Antwort
Ja, diese Erklärung gibt es. Wie wir auf die vorangehende Frage die Antwort an Hand von vom Geiste Gottes angewandten Grundsätzen haben geben können, so können wir zu dieser anderen Frage ausschlußgebende Grundsätze aufzeigen, welche die Menschen anwandten, ja in denen Gott Selber ihnen voranging. Wenn nämlich Menschen in eine andere Lebensstellung eintraten, wenn ihr Leben eine andere Richtung nahm als bisher, oder wenn sie in ein anderes Land kamen, oder gar wenn beides sich zusammenfand, so war dies häufig mit einer Namensänderung verbunden. Reisende berichten, dass das heute noch im Orient, und besonders bei Frauen, z. B. bei Wiederverheiratung, vorkommt. Ja, kennen wir das nicht aus unserer deutschen Geschichte? Im Mittelalter war's Brauch, dass ein Mann oder Jüngling, wenn er in die Gelehrtenlaufbahn eintrat, seinen deutschen Namen in einen lateinischen oder griechischen verwandelte. Melan-chton hieß vorher Schwarz-erd; der Basler Theologe Oeko-lampadius Haus-schein. Beispiele aus der Schrift von seiten Gottes: Abram = Abraham; Sarai = Sarah; Jakob = Israel; Paschchur = Magor-Missabib (Jer. 20,3) u. a. Von seiten der Menschen: Esau = Edom; Gideon = Jerubbaal; Daniel und seine drei Freunde in Babel u. a. Auch Orte erlitten Änderungen ihres Namens bei Besetzung durch Eroberer: Bethel = Lus; Kirjath-Arba = Hebron; Lais = Dan u. a. Im Neuen Testament setzt sich das fort: Simon = Kephas = Petrus, Jakobus und Johannes = Boanerges; Joseph = Barnabas, Saulus = Paulus u. a.
Als Jakob aus Haran zurückkehrte, muss Esau nur vorübergehend aus irgendeinem Grunde im Lande Seir, im Gefilde Edom, gewesen sein, 32,3. Der kluge Jakob wird durch Boten oder Kundschafter das herausgebracht haben, und des Wohlwollens seines Bruders wollte er sich doch versichern. Nach der Aussöhnung wohnten sie ja beide noch in Kanaan, wie aus 36,6.7 hervorgeht. Esau war großmütig genug, die Weideplätze Kanaans seinem Bruder zu überlassen und wanderte selber aus. Es liegt nahe, zu vermuten, dass er die Gegend, in die er zog, das Gebirge Seir, wie es Vers 8 heißt, passend fand, sowohl der Sicherheit wegen, als auch seinem Hang zur Jägerei entsprechend. Und kennengelernt hatte er das Land, als er noch unverheiratet war, auf seinen Streifzügen als Jägersmann wohl, sonst hätte er sich nicht von dorther eine Frau genommen, wie wir gleich sehen werden, dass dies der Fall war. Wo wohnte Isaak zur Zeit, als Esau seine beiden ersten Weiber nahm? In Beerseba, im Süden des Landes Kanaan, Kap. 26,23-33! Man nehme eine Karte zur Hand, und man wird die Entfernung zwischen Beerseba und dem Gefilde Edom (Gefilde = Feld, nicht Gebirge) oder Gebirge Seir nicht übertrieben weit finden für den herumstreifenden Sohn eines Nomadenfürsten. Judith aus 26,34 ist die Oholibama aus 36,2! Wir sehen also (26,34) in Judith, der Tochter Beeris, des Hethiters, Oholibama, die Tochter Anas, die (Enkel-)tochter Zibeons, des Hewiters (36,2.24.25); (26,34) in Basmath, der Tochter Elons, des Hethiters, Ada, die Tochter Elons, des Hethiters (36,2); (28,9) in Machalath, der Tochter Ismaels, Basmath, die Tochter Ismaels (36,3).
