Empfielt die Bibel Betrug?

Im Gleichnis vom ungetreuen Haushalter in Lukas 16,1-13 wird dieser vom Herrn gelobt, weil er die Schuldner dazu anleitete, die Schuldscheine so abzuändern, daß sie ihrem Herrn nur einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Schuld zurückgeben mußten. Ist das nicht Betrug? Hier widerspricht sich doch die Bibel! (Man vergleiche z.B. mit 1. Petrus 2,1)

Wir müssen uns bei Gleichnissen natürlich fragen, worauf die Belehrung hinauswill. Hier wird nun von Jesus selbst gesagt, was wir aus dem geschilderten Beispiel lernen sollen: "Ich nun sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zuende geht, man euch aufnehme in die ewigen Hütten" (V. 9).

Diese auf das Gleichnis gemünzte Aussage macht deutlich, daß der ungetreue Verwalter zwar gelobt, aber dennoch entlassen wurde. Er hatte aber zuvor Vorkehrungen getroffen, um nach seiner Entlassung weiterhin eine gesicherte Existenz zu haben; denn weder Graben noch Betteln wäre ihm als standesgemäß erschienen. Wenn ihn also der Hausherr lobte, heißt das nicht einmal, daß er den Betrug guthieß; denn sonst hätte er ihn nicht entlassen. Er rühmte ganz einfach seine Schlauheit. Und in der Tat nützte der schlaue Mann alle Möglichkeiten des Mammon aus, um nach Verlust der Arbeit eine neue, in seinen Augen würdige Existenz aufbauen zu können. Die Söhne dieser Welt sind im Verwirklichen ihrer Ziele und im Anwenden ihrer Methoden eben klüger, konsequenter als die Kinder des Lichts in ihrem Bereich. Das sei zu unserer Schande gesagt (V. 8).

Wenn wir nun Kinder des Lichts geworden sind, sollen wir, anstatt uns vom Mammon diktieren zu lassen - denn niemand kann zwei Herren dienen (V. 13) - den Mammon einsetzen für die ewigen Dinge, für das ewige Leben, für das, was bleibt, wenn der Mammon, also der gegenwärtige Zeitlauf, aufhört. Wie der Mann im Gleichnis jetzt alle ihm verfügbaren Mittel im Blick auf das Hernach einsetzte, sollen wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, den ungerechten Mammon eingeschlossen. im Blick auf das Hernach, auf die Ewigkeit, einsetzen, anstatt damit unseren egoistischen Lüsten zu frönen.

Das ist eine Absage an die Liebe zum Geld, die nach den Worten des Paulus "eine Wurzel allen Übels" (1. Tim. 6,10) ist. So bestätigt der Apostel die Lehre dieses Gleichnisses. In Matth. 6,21 sagt Jesus: "Wo dein Herz ist, da wird auch dein Schatz sein." Wenn unser Herz dem Herrn gehört, dann wird er uns über alles kostbar. Dann lernen wir, loszulassen; dann finden wir Wege und Möglichkeiten, die kurze Zeit hienieden mit allem, was wir sind und haben, in die Ewigkeit zu investieren. Oder sagen wir es mit den Worten Jesu aus der Bergpredigt, die zum hier behandelten Gleichnis in wunderbarer Harmonie stehen: "Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde... Sammelt euch aber Schätze im Himmel" (Matth. 6,19+20).


Beantwortet von: Benedikt Peters
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)