Antwort A
Gottes Wille über das Leben eines jeden Seiner geliebten Kinder ist sowohl gut als wohlgefällig und vollkommen. Einen Unterschied zwischen einem guten, einem wohlgefälligen und als drittem: einem vollkommenen Willen Gottes gibt es nicht. Man kann auch keine Stufenleiter daraus machen. - Nach Eph. 2,10 sind die guten Werke zuvorbereitet, in denen wir wandeln sollen. Lerne, dass Gott über dein persönliches Leben einen Liebesplan hat, der weit kostbarer und herrlicher ist, als deine Gedanken es heute ersinnen. (Lies Jes. 55,8.9!) Jedes Kind Gottes muss nun von dem HERRN Weisheit erflehen und unter Gebet prüfen, was für ihn persönlich der Wille Gottes ist. Dieser Wille Gottes bezieht sich auf die ganze Person, auf alle 24 Stunden des Tages, auf alles Tun und Lassen, nicht nur im Werke des HERRN, sondern auch in Beruf, Familie, Erholung, Essen und Trinken usw.
Dieser Wille Gottes ist gut in der vollsten Bedeutung des Wortes. Gut für uns; jedes andere Tun bringt uns Schaden und ist ohne Frucht für die Ewigkeit (Joh. 15,5b). Wandeln wir so in den Werken, die der HERR zuvorbereitet hat, so ruht Gottes Wohlgefallen auf uns. Der Herr Jesus Selbst sagte: „Dein Wohlgefallen zu tun, Mein Gott, ist Meine Lust” (Ps. 40,8), und am Ende Seiner Laufbahn: „Ich habe das Werk vollendet, das Du Mir gegeben hast, dass Ich es tun sollte” (Joh. 17,4). Über Ihn geschah auch die Stimme vom Himmel: „Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe” (Lk. 3,22; Mt. 3,17; vergl. Joh. 8,29). Nur mit dem Zeugnis Gottes im Herzen, dass Ihm unser Wandel wohlgefällt, gibt es für ein Kind Gottes wahren, ununterbrochenen Frieden Gottes.
Der Wille Gottes über unser Leben ist vollkommen. Vollkommen, weil Er Derjenige ist, der den Plan erdacht hat über das Leben der Seinen (Röm. 11,33-36). Voll kommen in dem Ziel, vollkommen in der Ausführung, vollkommen in der Verwendung jedes Seiner Werkzeuge und der Erziehung jedes Seiner Kinder.
Möchten alle Leser sich selbst so als Leibeigene (Sklaven) in den Dienst des HERRN stellen; Frieden wie ein Strom würde das ununterbrochene Teil eines jeden sein und Ströme des Lebens für die uns umgebende Welt!
O. v. Br.
Antwort B
Der Apostel Paulus ermahnt die Gläubigen: „Paßt euch nicht dieser Zeit an, sondern lasst euch umgestalten, indem euer Sinn erneuert wird, auf dass ihr prüfen könnt, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes sei.” Im unbekehrten Zustande war es ihnen nicht möglich, den Willen Gottes zu erkennen, da ihr ganzes Wesen verderbt war durch die Sünde (Röm. 1,21). Nun ist es anders geworden; als Heilige, für Gott Abgesonderte, haben sie dem Wesen der Welt den Abschied gegeben; sie gehören Christo an (Gal. 5,24) und sind geistlich gesinnt (Röm. 8,6). Durch beständige Erneuerung ihres Gemüts (Eph. 4,23) behaupten sie ihre Stellung im Tode Christi, d. h. sie erweisen sich als mit Christo Gekreuzigte. In dieser neuen Verfassung ist das Fleisch (das Geneigtsein zur Sünde) im Tode gehalten und dem Heiligen Geiste Raum gemacht, so dass die Vernunft gefangen ist unter den Gehorsam Christi, den Willen Gottes zu tun (2. Kor. 10,5; siehe auch Band ll, Frage 35).
