinsames Handeln unter der Leitung des Heiligen Geistes. Hier in Apg. 5,1-11 haben wir ein Gegenbild. Bei Barnabas das rechte Verhalten eines Jüngers, der sich in jeder Beziehung leiten läßt, und hier bei Ananias und Sapphira lügnerische Selbstsucht, Fähigkeiten eines jeden Herzens, das sich nicht unter die bewahrende Gnade und unter die Zucht und Leitung des Heiligen Geistes stellt. Aber andererseits sehen wir auch, wie wirksam das Zeugnis in den ersten Tagen nach Pfingsten innerhalb der Gemeinde war, ferner wie auch Satan immer an der Arbeit ist, um Verderben zu säen, ähnlich wie dort im Paradiese bei den ersten Menschen; Gott hatte sie gut geschaffen und ihnen das Paradies gegeben, aber Satan erregte Zweifel und Mißtrauen, und der Mensch kam zu Fall. Jedenfalls schmückten sich Ananias und Sapphira mit etwas, was sie nicht besaßen, sie täuschten den gleichen Schein der Gottseligkeit und Liebe vor, den andere in der Gemeinde wirtkich inne hatten. Ihr Handeln war vermischt mit List und Heuchelei (Röm. 12,9). So geht immer neben dem Wirken des Heiligen Geistes das Wirken des Fürsten der Finsternis einher, und es bedarf auch für den Gläubigen vielen Lichtes, um diese Vermischungen zu unterscheiden; der einzelne benötigt viel Gnade, um in der Lauterkeit des Herzens zu wandeln. Daneben sehen wir, dass die göttlichen Grundsätze, die der HERR innerhalb Seiner Gemeinde zum Ausdruck bringen will, unwandelbar sind; da, wo man dem Heiligen Geist Raum gibt, brauchen Menschen nicht Grundsätze und Gesetze aufzurichten, sondern da ist Er wirksam und offenbart Sich in Seiner Kraft gegen das Böse innerhalb der Gemeinde. Es bestand für Ananias und Sapphira offenbar gar keine Verpflichtung, den ganzen Kaufpreis abzuliefern (V. 4). Ihre Sünde gegenüber dem Heiligen Geiste war die, dass sie Ihm logen. Wir sehen auch darin die scharfe Scheidung zwischen der Welt und der Gemeinde des HERRN. In der Welt übt Gott an den Ungläubigen Geduld und Langmut, bis alle Mittel erschöpft sind, so bei der Sintflut, bei Sodom usw., aber innerhalb der Gemeinde strenge Zucht. Wenn das Zeugnis des Heiligen Geistes in jenen Tagen groß und herrlich war, so war die Schuld, die hier zutage getreten war, um so größer, deshalb das sofortige Eingreifen Gottes durch das ernste Gericht. Wie hier der Schaden sofort beseitigt und Gericht geübt wurde, so wird der HERR einst in Seinem Reiche jeden Morgen handeln. Jede Seele, die sündigt, wird dann mit dem Tode bestraft (vergl. Jes. 65,20; Zeph. 3,5; Ps. 101,8 usw.). Wir sehen, wie für alle die, welche sich unter die Regierungswege Gottes stellen, die Verantwortlichkeit doppelt ernst ist. Heiligkeit geziemt sowohl dem Hause Jehovas (Ps. 93,5) wie denen, die vorgeben, Ihm zu gehören (3. Mose 11,45 und Eph. 1,4).
Ph. W.

Antwort B

Zur Erklärung obiger Frage erscheint mir zunächst dienlich Apg. 2,47. „Der HERR aber tat täglich hinzu zu der Versammlung, die gerettet werden sollten” (sich retten ließen). Der Heilige Geist war mächtig wirksam (Apg. 4,31; 5,12-16), es war nicht wie heute und schon längst, dass Menschen, wenn auch Gläubige, der Meinung waren, durch vieles Überreden Leute zu ihren Vereinigungen herbeibringen zu müssen.

