Antwort A
den Freunden gewidmet, die sich noch soviel gesunden Sinn bewahrt haben, dass sie unvoreingenommen hören und lernen und sich Fragen gefallen lassen wollen.
Im ersten Buch Mose handelt es sich zunächst um die Menschen im allgemeinen; dann um die Väter Abraham, Isaak und Jakob. Vom zweiten Buch Mose an durch die Geschichtsbücher, die Psalmen und Propheten hindurch um Israel und die Nationen; also um das, was sich auf der Erde zuträgt. Das Jenseits wird nur selten hereingebracht, und dann nur als der Bereich des nebelhaften, der Schattenwelt. Lichtblicke, die über das Irdische sowohl wie über die Schattenwelt des Jenseits hinausgehen, wie die Weissagung auf den HERRN hin in Psalm 16,9-11, sind erst recht eine Seltenheit.
Haben sich die Freunde über diese Feststellung schon Rechenschaft gegeben? - Oder ist es nicht so? In bezug auf Hesekiel insbesondere stelle ich fest: es handelt sich ausschließlich um Israel und andere Völker, um Jerusalem und andere Städte, auf der Erde. Wievielmal in eurem Christenleben habt ihr schon das Alte Testament im Zusammenhang gelesen, Freunde? Wievielmal den Propheten Hesekiel insbesondere? - Wer sich durch diese Fragen in die Enge getrieben fühlt, der sage sich: da darf ich nicht dreinfahren und irgendeine Stelle aus ihrem Zusammenhang nehmen und damit etwas beweisen wollen, das über das Diesseits hinausgeht; ich darf's auch anderen nicht nachsagen, nur weil sie es sagen. In Hes. 16 handelt es sich um Jerusalem in ihrer Stellung als von Jehova Abgewichene, als Hure. Dazu von Vers 44 an um Samaria und Sodom und beider Tochterstädte, sowie nebenbei um die Städte Syriens und der an Syrien angrenzenden Länder, und um die Städte der Philister.
Was wird von Jerusalem und diesen Städten ausgesagt? Dass Jerusalem es schlimmer getrieben habe als die anderen. Und was noch? Dass alle drei: Sodom, Samaria und Jerusalem samt ihren Tochterstädten zu ihrem früheren Stande zurückkehren würden, Vers 55. In Vers 53 wird derselbe Gedanke ausgedrückt durch: „Ich werde ihre Gefangenschaft wenden.” Wenn die Freunde mit den Ausdrucksweisen des Alten Testamentes vertraut sind, so werden sie wissen, dass dies eine durch den Gebrauch festgelegte Formel ist, um zu sagen, dass der frühere Zustand wiederhergestellt werde. Dass dem so ist, zeigt z. B. Hiob 42,10. Hiobs Krankheit war keine Gefangenschaft im buchstäblichen Sinne. Er war gefangen in seinem Krankheits- und Armutszustand. Sein früherer Zustand des Gesund- und Reichseins wurde wiederhergestellt. Zu: „Ich werde die Gefangenschaft deiner (Jerusalems) Gefangenen in ihrer (Sodoms und Samarias) Mitte wenden”, Vers 53, die Frage: War Jerusalem je in Sodom und Samaria in Gefangenschaft? Will das nicht einfach sagen: Du teilst das Los von Sodom und Samaria, d. h. ihr seid alle drei nicht mehr, was ihr waret, seid von der euch zudiktierten Strafe getroffen? Und was ist das, dass der frühere Zustand der drei wiederhergestellt wird, anderes als dass sie, die dem Untergang Anheimgefallenen, als Städte wiedererstehen werden? Der Gegensatz davon ist, dass eine dem Untergang anheimgefallene Stadt nicht wiederersteht. Ein Beispiel hiervon ist Babel: „... es soll in Ewigkeit nicht mehr bewohnt werden und keine Niederlassung sein von Geschlecht zu Geschlecht. Gleich der Umkehrung Sodoms und Gomorras und ihrer Nachbarn durch Gott, spricht Jehova, wird niemand daselbst wohnen und kein Menschenkind darin weilen.” Jes. 13,20 und Jer. 50,39. So wie Sodom und Gomorra zur Zeit des Propheten verschwunden waren, so würde zu irgendeiner späteren Zeit Babel verschwinden