Antwort A
Aus Gott geboren, sind wir teilhaftig geworden der göttlichen Natur. Gottes Liebe ist in unser Herz ausgegossen (Röm. 5,5). Diese Liebe muss naturgemäß die Kinder Gottes umfassen (Kol. 1,4). Wenn ich sage, „dass ich Gott liebe”, so muss dies in meinem Verhalten zu meinem Bruder gesehen werden, sonst ist es Unwahrbeit und Trug (1. Joh. 4,20).
Aber nicht jede Liebe zu Kindern Gottes ist Liebe aus Gott. In dieser Stelle gibt uns Gott einen Prüfstein, um rechte Liebe - gottgemäße Liebe - zu Brüdern zu erkennen. Das ist keine rechte Liebe zu Brüdern, wenn wir dabei in der Liebe zu Gott fehlen und Seine Gebote nicht halten. Die Liebe zu Brüdern ist nicht das erste, sondern die Liebe zu Gott. Sie muss die Quelle sein, woraus unsere Liebe zu Kindern Gottes fließt, und diese Liebe zu Gott ist, dass wir Seine Gebote halten (1. Joh. 5,3).
Wie oft ist das, was man Liebe zu Brüdern nennt, nichts weiter als natürliche und persönliche Liebe, wobei die Liebe zu Gott im Gehorsam zu Seinem Wort oft weinen geht. Wenn wir über Sünden und Ungehorsam zum Wort hinweggehen können unter dem Vorwande, die Kinder Gottes lieben zu müssen, so lasst uns nicht sagen, dass solche Liebe aus Gott ist, sie hat ihre Quelle in den Gefühlen, aber nicht in Gott. Sinkt unsere Liebe dazu herab, so steht der HERR und Sein Wort nicht mehr vor unserem Auge, und ein nicht in Gehorsam und Treue wandelndes Kind Gottes findet darin nur eine Stärkung und ein Gutheißen seines verkehrten Weges. Wir zeigen durch unsere Gleichgültigkeit und leichtes Hinwegsehen über Gottes Gebote und Worte, wie wenig wir Ihn lieben. Lieben wir aber Ihn und halten wir Sein Wort, so ist Er die Quelle unserer Liebe, und nicht unsere Gefühle. Unsere Zu- und Abneigungen, Ansehen nach dem Fleische u. a. leiten uns dann nicht. Die Liebe zu Gott lässt uns die Kinder Gottes umfassen (selbst, wenn wir ihre Wege nicht mitgehen können und verurteilen müssen), um voll brennender Liebe alle Herzen dem HERRN zuzuwenden, Ihn zu lieben und Sein Wort zu halten.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Es sei noch hingewiesen auf 2. Joh. V. 5 und 6 sowie auf den Schluß von Antwort A zu Frage 4!
Wichtig dürfte sein, zu betonen, dass mit „Seinen Geboten” nicht das Gesetz gemeint ist, der Dienst des Todes und der Verdammnis. Dessen Gebote sind dem Menschen im Fleisch gegeben, und diesen ist der Gläubige gestorben. Der Herr Jesus spricht oft von „Seinen Geboten” und meint damit nie das Gesetz, und von dem Halten Seiner Gebote spricht Er nie im gesetzlichen Sinne (vergl. Joh. 12,49; 13,34; 14,21ff. u. a.). Für Seinen eigenen Weg war der Wille Seines Vaters Ihm Gebot, ja, alles, was diesen Willen umfaßte, nannte Er Gebot (vergl. u. a. Joh. 10,18; 14,31!) und war ihm gehorsam. So ist es Sein Wort und das Wort Seines Vaters, das wir als gehorsame Kinder halten sollen in völliger Abhängigkeit von Ihm, wie Er vom Vater abhängig war. In Joh. 14,21ff. sind „Gebote” und „Wort” geradezu gleichgesetzt.
Möchten wir in der Zeit der gegenwärtigen Verwirrung (auf christlichem Gebiet) Gnade haben, zu „lieben in der Wahrheit” (2. und 3. Joh. V. 1, siehe auch Frage 12!). und, auch wenn uns, trotzdem wir im persönlichen praktischen Leben nach 1. Kor. 13 zu handeln Aufrichtig bestrebt sind, von unentschiedenen Gläubigen „Mangel an Liebe” vorgeworfen wird, weil wir ihre verkehrten Dinge nicht mitmachen, stets zu wissen, dass nach Gottes Urteil eine echte, gottgemäße Liebe zu den Brüdern nur solche ist, die abhängig ist von der im Gehorsam gegen Sein Wort tätigen Liebe zu Gott.