Die sieben Zeiten in Daniel 4,23

Was bedeuten die sieben Zeiten in Daniel 4,23?

Antwort: A

Bevor wir uns mit der Bedeutung des Gerichts beschäftigen, das über Nebukadnezar, den König Babylons, erging, dürfte es nützlich und dem Freunde des Wortes Gottes lieb sein, in Umrissen den prophetischen Rahmen gezeichnet zu sehen, in welchen der Geist Gottes diese Weissagung der „sieben Zeiten” gestellt hat.
Während vieler Jahrhunderte hatte Gott die Geschicke der Erde inmitten Israels, Seines irdischen Volkes, gelenkt. Der Thron Jehovas bestand zu Jerusalem, und die Wolke der Herrlichkeit erfüllte den Tempel. In diesem Regierungssystem gruppierten sich alle Völker der Erde um Israel, ihren Mittelpunkt. (5. Mose 32,8) Aber Gottes auserwähltes Volk hörte nicht auf Seine Gebote. Israel und Juda mußten nacheinander in die Gefangenschaft geführt werden. Ammi („Mein Volk”) wurde zu Lo-Ammi. („Nicht Mein Volk”: Hosea 1,9) Die Wolke der Herrlichkeit verließ den Tempel. (Hes. 9,3; 10,4.18; 11,23) Einer der großen Wendepunkte in der Geschichte Israels war eingetreten.

Von dem Zeitpunkt der babylonischen Gefangenschaft an regierte Gott nicht mehr unmittelbar von einem irdischen Throne aus über die Erde. Im Himmel hielt Er die Fäden der Vorsehung (für die Erde) in Seiner allmächtigen Hand. Aber die Herrschaft auf der Erde und damit hohe Verantwortung übergab Er dem, der als Zuchtrute für Juda und Jerusalem benutzt worden war, Nebukadnezar, dem Menschen der Erde. (Jer. 27,6; Dan. 2,37.38) Die Zeiten der Nationen hatten begonnen. (Lk. 21,24)
Aber die Herrschaft des Menschen konnte nicht immer bestehen. Das babylonische Reich, die nachfolgenden Weltreiche (Medo-Persien, Griechenland, Rom) und ihre Beherrscher entsprachen nicht der Verantwortung, die Gott in ihre Hand gelegt hatte. Der Mensch erwies sich als unfähig zur Regierung über die Erde. Um eine Herrschaft nach wahrhaft göttlichen Grundsätzen aufzurichten, muss der Sohn des Menschen kommen, unser Herr Jesus Christus. Die Zeiten der Nationen enden demnach mit der Wiederkunft des HERRN zu Herrlichkeit und Gericht. (Dan. 7,13.14; Mt. 24,27.30; Apg. 1,11; Off. 1,7; 19,11-16 und viele andere Stellen.) Der treue Überrest Israels, geläutert in der großen Drangsal, wird dann in Gnaden angenommen. Ein neuer Wendepunkt in der Geschichte Israels tritt ein. Israel wird wieder das begnadigte Volk Gottes (Hos. 2,23; Sach. 13,9), die Wolke der Herrlichkeit zieht in den neuen Tempel ein (Hes. 43,2), und das Reich der tausend Jahre wird unter der Herrschaft des Sohnes des Menschen (Ps. 8) ein Reich des Friedens und des Segens sein.

Diese bedeutsamen Zeitabschnitte der Regierungswege Gottes mit der Erde werden von den alttestamentlichen Propheten nach verschiedenen Gesichtspunkten behandelt. So beschreibt Jeremia - um das Wesentliche herauszugreifen - in erster Linie die beiden genannten Wendepunkte in der Geschichte Israels, die Zerstörung Jerusalems und die Wiederannahme des Volkes. (Jer. 31) Hesekiel schildert die Folgen dieser Wendepunkte, einmal die göttlichen Regierungsgrundsätze während der Zeiten der Nationen und ihren Zweck (Kap. 1-32), dann die Folgen der Wiederbelebung der Nation Israel. (Kap. 33-48) Daniels Weissagung aber befaßt sich mit der Geschichte der Nationen in den Zeiten der Herrschaft des Menschen der Erde. Er beschreibt die Zeiten der Nationen vom Anfang bis zum Ende, von Nebukadnezar bis zur Wiederkunft des HERRN, und zwar in Verbindung mit dem Lose des jüdischen „Überrestes”.