und es für immer bleiben. - Hingegen: ist es unbekannt, dass Jerusalem in strahlendem Glanze erstehen wird im Reiche, Jes. 54 und 60 u. a. O., auch wenn es in der kommenden Krisis nochmals zerstört wird, Jes. 29,1ff.; Sach. 14,1ff.? Desgleichen Samaria. Es wurde vom Assyrerkönig eingenommen, 2. Kön. 17, blieb aber bestehen bis in die christliche Zeit hinein. Es wurde zwar im zweiten Jahrhundert vor Christo durch Johannes Hyrkanus zerstört, wurde aber wieder aufgebaut. Aber wie Jerusalem in der kommenden Krisis von dem König des Nordens, dem zukünftigen Assyrer der Propheten, eine Zerstörung erleiden wird, so eine Stadt, die dann am Platze oder ungefähren Platze des früheren Samaria stehen wird. Jes. 28,1-4 und Micha 1,2-7 sind des Zeuge. Der mit den Propheten nicht vertraute Leser mag staunen. Aber dieselben geschichtlichen Ereignisse zur Zeit der Propheten waren nur ein vorlaufendes Geschehen dessen, was sich „am Ende der Tage”, wie auch so ein feststehender Ausdruck des Alten Testaments lautet, ereignen wird. Jerusalem und Palästina sind der Mittelpunkt der Wege Gottes mit der Erde. Wenn auch die Menschengenerationen vergehen, so bleiben doch für den Geist Gottes in Seinen Darstellungen die geographischen Verhältnisse, die Namen und die Beziehungen der Länder und Städte und deren Bewohner zu Jerusalem und Palästina dieselben. Man beachte Micha 1,3 und 4: so war es durchaus nicht, als Salmaneser Samaria einnahm. Wohl aber ist es die Sprache der Propheten, wenn sie von der Endzeit reden. Und nun, das, was an der Stätte Samarias stehen wird, wird als Wiederhergestelltes in der Endzeit und im Reiche dessen Namen tragen. Siehe Jer. 31, besonders Vers 5, und hier unsere Hesekielstelle, die nichts mehr und nichts weniger besagt, als dass Samaria, Ort und Gegend, sein wird, was es früher war. Ich möchte da noch ausdrücklich fragen: Werden die Bewohner dann dieselben Menschen sein, die einst drin lebten? Der Leser verzeihe die Frage; er wird gleich sehen, warum ich sie stelle.
Anschließend eine andere Frage: Darf jemand wagen, die dritte Stadt hier anders zu behandeln als diese zwei? Kann es nicht auch wieder eine Stadt Sodom geben am Gestade des Sees, der die frühere Landschaft der Städte Sodom und Gomorra, Adama und Zeboim, bedeckt? Müssen dann, anschließend an obige Frage, die Bewohner dieselben Menschen sein, die einst drin lebten? Wenn die Freunde, für die dies geschrieben wird, wieder staunen, so frage ich weiter: Ist ihnen nicht bekannt, dass nach Hes. 47,1-12, speziell 8-10, das Salzmeer zu einem Süßwasserbecken werden wird? Was ist da Verwunderliches dabei, dass etwa die Gestade des Sees sich verschieben mögen; dass in dieser dann gesegneten Gegend eine Stadt entstehen mag, der in Anlehnung an die einstige der Name Sodom gegeben wird? Ist doch gegenwärtig schon, im Zeitalter der Ausgrabungen antiker Stätten, das Interesse an den Ufern des Salzmeeres durch die Auffindung der Ruinen des einstigen Sodom erweckt.
Die kommende Zeit der Einleitung des Reiches wird noch viel Erstaunliches bringen, das immer in der Schrift gestanden hat, nur nicht geglaubt worden ist. Joel 3,18 und Sach. 14,8 reden auch von diesem (buchstäblich zu nehmenden) Fluß. Auch scheint Sach. 14,10 eine Umwandlung des gebirgigen südlichen Teiles des Landes anzuzeigen, so dass es zu einer Niederung wie die Araba werden wird, so dass Jerusalem, sowieso schon hoch gelegen, buchstäblich „erhaben” sein wird: „Schön ragt empor (dann), eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion, an der Nordseite, die Stadt des großen Königs.” Psalm 48,2.
