Antwort A
[Obwohl wir mit dieser Antwort in der Hauptsache nicht übereinstimmen können, haben wir sie doch aufgenommen des Vergleiches halber! Auch urteilen wir, dass es oft besser ist,einen ehrlichen Gegner zu Worte kommen zu lassen als ihn totzuschweigen; um so eher können wir die Hoffnung haben, dass er und andere sich überzeugen lassen von der biblischen Richtigkeit der von ihnen bekämpften Lehre! (Der Herausgeber.)]
Zu den großen Ereignissen, die das Tausendjährige Reich einleiten, gehört auch die erste Auferstehung. Die Frage der ersten Auferstehung hatte schon zur apostolischen Zeit Anlass zu mancherlei Irrlehren gegeben (2. Tim. 2,18). Der Apostel Paulus sah sich veranlaßt, diesen Irrlehren kräftig entgegenzutreten (1. Kor. 15,22-24; 1. Thess. 4,16.17). Wie ja auch aus den klaren Antworten zu Frage 35, Band III (1915) hervorgeht, haben wir es mit einer leiblichen Auferstehung der Gläubigen vor Beginn des Tausendjährigen Reiches zu tun. Oben angeführte Stelle aus der Offenbarung spricht nun von der Auferstehung und Mitregierung der letzten Märtyrer. Meines Erachtens liegt hier keine Schwierigkeit anderen Stellen gegenüber vor. Wir werden in dieser Stelle nach meiner Meinung noch klarer in die von Gott vorgesehene „Rangordnung” der ersten Auferstehung eingeführt, wie schon in der bekannten Stelle 1. Thess. 4,16.17. Vor allem werden die Blutzeugen der letzten Zeit, dann alle die seligen Toten, oder biblisch ausgedrückt „die Toten in Christo”, „die Christo angehören”, „die in Christo Entschlafenen” auferweckt und mit den noch lebenden Gläubigen entrückt zu Jesu; und diese alle werden an der Regierung der Welt während des Tausendjährigen Reiches teilhaben. Diese Entrückung geschieht aber nicht vor der antichristlichen Trübsal. Der Antichrist wird nach 2. Thess. 2,3.4 zunächst sein Wesen treiben. Durch seine Verführungskünste wird sich erst die scharfe Scheidung zwischen Gottes- und Weltkindern vollziehen. Der Abstand zwischen diesen beiden Menschengruppen wird immer größer werden, bis der Haß der Weltkinder auf die Gotteskinder sich in blutigen Verfolgungen Luft machen wird. Aus diesen Verfolgungen stammen dann die Blutzeugen, von denen in Off. 20,4 die Rede ist.
Das persönliche Auftreten des Antichristen wird also den Zeiger an der Weltenuhr merklich voranrücken. (Die vielfach umstrittene Frage eines „persönlichen” Antichristen braucht nicht weiter untersucht werden.) Der Entrückung und Versammlung der Gemeinde Christi geht eine schwere Zeit voraus. Auch der Weg der Gemeinde geht über Golgatha zur Herrlichkeit. Möchte 2. Thess. 2 auch in unseren Tagen von allen beherzigt werden, die meinen, die Entrückung der Gemeinde des HERRN sei vor der widerchristlichen Zeit zu erwarten! - Das Auftreten des Antichristen wird aber nicht unvorbereitet erfolgen. Der äußere und innere Zustand der Welt muss für sein Auftreten reif sein. Mit anderen Worten: „Alle Hindernisse, die seiner Machtentfaltung im Wege stehen, müssen beseitigt sein.” Solche hindernden Momente werden 2. Thess. 2,6.7 mit „was” und „der” angedeutet. Welcher Art diese hindernden Momente sind, können wir nur vermuten, da der Apostel sie uns nicht klar sagt. Man könnte vielleicht die auf dem Grunde der Religion erbaute christliche Obrigkeit darunter verstehen. Die Predigt des Wortes, das ziel- und kraftvolle Arbeiten unserer Missionsanstalten sind unbedingt hindernde Momente, die das Auftreten des Antichristen verzögern. Auch der am Ende erscheinende antichristliche Staat macht seine gewaltige Entwicklung durch. Schon der Apostel Johannes schreibt 1. Joh. 2,18 von damals schon wirkenden Antichristen. Und blicken wir in die Geschichte, welche gewaltige Entwicklung hat der antichristliche Staat durchgemacht. „Das Kind des Verderbens” wird aber erst erscheinen, wenn sein Thron fest steht, wenn die hindernden Momente beseitigt sind. Bist du, lieber Leser, auch ein Hindernis?
