Antwort A
Die letzte Frage enthält die Antwort. In der Stelle Hebr. 13,4 handelt es sich nicht wie in Joh. 5,22 darum, wer das Gericht ausüben wird, sondern wer dem Gerichte verfallen ist. In dieser ist der Richter genannt, in jener diejenigen, welche gerichtet werden.
Chr. K.
Antwort B
Die Lösung der Frage ist meines Erachtens in den Worten „Vater” und „Gott” zu suchen.
In Joh. 5 handelt es sich um den Sohn Gottes und Seine Herrlichkeit, zu der es auch gehört, dass Ihm das Gericht übertragen ist. Deshalb heißt es V. 22.23: „Denn der Vater richtet auch niemanden, sondern das ganze Gericht hat Er dem Sohne gegeben usw.” (vgl. V. 27), wie auch in anderen Stellen der Schrift gesagt ist, dass Er - der Sohn - der Richter ist (s. Apg. 10,42; 17,31; 2. Kor. 5,10; 2. Tim. 4,1). Aus diesem Grunde ist Joh. 5,22 gesagt: „... Der Vater richtet niemanden ...”, eben weil Er „das ganze Gericht dem Sohne” gegeben hat. Es ist der Vater gegenüber dem Sohne.
In Hebr. 13,4 hingegen handelt es sich um Reinheit, Heiligkeit, und wo immer dies der Fall ist, zeigt uns das Wort Gottes, dass es Gott ist, der Heilige, mit dem wir es zu tun haben (s. z. B. Röm. 6,11-13; 12,1.2; 14,10-12; 1. Kor. 5,9-13; 6,19.20; 2. Kor. 6,16; 7,1; 1. Thess. 4,3-8; 1. Pet. 4,15-19). Dasselbe ist es, wenn es sich im allgemeinen um den Menschen im Blick auf seine Verantwortlichkeit oder im besonderen um den ungläubigen Menschen handelt, der weder Gott als Vater noch den Sohn Gottes als Herrn kennt (s. Röm. 2,2-11; 3,19), weshalb auch der Herr Jesus am Kreuze in den Stunden der Finsternis, wo Er den Platz des verlorenen Sünders Gott gegenüber einnahm, ausrief: „Mein Gott, Meln Gott” (nicht „Mein Vater”), „warum hast Du Mich verlassen?” (Mt. 27,46.) Es ist hier Gott gegenüber dem Menschen in seiner Verantwortlichkeit.
Der Sohn, dem „das ganze Gericht gegeben” ist, ist „Gott, gepriesen in Ewigkeit” (Röm. 9,5), welcher einst alle, die nicht errettet sind, auch die in Hebr. 13,4 erwähnten „Hurer und Ehebrecher”, richten wird! Es ist nicht der leiseste Widerspruch in den in obiger Frage einander gegenübergestellten beiden Schriftstellen, sondern - wie immer im Worte Gottes - göttlich vollkommene Harmonie.
Th. K.
Antwort C
Gottes Verhältnis zu uns ist ein zwiefältiges: Er ist unser „Vater”, wie auch unser „HErr”. Als unser „Vater” kann Er uns zwar züchtigen (Hebr. 12,7), aber nicht wohl unser „Richter” sein im Sinne unserer beiden Schriftstellen, wo das Wort „richten” die Bedeutung von „Urteil sprechen” hat. So erscheint denn auch überall in der Schrift Gott, wo Er „unser Vater” heißt, nur ganz im Charakter des „Vater”, gütig, barmherzig, fürsorglich (Mt. 7,11; Lk. 6,36 und viele andere), während umgekehrt von ungezählten Schriftstellen, die vom „Richten” sprechen, nicht eine einzige sagt, dass der Vater „richte”. Der Vater also richtet niemand, aber der HERR ist es, der richtet, und Er tut dies durch den Sohn und in Einheit mit diesem (Joh. 5,30). Diese Gotteinheit nun ist es, die in Hebr. 13,4 bezeichnet wird, wenn wir lesen: „Die Hurer ... wird Gott richten”.
M. Fr.
Anmerkung des Herausgebers
Ohne auch auf Beantwortung dieser Frage näher einzugehen, möchten wir dazu ermuntern, recht auf die verschiedenen Ausdrücke in diesen beiden Stellen sowohl wie auf die von gänzlich verschiedenen Gesichtspunkten aus behandelten Teile der Schrift zu achten und überhaupt beim Forschen in der Schrift diese einfachen Grundsätze zu beachten. Es ist nie einerlei, ob da steht Gott oder Jehova oder der Vater u. a. m., oder etwa Jesus oder Messias oder Jesus Christus oder Christus Jesus oder Christus oder der HERR u. a. m., oder etwa der Heilige Geist oder der Geist Gottes u. a. m. Aber auch nie sind da Widersprüche! Stets liegen in der Anwendung dieser Namen wunderbare Beziehungen! Ebenso auch in dem Schriftzusammenhang. Unsere beiden Stellen stehen im Johannes-Evangelium, das die Herrlichkeit des Sohnes Gottes zum Gegenstand hat, und im Hebräer-Brief, der von dem verantwortlichen Wandel des Christen hienieden, einem Wandel im Glauben, spricht.