Der Ausspruch dann: „Sodom und ihre Töchter werden zurückkehren zu ihrem früheren Stande” hat einfach das Wiedererstehen der Stadt und der von ihr abhängigen Ortschaften im Auge. -
Ist es nicht unehrlich, in der Frage Jerusalem und Samaria, Städte desselben verwerflichen Charakters wie Sodom (daher alle drei als Schwestern bezeichnet!), aus dem Spiel zu lassen? Steigt nicht Scham im Herzen derer auf, die so frivol mit dem Worte Gottes umgehen, wie auch im Herren derer, die unbedacht solche Torheiten sich bieten lassen und selber wieder anderen bieten?
Nun noch die Frage: Wenn wir einen zusammenhängenden Abschnitt der Bibel lesen, müssen wir uns nicht fragen, wenn wir anders ehrlich sein und Ehrfurcht vor dem Worte Gottes beweisen wollen: Was ist der Zweck oder die Absicht der Darstellung? Über die Hesekielstelle haben wir die Antwort aufgezeigt. Was ist der Zweck der Ausspruche des HERRN in Mt. 11,20-24? Doch augenscheinlich der, die Verantwortung der Städte Chorazin, Bethsaida und Kapernaum derjenigen von Tyrus, Sidon und Sodom gegenüberzustellen und hervorzuheben, daß, wenn Tyrus und Sidon jetzt noch bestünden, die Einwohner sich geneigter zeigen würden, Buße zu tun, als Chorazin und Bethsaida; daß, wenn Sodom erfahren hätte, was Kapernaum von seiten des HERRN erfahren hatte, es noch bestehen würde. Darüber hinaus weist der HERR auf das zukünftige Gericht der Toten hin, wo es keine Erde und folglich keine Städte mehr gibt, Off. 20,4, um auf dem Vergleichswege festzustellen, dass Tyrus, Sidon und Sodom, d. h. deren einstige Bewohner, mit geringerer Strafe davonkommen werden als Chorazin, Bethsaida und Kapernaum, weil sie die Vorrechte der letzteren nicht genossen und infolgedessen eine geringere Verantwortung hatten, wie böse sie auch gewesen sein mochten und welcher Art auch ihre Strafe sein mochte, nach dem Grundsatz, den wir aus dem Munde des HERRN in Lk. 12,47 vernehmen: „Wer den Willen seines HERRN gewußt und nicht danach getan hat, wird mit vielen Schlagen geschlagen werden; wer ihn nicht wußte und tat, was der Schläge wert ist, wird mit wenigen geschlagen werden.” Ist da etwas zu finden vom Aufhören oder Nichtaufhören der Strafe? Ist in Mt. 11 etwas zu finden vom Gerichtsurteil, was oder wie hoch es ist? Warum dann die Dauer des Gerichtsurteils hereinbringen, wenn die gar nicht in Frage kommt? Und ist es ehrlich, nur von Sodom zu reden und über die anderen fünf Städte hinwegzugehen, als ob sie Luft wären?
Was schließlich die Stelle im Briefe Judae betrifft, so kann jeder sehen, dass Judas die Folgerichtigkeit der Regierungswege Gottes zur Warnung vor Leichtsinn vor Augen führt. Das aus Ägypten gerettete Volk und gefallene Engel sind des Zeugen und mit diesen letzteren im Tun durch das Wörtchen „wie” verglichen, die Städte Sodom und Gomorra und die Gegend um sie her. Über das Wort „ewig” zu diskutieren liegt kein Anlass vor, das ist nicht der Zweck, den Judas im Auge hat. Was auf der Hand liegt, ist, dass die Strafe in ihrer Art, wie sie hereingebrochen ist, fortdauert hinsichtlich der davon betroffenen Menschen, weil die Landschaft ja verschwunden ist.
Jede der drei Stellen hat ihren ihr eigentümlichen Sinn und Zweck: die in Hesekiel die Wiederherstellung zerstörter Städte auf der Erde. Die in Matthäus einen Vergleich zwischen der Herzenseinstellung von Bewohnern verschiedener Städte untereinander über empfangenes Licht und daraus sich ergebende Verantwortung. Die im Brief Judae Warnung davor, die Gnade Gottes in Ausschweifung zu verkehren, Vers 4, indem drei vorliegende allgemein bekannte Beispiele den feierlichen Ernst dieser Warnung in seinen unabänderlichen Folgen bezeugen.
Als Ergebnis unserer Studie eine letzte Frage: Ist es ehrlich oder unehrlich, diese Stellen zusammenzuwerfen, als ob jede dem gleichen Zweck diente, entgegen dem, was klar darin zum Ausdruck kommt, nur um eine Lieblingstheorie zu stützen, nämlich dass „ewig” nicht „ewig” bedeute? Wenn es nicht unehrlich ist, verrät es dann nicht tadelnswerte Unwissenheit und Unaufmerksamkeit?