W. K.
Antwort B
Off. 4,1-4; 5,8-10 zeigen uns die Versammlung Gottes, die Gemeinde Jesu Christi in den. Himmel aufgenommen durch Entrückung, die Auferstehung der im HERRN Entschlafenen (1. Kor. 15,51; 1. Thess. 4,13-17). In Off. 6,9-11 sehen wir die um des Wortes Gottes und des Zeugnisses willen Geschlachteten, es wird ihnen auf ihr Rufen um Rache gesagt, noch eine kleine Zeit zu warten, bis ihre Mitknechte und Brüder auch noch dazu kommen. - In Off. 13,14-18; 14,9-11 erscheinen diejenigen, die das Bild des Tieres anbeten und andere, die ein Malzeichen annehmen an ihre Stirne oder die Hand. - Off. 20,4-6 sehen wir nun diese drei Klassen von Heiligen und Überwindern aus Kap. 6,9-11 und Kap. 13,15-18 und 14,9-11. Diese Heiligen und Überwinder gehören nicht zur Kirche (Gemeinde) Christi, sie lebten hienieden in der Zeit der (von jetzt aus gesehen: künftigen) großen Drangsal, als das Reich verkündigt wurde, sie glaubten und ihre Hoffnung war, in das Reich (das Tausendjährige Reich Christi auf Erden) einzugehen; ihre Hoffnung erfüllte sich nicht, sie erlitten den Märtyrertod; dafür wurden sie aber gewissermaßen viel herrlicher entschädigt, am Schluß der Gerichtszeit wurden sie entweder entrückt oder auferweckt, die Schrift sagt, sie lebten, saßen auf Thronen und herrschten und richteten mit Christo tausend Jahre. Die Versammlung Gottes, das Weib des Lammes herrscht mit Christo in die Zeitalter der Zeitalter (Off. 22,5), Off. 20,1-4 ist also kein Gegenbeweis der Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal.
Ferner: „Was ist mit ,was' und ,der' in 2. Thess. 2,6.7 gemeint?” Der Apostel hatte bereits von dem Abfall und der Offenbarung des Menschen der Sünde mit den Thessalonichern gesprochen, jetzt sagt er ihnen, dass sie das Hindernis kennen sollten, welches die Entwicklung des Bösen vor der bestimmten Zeit zurückhielt. Also der Grundsatz des Bösen war schon zu jener Zeit wirksam, nur es war gewissermaßen eine Schranke da, die das Böse in seinem Offenbarwerden aufhielt. Was war es nun und was ist es heute noch - das „Was”?
Zunächst war es die Macht Gottes, welche schon damals und bis heute noch in den Obrigkeiten wirksam ist. Man denkt im allgemeinen zu gering von der Obrigkeit und den menschlichen Gewalten und der staatlichen Ordnung und vergißt, was Joh. 19,11; 1. Petr. 2,13.14 und 2. Tim. 2,1-5 geschrieben steht. Sodann ist die Versammlung Gottes, die Gemeinde Jesu Christi hienieden schon damals und bis jetzt noch der Gegenstand der liebenden Fürsorge Gottes auf Erden, teuer erkauft durch das Blut Seines eingeborenen Sohnes, sie ist und soll nach den Gedanken und dem Willen Gottes eine Schranke sein gegen die Gesetzlosigkeit. Das Haupthindernis für die Entwicklung des Bösen und des Menschen der Sünde ist die Gegenwart des Heiligen Geistes, der noch wirksam ist in der Verkündigung des Wortes und dem Rufe zur Buße und Umkehr an den einzelnen Menschen (Hebr. 3,7).
Wir können somit mit Bestimmtheit sagen: Das „Was” ist die noch wirkende Macht Gottes in der Obrigkeit und die Versammlung Gottes, die Gemeinde Jesu Christi, und der „Der” ist der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, der noch wirksam ist an den einzelnen, um zu retten, was sich retten läßt.
Wenn nun die Versammlung, die aus den wahren Gliedern Christi besteht, weggenommen sein und infolgedessen auch der Heilige Geist als Sachwalter nicht mehr hienieden sein wird, dann findet der Abfall statt. Die Zeit zur Beseitigung jedes Hindernisses ist dann gekommen, das Böse ist dann ohne Zaum und Zügel, „der Mensch der Sünde” kann dann erscheinen. Also „das, was zurückhielt”, ist heute noch vorhanden, es ist Gott in der Person des Heiligen Geistes, der durch das, „was” ist: die Versammlung Gottes (Off. 1,19) das Böse zurückhält und die göttliche Autorität in der Welt noch bewahrt, und solange dies noch besteht, kann die völlige Gesetzlosigkeit und „der Mensch der Sünde” sich nicht offenbaren. Wie lange noch? Dazu lese man Off. 3,11; 22,12-17; 1. Mose 6,3!