Die Gnade Gottes, durch den Glauben an den auferstandenen Herrn Jesum Christum in die Herzen gekommen und durch den Heiligen Geist bestätigt, erwies sich in allen und für alle Lebensbeziehungen so mächtig, dass diese göttlich-wunderbare Erscheinung den Übrigen nicht verborgen bleiben konnte, denn „sie redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit” (4,31).

Die Versammlung war ein Herz und eine Seele, sie war das Haus Gottes, in welchem der Heilige Geist wohnte insgesamt und in jedem einzelnen. Der Heilige Geist war unumschränkter Leiter, Führer und Gebieter (Apg. 13,4;15,28). Die Glaubenden waren reich geworden in Christo, sie konnten bekennen Ps. 87: „Alle meine Quellen sind in Dir.” Ihre gesamten Lebensbeziehungen betreffs ihres leiblichen Lebens, insbesondere die Frage „was sollen wir essen, was sollen wir trinken, womit sollen wir uns kleiden?” machte ihnen keine Sorge; es war kein Bedürftiger, kein Armer, der Not litt unter ihnen, denn keiner sagte von seiner Habe, dass sie sein eigen wäre, es war ihnen alles gemein, sie lebten schon damals im Geiste der Wahrheit, wie später in Hebr. 13,5.6.15.16 geschrieben wurde, denn so viele Besitzer waren von Äckern und Häusern, verkauften sie und legten den Preis des Verkauften nieder zu den Füßen der Apostel. Sie brachten alles in der Erkenntnis, dass Gott der Geber von allem ist. Die Namen der Geber werden nicht veröffentlicht, wie es längst in der Namenchristenheit üblich ist; um für die Armen, Bedürftigen, Witwen Gaben zu bekommen, wurden keine menschlich ausgeklügelten Methoden angewendet; was gegeben wurde, geschah infolge der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in den Herzen der Gläubigen.

Kapitel 4,36 wird nun doch ein Name aus den Gebern erwähnt, Joseph, von den Aposteln zuibenamt Barnabas - Sohn des Trostes -, derselbe verkaufte einen Acker, brachte das Geld und legte es nieder zu den Füßen der Apostel. Der Heilige Geist fand es für wichtig, diesen Namen des Gebers und seine Tat für Zeit und Ewigkeit kund zu geben. Warum wohl? es lag sicher sein Alles in dieser Gabe, was er geben konnte, er behielt nichts für sich, schaffte nichts beiseite; gerade wie jene Witwe, die zwei Scherflein, ihre ganze Habe, in den Opferkasten legte. Barnabas war genannt „ein Sohn des Trostes”; wenn er sein ganzes Besitztum, einen Acker, hergab, so fand er seinen Trost in Gott, er fand in der Gnade Gottes, die ihm zuteil geworden, reiche Entschädigung für seinen Acker. Gott sieht nicht auf das, was vor Augen ist, sondern sieht das Herz an, und das Herz des Barnabas war aufrichtig, ganz mit dem HERRN. Gott merkt auf aufrichtige Herzen!

