Die Opfer unter dem Gesetz wurden vielmalig und verschiedenzeitlich dargebracht: täglich, sabbatlich, festtäglich, jährlich. Sie schafften die Sünde weder aus der Welt, noch aus dem Volke weg, waren im Gegenteil eine stete Erinnerung an dieselbe. Der Messias dagegen war von und bei Gott zu einmaliger Darbringung bereitgehalten. Zu der von Ihm gewollten Zeit offenbarte Er Ihn, indem Er Ihn in die Welt sandte. Einmalig bereitgehalten und einmalig dargebracht genügte, im Gegensatz z.B. zum Passahlamm, das alljährlich bereitgehalten und dann dargebracht wurde.
Der Zeitpunkt der Sendung heißt Vollendung der verschieden gekennzeichneten Zeitabschnitte der Geschichte der Menschheit. Nachdem der Mensch in allen Zeitaltern bewiesen hatte, dass er die Sünde nicht loswerden konnte, dass die Welt ihr verhaftet blieb, war für Gott der Zeitpunkt gekommen, den bereitgehaltenen Träger der Verheißungen (Gal 3,16) zu offenbaren, d.h. zu senden, damit dieser durch das Opfer Seiner Selbst die Sünde mit einem Male in ihren Folgen unwirksam und dadurch den Weg zur Erfüllung der Verheißungen frei machte. Für den Glauben ist die Sünde in ihren Folgen als Verdammnis weggetan, jetzt in der Übergangszeit zur Ewigkeit ebenfalls; in der ewigbestehenden Neuschöpfung wird sie abgeschafft, d.h. nicht mehr sein.
Das große Wort ist "jetzt"! Das will der Schreiber seinen gläubigen Zeitgenossen, welche die Schriften und ihre eigene Geschichte zur Genüge kannten, einprägen. Die "Vollendung" der Zeitalter ist schon in Hebräer 1,1 gemeint mit dem Ausdruck "am Ende dieser Tage", d.h. der Tage, in denen Gott zu den Vätern durch die Propheten redete. Der in den Übersetzungen nicht einheitlich wiedergegebene Ausdruck "Ende der Tage" ist im hebräischen Alten Testament ein einheitlicher Ausdruck: "beacharith hajamin", d, h. "im Hinterstück der Tage". Zehnmal kommt er vor: 1, Mose 49,1; 4. Mose 24,14; 5. Mose 4,30; Jesaja 2,2; Jeremia 23,20; 30,24; Hesekiel 38,16; Daniel 10,14; Hosea 3,5; Micha 4, 1 und einmal aramäisch im gleichen Wortlaut: Daniel 2, 28. Selbst jüdische Gelehrte und Schriftausleger sagen, dass damit die Tage des Messias gemeint seien, in welchen die große Wende der Zeiten eintreten werde.