Antwort
Bereits in Kap. 1 lesen wir wiederholt von Tagen. Dreimal heißt es: „Des folgenden Tages.” Das erstemal heißt es so V. 29. Ehe von einem „folgenden” Tage geredet werden kann, muss ein Tag dagewesen sein. Wir haben also in V. 29 nicht den ersten, sondern den zweiten Tag. In V. 35 lesen wir dann wieder: „Des folgenden Tages”; das ist also der dritte Tag. Dann heißt es noch einmal so V. 43. Das ist mithin der vierte Tag. Wie ist es nun zu verstehen, wenn es in Kap. 2, V. 1 heißt: „Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa”? Dass es nicht der dritte Tag von V. 35 ist, ist ohne weiteres klar. Es kann sich also nur um einen neuen Zeitabschnitt handeln. Die Erklärung finden wir, wenn wir uns daran erinnern, dass die Hochzeit zu Kana ein (schönes) Bild vom Tausendjährigen Reiche ist, ferner, dass bei Gott „tausend Jahre wie ein Tag” sind (Ps. 90; 2. Petr. 3,8), und dass bis zum Kommen des HERRN auf diese Erde in Niedrigkeit 4000 Jahre seit der Erschaffung des Menschen vergangen waren. Fassen wir dieses alles ins Auge, so ergibt sich - bei Anwendung der Rechnung von 1000 Jahren für einen Tag - leicht folgendes Bild:
Die 4 Tage in Kap. 1 bilden die Zeit bis zum Kommen des HERRN in Niedrigkeit vor. Das ist ein Abschnitt für sich.
Dann kommt - daran anschließend - ein anderer Abschnitt von weiteren 3 Tagen, welche die Zeit nach dem Kommen des HERRN in Niedrigkeit vorbilden. Davon sind Kap. 2,1 zwei Tage ganz übergangen, weil sie die gegenwärtige Zeit der Beiseitesetzung Israels infolge der Verwerfung des HERRN vorbilden, während welcher die Gemeinde des HERRN herausgerufen und gesammelt wird. Diese Zeit währt nun fast 2000 Jahre. Der dritte Tag dieses neuen Zeitabschnittes aber wird vor unser Auge geführt als ein Tag der Freude (die Hochzeit zu Kana), weil er Israels Wiederherstellung und Wiederannahme und Segnung im Tausendjährigen Reiche vorbildet.
Mithin ist dieser „dritte” Tag des neuen Zeitabschnittes mit den vier Tagen des ersten Zeitabschnittes zusammengerechnet in Wirklichkeit der siebente Tag. Wir wissen, dass für Israel der siebente Tag der Woche der Sabbat war, der Tag der Ruhe, und dass dieser Tag u. a. ein Bild vom Tausendjährigen Reiche ist (in welchem Israel zur Ruhe gelangt sein wird; Hes. 39,26 Schluß u. a. m.).
Der vorstehend entwickelte Gedankengang wird sehr unterstützt durch Hos. 6,1-3, wonach Israel dann, wenn es in seiner Bedrängnis den HERRN eifrig suchen wird (s. 5,15), sprechen wird: „Kommt und lasst uns zu Jehova umkehren; denn Er hat zerrissen und wird uns heilen, Er hat geschlagen und wird uns verbinden. Er wird uns nach zwei Tagen wieder beleben, am dritten Tage uns wieder aufrichten; und so werden wir vor Seinem Angesicht leben. So lasst uns Jehova erkennen, lasst uns trachten nach Seiner Erkenntnis! Sein Hervortreten ist sicher wie die Morgendämmerung; und Er wird für uns kommen wie der Regen, wie der Spätregen die Erde benetzt.” Da wird erst von der Beiseitesetzung und der darauffolgenden Wiederherstellung gesprochen; dann sehen wir die zwei Tage der Beiseitesetzung, und dann den dritten Tag der Wiederannahme - das Tausendjährige Reich! - genau übereinstimmend mit Joh. 2,1.
Wenn auch für jene drei Tage des zweiten Zeitabschnittes es zutrifft, dass tausend Jahre wie ein Tag sind, können wir erkennen, wie weit die Weltenuhr vorgerückt ist. - Für uns aber dürfen wir den HERRN erwarten ohne Rücksicht auf Zeit und Geschehen - jeden Augenblick! -
Theod. Küttner.