Die himmlischen Örter

Was meint der Apostel Paulus damit, wenn er im Epheserbrief von „himmlischen Örtern“ redet (Eph. 1,3.20; 2,6; 3,10; 6,12), und insbesondere, was ist der „Kampf in den himmlischen Örtern“?

Keiner der Briefe des Apostels der Nationen führt uns so solchen Höhen hinauf, wie der an die Epheser. Der geistliche Zustand der Gläubigen war derart, dass ihnen Dinge mitgeteilt werden konnten, die andere, weniger treue und geförderte Christen jener Zeit, wie z.B. die Korinther oder die Galater, nicht hätten fassen können. Indem sie in inniger Gemeinschaft mit Gott wandelten und die Gebote ihres Herrn und Heilandes hielten, konnte Gott sich ihnen in besonderer Weise offenbar machen (vgl. Joh 14,21) und sie einführen in Seine ewigen Gedanken und Ratschlüsse, in Seine Wege in Christus, dem zu Seiner Rechten verherrlichten Haupt Seines Leibes.

Der Brief macht uns, wie kein anderer, bekannt mit der ganzen unermesslichen Entfernung zwischen dem einstigen Zustand des Gläubigen und seiner jetzigen Stellung in Christus. Ist der Mensch im Römerbrief von Natur ein schuldiger, verlorener Sünden, hier ist er „tot in Vergehungen“, ein „Kind des Zorns“ (Eph 2,1.3). Erscheint der Gläubige dort als gerechtfertigt und jedem Gericht entronnen, hier sehen wir ihn als einen Gegenstand des Wohlgefallens Gottes, mit Christus auferweckt und in Ihm mitversetzt in die himmlischen Örter, wo er gesegnet ist mit jedergeistlichen Segnung. Die höchsten Segnungen, die Gottes Liebe überhaupt zu geben vermag, sind hier in jedem Kind Gottes „in Christus“ geschenkt. Was Israel betrifft, so wird es einmal unterseinem Messias und durch Ihn gesegnet sein; wir sind heute in Christus gesegnet, in Ihm annehmlich gemacht und besitzen alles, was Gott Ihm übergeben hat oder übergeben wird, in undmit Ihm.

Der Ausdruck „himmlische Örter“ steht im Gegensatz zu den irdischen Gebieten, in welchen Israel einst gesegnet worden ist und am Ende der Tage, im tausendjährigen Reich, auf neuem Boden überströmend gesegnet werden wird. Das himmlische Kanaan steht dem irdischen gegenüber, in welches Josua, das Vorbild von Christus, sein Volk eins einführte. Und gerade so wie Israel mächtigen Feinden im Land der Verheißung begegnete, die ihm den Besitz desselben streitig machten, findet auch der Christ in den himmlischen Örtern gewaltige Gegner: Fürstentümer und Gewalten, geistliche Mächte der Finsternis und Bosheit, die ihm den Genuss der himmlischen Segnungen nicht gestatten wollen.

Es mag verwunderlich klingen, dass Satan und seine Engel sich noch in den himmlischen Örtern befinden; aber erst im zwölften Kapitel der Offenbarung lesen wir, dass sie auf diese Erde hinab geworfen werden, und dass „ihre Stätte nicht mehr im Himmel gefunden wird“ (Off 12,7–9). Bis dahin gestattet Gottes wunderbare Langmut dem „Verkläger unserer Brüder“ und seinen bösen Mächten noch den Aufenthalt dort, und der Gläubige kann, wie einst Israel, das himmlische Land und seine Segnungen nur so weit genießen, wie er im Glauben seinen Fuß darauf setzt.

Darum kann der Apostel sagen, dass dieser Kampf, obwohl wir noch auf der Erde leben, in den himmlischen Örtern, d.h. im Himmel selbst, geführt wird. All unsere Kraft in diesem Kampf ist „in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“ (Eph 6,10), und wir bedürfen der ganzen Waffenrüstung Gottes, um ihn siegreich bestehen zu können. Er hört auch nicht eher auf, als bis wir diese Erde verlassen und zu Jesus gehen.


Beantwortet von: Unbekannt
Quelle: Botschafter des Heils in Christo, Jahrgang 1925, Seite 223