Kapitel 5,1-11 berichtet nun ein ernstes Ereignis in der Versammlung Gottes. Es sind V. 1 zwei Leute mit Namen erwähnt als Geber: ein gewisser Mann mit Namen Ananias und sein Weib Sapphira, beide gehörten der Versammlung Gottes an. Ananias verkaufte ein Gut und schaffte von dem Kaufpreis beiseite und legte nur einen gewissen Teil zu den Füßen der Apostel, alles dies tat er in Verabredung und im Einverständnis mit seinem Weibe Sapphira. Äußerlich betrachtet erschien diese Handlung ebenso ein gutes Werk wie die Gabe des Barnabas und derer, die sonst so taten, sie ist vielleicht von den übrigen als lobenswert besprochen und gerühmt werden, doch für Gott war sie kein duftender Wohlgeruch (Phil. 4,18). Der Heilige Geist waltete in der Versammlung, denn Er erforscht die Tiefen der Gottheit, Er erforscht auch die Herzen der Menschen; Gott konnte nicht zulassen, dass die innersten Beweggründe des Ananias verborgen blieben, und zwar der Versammlung wegen. Der Heilige Geist war schwer betrübt worden, die Versammlung wußte aber bis dahin nichts davon (5,3.4). „Petrus aber sprach” - ganz unvermittelt -: „Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und von dem Kaufpreis beiseite geschafft hast? Blieb es nicht dein, wenn es so blieb, und war es nicht, wenn es verkauft war, in deiner Gewalt? Was ist es, dass du dir diese Tat in deinem Herzen vorgenommen hast? Nicht Menschen hast du gelogen, sondern Gott.” Welch erschütternde Worte des Petrus! Woher wußte Petrus diesen ganzen Vorgang, der sich in dem Herzen des Ananias und seines Weibes abgewickelt hatte? Hat Petrus dies irgendwie auf menschliche Weise erfahren? Keineswegs! Der Heilige Geist in der Versammlung offenbarte es dem Petrus (vergl. 2. Kön. 5,26!). Ananias hatte sicher schon vor dem Verkauf seines Gutes sich im Herzen vorgenommen, im Einverständnis mit seinem Weibe den ganzen Verkaufspreis zu den Füßen der Apostel zu legen. Das hat Gott beobachtet und gesehen, sonst könnte Petrus nicht sagen: „du hast den Heiligen Geist belogen”. Nachdem er aber das Geld in Händen hatte, kam Satan und brachte den Ananias und Sapphira zu Fall, und „Geldliebe ist die Wurzel zu allem Bösen”. Satan bekam Einfluß auf ihre Herzen, er wird die Sache im besten Licht vorgestellt haben, dass es nicht so schlimm sei, Ananias bezeuge ja auch mit weniger, dass er opferwillig sei, und seine Achtung bei den übrigen werde er deswegen nicht verlieren. Satan erfüllte das Herz des Ananias und seines Weibes, so dass sie beide überein kamen, auch weiter zu lügen, sein Weib log dann dem Petrus gegenüber auf dessen Frage: „Sage mir, ob ihr für soviel das Feld hingegeben habt!” - „Ja, für soviel.” Die Lüge des Weibes! Der erste Schritt auf dieser abschüssigen Bahn war ein verborgener, vor Gott geschehener (es geht immer so), der zweite Schritt war öffentliche Lüge, wissentlich.

Wie ernst ist diese Begebenheit, wie ernst spricht diese Sache nicht nur zu den Menschen im allgemeinen, sondern vornehmlich zu den Gläubigen, und wie ernst ist die Strafe, die der Lüge auf dem Fuß folgte! Jetzt erfuhr auch die ganze Versammlung davon, und es kam große Furcht über dieselbe. Der Heilige Geist ist noch da in der Versammlung der Heiligen und wohnt in jedem Kind Gottes, deshalb „betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung”. Wie sehr haben wir zu achten auf das Wort 1. Petr. 4,19, „im Gutes tun unsere Seelen dem treuen Schöpfer zu befehlen” und Spr. 4,23: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben.” Wir haben acht zu geben auf die inneren Regungen des Herzens, woher sie kommen und wohin sie zielen, besonders im Gutestun. Es wird viel gegeben für Gott, für Sein Werk, für Arme und Bedrängte, lasst uns aber wohl beachten, dass Gott nicht nur die Gaben sieht, sondern auch unsere Herzen, sowohl bei großen wie kleinen Gaben. lasst uns erforschen unsere Herzen, ob unsere Gaben allezeit ein duftender Wohlgeruch für den HERRN sind!
Gott hat Lust an der Wahrheit im Innern” (Ps. 51,6).
F. B.

Antwort C

Bis zu diesem Kapitel bot sich unseren Blicken ein wundervolles Gemälde von dem Wirken des Heiligen Geistes sowohl in der Sammlung derer, welche gläubig wurden und ihrer Gemeinschaft, als auch in dem kühnen Zeugnis der Apostel. Im zweiten, dritten, vierten Kapitel dieses Auszuges des Neuen Testaments wurden uns die Taten des Heiligen Geistes in der Fülle Seiner Macht vorgeführt. Wir sahen aber auch, wie der Feind in der Gefangennahme des Petrus und Johannes zu wirken begann.

