1. Antwort:
Nein, weit gefehlt! Bei richtiger Aufmerksamkeit bei der Betrachtung des Wortes Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes sollte die Verkehrtheit dieses Gedankens leicht ersichtlich sein. Zuerst einmal beachte man, dass alles von Kapitel 4 an, welches mit den Worten: "nach diesem" eröffnet wird, den Abschluss der Geschichte der Kirche, somit der ganzen Periode dieser Haushaltung, bedeutet. Das Evangelium der Gnade hat somit in jener letzten Zeit gar keinen Raum mehr. Weiterhin beachte man, dass das weiße Pferd in Kapitel 6 aus einem Siegel des Buches hervorkommt, welches das Lamm zur Hand nimmt. Wir wissen ja, dass dieses Buch nicht Gottes Wort, das wir besitzen, bedeutet, sondern das Buch der Gerichte über das Böse in dieser Welt, welches das Lamm richten soll. Die sieben Siegel desselben bringen bekanntlich die erste der drei Reihen (Siegel, Posaunen, Zornschalen) der göttlichen Gerichte über die Erde, und zwar handelt es sich hier um solche Gerichte, die aus dem bösen Tun der Menschen selbst erfolgen. Die Pferde der vier ersten Siegel bedeuten eine starke und stürmische Gewalt, in der diese Gerichte losbrechen werden, aber heute um der Brautgemeinde willen noch hinter den Siegeln zurückgehalten werden. Auch das weiße Pferd bedeutet eine böse Macht, welche in schneller, aber mehr kampfloser Weise sich über die ganze Erde, bzw. die Namenschristenheit verbreiten wird in einem mühelosen Siegeslauf - ohne Zweifel der planmäßige Abfall der Namenschristen von Gott und Christus, woraus dann in rascher Folge die übrigen Siegelgerichte folgen werden. Nun, das Evangelium kann doch nicht aus einem Siegel eines Buches der Gerichte hervorkommen, sondern es ist uns aus dem Himmel durch unseren Herrn selbst geschenkt worden, auch ist sein Lauf sicherlich kein stürmischer Siegeslauf, vielmehr eher ein zähes Ringen um die Seelen der Menschen. Übrigens ist der Zweck des Evangeliums doch nicht die "Eroberung der Welt", wovon wir heute weiter entfernt sind als je, sondern die Sammlung der Brautgemeinde des Herrn Jesus Christus aus allen Nationen heraus.
2. Antwort:
Wie die ganze Offenbarung ein symbolisches Buch ist, so ist auch alles im sechsten Kapitel sinnbildlich. Man darf also nicht an wirkliche Pferde denken, sondern an das, was das Pferd in der symbolischen Sprache bedeutet. Es ist im Allgemeinen ein Bild von großer Macht, gewaltigen Entwicklungen, Kriegen usw. Ich habe nie anders gedacht, als dass wir im weißen Pferd in Offenbarung 6 die Macht und Verführung des Antichristentums vor Augen haben. Satan ist der schlaue Nachahmer alles Göttlichen, wie dies gerade in der Offenbarung uns immer wieder gezeigt wird. Er kleidet sich weiß, aber es ist nur Schein: Scheinreinheit, Scheinheiligkeit, Scheinfrieden, Scheinkönigtum usw. Der Bogen deutet auf Fernkampf hin; sein Einfluss umfasst die Welt, welche ihm huldigt. Dem wahren Christus setzten sie die Dornenkrone aufs Haupt; dem falschen, dem Gegenchristus (Antichrist) werden sie den Siegeskranz, das Diadem (Krone) aufsetzen. Die Person des Antichristen ist uns dann im 13. Kapitel (V. 11-18) näher beschrieben.
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 429 u. 432