Die Kapitel 1-6 charakterisieren die Herrschaft des Menschen der Erde in den Weltreichen. Nebukadnezar verkörpert in erster Linie diese Macht. Verfolgen wir ihn und die Geschichte seiner Nachfolger, werden wir finden, dass der Mensch als Herrscher über die Erde sich in immer stärkeren Gegensatz zu Gott stellt. In Dan. 2,12 offenbart sich seine Grausamkeit, in Kap. 3,1 Götzendienst zur Verherrlichung der eigenen Macht und die Verfolgung derer, die dem wahren Gotte dienen. (V. 8-23) In Kap. 4,30 erblicken wir den Hochmut (Vermessenheit: Kap. 5,20) der menschlichen Macht, in Kap. 5,3 Lästerung Gottes, Spott mit dem Heiligen des Tempels. Kap. 6,8 schließlich zeigt den Einfluß der königlichen Umgebung auf Darius, der den Menschen zum Gotte machen will.

In den gleichen Kapiteln sehen wir, dass Gott immer wieder dem Dichten und Trachten des Menschenherzens Einhalt gebietet, damit der Mensch der Erde zur Erkenntnis des Gottes des Himmels gebracht wird. Diese Erkenntnis steigt von Stufe zu Stufe. In Kap. 2,47 erkennt Nebukadnezar Gott als den Gott des Überrestes (vgl. „euer Gott”!) an. In Kap. 3,28 preist er den Gott des Überrestes. (Vgl. „der Gott Sadrachs usw.”!) In Kap. 4,34-37 preist er Ihn als den Höchsten, verherrlicht den ewig Lebenden, den König des Himmels. In Kap. 6,27.28 veranlasst Darius, dass auch seine Untertanen Gott fürchteten. Einen so weittragenden Befehl hatte Nebukadnezar nicht gegeben. (Kap. 3,29) Darius verbannte den Götzendienst aus seinem Lande. Die beiden fortschreitenden Linien weisen also einmal auf steigende Verderbtheit des Menschen, zum anderen auf steigende Erkenntnis Gottes. Prophetisch wird in ihnen der schlechte Zustand der Nationen während ihrer Herrschaft über die Erde und andererseits ihr Verhalten nach dem Wiedererscheinen des HERRN von verschiedenem Gesichtspunkt aus geschildert.

Das 4. Kapitel nimmt in diesem Rahmen einen besonderen Platz ein. Nebukadnezar ist der erste Vertreter der Herrschaft in den Zeiten der Nationen. Ihm allein hatte Gott persönlich die Macht übertragen. Des Königs Vermessenheit erreicht in unserem Kapitel ihren Höhepunkt. Er ist der stolze Baum, das Sinnbild der Macht. (Dan. 4,10.20.21.22; vgl. Jes. 2,12.13; 10,18.19; Hesek. 17,23; 31,3; Amos 2,9; Mt. 13,32; Off. 7,3; 8,7). Aber dieser Baum muss auf Beschluß Gottes, des Höchsten, umgehauen werden, und nur sein Wurzelstock darf in der Erde bleiben, bis „sieben Zeiten” über ihm vergangen sind. Nebukadnezar wird von den Menschen ausgestoßen, lebt „sieben Zeiten” lang das Dasein eines Tieres, bis er erkennt, dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht. Was bedeuten diese „sieben Zeiten”?

Das chaldäische Wort für „Zeit” kann auch mit „Jahr” überseht werden. Dieser Sinn ergibt sich z. B. in Kap. 7,25: „Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit”, ein Ausdruck, der auf die zweite Hälfte der Jahrwoche des Gerichts hinweist. (Dan. 9,27; 12,7; Off. 12,14) Genauer bezeichnen Off. 11,2.3; 12,6; 13,5 diese Zeitangabe mit „zweiundvierzig Monaten” oder „tausendzweihundertsechzig Tagen”, das sind drei und ein halbes Jahr. Wenden wir diesen Sinn des chaldäischen Wortes auf unsere Stelle an, so hat die Verstoßung Nebukadnezars, geschichtlich betrachtet, mit hoher Wahrscheinlichkeit sieben Jahre gedauert.