Mit diesem Kapitel ändert sich die Szene. Kostbar ist der Schluß des vorigen Kapitels: Barnabas verkaufte seinen Acker und legte das Geld zu Füßen der Apostel. Hierdurch gab er ein kräftiges Zeugnis davon, wie er als gläubiger Jude sein himmlisches Erbteil verwirklichte, indem er das aufgab, was den Juden verheißen war, nämlich irdische Besitztümer.

Das fünfte Kapitel beginnt mit dem bedeutsamem Wort: „Aber”. Das ist das Anzeichen des Falles und der Abweichung. Alles war tadellos und vollkommen; nichts störte die herrliche Harmonie der Gemeinschaft - „aber” -, und mit diesem kleinen Wort beginnt die Geschichte des Bösen. Der Feind sah sich bei allen seinen Angriffen von außen her völlig abgeschlagen, nun aber drang er in die Herde ein und begann sein Werk in ihr.

Die Werkzeuge waren das Ehepaar Ananas und Sapphira. Diese beidem hatten ein Gut, welches sie verkauften. Sie hatten sich vorher verabredet, nur einen Teil des Kaufpreises abzuliefern, den Rest wollten sie für sich zurücklegen. Das war ein vorsätzlicher und wohlüberlegter Betrug. Dahinter stand der Unglaube. Sie verwirklichten nicht im Glauben die Tatsache, dass Gott Selbst in der Person des Heiligen Geistes in der Versammlung, deren Glieder sie waren, Wohnung gemacht hatte. Sie beachteten nicht die wunderbare Tatsache, dass der Heilige Geist gekommen und in der Versammlung der Gläubigen gegenwärtig war. Was aber war der Beweggrund? Barnabas hatte seinen Besitz völlig freiwillig ausgeliefert. Niemand hatte dem Ananias und der Sapphira gesagt, sie sollten dasselbe tun. Der Beweggrund war Selbstsucht. Barnabas hatte im Gehorsam gegen den Heiligen Geist eine gute Tat vollbracht, und ohne Zweifel hatte Gott Wohlgefallen daran und segnete ihn. Dies machte Ananias und Sapphira eifersüchtig, und so begehrten sie denselben Ruhm zu haben. Aber ihre Herzen hatten das Geld lieb und die irdischen Dinge, daher war es ihnen zu viel, den ganzen Erlös des verkauften Gutes herzugeben. Ehre vor den Menschen und das Geld waren der Fallstrick für Ananias und Sapphira. Sie waren doppelherzig. Der Geist Gottes hatte mit großer Macht gewirkt; aber was sie an den Tag legten, war eine Nachahmung, Heuchelei, Lüge. (Die Sünde des Ananias und der Sapphira ist ein Gegenstück zu der Sünde Achans, dem ersten Fehltritt, nachdem Israel in das Land der Verheißung eingetreten war, Jos. 7!) Satan selbst hatte das Herz des Ananias erfüllt, diese Sünde der Lüge gegen den Heiligen Geist zu begehen. Satan hatte sein Werk in der Mitte der Gemeinde begonnen und er wirkte durch das Fleisch derer, welche an den HERRN gläubig geworden waren.

Schnell folgte das Gericht an ihrem irdischen Leben. Sie wurden durch den Tod aus der Gemeinde entfernt. Die Sünde, welche sie begangen hatten, war eine „Sünde zum Tode”, und das Urteil, der leibliche Tod, wurde sofort vollstreckt. Petrus steht noch im Vordergrund. Wir müssen uns hier an die Worte des HERRN erinnern, die Er an Petrus richtete als Antwort auf das Bekenntnis desselben, dass Jesus der Sohn Gottes sei: „Ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was irgend du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was irgend du auf Erden lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein” (Mt. 16,19). Dieselben Worte vom Binden und Lösen richtete dann später der HERR an alle Jünger (Mt. 18,18). Das Binden und Lösen bezieht sich auf die Gemeindezucht auf Erden. Es hat keineswegs etwas zu tun mit der Vergebung der Sünden oder der ewigen Errettung.

