Der Menschensohn – Adam oder Jesus?

Wir haben in der Bibelstunde angefangen, den Hebräerbrief zu betrachten. Beim Austausch kam es nun bezüglich Kapitel 2,6-8 zu zwei Auffassungen. Ist mit der Aussage «Sohn des Menschen» oder «Menschensohn » in Vers 6 Adam gemeint oder Jesus? Geht es in Vers 7 und 8 um den ersten Menschen, um Adam im Garten Eden vor dem Sündenfall, oder ist hier schon der Sohn Gottes, Jesus, gemeint?

Hebräer 2,6-8 ist ein Zitat aus Psalm 8,5-7 und hat eine Doppelbedeutung:

1. Zunächst bezieht es sich auf den Menschen an sich. Der Mensch (Adam) war dazu bestimmt, das Ebenbild Gottes auf Erden zu sein. Er war die Krönung der Schöpfung und als Herr über alle Schöpfung gesetzt, dem alles untertan sein sollte. Er gab zum Beispiel allen Tieren einen Namen. Aber durch den Sündenfall degenerierte der Mensch und wurde geistlich verunstaltet, so sehr, dass sich der Psalmist darüber wundert, dass Gott sich überhaupt noch mit ihm beschäftigt.

2. Dann wendet sich der Blick des Hebräerbriefschreibers jedoch über den Menschen hinweg auf Jesus. Darum heisst es in Vers 9: «Wir sehen aber Jesus, der ein wenig niedriger gewesen ist als die Engel wegen des Todesleidens, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod schmecken.» In der Menschwerdung Jesu hat Gott des Menschen gedacht und die an Ihn Gläubigen wieder erhöht. So legen sich die Verse über den Menschen prophetisch auf den Menschensohn Jesus Christus, der auch der zweite beziehungsweise letzte Adam ist (1.Kor 15,45), und finden in Ihm ihre Enderfüllung. In Ihm, in Seinem vollkommenen Leben auf Erden, in Seinem Tod und in Seiner Auferstehung, erhält der Mensch wieder die von Gott zugedachte Stellung, ja noch unendlich viel mehr. Das ist zwar jetzt noch nicht sichtbar, wird aber in der Zukunft sichtbar werden, worauf Hebräer 2,8 hinweist. Mit Jesus werden die Erlösten während des Millenniums auf der neuen Erde herrschen und diese Herrschaft wird in Ewigkeit fortbestehen. Das wird die ursprünglich Adam zugedachte Stellung weit übersteigen. Was wir im ersten Adam verloren haben, werden wir im zweiten Adam (Jesus) wiedererlangen, ja wir werden durch Jesus weit mehr gewinnen, als wir in Adam verloren haben. Auch der Vergleich mit Epheser 1,21-23 macht das deutlich: «Hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in dieser Weltzeit, sondern auch in der zukünftigen; und er hat alles seinen Füssen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt


Beantwortet von: Norbert Lieth
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, Mai 2009, Seite 28