Antwort des Schriftleiters
Über diesen Vers hat in Jahrb. 10, Frg. 16, unser werter Mitarbeiter F. Kpp. eine sehr gedankenreiche Antwort gegeben, so dass ich mich hier auf weniges beschränken kann. In der Hauptsache handelte jene Frage über die 3 Begriffe: „Meer”, „Tod” und „Hades”, doch wird von der „Erde” auch kurz gesprochen. Verf. sagt dort wörtlich: „Dass beim Hergeben der Toten die Erde nicht genannt ist, scheint auf Selbstverständlichkeit zu beruhen und erinnert an die Worte des HERRN in Joh. 5,28: ‚Alle, die in den Gräbern sind ...‘: keine Andeutung (in dieser Stelle!) auf Tote im Meer oder durch Feuer Verzehrte, was beides auf Gerettete und Verlorene zutrifft; auch sonst nichts diesbezügliches in der Schrift; und doch wird Sein Machtwort beide Kategorien, so gut wie die ‚in den Gräbern‘ ”,hervorrufen. - Soweit die Worte unseres Mitarbeiters, die ich nur deshalb hierher gesetzt habe, weil vielleicht nicht jeder heutige Leser im Besitze jenes Bandes oder Heftes aus dem Jahre 1925 ist. (Aber es wäre gut, wenn diese älteren Jahrbücher in vieler Hände wären!) Diese kurze Andeutung unseres Mitarbeiters befriedigt eigentlich schon bezüglich vorliegender Frage. Aber ich glaube, noch ein paar Gedanken und Hinweise hinzufügen zu sollen.
Zu Anfang der gewaltigen Stelle, die uns in erhabener Kürze das allgemeine Weltgericht, d. h. das Endgericht, vor dem „großen, weißen Thron” schildert, steht der vielsagende Ausdruck: „die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie (griech. Mehrzahl, also für Erde und Himmel!) gefunden.” (V. 11) Dass hier nicht der Himmel als der eigentliche Thron Gottes („der Himmel ist Mein Thron”, Jes. 66,1 und Apg. 7,49) oder „der dritte Himmel”, in den Paulus entrückt ward (2. Kor. 12,1ff.), gemeint sein kann, braucht wohl nur andeutungsweise gesagt zu werden. Wir unterscheiden ja im wesentlichen nach der Schrift drei Himmel: 1. den unmittelbar mit der Erde in Verbindung stehenden Luft- oder Wolkenhimmel - sicher die Behausung der Dämonen -, 2. den mit der Erde seit 1. Mose 1 mittelbar in Verbindung stehenden astronomischen Himmel und 3. den Himmel Gottes, betr. dessen wir aber nicht vergessen wollen, was Salomo zu Gott sagt: „... Siehe, die Himmel und der Himmel Himmel (d. h. die Himmel der Himmel) können Dich nicht fassen.” (1. Kön. 8,27) Doch hier nichts weiter über dieses, das Stoff genügend für eine besondere Frage bieten würde! -
Zurück zu unserer Stelle! Dieser Satz deutet doch sicherlich auf 2. Petr. 2 hin, worauf ich aber nicht näher eingehen möchte. (Vgl. V. 5.7.10.12f. - für uns nicht zu vergessen V. 11!.) Aber wenn wir diese beiden Stellen miteinander verbinden, so ist es doch einleuchtend, dass die dem Gericht durch die Feuer des Thrones anheimfallende Erde vorher ihre Toten herausgeben mußte, denn mag auch, was ja schließlich „nur” ein gewaltiges Bild von der Tatsächlichkeit des Gerichtes von 2. Petr. 2,10.12 ist, die Erde entfliehen - für die, welche die „so große Errettung mißachtet, versäumt” haben, ist ein Entfliehen unmöglich! (Hebr. 2,3) Die Zustände, in denen Menschenleiber nach ihrem Tode sich aufhalten müssen, mögen im Gericht entschwinden - die Toten selber werden zum Gericht auferstehen, d. h. sie werden, mit ihrem für den Feuersee passend gemachten Auferstehungsleibe verbunden, vor den Schranken des weißen Gerichtsthrones erscheinen, um gerichtet zu werden nach ihren Werken. Wohl wird „die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden” (2. Petr. 3,10), aber die Toten, und zwar alle („die übrigen”, Off. 20,5!), die nicht teilhaben an der ersten Auferstehung (V. 6), werden vor „dem großen, weißen Thron” stehen und gerichtet werden „nach dem, was in den Büchern steht, nach ihren Werken” (V. 12) Welch eine Szene wird das sein! Wie sollten wir, die wir begnadigt sind, doch noch in Eile aus dem Feuer zu reißen suchen, was irgend sich noch retten lässt (Judas 23; vgl. Spr. 24,10!), und wie sollte unser Wandel doch dem entsprechend sein, was das Licht jenes Thrones uns als Gottes Willen gemäß zeigt! Ja, „was für welche” sollten wir sein, die wir die Ankunft des Tages Gottes erwarten. (2. Petr. 3,11!) Der HERR gebe uns ein heiliges Verantwortungsbewußtsein dafür, im Lichte jenes Tages zu wandeln! „Bald kommt der Tag” Wie herrlich und wie ernst auch ist unser Blick in die nahe und in die ferne Zukunft.
Und nun noch einen letzten Gedanken zu der vorliegenden Frage! Wir können m. E. auch so antworten: Die Erde wird deshalb nicht besonders, oder für diese Auslegung richtiger, als umfassender Begriff genannt, weil die 3 Zustände, in denen die Menschen sich befinden, ja genannt werden, und diese Zustände oder Zuständlichkeiten gehören ja alle der Erde an: das Meer, der Tod, der Hades (Scheol), wobei „Tod” sich, wie unser Mitarbeiter in der zu Anfang erwähnten Frage aus dem 10. Jahrb. beschreibt, auf die entseelten Leiber, während „Hades” sich auf den Zustand (nicht nur oder nicht so sehr Ort), in dem die Seelen sind, bezieht. Wie furchtbar dann das Gericht über diese beiden Zustände! Genau wie über alle, die vor dem Gericht diesen angehörten: alles wird in den Feuersee geworfen! (V. 14.15; vgl. 21,8) Und das Meer? Dieses wird einfach aufhören gemacht, denn wenn von dem „neuen Himmel” und von der „neuen Erde” die Rede ist, weil der „erste Himmel” und die „erste Erde” vergangen ist, dann heißt es, „das Meer ist nicht mehr”! Kein Getrenntsein, keine Unruhe mehr auf der neuen Erde, gepriesen sei der HERR!
Und damit genug der Beantwortung der Frage! Möge der HERR uns die Sache selbst überaus wichtig machen, damit das praktische Ergebnis unserer nunmehr hoffentlich ein wenig erweiterten Erkenntnis sei, dass wir nicht „Hörer allein” bleiben, sondern „Täter Seines Wortes” werden (Jak. 1,22) und (auch dieses) „um so mehr, je mehr” wir „den Tag herannahen” sehen! (Hebr. 10,25 Schluß!)
F. K.