F. B.
Antwort C
Die Frage betreffs des Gegenbeweises ist mit einem entschiedenen „Nein” zu beantworten, weil aus verschiedenen anderen Stellen des Wortes Gottes sich deutlich ergibt, dass die Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal stattfindet. Die Entrückung der Gemeinde steht mit dem Wiederkommen des HERRN in Verbindung, auf das wir warten auf Grund Seines Versprechens: „Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seiet” (Joh. 14,3). Dieses Wiederkommen des HERRN zur Heimholung der Seinen ist zu unterscheiden von Seinem Wiederkommen in Macht und Herrlichkeit zum Gericht und zur Aufrichtung Seines Reiches (Mt. 25,31; 2. Thess. 1,7-10; Judas 14.15). Letzteres Kommen wird sein am Ende der großen Drangsal und ist daher an gewisse Vorgänge auf dieser Erde, die diesem Kommen vorausgehen, gebunden (siehe Mt. 24, besonders V. 15-30). Anders ist es aber mit dem Kommen des HERRN zur Entrückung Seiner Gemeinde. Dieses ist ein Ereignis, von dem die Welt nichts sehen wird und bei dem der HERR überhaupt nicht auf die Erde kommen wird, denn die Seinen werden nach ihrer Auferweckung und Verwandlung entrückt werden „in Wolken dem HERRN entgegen in die Luft” (1. Thess. 4,17). Es ist ein Ereignis, das nur die Seinen angeht, himmlischen Charakters, und ist deshalb auch in keiner Weise abhängig von irgendwelchen Vorgängen auf dieser Erde. Daher finden wir auch im Worte, dass die Gläubigen schon immer, von Anfang an, auf dieses Kommen des Herrn warteten (siehe Phil. 3,20; 1. Thess. 1,10). – Dass dieses Kommen, und somit die Entrückung der Gemeinde, aber vor der großen Drangsal stattfinden wird, sehen wir deutlich aus verschiedenen Schriftstellen, auf die wir kurz einen Blick tun wollen.
In Lk. 12 sagt der HERR den Seinen, dass sie fortwährend auf Ihn warten sollten, wachend und bereit (V. 35-37), und dass Er kommen werde, ehe die Nacht vorüber sein werde (V. 38: „... und wenn Er in der zweiten Wache kommt und in der dritten Wache kommt und findet sie also” - nämlich wachend - „glückselig sind jene Knechte!”). Was hätte Seine Ermahnung zum beständigen Erwarten und Wachen für einen Sinn, wenn Sein Kommen von gewissen Vorgängen abhängig und daher nach diesen der Zeitpunkt Seines Kommens zu berechnen wäre? Und wie könnte Er in der zweiten oder in der dritten Nachtwache kommen, wenn Sein Kommen erst am Schluß der großen Drangsal wäre? denn letztere gehört bereits mit zu Seinem „Tage” (siehe Mal. 4,1 und andere Stellen!).
In Off. 3,10 ist gesagt, dass der HERR die Seinen bewahren wird „vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird ...” Die Gläubigen werden also überhaupt nicht von dieser „Stunde der Versuchung” - der großen Drangsal - betroffen werden, werden überhaupt nicht in dieselbe hineinkommen; also müssen sie vorher von dem Schauplatz derselben entrückt sein!