Petrus gebrauchte hier zum erstenmal seine Autorität, um Zucht zu üben. - Ferner müssen wir bedenken, dass diese Ereignisse auf jüdischem Boden stattfanden, dem Boden des Königreichs. Das Zeugnis des Königreichs an die Nation war noch in Kraft. Das plötzliche Gericht, das an Ananias und Sapphira vollzogen wurde, war ein deutliches Zeugnis, dass der Heilige Israels in der Mitte dieses Überrestes wohne, der an Ihn glaubte, während Israel Ihn verworfen hatte. Wenn das Königreich auf der Erde eingetreten sein und der Herr Jesus als König in Gerechtigkeit regieren wird, wird ohne Zweifel jede Sünde sofort mit dem Tode bestraft werden. - Wenn man fragt, warum solche Urteile uns später nicht mehr begegnen, antworten wir: Der Heilige Geist war damals noch nicht betrübt worden; jetzt ist der Heilige Geist infolge des Unglaubens betrübt worden und Gott handelt nicht mehr auf diese Weise, um Seine Gegenwart in der Gemeinde zu offenbaren. Seit jenem Vorfall ist nirgendwo ein Anzeichen dafür, dass solche Offenbarungen Seiner Gegenwart andauerten. Wenn Gott ein solches Gericht in jedem Falle von Doppelherzigkeit, Unglauben und Sünde gegen den Heiligen Geist üben wollte, würde das dem ganzen Charakter der gegenwärtigen Haushaltung widersprechen. Dieser Charakter ist der des „schweigenden Himmels”. Die vielen irregeleiteten Seelen, welche meinen, sie wären zu Pfingsten zurückgekehrt, sie hätten „ihr Pfingsten erlebt”, sie redeten mit neuen Zungen, die Gabe der Sprachen und des Wundertuns sei bei ihnen wieder hergestellt, und sie befänden sich mit einem Male in „apostolischen Zeiten”, sollten auch solche Gerichte in ihrer Mitte erwarten!

Einige wichtige Lehren müssen wir noch erwähnen, welche wir aus diesem feierlichen Ereignis gewinnen:

1. Die Tatsache, dass das Fleisch auch im Gläubigen noch da ist. Ananias und Sapphira waren Gläubige. Sie waren nachgiebig gegen das Fleisch, und Satan nahm sie mit seiner Macht in Besitz und versuchte sie. Die Lehre, dass die alte Natur durch den Empfang der Taufe mit dem Heiligen Geist ausgerottet sei, ist nicht schrittgemäß. Wir finden in dieser Geschichte von Ananias und Sapphira einen deutlichen Beweis von dem, was Paulus an die Galater 5,17 schreibt: „Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist ...

2. In diesem Ereignis tritt die Macht Satans auf den Plan. Was Ananias und Sapphira taten, war ihnen vom Satan eingegeben. Eitler Ehrgeiz war in ihren Herzen; sie wollten den Beifall und die Anerkennung der Menschen gewinnen. Die „Wurzel alles Bösen”, der Geiz wohnte in ihren Herzen, und sie dienten ihm. Ihre Augen waren geblendet, und sie hatten die große, ihnen so wohl bekannte Tatsache völlig vergessen, dass Er, der Allwissende, in ihnen und in der Versammlung wohnte, ebenso wie Jehova in der Mitte Israels gewohnt hatte.

3. Diese Geschichte liefert den Beweis, dass der Heilige Geist nicht ein Einfluß, sondern eine göttliche Person, ja, dass Er Gott ist. Ananias hatte den Heiligen Geist belogen. Petrus sagt zu ihm: „Du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen.” Den Heiligen Geist versuchen heißt Gott versuchen, und den Heiligen Geist belügen heißt Gott belügen.

