Antwort
Beides nicht! Weder ist hier ein Gegensatz, noch soll das gleiche gesagt sein.
In jenen bedeutungsvollen Tagen, als Paulus ohne sein Wissen in ein ganz neues, ihm völlig unbekanntes Arbeitsgebiet - auf ein weites Feld, „weiß zur Ernte” (Joh. 4,35), in unseren Erdteil Europa geführt werden sollte, kam es, wenn irgendwo, besonders darauf an, dass nicht der Geist Satans irgendwelchen Einfluß auf die neue Arbeit gewinnen möchte (vgl. V. 16-18!). Darum wird, soweit ich sehe, der Beginn der europäischen Arbeit in ganz besonderer Weise mit der Leitung durch den Heiligen Geist in Verbindung gebracht. Es muss für Paulus und seine Begleiter sehr schwer und schließlich unverständlich gewesen sein, dass jedes Gebiet, das er besuchen wollte, ihm verschlossen blieb, und ich kann mir denken, dass jener so treue, bewährte Arbeiter oftmals auf den Knien sich Weisung vom HERRN erfleht hat: Wohin denn nur soll ich noch gehen? - ohne dass er eine andere Antwort bekommen hätte als die: Hierher nicht, dorthin nicht! Schwer für einen Arbeiter, doppelt schwer gewiß für einen so arbeitsamen, hingegebenen Paulus! (Um so viel köstlicher muss dann für ihn das Gesicht in jener Nacht gewesen sein, in einer Nacht, der sicher ein ganz besonders bewegtes Gebetsringen vorausgegangen ist!)
Da ist es nun sehr wichtig, dass Lukas, der „geliebte Arzt”, betonen muß, es sei der Heilige Geist gewesen, der Paulus so den Weg verzäunt habe; das Wirken des Heiligen Geistes ist derart deutlich gewesen, dass für den im Merken auf Seine Stimme geübten Apostel durchaus kein Zweifel daran walten konnte. Das ist auch hochbedeutsam für uns, denen diese Stelle genau so gut wie die gegensätzliche 1. Thess. 2,18 viel zu sagen hat! - Also, soweit ich sehe, zeigt uns V. 6 den objektiven, tatsächlichen Sachverhalt, dass nämlich die Inangriffnahme der Arbeit in Europa ganz allein auf der Leitung durch den Heiligen Geist ohne irgendwelche menschlichen oder gar feindlichen Einflüsse beruhte.
Was besagt daneben nun V. 7? Im wesentlichen sicher nichts anderes, aber es handelt sich hier mehr um das Persönliche (subjektive Seite!). Man beachte: es heißt nicht „der Geist Christi”, sondern „der Geist Jesu”! Jesus ist der persönliche Name unseres teuren HERRN, den Er als Mensch und Retter hatte (und hat), als Er, der ewige Sohn, Sich Selbst erniedrigte und auf dem Wege der Selbstverleugnung und ständigen Abhängigkeit von Seinem Gott und Vater über diese Erde wandelte und ans Fluchholz ging. Der Geist Jesu ist Seine Gesinnung, eine Gesinnung der Abhängigkeit, des Gehorsams, der Demut und Sanftmut, der Niedrigkeit, ohne eigenen Willen, ohne Sein Recht zu behaupten usw. Wenn hier in dieser auch für einen Paulus höchst schwierigen Sachlage, wo sein eigener Wille leicht einen Strich durch den göttlichen Ratschluß zu machen hätte versuchen können - in bester Absicht (wie einst Petrus, als er den HERRN warnte vor dem Kreuz, Mt. 16,22!) -, ich sage, wenn hier nun von dem Geiste Jesu gesprochen wird vermöge der göttlichen Inspiration, durch die Lukas schrieb, so besagt das, soweit ich verstehe, dass Paulus geleitet wurde (und sich leiten ließ!) durch ebendieselbe Gesinnung, in der der geliebte Herr Jesus als Mensch hienieden wandelte und handelte; mit anderen Worten, dass Paulus keinen eigenen Willen haben durfte noch hatte und zur Geltung zu bringen suchte, sondern dass die Gesinnung Jesu ihn zu bestimmen suchte und dass er derselben gehorsam war. Wir sehen hier etwas von dem, wozu er uns ermahnt Phil. 2,5: „Ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war” oder wie in 1. Kor. 11,1: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi”! Wie wunderbar, dass er - ein Mensch - unter Geistesleitung solches schreiben darf! Aber in unserer Stelle, Apg. 16,7, sehen wir, wie tatsächlich der Geist Jesu ihn beeinflußt, und die weitere Folge der Geschichte zeigt, wie dieser Geist in ihm Sieger ist und dass das, was Paulus, der Mensch, denken, fürchten und wünschen mochte, nicht beachtet noch überhaupt genannt wird! Wieviel hat auch dieses uns zu sagen! Möchten wir alle willige Hörer sein!
So kam das Evangelium nach Europa - und damit auch zu uns! Unserem Gott sei ewig Dank und Lob!
F. K.