Antwort des Schriftleiters
Die Antwort auf diese Frage ist schon in der Fragestellung gegeben! Mehr als der Fragende sagt, braucht zunächst nicht gesagt zu werden; nur dass man noch dafür Beweise und Erklärungen beibringen möchte!
Die Schriftstelle, die in der Frage angeführt ist, ist die neutestamentliche Erfüllung der Stelle aus dem Propheten Hesekiel Kap. 47,12. Der Zusammenhang, in dem diese Stelle steht (Kap. 40-48), gibt uns wohl die vollkommenste Schilderung des zukünftigen irdischem Jerusalems, und dieses wird der Sammelpunkt der Nationen werden, die dort Gotteserkenntnis lernen werden. Dann wird z. B. auch Sach. 8,18-23 zur Erfüllung kommen, auch Jes. 65,17 (nicht erst V. 18!) -25 u. a. Wenn auch Vers 17 nach Off. 21,1 auf den Ewigkeitszustand bezogen wird, so ist auch der Zustand des Himmels (das himmlische Jerusalem!) und der Erde im Tausendjährigen Friedensreich ein so völlig neuer, dass diese Stelle sehr wohl auch darauf bezogen werden kann. Sie hat eben, wie so manche, zwei Erfüllungen (eine auf Israel, das Tausendjährige Reich, und eine auf die Ewigkeit bezügliche).
Und so wie in Hes. 40-48 von dem neuen, aber irdischen Jerusalem der nahen Zukunft des Tausendjährigen Reiches die Rede ist, so in Off. 22,1-5, ja, schon vorher von dem Jerusalem, das „droben” ist, „der Heiligen Stadt” (21,2), und zwar in ihrer Stellung und Bedeutung zu und für eben jenes Reich des Friedens und der Gerechtigkeit. Dieses Reich wird wieder Sammlungsort, so auch die Quelle unendlicher Segnungen für die Nationen sein, die für viele hundert Jahre geheilt werden durch die Blätter des Baumes des Lebens. Über diesen Gegenstand schrieben die „Handr.” schon in Jahrb. I, Seite 105ff.
Noch ein Wort zur Einteilung der Offenbarung in den letzten Kapiteln:
Bekanntlich stehen wir gegenwärtig in der Zeit der Gnade Gottes, und so schließt das Buch der Offenbarung für uns auch mit der „Gnade des Herrn Jesus Christus”. Mit diesem Worte grüßt Johannes, der das Buch zu schreiben hatte, alle Heiligen, und da er an bestehende Gemeinden, die eine Darstellung der Geschichte Seiner Gemeinde hienieden abgeben, zu schreiben hatte (vgl. 1,19 u. Kap. 2 u. 3), so sind es die Heiligen der jeweiligen Gegenwart, an die er schreibt. Also der Schluß der Offenbarung greift auf die Gegenwart, auf unsere Tage zurück! Das geht ebenso aus den vorherigen Worten hervor. Es sind die Worte, mit denen die eigentliche „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott Ihm gab, um Seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muß” (1,1!), abschließt: Der HERR spricht von Seinem Kommen, und wir, d. i. die Gemeinde der Heiligen, sagen: „Amen, komm Herr Jesus!” Es ist also die Zeit der Gegenwart! Wann beginnt dieser Abschnitt? Greifen wir weiter zurück, so sehen wir deutlich in dem siebenfachen „Ich” des HERRN (V. 7.12.13.16a [„Ich Jesus” in der Mitte der sieben Stellen!] 16b.18.20) eine gewisse Steigerung oder einen pyramidenförmigen Aufbau, und wir begreifen, dass dieser Abschnitt mit Vers 6 beginnt und tatsächlich die Gegenwart zeichnet. Es ist doch ganz klar, dass die Gegenwart nur dadurch für uns Gläubige so wichtig und kostbar ist und dass wir sie auch besonders auszukaufen bestrebt sind, weil es die Zeit des Wartens auf Sein Kommen sowie der Gnade für die Welt ist. (V. 17!!) Darum hat der HERR sie uns auch an das Ende Seines Buchen setzen lassen, nicht etwa als das Ende Seiner Wege mit dem Universum, sondern als das Ende unseres Weilens hienieden. Denn wir, besser die Gemeinde, ist der Zentralgedanke Gottes in dieser Zeit und in Ewigkeit.