Der Wille Gottes wird nun erkannt im Worte, und zwar im allgemeinen, welches der gute Wille Gottes sei, d. h. was gut und recht ist. Ferner in jedem besonderen Falle wird der Geist sie in alle Wahrheit leiten (Joh.16,13), dass sie tun, was vor Gott wohlgefällig, d. h. angenehm ist.
Wenn die Ausdrücke „gut” und „wohlgefällig” sich wohl auf die Arbeit an uns und mit anderen Menschen hier auf Erden beziehen, so wird das Wort „vollkommen” auf das Ziel unserer Bestimmung hinweisen: „... Bis dass wir alle gelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, und zum vollkommenen Mann (werden) nach dem Maße der vollen Größe Christi” (Eph. 4,13 Min.-Bib.; vergl. Phil. 3,12ff.).
Die Erkenntnis des Willens Gottes wird auf Erden für uns stets Stückwerk bleiben (1. Kor. 13,12); wir können göttliche Dinge nie dem innersten Wesen nach ganz erfassen, und nur durch treues Festhalten von bereits erkannten Dingen kann unsere Erkenntnis wachsen.
C. L.
Antwort C
Da der Wille Gottes in dieser Stelle als „gut, wohlgefällig und vollkommen” bezeichnet wird und nicht „gut oder wohlgefällig oder vollkommen”, dürfen wir sicher sein, dass sich diese drei Eigenschaften in jedem Stückchen desselben immer vereinigt befinden. Leider sehen wir meistens nur eine davon! Ach ja, gar oft überhaupt keine, weil wir die Empfehlung desselben Verses außer acht gelassen haben.
Einen Fremdling erkennt man sogleich an seiner Sprache, an seinem Betragen, an seinen Meinungen usw. Hat er sein Vaterland lieb, so wird er diese Kennzeichen nicht verleugnen und abschaffen, um sie durch andere zu ersetzen, sondern vielmehr in enger Fühlung mit demselben bleiben, z. B. durch Zeitungen. Er bleibt, ja, wird dadurch immer mehr fähig, die sein Vaterland betreffenden Angelegenheiten oder von ihm kommenden Nachrichten zu beurteilen und zu genießen.
Also verhält es sich auch mit dem aus Gott Geborenen, dem Kinde Gottes. Er ist wohl in der Welt, aber nicht von der Welt (Joh. 17,11.14; 15,19), sondern Bürger des Himmels (Phil. 3,20), Mitbürger der Heiligen, Hausgenosse Gottes (Eph. 2,19), einer heiligen Nation, einem Eigentumsvolke angehörig (1.Petr. 2,9; Tit. 2,14). Sollte er auf irgend einem Punkt die Lebensweise, die Grundsätze, die Meinungen dieser Welt annehmen, die den Sohn und den Vater gesehen und gehaßt hat (Joh. 15,18.23.24; 17,25)? O nein! Die Liebe des Vaters (1. Joh. 2,15.16) wird ihm eine heilige Absonderung gebieten von allem, was die Welt kennzeichnet. Er wird das Wort Gottes, den Brief aus dem Vaterhause, die Nachrichten aus dem Vaterland begehren. Durch eine solche Haltung ermöglicht er dem in ihm wohnenden Heiligen Geist, unbetrübt Seine erneuernde und erleuchtende Wirkung auszuüben (1. Kor. 6,19; Eph. 4,30; 1,18.19.9). Dadurch wächst er vom kindischen Zustand zum „erwachsenen Manne”, zum Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus (1. Kor. 13,11.12; Eph. 4,13). Diese beständige Erneuerung des inneren Menschen nach dem Bilde Dessen, der ihn erschaffen hat (Kol. 3,10; 2. Kor. 3,18; 4,16), befähigt zur Erkenntnis der Geheimnisse Gottes (Sein Wille ist darin eingeschlossen), in welchen alle Schätze der Weisheit sind (Kol. 2,2.3), und übt die Sinne „zur Unterscheidung des Guten sowohl als des Bösen” (Hebr. 5,13.14) für das praktische, äußere Leben, „zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade” (Eph. 1,6). Die Meinungen und Reden des „Menschen Gottes” tragen das Merkmal des Geistes, ja sogar sein Essen und Trinken, sein Stehen und Sitzen, sein ganzes Betragen sind geheiligt, denn er lebt nicht sich selbst, sondern dem HERRN (Röm. 14,6.8; 1. Petr. 4,11).
