Erklärung von 1. Johannes 3,20

Bitte um Erklärung von 1. Johannes 3,20: "Dass wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles kennt."

Da wir uns noch in irdischer Schwachheit und Unvollkommenheit und in unserm alten, dem Todesurteil verfallenen Leib befinden, sind wir, solange wir auf der Erde leben, der Möglichkeit, zu sündigen, unterworfen, und, obwohl wir als neue Menschen jetzt die Macht haben, der Sünde zu widerstehen, so werden wir doch oft genug von derselben übereilt. Wenn wir nun wirklich auch praktisch aus der Wahrheit sind, dann wird nicht nur das Gewissen, sondern noch mehr das Herz uns strafen, weil wir unseren Herrn und Gott, den Vater betrübt haben.

Es handelt sich hier nicht um die Gewissensfrage des unversöhnten Sünders, denn als Kinder Gottes dürfen wir wissen, dass diese Seite ja durch das Kreuz erledigt ist. Doch dürfen wir die Sünde deswegen nicht leicht nehmen, als ob der Fall automatisch durch das Blut Jesu gereinigt werde, sondern unser gläubiges Herz sollte die Sache als eine Verunehrung Gottes erkennen und dabei daran denken, dass Er sie in ihrem ganzen Umfang mit allen Hinter- und Untergründen kennt und Seiner Heiligkeit gemäß nicht dulden kann.

Darum sollten wir es nach 1. Johannes 1,9 nie unterlassen, uns durch Selbstgericht davon zu reinigen, vor allem, bevor wir an den Tisch des Herrn treten. Wenn wir dies aufrichtig und demütig tun, dann werden wir die Größe Seiner Treue und Gerechtigkeit in Gnaden erfahren.

Andererseits aber - und dies hat unsere Stelle vor allem im Auge - wird ein Christenherz, welches in Wahrheit das sucht, was droben ist, und von einem Fehltritt übereilt wurde, aufrichtig betrübt und beunruhigt sein. In solcher Einstellung brauchen wir uns aber nicht zu fürchten, als ob wir nun die Gnade verlieren würden, wie es so oft in missverstandener und einseitiger Weise gelehrt wird. Wir dürfen wissen, dass die Gnade Gottes für die Seinen unveränderlich ist und bleibt, dass sie unendlich größer ist als unser Ermessen und besser als wir, sowohl unsere menschliche Schwachheit als unsere Gesinnung, wie auch das sühnende Werk in seiner Tragweite und Vollkommenheit kennt und uns zur Buße leitet. Wir müssen auch hierin festhalten, dass Gottes Gedanken viel höhere sind, als unsere oft so einseitigen und eng gefassten Meinungen. Wir denken leicht zu gering, um nicht zu sagen, menschlich klein von unserem großen Herrn und Gott.


Beantwortet von: Adolf Küpfer
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 578