Antwort
Die Antwort möge 5. Mo. 11,9-12 geben. Die Formel ist von 2. Mo. 3 an deswegen so oft wiederholt, weil das Herz Gottes seine Wonne darin findet, das Gute, das Er schenken will, recht anziehend für Ohr und Auge zu machen, um das Herz des Volkes Seines Ratschlusses zu gewinnen.
Es ist nicht angebracht, hinter allem Natürlichen etwas Geistliches zu wittern, das erst herauszuklauben wäre. Milch und die daraus gewonnenen Produkte sind die Hauptnahrungsmittel nomadisierender oder auch ackerbautreibender, auf eigener Scholle seßhafter Menschen. In 1. Mo. 49,12 und Jes. 55,1 wird sie neben den Wein gestellt. Honig deutet außer auf Nahrung auf Wohligkeit im Genießen hin, wie viele Stellen zeigen. Der Überfluß an Milch und Honig soll die natürliche Fruchtbarkeit des verheißenen Landes gegenüber der künstlichen Fruchtbarkeit Ägyptens hervorheben. Es soll ausgedrückt werden, dass in Kanaan alle physikalischen und klimatischen Vorbedingungen zu besagter Fruchtbarkeit gegeben waren. Milch und Honig haben nun wohl auch eine geistliche Bedeutung, aber nicht in Verbindung mit dem Lande im Alten Testament, sondern in Verbindung mit alt- und neutestamentlicher Lehre.
Milch: 1. Kor. 3,2 und Hebr. 5,12: elementarste Wahrheiten für Unmündige in Christo, 1. Petr. 2,2: allgemein geistliche Speise. Honig: 3. Mo. 2,11, bildlich verstanden: rein natürliche, seelische Süßlichkeit der Gefühle Gott gegenüber. Sie sind nicht geziemend, daher bei den Opfern verboten. Beim HERRN, den die Opfer vorbildeten in Seiner Hingabe, waren sie nicht; vielmehr war bei Ihm eine gewisse Herbheit der Weihe an Gott. Zu den Beziehungen zu Gott gehört ein Gefeitsein gegen Verderbnis, klare Nüchternheit im Geiste. Daher war, Vers 13, Salz erforderlich, das Sinnbild davon, im Gegensatz zu Honig, d. i. zu unangebrachter seelischer Süßlichkeit, und zu Sauerteig, d. i. zu innerliche Zersetzung bewirkendem verborgenem Bösen (vergl. u.a. Mt. 16,6.11.12; Lk. 12,1; 2. Mo. 12; 1. Kor. 5,6.8). Eine beherzigenswerte Lektion für die heutige Zeit, wo so viel seelische Süßlichkeit und Weichlichkeit an die Stelle geistlich-gesunden, nüchternen Christentums tritt.
F. Kpp.