4. Alle Sünden des gläubigen Christen richten sich jetzt gegen den Heiligen Geist. Dieser wohnt in dem Gläubigen, und wenn der Gläubige nicht im Geist, sondern im Fleische wandelt, wenn er fleischlich gesinnt ist, sündigt der Gläubige gegen den Heiligen Geist. Satan hat dann da Oberhand in ihm. Aber Gott sei Dank für Seine gnädige Fürsorge! Wir können uns selbst richten und unsere Sünden bekennen (nicht dem Heiligen Geist, sondern Gott), und dann ist „Er treu und gerecht, dass Er uns ... vergibt und reinigt ...” (1. Joh. 1,9).

5. Die Gegenwart des Heiligen Geistes fordert Trennung vom Bösen. Wenn die Gläubigen diese große Wahrheit anerkennen und es von ganzem Herzen glauben würden, dass der Heilige Geist in ihnen wohnt, so würden sie im Geiste wandeln und sich vom Bösen getrennt halten. Bei allem Singen und Lehren vom Heiligen Geist und trotz der gewaltigen Menge von Literatur über die Lehre vom Heiligen Geist erfreuen sich doch nur wenige Gläubige der tatsächlichen Gegenwart desselben und werden von Ihm regiert. Diejenigen, welche dem HERRN angehören, müssen vom Bösen in jeder Form abgesondert sein. Es hat jemand trefflich bemerkt: „In den ersten Tagen fegte der Heilige Geist Selbst aus, was Ihn verunehrte. In der späteren Zeit befahl Er der Versammlung zu handeln, den Sauerteig auszufegen, von sich hinauszutun ,jede Person, die Böses tut' (1. Kor. 5,13). In diesen letzten Tagen, da der ganze Teig mit Gesetzlichkeit, Weltlichkeitt, Heuchelei, Sinnlichkeit, Formendienst und Vernunftglaube durchsäuert ist, müssen die Gläubigen vielmehr von ihnen ausgehen und sich absondern, um der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe und dem Frieden zu folgen mit allen denen, welche den HERRN anrufen aus reinem Herren, d. h. unvermischt mit dem Bösen. In Israel übte Jehova einst ein strenges Gericht, denn ,Seinem Hause geziemt Heiligkeit für immerdar'. Aber in späteren Tagen, als alle abgefallen und diejenigen, welche Jehova fürchteten, nur noch ein kleines Häuflein waren, wurde ihnen gesagt, sie sollten sich von dem großen Haufen trennen. Die Lage der bekennenden Gemeinde mag sich ändern, aber die großen Grundsätze bleiben bestehen. Die Herrlichkeit Seiner Gegenwart schließt uns aus und sondert uns ab von jeglichem Bösen.

O, dass das Volk Gottes in diesen ernsten Tagen, wo das Gericht so nahe bevorsteht, hören möchte auf den Ruf des Heiligen Geistes in dem letzten Paulinischen Briefe, dem Briefe, welcher so deutlich den gegenwärtigen Abfall beschreibt, dem zweiten Brief an Timotheus! Es ist Sein Ruf zur Absonderung vom Bösen (2. Tim. 2,14-22; 3,5).
Aus dem Amerikanischen (A. C. G.) übersetzt von Chr. K.

Antwort D

In diesem Abschnitt der Schrift finden wir so recht ein Bild von Satans Art, das Werk des HERRN zu verderben:
1. Im vierten Kapitel bringt er Verfolgung über die junge Gemeinde - „aber die Menge derer, die gläubig geworden war, war ein Herz und eine Seele” ... „und große Gnade war auf ihnen allen” (Apg. 4,32.33). Er erreichte sein Ziel nicht auf diesem Wege.

