Ende des HErrn

Was ist Jak. 5,11 gemeint mit dem „Ende des HErrn“?

Antwort A

Beim ersten Lesen könnte es fast scheinen, als wollte Jakobus in 5,11 zwei Beispiele dafür anführen, dass er die glückselig preist, welche ausgeharrt haben. Dies ist aber nicht der Fall. Jakobus spricht nur von dem Ausharren des Hiob. Der HERR handelte mit Hiob, führte ihn durch Leiden. Hiob harrte aus. Das Ende des Handelns des HERRN mit Hiob zeigte, dass der HERR voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist, und dass tatsächlich Hiob wegen seines Ausharrens glückselig zu preisen war.
O. v. Br.

Antwort B

In Jak. 5,7-11 werden die Brüder in Christo zur Geduld ermahnt und auf das Vorbild der Propheten (V. 10) und des Hiob (V. 11b) hingewiesen. Letzterer, der besonders schwere, sich immer mehr steigernde Prüfungen durchzumachen hatte, harrte darin aus, bis der HERR ein Ende seiner Leiden machte (V. 11c) und „alles, was er gehabt hatte, um das Doppelte mehrte” (Hiob 42,10), da Er „voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist” (V. 11d). Daher sind wie Hiob die, „die ausgeharrt haben, glückselig zu preisen” (V. 11a); solchen gelten auch die Verheißungen wie Röm. 5,3-5 und Jak. 1,12 (hierzu Hebr. 2,17.18; 4,14-16; 1. Kor. 10,13).
K. Hch.

Anmerkung des Herausgebers

Antwort A ging uns aus dem Felde zu!
Auch wir meinen, dass die richtige Deutung dieser Stelle die ist, die obige Antworten enthalten. Wir möchten es aber auch aussprechen, dass die andere scheinbar mögliche Deutung, es sei vom Tode des Herrn Jesu am Kreuz die Rede, praktisch etwas für sich hat, indem Jesu Worte am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun” (Lk. 23,34) so recht geeignet sind, Sein Mitgefühl, Seine Barmherzigkeit zu zeigen. Doch wir glauben nicht, dass man von dem Tode des HERRN als von Seinem „Ende” sprechen darf; die Schrift jedenfalls tut es nirgends; im Gegenteil, wir glauben, dass z. B. Worte wie Hebr. 1,10-12 sowie unsere ganze Kenntnis des HERRN uns verbieten, den irdischen Sprachgebrauch „Ende” des Lebens (vergl. Bileams Worte 4. Mose 23,10) auf Ihn anzuwenden. Wenn wir noch dazu andere Stellen nachschlagen, wo von dem Lebensende der Menschen die Rede ist, wie groß wird da der Abstand zwischen Ihm und uns! Man vergl. z. B. Ps. 39,4.5! (Nebenbei bemerken wir, dass in der Stelle Hebr. 13,7 im Urtext nicht, wie die Luthersche Übersetzung sagt, das Wort „Ende” steht, sondern „Ausgang ihres Wandels”.)
Wenn wir Jak. 5,11 im Sinne obiger Antworten erklären, wie kostbar wird uns dann die Geschichte Hiobs, und wieviel leichter und freudiger gehen wir an Hand der Belehrung, die uns Hiobs Leidensgeschichte gibt, durch die Leiden dieser Zeit; wissen wir doch, dass der HERR uns keinen Augenblick aus den Augen lässt und in Seiner Gnade zur rechten Zeit ein Ende macht mit den Leiden, die Er zu unserer Erziehung über uns kommen ließ (s. noch Röm. 5,1-5 und Hebr. 12,1-12 sowie Jak. 1,2.3.12). - Übrigens kann das hier und anderswo gebrauchte griechische Wort für „Ende” auch „Zweck” und „Ziel” bedeuten, woraus sich für diese und andere Stellen ebenfalls ein besonderer Sinn ergäbe!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 3 (1915)