Es ist gar nichts Seltenes, dass für ein und dieselben Personen zweierlei Benennungen vorkommen, je nach der Betrachtungsweise. Die Handelsleute, die Joseph nach Ägypten brachten, hießen Ismaeliter der Abstammung nach, und Midiamiter als Kaufleute, weil die Karawanenführer hauptsächlich solche waren: 1. Mo. 37, 25. 28 a u. b.Ephratiter können Ephraimiter sein oder umgekehrt; und doch ist Ephrata = Bethlehem und hat nichts mit Ephraim zu tun. Siehe u. a. 1. Mo. 35,19 und dazu Richt. 12,5 u. 17,7 mit Fußnoten Elberf. Übers. und 1. Sam. 1,1. So ist es mit dem Hethiter Beeri oder Heviter Ana. Hethiter oder Kinder Heth (1. Mo. 23), von ihrem Stammvater Heth benannt,1. Mo. 10,16, kommt in der Mehrzahl vor, Hewiter, seit 1. Mo. 10,17, nur in der Einzahl (im hebräischen Text). Es kann wie Ephratiter ein bezeichnender Name sein, denn er bedeutet etwa „Dörfler, Bezirkler” (wie wir weitere Bezeichnungen dieser Art haben: Gebirgler, Städter u. a.). Also Hethiter kann mit Hewiter verwechselt sein. Dann geht aus Kap. 36,24 hervor, dass Ana warme Quellen fand. Ist es verwunderlich, dass er daher den Beinamen „Beeri”, d. i. „mein Brunnquell”, erhielt, da er das in der Freude über den Fund ausgerufen haben mochte? Bekam nicht Esau den bleibenden Namen Edom, „rot”, weil er zu Jakob sagte: „Lass mich doch essen von dem Roten, dem Roten da!”, als er sein Erstgeburtsrecht um ein Linsengericht verkaufte? War Abraham nicht unter dem Beinamen „der Hebräer” bekannt, d. h. der von „heber”, d. i. von jenseits (des Euphrat) Gekommene,1. Mo. 14,13? Der richtige Name Anas erscheint da, wo von seiner Abstammung die Rede ist, Kap. 36. In Vers 20 finden wir den Ahnherr Anas: Seir hieß der, mit dem Beinamen „Ho-” d. i. etwa „Höhl-er” = Höhlenbewohner, welcher Beiname den Nachkommen blieb, Vers 21.29.30. Wenn es sich nicht um die Abstammung handelt, heißt Ana Beeri. Und Ana steht in dem Kapitel, das den Umzug Esaus nach dem Gebirge Seir berichtet. Oholibama („mein Höhenzelt”) wird der ursprüngliche Name der Tochter Anas gewesen sein nach Vers 25. Als Esau sie nach Kanaan brachte, wurde sie Judith genannt, „Bekennerin” (die sich zu dem Volksstamm bekennt, zu dem sie kommt?). Bei der Rückkehr in ihr Geburtsland konnte sie ihren ersten Namen wieder annehmen.
Dagegen kamen Basmath, Elons Tochter, und Mahalath, Ismaels Tochter, nun zu einem fremden Volksstamm. Warum sollte dem Gebrauch nach nicht Namensänderung stattgefunden haben können? Basmath, d. i. die Duftige, Anmutige, wurde Ada, die Schmucke, geheißen, und weil Basmath doch ein lieblicher Name ist, bekam den die Mahalath, d. i. die Empfindsame, Leidende, Kränkliche. Vgl. zu Mahalath die Überschriften zu Ps. 53 und 88.
So lassen sich scheinbare Widersprüche mit Geduld und eingehender Untersuchung zur Zufriedenheit lösen. Zudem wird unser Wissen dabei bereichert (und durch beides unsere Dankbarkeit gegen den HERRN für Sein wunderbares Wort erhöht. Zusatz des Schriftl. F. K.).
F. Kpp.