Die Jungfrau, Immanuel und Jesajas Sohn

Spricht Jesaja 7,14 nicht bloss von einer jungen Frau anstatt von einer «Jungfrau»? Und wurde diese Stelle nicht durch die Geburt von Jesajas eigenem Sohn (8,3) erfüllt?

Dass Jesus als Sohn Gottes durch die Jungfrau Maria geboren wurde, steht biblisch ausser Zweifel.

1. Bereits bei der ersten Verheissung über den Erlöser weist die Bibel auf die Jungfrauengeburt hin: «Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen» (1.Mo 3,15). Würde der kommende Messias auf normalem Wege, das heisst, durch einen Mann gezeugt werden, dann dürfte es nicht heissen «ihren Samen». Üblicherweise geschieht die Zeugung ja über den Samen des Mannes, der Messias aber wird «ihr Same» genannt, als Hinweis auf die Jungfrauengeburt.

2. In Jesaja 7,14 steht das hebräische Wort almãh, und das bedeutet Mädchen (junge Frau) im Sinne von Jungfrau im heiratsfähigen Alter. Dasselbe hebräische Wort wird verwendet in 1. Mose 24,43, 2. Mose 2,8, Psalm 68,26, Hohelied 1,3, 6,8 oder auch in Sprüche 30,19. Und jedes Mal wird es auf eine biologische Jungfrau angewendet. Nach biblischem Verständnis zur Zeit Jesajas war es ausserdem selbstverständlich, dass eine junge, unverheiratete Frau eine Jungfrau sein musste. In diesem Zusammenhang ist das Bekenntnis des Apostels Matthäus wichtig, der – inspiriert durch den Heiligen Geist – die Stelle aus Jesaja 7,14 auf Jesus anwendet und in diesem Bezug deren Erfüllung verkündigt. Matthäus meint ausdrücklich eine junge, unverheiratete Jungfrau (Mt 1,22-23). Das macht er auch in Vers 18 deutlich: «Die Geburt Jesu Christi aber geschah auf diese Weise: Als nämlich seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, noch ehe sie zusammengekommen waren, erwies es sich, dass sie vom Heiligen Geist schwanger geworden war.» Eindeutig ist in dieser Hinsicht auch Lukas 1,34: «Maria aber sprach zu dem Engel: Wie kann das sein, da ich von keinem Mann weiss?» Daraus wird auch ersichtlich, dass die Geburt von Jesajas eigenem Sohn nicht die volle Erfüllung der Prophezeiung in Jesaja 7,14 sein konnte.

3. Ebenso gibt das Geschlechtsregister Jesu einen nicht zu übersehenden Hinweis auf die Jungfrauengeburt des Herrn. Matthäus sagt am Ende des Geschlechtsregisters: «Jakob zeugte den Joseph, den Mann der Maria, von welcher Jesus geboren ist, der Christus genannt wird» (Mt 1,16). Immer wieder schreibt Matthäus, wie Männer ihre Nachkommen zeugten, doch bei der Zeugung Jesu hört er plötzlich damit auf. Es heisst lediglich, dass Jesus von der Maria geboren wurde. Matthäus sagt also nicht, dass er von Joseph, dem Mann der Maria, gezeugt worden wäre. Und das Lukasevangelium hält fest: «Er war, wie man meinte, ein Sohn Josephs» (Lk 3,23). «Wie man meinte» macht deutlich, dass Jesus eben nicht der Sohn Josephs im Sinne der Zeugung war. Hieran sehen wir, wie genau und übereinstimmend die Bibel in ihren Aussagen ist.

4. Heilsgeschichtlich ist die Jungfrauengeburt Jesu von ausschlaggebender Bedeutung, weil wir dadurch von neuem geboren (durch Jesus geboren) nicht mehr der Erbsünde Adams unterliegen – der Sünde, die durch die Weitergabe des Samens des Mannes auf alle Menschen kommt. Der Wiedergeborene ist von dieser Sünde, die übers Fleisch kommt, getrennt und jetzt gerettet durch die Wiedergeburt im Geist durch Jesus. Darum können wir Heilsgewissheit haben und sind ewig gerettet. Und darum kann auch der neue Mensch nicht mehr sündigen, wie es Johannes sagt.


Beantwortet von: Norbert Lieth
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, Dezember 2009, Seite 29