F. Kpp.
Bemerkungen des Schriftleiters
Was sagen die Vertreter der Allversöhnungslehre zu dieser Antwort und Auslegung? Was sagen sie zunächst zu dem Ton, in dem sie gehalten ist? Ich frage so, weil im vorigen Jahrbuch, Lief. 5, in der wir uns mit dieser von uns als schriftwidrig angesehenen Lehre auseinanderzusetzen hatten, der Verfasser von Antwort A, der gleiche wie der obiger Antwort, unser alter, treuer Mitarbeiter F. Kpp., sehr ernst bezüglich der Frage geschrieben hatte, so ernst, dass auch Gegner der Allversöhnungslehre den Ton als „zu schroff” beurteilten. Aber die Kritiker sollen wissen, dass mir jener Ton ganz aus der Seele gesprochen war, sonst hätte ich die Antwort vielleicht nicht aufgenommen! Nun, und heute? Ist der Ton obiger Antwort auch „zu schroff”? Ist er nicht vielmehr, gerade weil so häufig in Frageform gehalten, sehr milde? Wenn auch sehr, sehr ernst, dem Gegenstand angemessen! - Es ist ja unmöglich, es allen recht zu machen! Das sei allen denen gesagt, die leicht mit der Kritik bei der Hand sind, die aber nicht immer ebenso gern selber hören und lernen! Was haben wir damals über jene ganze Lieferung 5 (1932) für kritische, ablehnende, schier gehässige (muss ich leider sagen!) Zuschriften bekommen, Zuschriften, wie sie Kindern Gottes eigentlich nicht ziemen, zumal einige zeigten, dass man das Heft gar nicht durchgelesen haben konnte! Allen diesen Zuschriften aber war eins gemeinsam, und wenn einzelne Leser dieser Worte sich jetzt getroffen fühlen sollten, so ist es nur gut! -, das war der geradezu erschreckend oberflächliche Schriftgebrauch bzw. die oberflächliche Schriftauslegung, deren jene Brüder sich bedienten. Mit solcher kann man natürlich alles beweisen, was man gern möchte. Aber bekanntlich gebraucht der Feind für jede seiner Lehren auch die Schrift, doch - ist sein Gebrauch etwa etwas anderes als krasser Mißbrauch?! (Vgl. Mt. 4!) Ich wiederhole, was ich in jener Lieferung so oft schrieb (in meiner Antwort): „Brüder, Ihr müßt wieder ‚nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels‘nach 2. Tim. 2,26!” Der HERR gebe Euch Gnade dazu, auch dazu, ‚das Wort der Wahrheit recht zu teilen‘ (2,15), damit Ihr nicht alles, was Israel, die Welt, die Gemeinde usw. anbetrifft, so durcheinanderwürfelt!
Wie sehr dies geschieht, sieht man so recht an der bei jenen Brüdern gebräuchlichen Behandlung der Hauptstelle vorliegender Frage: Hes. 16,55! Als mir anläßlich meiner letzten Süddeutschland-Reise diese Stelle mehrfach genannt wurde, d. h. von Gegnern der Allversöhnungslehre, die aber doch beunruhigt waren durch dieselbe, da ward ich allmählich geradezu innerlich empört darüber, wie schonungslos durch die Allversöhnungslehre klare Aussagen des Neuen Testamentes, wie Judas V. 7, ihres Ernstes beraubt und ihrer Bedeutung entkräftet werden durch eine Prophetenaussage, die im Zusammenhang mit Israel gesagt ist! Ich sagte damals mehrfach, es ginge nicht an, Weissagungen von so stark prophetischer Sprache einfach einer deutlichen Aussage des Neuen Testamentes gleichzustellen, um diese dann abzuschwächen. - Und dann überhaupt Weissagungen des Propheten Hesekiel, die oft so schwer und dunkel sind, dass wir es in etwa verstehen, wenn den Juden untersagt war, diesen Propheten zu lesen vor ihrem 30. Lebensjahr! Ich habe mich sehr oft mit diesem Buch beschäftigt, auch schon ziemlich frühzeitig in meinem geistlichen Leben. Verfasser obiger Antwort fragt sehr eindringlich, ob alle die, welche so schnell bereit sind, jene Stelle zu deuten und in solcher Weise, die Bibel schon durchgelesen hätten, und wie oft den Hesekiel und dergleichen. Nun, ich habe die Bibel ziemlich oft durchgelesen, seit einigen Jahren las ich sie jedes Jahr zweimal durch (was ich empfehlen möchte!), aber noch nie sind mir bei unserer Stelle irgendwelche Bedenken oder Vermutungen jener Deutungsart gekommen, wie sie die Vertreter der Allversöhnungslehre