Die prophetische Bedeutung der sieben Zeiten umschließt jedoch einen tieferen Sinn. Wir erinnern uns, dass der Geist Gottes in Kap. 4 einen besonderen Charakterzug des Menschen der Erde hervorhebt, den Hochmut. Diese Vermessenheit Nebukadnezars kennzeichnet die ganzen Zeiten der Nationen. Seit der Zerstörung Jerusalems bis in die Zeit der Gerichte ist der Hochmut eine hervorstechende Eigenschaft der Herrscher über die Erde. Dem hält Gott nun den Spiegel menschlicher Torheit vor. Das persönliche Gericht, das Nebukadnezar traf, ist wiederum kennzeichnend für die ganzen Zeiten der Nationen. Hochmut, Streben nach persönlicher Unabhängigkeit gegenüber Gott, Berufung auf das eigene Können ist Torheit bei Gott. Die Herrschaft der Nationen steht, im Lichte Gottes gesehen, von Anfang bis zu Ende im Zeichen einer Torheit, die sich nicht einmal über den Stand der Tiere erhebt. „Die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott.” (1. Kor. 3,19) Der Mensch, den Gott aufrecht geschaffen hat (Pred. 7,29), auf dass er zu Gott emporblicke, neigt sein Haupt dem Boden zu wie das Tier, in Unkenntnis des Höchsten. Er ist mit der Erde verwachsen. Das tut er, bis sieben Zeiten über ihm vergangen sind, bis ein Teil der Nationen, der in den Gerichten nicht umkommt, in das Reich des Friedens eingehen wird, nachdem Gott als der Höchste erkannt ist.

Sieben” ist in der Schrift die Zahl der göttlichen Vollkommenheit. Wie Er Selbst vollkommen ist, so sind es auch Seine Wege mit den Menschen, die Wege Seiner Regierung oder Seines Waltens. In unserer Stelle haben wir es damit und mit dem Lichte, das von Gott aus auf den Menschen der Erde fällt, zu tun. Sein Licht, Seine Betrachtungsweise ist vollkommen.

Gott lässt die Torheit des Menschen ausreifen, bis man Ihn anerkennt und verherrlicht. Die Zeiten der Nationen bilden somit in den Augen Gottes eine vollständige Reihe des Zeugnisses von der Erniedrigung des Menschen bis zum Tiere. In den sieben Zeiten offenbart sich nicht in den Augen der Menschen, sondern in den Augen Gottes die völlige Torheit der Welt.

Der Ausdruck „sieben Zeiten” wird hier viermal gebraucht. (Verse 16.23.25 und 32) Eine Parallele hierzu finden wir in 3. Mose 26. Das angekündigte Gericht über Israel erfährt dort viermal hintereinander siebenfache Steigerung. (Verse 18.21.24 und 28) Es ist ein göttliches Gericht in Seinen Regierungswegen mit dem Volke, darum göttlich vollkommen. So ist auch in Daniel 4 die Zeit des Gerichts über die Nationen - denn Unvernunft und Entfernung von Gott bedeuten von Nebukadnezar bis zur Wiederkunft des HERRN ein Gericht Gottes in Seinen Wegen mit dem hochmütigen Menschen - göttlich abgemessen, göttlich vorkommen. „Gott widersteht dem Hochmütigen.” (1. Petri 5,5)

Vielleicht fragt mancher, ob man nicht aus der geheimnisvollen Zahl „sieben” auch Anhaltspunkte für die Dauer der Zeiten der Nationen ableiten könne. Wüßte man dann doch, wann der HERR kommt! Aber vor solchen Spekulationen, die der menschlichen Phantasie Spielraum geben, wollen wir uns hüten. Es ist nicht unsere Sache, „Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in Seine eigene Gewalt gesetzt hat”. (Apg. 1,7). Alle menschlichen Erwägungen dieser Art mindern die freudige Erwartung, dass der HERR bald kommt. Wenn wir Ihn täglich erwarten, ist unsere Sehnsucht und Freude doch viel größer, als wenn wir wüßten, Er käme erst zu einem bestimmten Zeitpunkt!

Noch eine andere praktische Belehrung mögen wir aus unserer Frage ziehen! Sie mahnt uns, den Hochmut und damit die Unvernunft dieser Welt nicht zu teilen. „Wenn jemand unter euch sich dünkt, weise zu sein in diesem Zeitlauf, so werde er töricht, auf dass er weise werde.” (1. Kor. 3,18) Wird dieser Vers nicht durch die Geschichte Nebukadnezars illustriert? - Unsere Aufgabe ist es, nicht gleichförmig dieser Welt, nicht in Hochmut und Unvernunft, sondern in Demut voranzuschreiten, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes. (Eph. 4,13)
Th. Bu.