Ein weiterer und sehr klarer Beweis für die Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal sind die 24 Ältesten in Off. 4 und 5. Diese 24 Ältesten stellen die entrückte Gemeinde dar, entsprechend 1. Chr. 24,7-19, wo wir bei der Einrichtung der Priester zu ihrem Dienste die gesamte Priesterschaft durch 24 Familienhäupter vertreten finden. 24 ist also hier die Vollzahl der Priesterschaft. Die Bezeichnung „Älteste” deutet auf Weisheit hin - Verständnis für die Gedanken und Wege Gottes, wie wir es bei den 24 Ältesten in Kapitel 4 und 5 und in den weiteren Kapiteln in auffälliger Weise finden. Die „weißen Kleider” deuten hin auf Priestertum (2. Mose 23,39-43) und die goldenen „Kronen auf den Häuptern” auf Königtum. Das Sitzen auf Thronen aber rings um den Thron zeigt die vertrautesten Beziehungen zu Dem an, der auf dem Throne sitzt. Von wem ist alles dieses wahr? Von Engeln? Nimmer, auch von den höchsten nicht, denn sie sind und bleiben immer nur Diener! Von wem dann? Ich weiß nur eine Antwort: Es sind die, die Gott so nahe gebracht sind durch Jesum Christum, dass sie zu Gott „Vater” sagen dürfen - die Erlösten des HERRN, die Seine Gemeinde bilden! Wem ist Verständnis und Weisheit geschenkt in bezug auf Gott und Seine Gedanken und Wege durch Seinen Geist in solchem Maße wie ihnen? Ist nicht gerade von ihnen besonders gesagt, dass sie „ein königliches Priestertum” sind (1. Petr. 2,9) und dass Er sie „gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater” (Off. 1,6)? Und wer könnte „sitzen” in der Gegenwart Gottes, trotz aller „Blitze und Stimmen und Donner”? Nur die, die in ein solches inniges und vertrautes Verhältnis zu Ihm gebracht sind, wie sie es sind! - Die 24 Ältesten stellen also die verherrlichte Gemeinde dar, und dies ist überaus wichtig für unsere Frage, denn wir sehen sie im Himmel vor Beginn der Gerichte über diese Erde, also vor Beginn der großen Drangsal! Denn die Gerichte beginnen erst in Kapitel 6 mit dem Brechen der Siegel des Buches durch das Lamm, während wir die 24 Ältesten bereits vor und bei der Entgegennahme des Buches durch das Lamm im Himmel finden (Kap. 4 und 5)! Diese wenigen Stellen sollten genügen als starke Beweise für die Entrückung der Gemeinde vor der großen Drangsal.
Es gibt noch andere Stellen, wie z. B. Mt. 25,1-13, wo der Bräutigam kam, während die törichten Jungfrauen hingingen, Öl zu kaufen und die Tür verschlossen war, als sie zurückkehrten (so werden die nicht zur Gemeinde gehörenden Bekenner zurückbleiben für die große Drangsal), oder Kol. 3,4; 2. Thess. 1,10, welche zeigen, dass die Seinen mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit, also bereits vorher verherrlicht und mit Ihm vereinigt sein müssen, oder auch Judas 14; Off. 17,14b und 19,14, wo gesagt ist, dass die Seinen mit Ihm kommen, also vorher schon bei Ihm sein müssen!
Also, wenn das Wort Gottes uns so deutlich zeigt, dass die Gemeinde vor der großen Drangsal entrückt wird, kann in Off. 20,4 kein „Gegenbeweis” enthalten sein.
Zu dem zweiten Teile der Frage bin ich, wie wohl die Mehrzahl der Brüder, der Überzeugung, das, mit „was” und „der” der Heilige Geist gemeint ist. Wer anders wäre imstande, „zurückzuhalten”? Solange Er in den Gläubigen eine Wohnung auf dieser Erde hat, hält Er das Böse in einer gewissen Schranke; Er erhält die von Gott verordnete Obrigkeit (Röm. 13,1) aufrecht und verhindert damit den völligen Zusammenbruch von Gesetz und Ordnung. Sobald aber die Gemeinde entrückt sein wird, also Seine Wohnung hier abgebrochen sein wird, wird auch Er „aus dem Wege” sein und nicht mehr zurückhalten; dann wird dem Verderben freier Lauf gelassen werden, die Obrigkeit göttlichen Ursprungs wird aufgelöst werden und Gewalten satanischen Ursprungs werden an ihre Stelle treten (Off. 13); es wird nicht mehr nur „das Geheimnis der Gesetzlosigkeit” wirksam sein, sondern die Gesetzlosigkeit wird dann unverhüllt zutage treten und herrschen. - Welch ein schrecklicher Zustand wird dann sein! Wie sollte es unser Herz mit Dank erfüllen, wenn wir sehen, welche Wohltat wir und unsere Mitmenschen dadurch genießen, dass der Heilige Geist - in uns wohnend, welche Gnade! - hienieden eine solche Tätigkeit entfaltet, und wir so ganz und völlig auf Ihn vertrauen dürfen, solange wir hienieden sind! Ja, wenn wir dieses betrachten, wird unser Herz weit für unseres Gottes und Vaters Liebe und Herrlichkeit, und wir beugen uns in den Staub und beten an.
Th. K.
Antwort D
Es ist nicht gesagt worden, inwiefern hier ein Gegenbeweis gefunden werden könnte. Ich finde keinen Anhaltspunkt für einen solchen in dieser Stelle. Das Zeugnis der Schrift über die Aufnahme der Gemeinde vor der großen Trübsal ist zu klar, als dass Mutmaßungen und Fragen über eine Stelle wie Off. 20,4 etwas davon zweifelhaft machen könnten.