belieben! Ich habe stets in dem prophetischen Ausdruck „Jerusalem und ihre Töchter”, „Samaria und ihre Töchter”, „Sodom und ihre Töchter” etwas anderes, sozusagen Geheimnisvolleres, gesehen als eine einfache Bezeichnung der Bewohnerschaft jener Städte. Dagegen ist die Sprache von Mt. 11 und Judas V. 7 doch so unzweideutig und unbedingt auf Menschen gehend, dass ein Mißverständnis ausgeschlossen scheinen müßte. Aber wenn man freilich, wie Antwort A am Schluß meint, beweisen will, dass „ewig” nicht „ewig” ist, dann ist jedes Mittel recht. Das sieht man nirgends so deutlich, wie in den einschlägigen Werken über die „Äonenlehre”, und noch einmal möchte ich wie in Lieferung 5/1932 hinweisen auf die (3) vorzüglichen Aufsätze von J. Warns und Erich Sauer in „Saat und Ernte” 1932 über diesen und verwandte Gegenstände.
Zur Sache noch eine „Frage”, um in der Sprache unseres Mitarbeiters oben zu reden! Ich möchte die Vertreter der Allversöhnungslehre ernstlich bitten, sich mit diesen „Fragen” auseinanderzusetzen; „Fragen” über unsere Stelle, von der einer der bedeutendsten jener Lehrer triumphierend ausgerufen hat: „Es hat noch niemand eine Widerlegung der auf diese Stelle gegründeten Behauptung gegeben, dass Sodom und Gomorra einmal aus der Strafe des ewigen Feuers herauskämen!” (Welche Anmaßung!) Ich frage die, welche in den betreffenden Ausdrücken ... „Sodom und ihre Töchter” Personen sehen, d. h. die einstigen Bewohner aller jener genannten Städte - ich frage sie: was ist der „frühere Stand”, in den sie zurückversetzt werden sollen? (Die Übersetzungen sind hier alle ähnlich, gleichartig, wie z. B. auch Menge: „voriger Zustand”.) Möchten die lieben, werten Bruder sich einmal darüber äußern? Ist mit dem „früheren Zustand” - also wenn es sich um die Bewohner von damals handelt! - der Zustand gemeint, in dem die Sodomiter sich befanden, bevor das Gericht sie traf (1. Mose 19), dann kann ich nicht finden, dass darin eine besondere, eine erstrebenswerte Wiederherstellung zu sehen sei! Dann wären sie - die Einwohner von Sodom und Gomorra usw. - doch in genau dem trostlosen Zustande wie ehedem und müßten einem neuen Gericht anheimfallen! Was wäre die „Wiederherstellung aller Dinge” (jener so oft von den Allversöhnungslehrern gänzlich mißverstandene Ausdruck von Apg. 3,21, wenn ich ihn einmal so wie jene auffasse!) für eine schmerzliche Sache, wenn sie die Menschen von einst wieder in diesen ihren früheren Zustand hineinversetzte! Oder ist mit dem „früheren Zustand” der im Paradiese gemeint? Aber es steht doch dreimal da „zu ihrem (eurem) ...”? Und „Sodom und ihre Töchter” waren doch nicht im Paradiese? Aber wenn man das alles übersehen wollte - werden denn wir Menschen überhaupt wieder in den paradiesischen Zustand von einst zurückversetzt? Haben wir in Christo nicht mehr, nicht Größeres?! usw. usw. Aber weiter: wenn „Sodom und ihre Töchter” - warum dann nicht auch andere Gerichtete? Und wenn doch andere Gerichtete auch (wenn's auch nicht in der Schrift steht!), dann werden wohl Dathan und Abiram (die „Rotte Korah”) auch wieder in den früheren Zustand versetzt, so dass sich die Geschichte ihres Abfalls wiederholen würde? Aber da sagen jene Brüder vielleicht: nein, sondern die fallen unter das Wort von Röm. 11,26, „ganz Israel”! O, was ist schon alles aus dieser Stelle gemacht worden in völliger Verkennung der einfachen Tatsache, dass es sich dort um „Israel als Ganzes” handelt in seiner gottgewollten Einheit der 12 Stämme (vgl. Frg. 1 in Jahrb. 6!), aus denen allen der „Überrest” errettet werden soll! (Röm. 9,27; 11,4) Genug davon, es ist hier nicht der Platz, hierüber im einzelnen zu reden, doch muss ich meinem Schmerze Ausdruck geben, dass Röm. 9-11, diese gewaltigen Kapitel, von der Allversöhnungslehre oft so gröblich mißdeutet werden, so als ob sie selbstverständlich diese Lehre brächten! Nein, selbstverständlich gerade das Gegenteil, wie schon 9,27 zeigt!