2. Im fünften Kapitel kommt er mit der Form der Gottseligkeit, die geistliche Kraft nachzuahmen, sein Angriff geschieht jetzt nicht von außen, sondern von innen. Ananias - ein Mann von Besitz - ist es, der dem Teufel Raum in seinem Herzen gewährt. Er fühlt, du sollst helfen mit dem dir anvertrauten Besitz, aber er ist nicht willig, er liebt den Besitz. Er hat kein ganzes Herz, keine ungeteilte Liebe, kein volles Vertrauen zu seinem HERRN - und doch möchte er in den Augen anderer als ein solcher gelten. Hier kann Satan Einzug halten. Er flüstert ihm zu, beides zu vereinen, nicht alles zu geben und doch den Ruhm der Hingabe zu erlangen. Habsucht und Selbstsucht wohnten in seinem Herzen, und Täuschung - Betrug - Heuchelei und Lüge waren die Wirkung.

Wir können wohl den Fall eines Gläubigen sehen, aber die verborgenen Vorgänge in dem Herzen, die dem offenen Fall voraufgehen, sehen wir nicht. Aber Gott sieht unser Herz und all die Überlegungen desselben. Wenn wir die Vorgeschichte manchen Sündenfalles sehen würden, wir würden erstaunen, wie klein oft die Anfänge sind: nur etwas, ein Kleines, was geliebt, geduldet, was man nicht aufgeben, nicht aufdecken, nicht bekennen, nicht richten will - und das Ende? ein tiefer Fall und Gottes züchtigende Hand. So ist der Weg, wenn die Einflüsterungen des Satans nicht sofort gerichtet werden, wenn man nicht seine Zuflucht zum Thron der Gnade nimmt, um Hilfe zur rechten Zeit zu empfangen (Hebr. 4,16). Gott sagt: „Widerstehet dem Teufel” (Jak. 4,7.8).

Der Gang bei Ananias ist: a) Er duldet - beherbergt den bösen Gedanken in seinem Herzen („der Satan hat dein Herz erfüllt” V. 3). b) Er bespricht den bösen Gedanken mit seiner Frau, und sie „kommen überein” (V. 9). O, dass er sich mit seinem Gott besprochen hätte, statt mit seiner Frau! c) Das Böse wird zur Tat gemacht. d) Gott deckt auf - zeigt, dass Seinem Hause Heiligkeit geziemt. Eine Gabe, die dem HERRN dargebracht wird, muss Ihm auch passend und geziemend dargebracht werden. Er ist der Heilige und der Wahrhaftige, und Ihm können wir nicht weihen, was mit Lug und Trug, mit Bosheit und Heuchelei und Lüge verbunden ist. - Wie manche Zucht Gottes unter Seinem Volke auch heute mag hierin den Grund haben!

Dass wir es hier mit einem außergewöhnlichen Gottesgericht zu tun haben, braucht kaum gesagt zu werden. Es lag eine besondere Schwere in diesem Fall. Erstens fand die Sünde statt mitten in der Kraftentfaltung des Heiligen Geistes jener Tage. (Wir lesen vorher „alle wurden mit Heiligem Geiste erfüllt” usw. 4,31.) Nicht als ob Sünde abzuwiegen ist in ihrer Schwere - aber doch ist zu beachten, dass sie inmitten der mächtigen Offenbarungen des Geistes wohl überlegt begangen wurde, und dann war es die erste Sünde, die in dem Hause Gottes aufgedeckt wurde, und Gott reinigte Sein Haus und tat den Bösen durch das Gericht hinaus (vergl. 1. Kor. 5!).
3. Der Sünde des Ananias und der Sapphira folgt Kapitel 6 das Murren. Dem Ananias gab Satan die Gedanken der Heuchelei ins Herz - den Hellenisten gab er die Unzufriedenheit ins Herz darüber, dass sie „übersehen” wurden. Dies ist ein Grund vielen Murrens auch heute noch unter den Kindern Gottes! - Man fühlt sich übersehen - zurückgesetzt. Wie leise und verborgen naht sich Satan dem unwachsamen Herzen! Er ist auf dem Plane (Eph. 4,27-30).
Können wir aus diesen drei Weisen, wie Satan hier seine Angriffe macht, das Werk des HERRN zu verderben, nicht etwas lernen? Enthalten sie nicht eine Warnung für uns heute?
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Nach solchen ausführlichen Antworten ist es nicht nötig, noch etwas Wesentliches anzufügen. Möchten uns diese Antworten zu bleibendem Segen sein und uns zur Mahnung und Warnung dienen, dass wir nie Schein setzen an die Stelle, da Gott von uns Wahrheit, Wirklichkeit erwartet. Er gibt Sich mit nichts Geringerem zufrieden. Und wenn der Heilige Geist auch heute nicht so offensichtlich unmittelbar auf die Unwahrhaftigkeit, das Scheinleben im Hause Gottes antwortet wie damals (und wie an einem späteren Tage aufs neue), so ist es doch sicher, dass Gott, der Sich stets gleich bleibt in Seinem Wesen, das richten wird, was an uns Seiner Heiligkeit nicht entspricht, und wir werden vor dem Richterstuhle Christi „Schaden leiden” (2. Kor. 5,10; 1. Kor. 3,12-15!). Hier gilt auch das ernste Wort Gal. 6,7.8, das nicht etwa von ewigem Verderben der Seele redet, sondern das an uns Gläubige zur Warnung gerichtet ist, dass wir nicht fleischlich wandeln und dann vor dem Richterstuhle erfahren, wie das aufs Fleisch Gesäete dem Verderben preisgegeben ist. Nur das Wandeln im Geist (Gal. 5,25), das Säen auf den Geist, das Leben in der Wahrheit, die Wirklichkeit der Dinge hat ewigen Bestand.