Das, was in dieser Stelle Schwierigkeit machen dürfte, ist die Frage: Wer sind die „Sie”, die auf den Thronen sitzen? Welche Gläubigen sind damit gemeint? Die danach Genannten finden wir mit Leichtigkeit in dem Buche der Offenbarung wieder (Kap. 6,9-11; 13,15; 14,12). Aber wer sind diese „Sie”? Ich glaube, so wie Gott uns jene kennzeichnet als die Enthaupteten und die, die das Malzeichen nicht annahmen, so kennzeichnet Er uns diese als die, die auf Thronen sitzen und Gericht halten. - Man möchte fragen, warum sind sie nicht näher beschrieben? Eben, weil weiteres zu ihrer Kennzeichnung nicht nötig war und wir sie so in der Offenbarung finden. Zu der Gemeinde wird gesagt, dass die Überwinder mit Ihm auf dem Throne sitzen (Off. 3,21) und die Heiligen Gericht halten sollen (Off. 2,26.27; 1. Kor. 6,2.3; Judas 14; Ps. 149,5-9). Und in Off. 4,4 sehen wir sie (die Schar der verherrlichten Gläubigen) in den 24 Ältesten auf Thronen sitzen. Sie sind die einzigen, die in der Offenbarung auf Thronen sitzend gefunden werden, - ... warum sollen sie also noch näher beschrieben werden, und welchen Grund haben wir, andere in ihnen zu suchen oder zu vermuten?
Vers 4 enthält, was Johannes sah. In Vers 5 wird uns erklärend gesagt, dass dieses die erste Auferstehung ist. Die erste Auferstehung umschließt sie alle - die Gesamtschar der Gläubigen bis zu diesen letzten, obwohl sie verschiedenen Familien angehören (Eph. 3,15). Die „erste Auferstehung” ist nicht das Geschehnis einer Stunde, sondern sie umfaßt eine ganze Zeitperiode, und die Gläubigen der verschiedenen Verwaltungen Gottes „haben teil” an derselben (Off. 20,6). Die erste Auferstehung - die Auferstehung „aus” den Toten (Mk. 9,9.10) nahm ihren Anfang, als der Erste auferstand - das ist Christus, der Erstling (1. Kor. 15,23). Dies möchte ich den ersten Abschnitt der ersten Auferstehung nennen.
Den zweiten Abschnitt kann man in dem „Sodann” (1. Kor. 15,23) finden: „Sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft.” Das ist nicht bloß die Gemeinde, sondern in diesen Gläubigen, „die des Christus sind”, sind auch die alttestanlentltchen Heiligen eingeschlossen. (Von einer Sonderauferstehung der Gemeinde, ganz für sich, sagt die Schrift nichts. Wohl von der Entrückung - und auch hier heißt es nicht: „Die Gemeinde wird entrückt”, sondern die Lebenden” mit den Auferweckten zugleich; natürlich die Lebenden sind die letzten zur Gemeinde gehörenden Menschen auf der Erde vor des HERRN Ankunft. Die Schrift spricht nur von zwei Auferstehungen (Joh. 5,29), warum die Gemeinde herausnehmen wollen? (v. d. K.))
Den dritten Abschnitt der ersten Auferstehung finden wir in den entschlafenen Heiligen, die in der großen Trübsalszeit gläubig geworden und ihre Treue mit dem Tode bezahlten. Sie sind noch eingeschlossen, „teilzuhaben” an der ersten Auferstehung. Es ist köstlich zu sehen, wie der HERR auch die in Ihm Entschlafenen dieser Zeit, die Seelen unter dem Altar und die unter der Herrschaft des Tieres Enthaupteten mit teilnehmen lässt an dem Vorrecht der ersten Auferstehung: mit Ihm zu herrschen und zu regieren in Seinem Reiche! - Es mochte den Gläubigen in der großen Drangsal betrüblich erscheine, dass sie so nahe vor der Aufrichtung des Reichs noch getötet wurden - aber welche Ermutigung lag für sie in der Stimme vom Himmel (Off. 14,13), die da sagte, dass glückselig sind, welche „von nun an” im HERRN sterben! Gewiß, alle sind glückselig, die im HERRN sterben, aber diesen letzten wird jener Zeit entsprechend eine besondere Segnung vorgestellt: Sie sollten nicht nur ins Reich eingehen, sondern im Reiche mit Ihm herrschen und regieren. Und der Geist fügt ein feierliches „Ja” hinzu und weist hin, dass ihr Mühen damit ein Ende haben und Belohnung empfangen soll.
Der Gedanke eines Gegenbeweises für die Aufnahme der Gemeinde vor der großen Drangsal scheint sich darauf zu gründen, dass man meint, weil am Schluß der großen Drangsal noch Tote auferstehen, die teilhaben an der ersten Auferstehung, deshalb müsse die Gemeinde noch auf Erden sein. Das Obenstehende dürfte die Haltlosigkeit solchen Gedenkens zeigen.
