Erklärung von Matthäus 10,23

Ich bitte um eine Erklärung von Matthäus 10,23: "Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere; denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen ist". Besonders das Letztere ist mir nicht klar.

1. Antwort1:

Der Evangelist Matthäus hat besonders die Zukunft und Herrlichkeit des Volkes Israel im Auge. Von diesem Standpunkt aus - wie übrigens auch die anderen Evangelien - übergeht er völlig die Zeit der Gnade, der Kirchenperiode. Die Jünger waren berufen, dem Volk Israel das Evangelium des Königeiches zu predigen, das den wiederkommenden Messias zum Gegenstand hat. Nun ist es auffallend, dass der Herr nicht sagt "Messias", sondern "bis der Sohn des Menschen gekommen ist." Dieser Titel lässt eine viel größere Herrlichkeit erkennen, als sie dem Messias eigen ist. Zudem erstreckt sich die Messianität des Herrn nur auf Israel, während dem Menschensohn Macht und Herrlichkeit über die ganze Erde gegeben ist. Auch ist Er in dieser Eigenschaft Richter über alle. Als Menschensohn ist Er ferner Erbe über alles, was Gott für den Menschen bestimmt hat.

Zu bemerken ist noch, dass die Predigt der Jünger - die Königsbotschaft von Jesus Christus - an die Städte Israels durch die Verwerfung des Sohnes Gottes seitens des Volkes der Juden unterbrochen worden ist, wie wir eingangs erwähnten, aber das Evangelium vom Königreich wird nach der Entrückung der Brautgemeinde von dem gläubigen Überrest, wenn auch unter viel Gefahren und Verfolgungen, wieder aufgenommen werden, doch wird die Ankunft des Menschensohn es wie ein Blitz, so überraschend, plötzlich kommen, dass die Jünger nicht mehr in der Lage sein werden, ihren Auftrag restlos an alle israelitischen Städte zur Ausführung zu bringen (vgl. Mt 24,27). Die Botschaft an Israel - das ist der Sinn der erfragten Stelle - kann und wird also erst vollendet sein und werden, wenn der Herr (zur Aufrichtung des tausendjährigen Reiches) wiederkommt.

2. Antwort2:

In Matthäus 10 sendet der Herr Jesus Seine Jünger aus und zwar ganz ausdrücklich, um dem Volk Israel das längst verheißene Segensreich des Messias zu verkünden, indem der Messias unter ihnen sei, um es ihnen zu bringen. Die ganze Verkündigung in den Evangelien hat diesen Charakter des Evangeliums des messianischen Königreiches. Infolge der gänzlichen Verwerfung des Christus seitens des ungläubigen Volkes wurde dieses Zeugnis abgebrochen und an dessen Stelle das Evangelium der Gnade auf Grund des Glaubens dargeboten. Nun, die ganze Verkündigung in Matthäus 10 hat allein auf Israel Bezug, und wird sogleich nach der Entrückung der christlichen Brautgemeinde wieder aufgenommen werden (vgl. Röm 11,25). Hierauf hat der angefragte Vers Bezug. Wie so oft in der Verkündigung an Israel, z.B. Matthäus 24 und Sacharja 9, sind das Kommen des Herrn damals in Niedrigkeit und das zukünftige Kommen in Macht und Herrlichkeit direkt miteinander verbunden, als ob kein Zwischenraum von etwa 2000 Jahren bestände; dieser ist eben durch die Verwerfung des Christus entstanden und hat keinen Raum in der Weissagung für Israel.


Beantwortet von: Adolf Küpfer
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 147 u. 148