Antwort des Schriftleiters

Anfangs hatte ich die Beantwortung dieser - aus der Schweiz an mich gelangten - Frage allein übernehmen wollen, doch wie gut, dass ich es nicht getan habe, die werten Leser hätten dann nicht solch eine reichhaltige Antwort erhalten, wie diese unseres tief schriftforschenden Mitarbeiters, dem ich die Frage anvertraut habe und der mich und uns nicht enttäuscht hat. Dank sei dem HERRN!

Wenn man - wie ich auch getan haben würde - auf Dan. 7,25 in Verbindung mit Off. 12,14 (vgl. übrigens auch 11,9 u. 11!) hinweist, so ist es gut möglich, anzunehmen, dass die Zeit, die mit „Sieben Zeiten” bezeichnet ist, sieben Jahre umfaßt haben muß. Gleichwohl halte ich es nicht für richtig, wenn eine bekannte Übersetzung, nämlich die Mengesche, ohne weiteres alle viermal „Sieben Jahre” übersetzt! Das ist eben schon Auslegung, also mehr als Übersetzung! Denn das Wort für „Zeiten” im Aramäischen (also in der Volkssprache, die ja auch der Herr Jesus sprach und in der das Buch Daniel von Kap. 2,4 bis 7,28 geschrieben ist) heißt wirklich „Zeit”, „bestimmte Zeit”; „Jahr” dagegen erst im übertragenen Sinne. Darum bleiben wir ruhig bei „Sieben Zeiten” in unseren Stellen! Es ist doch auch sehr bemerkenswert, dass Daniel, obwohl er alles, was der König Nebukadnezar geträumt hat, genau erklärt, keine Erklärung der „Sieben Zeiten” gibt, also offenbar nicht geben soll: er lässt den Ausdruck „Sieben Zeiten” unerklärt so stehen! Vielleicht sollte der König selber nicht wissen, wie lange die Zeit des Strafgerichts über ihn währen würde, vielleicht aber verstand er es bei dem damaligen Sprachgebrauch auch ohne weiteres. Uns aber ist damit der Ausdruck nicht erklärt, und wir sind daher auf Schriftvergleichung, wie oben geschehen, angewiesen. Und wenn die Deutung auch sehr einleuchtend ist, so scheint es mir doch nicht unbedingt festzustehen, dass es Jahre waren (Sonnenjahre, Mondjahre?), es könnten ja auch Monate gewesen sein! Zu letzterer Vermutung komme ich lediglich durch die Erwägung, dass dieses Ereignis - wenn es wirklich sieben Jahre umfaßt haben sollte - doch kaum so völlig in Vergessenheit geraten sein könnte, wie es in der Weltgeschichte tatsächlich ist, während eine Krankheit von sieben Monaten eher unbekannt geblieben sein dürfte. Und es ist doch zum mindesten auch merkwürdig, dass Nebukadnezar noch nach sieben Jahren wieder als König eingesetzt wird usw. (V. 36!), was nach sieben Monaten alles viel natürlicher wäre. Aber ich will das alles nicht behaupten, nur mit zur Erwägung stellen. Für die Stellen in der Offenbarung ergäbe sich aus dieser Deutung ja keine Schwierigkeit und darum rückbezüglich auch nicht für Dan. 7,25, da in der Offenbarung der dort und in Dan. 7,25 gemeinte Zeitraum ja mehrfach auch in Monaten und Tagen genannt wird, aus denen die genau auf 3½ Jahre berechnete Dauer feststeht.

Wenn nun aber - was ich zeigen wollte - die Länge des Zeitraums nicht unbedingt sicher ist, obwohl für „Jahre” die landläufige Meinung spricht, wie töricht ist es dann, aus dieser unbestimmten Angabe, deren Länge doch nur Gott voraus kannte, Folgerungen ziehen zu wollen auf den Zeitraum der Herrschaft der Nationen! Alle Berechnungen für die Feststellung des Kommens des HERRN haben sich bis jetzt als irrig erwiesen, und mag durch Ereignisse jüngsten Datums auch gefolgert werden, dass wir jenem sehr nahegerückt seien - wer könnte Genaueres, ja, Genauestes angeben (dürfen)?! Aber Lk. 21,28 - das gilt uns heute! Und im übrigen Mk. 13,37 mit 1. Thess. 1,9.10 u. a.!