O Geliebte, die wir um hohen Preis ganz und gar, Leib, Seele und Geist erkauft wurden (1. Kor. 6,20; 1. Petr. 1,18.19), wie viele Tränen werden zu Freudentränen, wie viele Leiden zu Genüssen und wie viele Seelen würden für Christum gewonnen werden, wenn wir entschieden beginnen würden mit dem „seid nicht gleichförmig dieser Welt”, so dass wir in Wahrheit ein Brief Christi sein und uns als wahre Gesandte für Ihn erweisen könnten! (2. Kor. 3,3; 5,20.)
N. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Diese drei kostbaren Antworten, von denen die erste uns aus einem Schützengraben zugegangen ist, ergänzen einander. Möchten dieselben gerade beim Beginn des neuen Jahres unser Herz bewegen und uns fähiger machen, des HERRN Weg zu gehen!
„Seid nicht gleichförmig dieser Welt!” Ihr „gleichförmig sein”, also der Form nach ihr gleichen, heißt, sich nicht kümmern um das, was wirklich gut, wohlgefällig, vollkommen ist in Gottes Augen. Die Welt im Durchschnitt ist zufrieden mit einem der Form nach einigermaßen moralischen äußeren Eindruck, der kein durch und durch gutes Wesen als Grundlage hat; sie begnügt sich mit einem wohlgefälligen, d. i. angenehmen äußeren Anblick; und der wahrhaften ganzen Vollkommenheit bedarf sie in keinem Stück, alles ist auf äußere Form und Oberflächlichkeit, auf Schein und Heuchelei angelegt, so im Geschäftsleben, in der Gesellschaft, in der Diplomatie usw., auch in der Religiosität. Aber der wahre Christ kann damit nicht zufrieden sein, weil Gott Sich damit nicht begnügt! „Der Welt nicht gleichförmig sein” heißt: statt Scheinwesen echte Wirklichkeit darzustellen. Gott wünscht Wahrheit und Echtheit bei uns zu sehen.
Wo haben wir nun Seinen guten, wohlgefälligen, vollkommenen Willen? Er ist uns geoffenbart im „Wort der Wahrheit”. Prüfen wir also an Seinem Wort, was Sein Wille in jedem Fall ist, was das Vorzüglichere ist (Phil. 1,10) usw. Im Wort ist uns Christus, die Wahrheit, geoffenbart, und Er ist für unser Leben der Maßstab der Wahrheit. Wenn wir das Wort des Lebens (Christus) darstellen, das ist Wirklichckeit! (Phil. 2,16.) Wie Christus Selbst von Sich aussagte, was Er sei: Joh. 8,25 (wo wir die Übereinstimmung von Christus und dem geredeten und geschriebenen Wort sehen!) - „durchaus das, was Ich rede” - möchte so auch unser, der Gläubigen, durch Erneuerung unseres Sinnes umgestaltete Wandel und unser Wort zusammenstimmen, damit wir in dieser armen Welt, die nichts weiß von den Erbarmungen Gottes (V. 1), kundtun, wer und was Er ist, der uns geliebt hat! Dazu gehört aber eben das Prüfen an der Hand der Schrift, was gemäß Seiner Offenbarung gut, wohlgefällig, vollkommen in Seinen Augen ist. Und so werden wir auch gleich in den Kapiteln 12-16 darüber belehrt, was in unseren verschiedenen Beziehungen zueinander wie zur Welt, zur Obrigkeit, zur Gemeinde Christi usw. der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.