Gottes Wort ist Wahrheit. Wahrheit ist auch, dass Jesus Christus während der relativ kurzen (messbaren) Zeit von rund 30 Jahren als Mensch auf Erden lebte. Wie ist obiger Vers zu verstehen?
- volumenmässig? Das wäre meiner Ansicht nach nicht möglich während seiner kurzen Anwesenheit auf Erden als menschgewordener Gottessohn.
- Übertreibung? Liegt überhöhter Lobpreis des Evangelisten vor, wie eben Übertreibungen gängigem Sprachgebrauch entsprechen?
- Liegt die Betonung auf "Welt"? Der weltlich denkende Mensch kann die geistliche Botschaft der Bücher (der Bibel) gar nicht fassen.
Gehen wir die drei von Ihnen genannten Möglichkeiten der Reihe nach durch:
Zum Volumen wollen wir bedenken, dass Jesus Christus tatsächlich Gott in Menschengestalt war. Das bedeutet, dass jedes seiner Worte und jede seiner Taten göttlich vollkommen waren, ganz abgesehen von den nicht zu zählenden Zeichen und Wundern, die er tat. Johannes sagt uns ja im vorletzten Kapitel seines Evangeliums (20,30), dass Jesus noch «viele andere Zeichen» tat. Stellen wir uns nur vor, man hätte jeden einzelnen Fall eines Geheilten unter Berücksichtigung auch des geringfügigsten Details aufgeschrieben. Wir hätten dann bereits Tausende und Abertausende von Büchern, statt der vier schmalen Evangelien. Und stellen wir uns vor, jede Reise, jede Bewegung des göttlichen Messias wäre aufgezeichnet worden. Wir merken, dass die Menge von Information nicht allein ins Unabsehbare, sondern ganz wörtlich ins Unendliche anschwellen würde.
Dann aber hat Johannes nicht einfach übertrieben, obwohl er natürlich auch nicht ganz streng wörtlich verstanden sein will. Er will einfach sagen: Wir hätten eigentlich eine endlose Reihe von Büchern schreiben müssen, die nicht einmal in allen Bibliotheken der Welt Platz gehabt hätten. Übertriebenes Lob aber ist es auf keinen Fall; denn die Fülle und die unabsehbare Tragweite der Werke des Herrn können nicht zu hoch eingeschätzt werden.
Die dritte von Ihnen vorgeschlagene Möglichkeit halte ich für ausgeschlossen; denn das Hauptgewicht liegt nicht auf der Welt und deren Geist, sondern auf dem Umfang des Niedergeschriebenen. Dass der Geist der Welt die Botschaft der Bibel nicht fassen kann, hat Johannes an anderer Stelle gesagt (1, 5; 8,43 + 47).
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)