Die antichristliche Trübsal - diese Zeit, die die Schrift „die große Drangsal” nennt, bringt die Schrift nie mit der Gemeinde zusammen, sondern stets mit Israel. Die Gemeinde geht durch viel Trübsal (vergl. z. B. Apg. 14,22; 2. Kor. 8,2; 1. Thess. 1,6 u. a.) - aber „viel Trübsal” ist nicht „die große Trübsal”. Wenn die Schrift „die große Trübsal” meint, so meint sie jene Trübsal, „dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt hin nicht gewesen ist und nicht (wieder) sein wird” (siehe Mt. 24,21; Mk. 13,19; Off. 7,14; vergl. Jer. 30,7 und Dan. 12,1!). In diesen Stellen spricht die Schrift von der „großen Drangsal”. In Jer. 30,7 ist es Jakobs Trübsal und in Dan. 12,1 ist es Daniels Volk, das hindurchgeht. In Matthäus und Markus nimmt der HERR auf diese Zeit und Ereignisse Bezug, von denen Daniel redet, und spricht von Israel, Jerusalem, Judäa, Sabbat usw. - Aber nirgends verbindet die Schrift die Gemeinde mit der großen Drangsal, sondern der HERR sagt vielmehr zu Seiner Gemeinde: „Ich will dich bewahren vor der Stunde der Versuchung usw.” (Off. 3,10).
Ein solcher Gedanke, dass die Gemeinde an der großen Trübsal und den Gerichten Gottes über diese Welt teilnehmen sollte, steht auch gänzlich im Widerspruch zu dem Charakter der Gemeinde Gottes. Das hieße sie zu einem Bestandteil der Welt machen. Aber die Gemeinde hat in keiner Weise ein Teil weder mit der Welt noch mit Israel, sie ist die aus Juden und Heiden „herausgerufene” Schar, sie ist himmlisch - Christi Leib. Wohl geht sie durch Trübsale, aber nicht durch „die große Trübsal”.
Viel Verwirrung entsteht auch durch die irrtümliche Annahme, als ob „der” Antichrist (Widerchrist, Gegenchristus) schon in der Zeit der Gemeinde anwesend sei. Man gebraucht für solche Annahme oft das Wort in 1. Joh. 2,18 - aber diese Stelle sagt nichts derartiges. Sie wußten von dem Kommen„des Antichristen”; jetzt waren „viele” Antichristen da - und damit zeigt Johannes, dass die letzte Stunde begonnen hatte (diese Stunde, die die ganze Zeit umfaßt von den antichristischen Lehren der „vielen” Antichristen bis zur Ankunft „des” Antichristen). Sobald „der Antichrist” kommt - mit dem Auftreten seiner Person -, ist kein Platz und Raum mehr für die „vielen” Antichristen. Es ist der Schluß. Die letzte Stunde endet mit dem Gericht. - Dem Erscheinen der Person des Antichristen folgt das Erscheinen des Herrn Jesus, und Er wird jenen „verzehren mit dem Hauche Seines Mundes” (2. Thess. 2,8).
Dies führt uns zu 2. Thess. 2! Der Apostel begegnet ihrer Furcht, dass der Tag des HERRN gekommen sei und die große Trübsal angefangen habe, damit, dass er ihnen sagt, daß, ehe dieser Tag komme, der Antichrist, der Mensch der Sünde, geoffenbart sein müsse. Er bittet sie, um der Ankunft des HERRN willen und unseres „Hinauf-Versammeltwerden zu Ihm hin” sich doch nicht erschüttern zu lassen. Er hatte sie darüber im ersten Briefe belehrt, er bittet sie, dies doch festzuhalten und sich nicht erschrecken zu lassen, als ob der Tag des HERRN da sei. Dies sei ja um der Ankunft des Herrn und um ihres vorher Hinauf-Versammeltwerdens willen nicht möglich. Und weiter weist er hin auf den Antichristen, dass der Tag des HERRN nicht kommet könne, ehe der Antichrist gekommen sei, und der Antichrist könne nicht kommen, bevor nicht „der” aus dem Wege sei, „der zurückhält”. Wenn dieses „Was” und dieser „Der” hinweg sind - dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden. - Das, was ihn, den Satan, in seinen Plänen und Zielen zurückzuhalten vermag, muss natürlich größer und stärker sein als Mensch und Satan! Wenn der Apostel auch nur sagt: „was” und „wer”, so fügt er doch hinzu: ihr wisset, „was zurückhält”, „der zurückhält” - und: bis „Er” aus dem Wege ist. Wer ist dieser „Wer”, „Der”, „Er”? Sie wußten es! Aber auch wir wissen, dass auf dieser Erde kein anderer gegenwärtig ist, der den Satan in seiner Macht zurückzuhalten vermag, als „der Heilige Geist”, und Er ist verbunden mit den Heiligen, mit der Gemeinde. Er ist nicht ohne sie und sie nicht ohne Ihn. Wie auch immer die wirkende Kraft des Geistes Gottes, den Antichristen zurückhaltend, sich offenbaren mag – sei es in der Obrigkeit oder in der Verkündigung des Evangeliums - es sind Kraftwirkungen, aber das Gefäß des Heiligen Geistes, das einzige, ist die Gemeinde, sind die Gläubigen, und Er bleibt bei ihnen und in ihnen (Joh. 14,17).