Greifen wir dann zurück, so kommen wir auf das zeitlich nach der Gemeindezeit liegende Tausendjährige Reich. Dieses aber gesehen von droben, von dem himmlischen Jerusalem aus. Dieser Abschnitt beginnt offensichtlich nach Vers 8 in Kapitel 21, also mit Vers 9. (21,9 - 22,5) Er ist gekennzeichnet durch die Heilige Stadt (V. 10) und ihre Herrlichkeit, kristallisiert in dem Lamm. (21,22.23; 22,3 usw.) Wir beginnen den Abschnitt deswegen mit 21,9, weil - indem wir wiederum zurückgreifen - uns in Kapitel 20,7 - 21,8 offenbar die den ewigen Zustand einleitenden Dinge gezeigt werden mitsamt dem Endgericht vor dem großen Weißen Thron und der ewige Zustand der Dinge selbst. Hier haben wir das Ende der geoffenbarten Wege Gottes: 20,15 - 21,8. Und wenn jemand nun sagt: Ja, aber hier wird doch in 21,2 auch schon von der Heiligen Stadt geredet, also bezieht sich doch Vers 2-8 auch schon auf das Tausendjährige Reich, so ist darauf zu erwidern, dass die Dinge nicht unter dem Gesichtspunkt des Reiches gesehen werden, d. h. nicht dieses ist die Hauptsache, sondern das himmlische Jerusalem ist der Angelpunkt der Wege Gottes, darum wird alles von jenem aus gesehen, so dass wir in 21,1-8 den ewigen Zustand haben, aber gesehen vom himmlischen Jerusalem aus und in Vers 9 - 22,5 das Tausendjährige Reich, wie ich schon sagte, gesehen ebenfalls vom himmlischen Jerusalem aus, der himmlischen Brautgemeinde des HERRN! Kapitel 21,1-8 kann ja schon deshalb nicht das Tausendjährige Reich betreffen, weil der Feuersee - das Ende der Wege Gottes mit den ungläubig gebliebenen Menschen! - ja erst als der zweite Tod nach dem Endgericht als die Behausung jener gerichteten Menschen erscheint, nachdem er schon vorher, vor dem Tausendjährigen Reich, die Bleibestätte des Tieres und des falschen Propheten geworden ist (19,20), während der Teufel nach der Zeit des Reiches hineingeworfen wird. (Vgl. 20,7-10.15; 21,8!)
Noch weiter zurückzugreifen, glaube ich, tut nicht mehr not, um zu zeigen, wie die Einteilung der letzten Kapitel der Offenbarung ist. Mit Kapitel 19 geht das Gericht der antichristlichen Zeit zu Ende, es folgt das Reich der tausend Jahre! (20,1-6) Dann das Ende (vgl. 1. Kor. 15,24-28); dann die Beschreibung der Heiligen Stadt in ihren Beziehungen auf Ewigkeit und Reich, dann die Gegenwart mit ihrem Warten auf des HERRN Wiederkunft und der Evangeliumsverkündigung bis dahin, wann die gegenwärtige Gnadenzeit, das „Heute” von Lk. 4,21, ihren Abschluß findet.
In dem allem sind vielerlei wunderbare Geheimnisse enthalten, auf die ich hier nicht mehr eingehen kann. An ihnen werden wir hienieden nie ausstudieren. Die „Handreichungen” haben öfter über Stellen und Gebiete aus diesen Abschnitten geschrieben; über manches schrieb auch unser unvergeßlicher Mitarbeiter K. O. St., der nun schon seit 2½ Jahren beim HERRN ist.
Möchten wir Gnade (nehmen und) haben, die heutige Wartezeit zu Seiner Ehre auszukaufen in Lehre und Leben, wir, die wir solcher Herrlichkeiten gewürdigt sind! Gehören wir doch in erster Linie zu den Bewohnern des himmlischen Jerusalem, das über der erneuerten Erde in der Luft sein wird, wohin wir bald „entrückt werden”, und „also bei dem HERRN sein werden allezeit”. (1. Thess. 4,17) Zwischen dieser herrlichen, himmlischen Heiligen Stadt und dem irdischen neuen Jerusalem von Hes. 40-48 des Tausendjährigen Reiches werden dann während jener Zeit die regsten Segensbeziehungen herrschen, und wir werden nicht nur vor allem die unausdenkbaren himmlischen Segnungen genießen, sondern auch Augenzeugen sein dessen, was der HERR als König Seines Reiches an Israel, Seinem Volk, und an den Nationen zu tun vermag - die dann in viel größerer Bevölkerungsdichte als heute die Erde wirklich füllen werden nach 1. Mo. 1,28, auch das, was jetzt noch Wüste ist! Wahrlich, das alles zusammen eine Aussicht, eine Zukunft, betreffs derer wir wohl sagen mögen: „Das, was uns singen machet, ist, was im Himmel ist!” Der herrliche Name des HERRN sei ewig gepriesen! Wie nahe mag diese Zukunftsherrlichkeit sein!
„Der diese Dinge bezeugt, spricht: Siehe, Ich komme bald!” (Off. 22,20a) „Aufgeschaut, sel'ge Braut!” „Maranatha!” (1. Kor. 16,22)
F. K.