Dass diese Geschichte, wie Antwort C zeigt, nichts zu tun hat mit ewigem Verlorengehen, sondern dass es sich um Zucht handelt, um zeitliches Abgeschnittenwerden aus dem Lande der Lebendigen durch göttliches furchtbares Strafgericht, haben wir schon in Frage 26, Band 1 (1913) (über Joh. 20,23) kurz angedeutet. Auch mit der sogenannten „Sünde gegen den Heiligen Geist” hat diese Stelle nichts zu tun. Die Schrift spricht nur von „Lästerung des Geistes” und vom „Lästern, Reden wider den Heiligen Geist”, siehe Mt. 12,31.32 und Mk. 3,29, wo deutlich gezeigt wird, wer diese Sünde beging und worin allein sie bestand. Nein, es handelt sich in Apg. 5 um das erste offenbar gewordene Betrüben des Heiligen Geiste (Eph. 4,30). welches die sofortige Zucht und ein zeitliches Gericht hervorrief, wodurch der HERR für alle Zeiten festlegte, wie Er denkt über die Heiligkeit des Hauses Gottes, Seiner Gemeinde. Möchte auch bei uns etwas sein von der „großen Furcht”! Möchten wir uns fürchten, Ihn durch irgendetwas zu betrüben! Seine Gedanken über das Böse bei uns Gläubigen sind heute nicht anders als damals, wenn auch Seine Handlungsweise an dem gegenwärtigen Tage eine langmütigere ist. Wir haben es mit einem heiligen Gott zu tun, „auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer” (Hebr. 12,29). - Die obigen Antworten enthalten für unser praktisches Leben viele kostbare Winke, die wir uns zu Herzen nehmen wollen. Nicht aus Furcht, dass wir, Seine Schafe, vielleicht doch noch verloren gehen könnten! (Joh. 10,27-30; vergl. u. a. Frage 33, Band lI, 1914!) Wenn man Apg. 5,1-11 dahin ausdeutet, wo ist dann die Grenze? wo doch jede Sünde der Gläubigen heute ein Betrüben des Geistes ist, ohne dass Gott mit sofortigem Tode antwortet - und in 1. Joh. 1,9 und 2,1 auch von dem möglichen (nicht notwendigen!) Sündigen der Gläubigen die Rede ist, woraus soll man dann wissen, wann man möglichenfalls die Sünde begangen hat, die den ewigen Ausschluß aus Gottes Gemeinschaft zur Folge hat?! - Nein, lasst uns die ernsten Mahnungen von und über Apg. 5,1-11 beherzigen um der Heiligkeit des HERRN willen und aus Liebe zu Ihm, der uns um einen hohen Preis erkauft


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 4 (1916)