Montag oder Sonntag?
Die Grundlage unserer Woche ist die in 1. Mose 1 und 2 beschriebene Schöpfungswoche. Gott schuf in sechs Tagen Himmel und Erde und ruhte am siebten Tag. Damit ist der siebte Tag der letzte Tag der Woche. Dieser ist der so genannte „Sabbat“, was wörtlich nichts anderes heißt als Ruhe. Wir nennen diesen Tag auf deutsch „Samstag“, der nach einer gängigen etymologischen Deutung vom hebräischen Wort schabbat über das griechische sabbaton zu uns gekommen ist.
Auf Italienisch heißt der Samstag heute noch sabato. Eine andere Erklärung geht vom lateinischen septimus, der siebte (sc. Tag) aus. So oder so wird deutlich, dass der Samstag eben der letzte Tag der Woche ist. Der von uns „Sonntag“ (= Tag der im Heidentum göttlich verehrten Sonne) genannte Tag ist also der erste Tag der Woche.
Im Hebräischen heißt er noch heute jom rischon = erster Tag. Der Ausdruck „erster Tag der Woche“ kommt im Neuen Testament an folgenden Stellen vor: Matth. 28,1; Mark. 16,2+9; Joh. 20,1+19. Gemeint ist dort jedes Mal der Tag, an dem unser Herr aus den Toten auferstand. Der Tag der Auferstehung Jesu Christi wurde darum zum Tag des Gedächtnisses Jesu (vgl. 1. Kor. 11,24+25). Wir lesen in Apg. 20,7 wörtlich: „Am ersten Tag der Woche, als wir versammelt waren, um das Brot zu brechen.“
Am Sonntag versammelten sich also die Gläubigen regelmäßig, um eben das Gedächtnismahl Jesu zu feiern. In 1. Kor. 16,2 schließlich lesen wir, dass es die Gewohnheit der Christen war, am ersten Tag der
Woche, also bei ihren sonntäglichen Zusammenkünften, Geld zusammenzulegen.
In Off. 1,14 wird der Sonntag „dem Herrn gehöriger Tag“, griechisch kyriakä hämera genannt. So heißt er heute noch auf Italienisch: domenica, wie auch auf Französisch: dimanche.
Bis vor wenigen Jahren zeigten auch die Kalender stets den Sonntag als den ersten Tag der Woche an. Das hat sich geändert: Der Montag wird als der erste Tag der Woche geführt. Im modernen Sprachgebrauch
schließt auch das Wort „Wochenende“ den Sonntag ein.
Nach biblischem Sprachgebrauch ist aber der Sonntag Wochenanfang. Dieses Bewusstsein dürfen wir als Christen ruhig auch pflegen. Wenn wir am ersten Tag der Woche zusammenkommen und des Todes und der Auferstehung
des Herrn gedenken, beginnen wir unsere Woche mit dem Werk des Herrn, also mit dem, was er getan hat. In der Kraft seines Werkes gehen wir in die Arbeitswoche hinein.
Das ist die Reihenfolge des Evangeliums. Gott hat in und an uns gewirkt. Darum können wir für ihn leben. Zuerst bringt er uns zur Ruhe. Erst dann können wir für ihn arbeiten. In der alttestamentlichen
Ordnung war es umgekehrt: Der Mensch musste arbeiten, um zur Ruhe zu gelangen; darum war der alttestamentliche Feiertag passenderweise der letzte Tag der Woche.
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)