Unverkennbar ist diese Frau ein Bild von Israel. Allerdings nicht Israel in der Geschichte, wie wir es kennen, sondern wie Gott es betrachtet; also Israel nach den Ratschlüssen Gottes, gefasst von Grundlegung der Welt an. Wenn diese Frau die Kirche vorstellen soll, so erkläre man mir, wo und wann die Kirche eine Krone von zwölf Sternen trägt? Das ist doch typisch für das zwölfstämmige Israel. Ferner gebar die Frau einen Sohn. Wann und wo hat die Kirche einen Sohn geboren? Es braucht wahrlich schon ein großes Maß von Unkenntnis und Blindheit, hier die Kirche suchen zu wollen. Wenn man allerdings die Kirche und ihre Entrückung in die Zeit der großen antichristlichen Drangsale verlegen will, muss man zu solchen Kunststücken Zuflucht nehmen. Israel hat den "Sohn" geboren - das Heil ist aus den Juden! Nicht kann - man überlege - die Kirche den Heiland gebären. Wenn man eine Wahrheit der Heiligen Schrift auf den Kopf stellt, so muss man logischerweise dasselbe auch mit anderen tun.
Israel ist "bekleidet mit der Sonne"; das will sagen: es ist mit der höchsten Autorität bekleidet, und dass "der Mond unter ihren Füßen" ist, dass sich ihre Herrschaft im tausendjährigen Reich über alle Nationen ausdehnen wird. Auch die Zahl Zwölf weist hin auf eine anvertraute Verwaltung. Der Ausdruck "männlicher Sohn" kann auch lauten: "ein Männliches, ein Sohn". Es will wohl darauf hinweisen, was schon der Prophet Jesaja kundtut: "Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen: ...starker Gott..." (Jes 9,5). Also das Wort "männlich" will wohl sagen: mannhaft, stark, mächtig. "Der alle Nationen weiden soll mit eiserner Rute" (Off 12,5) bestätigt dies.
Da die Kirche nicht der Gegenstand der Offenbarung ist, d.h. vom 6. Kapitel an nicht mehr, so ist öfters darauf hingewiesen worden, dass die Entrückung der Kirche in der des "männlichen Sohnes" inbegriffen ist. Er wurde in den Himmel aufgenommen und die Seinen werden es bei Seinem Kommen. Er das Haupt, wir die Glieder; Er der Himmlische und wir die Himmlischen (1. Kor 15,48). Von da an wird Er mit den Seinen wiederkommen, um Israel das Reich aufzurichten und die Nationen mit eiserner Rute zu weiden. Er wird die Nationen zum Erbteil haben und die Enden der Erde zum Besitztum (Ps 2).