Also was ist mit dem Zurückversetztwerden in den früheren Zustand gemeint? Denn wenn jene einstigen Bewohner also nicht „des ewigen Feuers Strafe leiden” (Jud. V. 7), weil es ihnen wie Chorazin usw. „erträglicher” (aber doch nicht „gut”?!) gehen soll am Tage des Gerichts (Mt. 11), oder wenn in Jud. V. 7 „ewig” wirklich nicht „immer” bedeuten sollte, so müßte der „frühere Zustand” ein schöner, erstrebenswerter sein, ein großer Gewinn! Ist oder wäre er das? Man sage nicht vorschnell „ja”, indem man die Sache vergleicht mit „Deutschland vor dem Kriege” und sagt: wenn wir anders gelebt hätten („frömmer” usw.), dann hätte uns das Gericht des verlorenen Krieges nicht getroffen! - „Wenn, wenn, wenn ...!” Wie würden die Sodomiter leben, wenn sie als „Sodomiter” wieder erstehen, in ihren „früheren” Zustand versetzt würden? Sie würden als „Sodomiter” leben und - sollen sie das ewig tun (oder im Sinne jener etwa „äonenlang”)? - Welch Schandfleck wäre dann auf der neuen Erde!! Ich gebe zu, dass diese Konsequenz (noch) nicht gezogen sein mag von jenen Brüdern - aber liegt sie nicht auf der Hand? Brüder, ich wende mich in wahrer Liebe an euer geistliches Gewissensurteil!
Darum - wie einfach, wenn man diese Stelle nicht auf die Bewohner als solche, sondern auf die Städte, Tochterstädte, Dörfer, also die Landschaft als solche bezieht und dann alle drei (Jerusalem, Samaria, Sodom) in ursprünglicher Schönheit wiederhergestellt findet im Tausendjährigen Reich, auf das sich als das Ende der Wege Gottes mit Israel als Ganzem alle diese herrlichen prophetischen Aussagen beziehen, die in nichts der Stelle Judas V. 7 widersprechen, sondern die jenes „ewigen Feuers Strafe” an ihrem Platze lassen und gegen die gerichtet, die sie sich einst mit Recht zuzogen. Wenn wir das Wort „recht teilen”, so kommen wir jedenfalls nicht dahin, deutlich geoffenbarte Aussagen des Neuen Testaments mit mehr oder weniger dunklen und uns vielleicht noch unklaren prophetischen Aussprüchen des Alten Testaments zu entkräften, sondern wir lassen alles in seinen Zusammenhängen stehen, wie es dasteht, und beugen uns der Wahrheit, auch wenn sie unsere Lieblingsmeinungen zerschlägt. Besser aber, dass dies hienieden geschieht, wo wir noch einmal „nüchtern” werden können (wie oben gesagt), als dann vor dem Richterstuhl Christi, wo wir - wenn auch nicht das ewige Leben, so doch vieles einbüßen können, wenn unser Leben hienieden nicht dem entsprochen hat, was Gott Sich mit uns vorgenommen hat! Wenn wir alle aber mehr im Lichte des Richterstuhles wandeln würden, so würden wir alle es mit dem Worte Gottes in allen seinen Teilen und Äußerungen wahrlich ernster nehmen! Möge der HERR uns Sein Wort durch Seinen Geist wichtiger und uns „Ihm, mit Dem wir es zu tun haben” (Hebr. 4,12f.), gehorsamer machen, d. h. auch was die Lehre betrifft! „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre!” (1. Tim. 4,16) Er segne sie uns allen! Er segne uns Sein ewiges Wort!
F. K.