So sehen wir: der Antichrist kann nicht eher kommen, bis der Heilige Geist, dieser „Der” und „Er” mit dem „Was” (der Gemeinde) aus dem Wege ist (dem Antichristen den Weg freigegeben hat). Wir aber wissen, dass der Geist Gottes nicht von der Erde geht ohne die Gemeinde. (Er ist bei uns in Ewigkeit, Joh. 14,16!)! Wenn nun die Gläubigen der Jetztzeit so untrennbar mit dem Heiligen Geiste verbunden sind, - wenn der Geist Gottes und mit Ihm verbunden die Gläubigen (die, die ohne Ihn nichts sind!) hinweg sein müssen, ehe der Antichrist kommen kann - wie kann dann noch davon geredet werden, dass die Gläubigen durch die antichristliche Trübsal gehen müßten?!
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesen ausführlichen Antworten weisen wir noch hin auf die wichtigen Fragen 23 in Band Ill (1915) über Off. 6 und Frage 3 dieses Jahrgangs; über die 24 Ältesten ist vor allem in Frage 50, Band ll (1914) geschrieben worden. Es seien außerdem als beachtenswert zu vorliegender Frage noch erwähnt die Fragen 11, 12, 31, 42 und 43 in Band Il (1914) und die auch in Antwort A genannte Frage 35 in Band 111 (1915)!
Die Lehre, dass die Entrückung erst in der Zeit während oder gar nach „der großen Drangsal” zu erwarten sei, ist leider weit verbreitet.
Viel Unklarheit darüber kommt daher, weil man nach Off. 20,4-6 annimmt, dass die erste Auferstehung in einem Akte besteht, womöglich an einem Tage geschieht. Aber 1. Kor. 15,23 zeigt, dass es eine Stufenfolge darin gibt. Mt. 27,52.53 zeigt dasselbe (beachte „nach Seiner Auferweckung”!). Christus ist der Erstling, und hier in Mt. 27 sehen wir die Erstlingsgarbe (3. Mose 23,10-13; vergl. Frage 2, Band II [1914], besonders Antwort (C!). Die Erstlingsgarbe beweist, dass die Ernte noch zukünftig ist; letzterer gehört die Gemeinde an und dann die in Off. 20,4 Genannten, ohne dass diese zur Gemeinde zählen müßten. An der ersten Auferstehung teilhaben heißt nicht, der Gemeinde angehören. Wer aber Christo angehört, ob gegenwärtig (Gemeinde) oder während der Drangsal (vergl. „um des Zeugnisses Jesu willen”, 20,4; „Gebote Gottes und Glauben Jesu halten”, Toten im HERRN”, Kap. 14,12.13) - der hat teil an der ersten Auferstehung, d. h. nach Joh. 5,29 als einer, „der das Gute getan hat”: an der Auferstehung des Lebens. Meint man aber, die erste Auferstehung sei ein Akt, an einem Zeitpunkt stattfindend, dann muss man allerdings zu der Auffassung kommen, dass die Gemeinde, da sie zur ersten Auferstehung gelangt, zu der auch die Märtyrer der Drangsalszeit gelangen (nach Off. 20,4), mit durch diese Drangsal hindurchgehen muß. Dem ist aber nicht so und nicht allein aus obigem Grunde! Die letzten Antworten zeigen Gründe genug, dass die Gemeinde - als himmlischen Ursprungs, himmlischer Stellung und himmlischen Ziels - vor der großen Drangsal (die ja völlig jüdischen Charakters ist nach Mt. 24 u. a. Stellen) entrückt wird.