Doch wenn der Fragende die Bedeutung der „Sieben Zeiten” erbittet, so braucht sich die Antwort nicht notwendig auf die Zeitdauer zu beschränken, sondern sie kann, wie es auch unser Mitarbeiter getan hat, sich ebenfalls mit den Umständen befassen. Dazu noch ein kurzes Wort, nicht im Sinne der Prophetie (was oben reichlich geschehen), sondern mehr in praktischer Hinsicht!

Gott hat Sein Ziel, Seine Absicht mit Nebukadnezar erreicht, und zwar so völlig wie nur möglich, das zeigt die Tatsache, dass der gänzlich gedemütigte König sich so tief beugt, die Geschichte seiner Demütigung persönlich und ausführlich zu erzählen. Tiefbewend ist dieser Bericht mit dem wunderschönen Schluß (V. 37 in Verbindung mit V. 3!)! Demgemäß möchte ich sagen, dass die sittliche Bedeutung dieser „Sieben Zeiten” die einer vollkommenen Bemühung des heiligen Gottes ist, um einen Menschen, der mehr denn irgendein anderer die Verkörperung des menschlichen Selbstbewußtseins in nationaler, machtpolitischer und religiöser Hinsicht darstellt, völlig zu zerbrechen und erst wieder zu Ehren zu bringen, wenn er eingesehen haben wird, wer der wahre König ist: „der König des Himmels”. (V. 37) In dieser vier maligen Erwähnung - vier die Zahl der „erschöpfenden Vollständigkeit in der räumlichen Ausdehnung” oder die Zahl der Erde nach allen Seiten hin! - der „Sieben Zeiten” sehe ich einen Hinweis auf die irdische größtmögliche Ausgestaltung alles dessen, was der Mensch ist, hat und kann, wie es in den 4 Weltreichen zur Wirkung kommen wird bis hin zu dem Ziel, wenn „der König des Himmels” die Herrschaft übernehmen wird. Aber dieser wird „jede Höhe”, die sich wider Ihn erhebt (2. Kor. 10,5!), gänzlich niederreißen und jeden Hochmut dämpfen, ja, vernichten in Seinen „Sieben Zeiten”, die Er über den 4 Reichen der Welt vollmachen wird. Und so gut Er das kann und tut, so gut kann Er auch zu aller Zeit mit jedem „Sichdünken, etwas zu sein” (Gal. 6,3!), fertig werden. Seine „Sieben Zeiten” als der Begriff Seiner vollkommenen Prüfung dessen, was der Mensch ist (vgl. die sieben Jahrtausende der Menschheitsgeschichte überhaupt, an deren Ende der Mensch sich wieder unter Satans Führung zu erheben trachten wird, und siehe die sieben Abschnitte der Geschichte Seiner Gemeinde in Off. 2 u. 3 und die sieben Gleichnisse in Mt. 13!) - ja, Seine „Sieben Zeiten” stehen Ihm immer zur Verfügung, sind stets bereit, uns zu prüfen und zu demütigen, damit wir „erkennen”, wie Nebukadnezar erkannte! (V. 32!) Vielleicht lernen wir aus Dan. 4 dem Rate Davids (V. 27) rechtzeitig zu folgen („ Brich mit deinen Sünden!”), um nicht „Ärgeres” über uns zu bringen (Joh. 5,14), aber wenn nicht - und Nebukadnezar ließ sich ja nicht warnen! -, dann stehen die „Sieben Zeiten” vor der Tür, um uns zu züchtigen und zu demütigen, solange bis Gott Sein Ziel mit uns erreicht hat. „Am Ende der ( Prüfungs-) Tage” (V. 34a, und jeder Tag hat seine Plage! Mt. 6,34b!) werden wir dann sagen: „Bevor ich gedemütigt ward, irrte ich” - und die Fortsetzung lautet dann: „nun aber bewahre ich Dein Wort!” (Ps. 119,167)

So haben wir versucht, in den beiden Antworten die „Sieben Zeiten” in prophetischer und in sittlicher Hinsicht zu beleuchten mit dem Licht des unbestechlichen Wortes Gottes - nun möge Gott Gnade geben, dass wir dadurch diese Stelle tiefer erfassen und auf uns und unseren Wandel wirken lassen, damit wir „Darsteller des Wortes des Lebens” werden (Phil. 2,16) zur Ehre des HERRN, dessen Wort „lebendig” ist. (Hebr. 4,12f.)
Sein Name sei hoch gepriesen!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 18 (1933)