Zu den Stellen, die dies beweisen, gehört vor allem, wie oben genannt, Off. 3,10. Nun ist es ein eigen Ding, dass diese Stelle auch von den Gegnern besonders herangezogen wird als Gegenbeweis gegen die Entrückung vor der Trübsal. Das ist aber nur möglich, wenn man die Stelle, sagen wir einmal, allzu frei aus dem Urtext übersetzt. Wenn wir auch selbstverständlich von der ehrlichen Auffassung der Gegner voll überzeugt sind, so erweckt die in einer sehr verbreiteten neueren Bibelausgabe stehende Übersetzung: „... bewahren in der Stunde der Versuchung” bei uns in etwa den Eindruck, dass die Übersetzer eben von vornherein der Anschauung sind, dass die Gemeinde nach der Trübsal entrückt werde, und daher hier frei so übersetzen, und zwar ihnen selbst wohl unbewußt, dass ihre Überzeugung ihre den eigentlichen Wortsinn nicht wiedergebende Übersetzung beeinflußt hat. Denn „in” oder gar, wie eine bekannte, von einem freisinnigen Theologen verfaßte Übersetzung des Neuen Testaments hat: „durch die Stunde der Trübsal hindurch” kann es bei genauer Beobachtung des Textes und in treuer Abhängigkeit von ihm wörtlich nicht heißen, höchstens eben in ganz freier Übertragung hervorgerufen durch vorgefaßte Meinung. (Bewahrung in der Trübsal wäre für uns, d. h. für die Gläubigen der Gemeinde, ja auch gar nichts besonders Eigentümliches [vgl. z. B. Röm. 8,30-39!].) Mag es wörtlich auch zunächst heißen „aus”, so bedeutet und heißt es doch in Verbindung mit „bewahren” nicht „aus”, sondern „vor”, wie ganz klar Joh. 17,15 zeigt, die einzige Stelle im Neuen Testament, die im Urtext dieselbe Wortverbindung hat wie Off. 3,10. Will man aber „aus” nicht fallen lassen, so vergesse man doch nicht, dass es heißt: „aus der Stunde”, also aus dem Zeitraum, in den die Versuchung fällt (nicht aus der Versuchung selbst), und zwar aus der Stunde der Versuchung, „die über den ganzen Erdkreis” kommen soll! Gehört aber die Gemeinde diesem Erdkreis und denen, „die auf Erden wohnen” an? Keineswegs, sondern der himmlischen Berufung (vergl. nur Phil. 3,20 und Hebr. 3,1!). Somit hat sie auch nichts zu tun mit der Stunde, der Zeit, in die die Versuchung fällt, also auch nicht mit dieser selbst!
Es fehlt an Raum, näher hierauf einzugehen. Aber wir bitten die lieben Leser, die jener Lehre, dass die Trübsal mit dem Antichristen das für die .Gemeinde zunächst kommende Ereignis ist, anhängen, diese Gründe gegen jene Lehre nicht gering einzuschätzen, sondern gründlich ohne Voreingenommenheit nachzuprüfen, was die Schrift über diese Dinge sagt. Es ist doch um unsert- und noch mehr um der Ehre des HERRN willen unsagbar wichtig, was wir erwarten: ob eine Drangsal. wie sie den Juden, der jüdischen irdischen Berufung angemessen ist, oder ob den Abschluß unserer Erlösung, die Erlösung des Leibes, die Entrückung (Phil. 3,21); ob wir das Kommen des Antichristen erwarten oder das des Herrn Jesu, der hinging, uns die Stätte zu bereiten und nach Seiner Verheißung jeden Augenblick wiederkommen kann, um uns dahin zu bringen, wo Er ist (Joh. 14,1-3)!
Wenn Er uns hinweggenommen haben wird und somit der Heilige Geist von der Erde fortgegangen ist, also die Hindernisse von 2. Thess. 2,6.7 fort sind, dann wird mit ungeahnter Schnelligkeit die Enthüllung des „Geheimnisses der Bosheit, der Gesetzlosigkeit” vor sich gehen, und „der Tag des HERRN” wird kommen „wie ein Dieb in der Nacht” (1. Thess. 5,2). Für uns - „Söhne des Lichts, Söhne des Tages” (V. 5) steht Herrlicheres als (gleichsam) „ein Dieb in der Nacht” bevor! Wir sind „wach” und erwarten mit Sehnsucht und heimlicher Freude etwas, was unseres sehnsüchtigen Erwartens wert ist - den „glänzenden Morgenstern” (2. Petr. 1,19; Off. 22,16). Welche Erwartung! und nach Stellen wie Eph. 5,14ff. und 1. Thess. 5,4-11 u. a. von welch weittragender Bedeutung für unser gegenwärtiges Leben, bis Er kommt!
„Ja, Ich komme bald! - Amen; komm Herr Jesu!” (Off. 22,20.)