Antwort A
Eigentlich lässt sich obige Frage in einem so engen Nahmen, wie er in der „Handreichung” zur Verfügung steht, nicht erschöpfend beantworten. Es soll deshalb in etwas gedrängter Form geschehen.
In Mk. 1,15 tritt der Herr Jesus mit den Worten auf den Schauplatz: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen.” In diesen kurzen Worten saßt der Herr Jesus Seine Sendung und den Anfang des Reiches, das mit dem Eintritt Seiner Person angebrochen war, zusammen. Dieses Reich Gottes war mit dem Herrn Jesus in Erscheinung getreten. Die Juden glaubten fälschlicherweise, dass sie durch die äußere Zugehörigkeit zum Volke Gottes auch das Reich Gottes darstellten. Wir sehen aber, wie der Herr Jesus Sich mit der Predigt des Evangeliums vom Reiche beschäftigt und nicht länger Frucht in Seinem Weinberg (Israel) sucht. In Mk. 4,11 hebt der HERR den Unterschied zwischen den Juden und Seinen Jüngern hervor; Er sagt: „Euch- ist gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu wissen; jenen aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen.” Sein ganzer Dienst wird uns in Mt. 4,23 geschildert und die Macht, welche die Verkündigung dieses Reiches begleitete, ferner wird der Charakter dieses Reiches und derer, die daran teilhaben sollten, in Mt. 5-7 gezeigt. So war der HERR gekommen wie ein Sproß aus dürrem Erdreich (Jes. 53,2), aber als Gegenstand unumschränkter Gnade und als Erretter und Heiland. Der eine Engel verkündigt die Verheißung an Israel, und der Chor feiert die ganze Tragweite des Ereignisses für alle Menschen (Lk. 2,10.14). So trat das Reich Gottes in die Erscheinung.
Dieses Reich Gottes hätte nun im Anschluß an Israel seinen Fortgang nehmen sollen. Jesus Selbst und Seine Jünger predigten das Reich. Aber Er, der Sohn Gottes, wurde verworfen, und an Stelle dieses messianischen Reiches, in welchem Christus hier geherrscht haben würde und alle Bürger Ihm gehuldigt hätten, trat „das Reich der Himmel”. Dieses ist ein Reich, das vom Himmel aus gegründet und nach göttlichen (himmlischen) Grundsätzen regiert werden sollte (vergl. Dan. 7,22.27). Die Bergpredigt entwickelt die Grundsätze des Reiches, setzt aber die Verwerfung des Königs voraus, daher in der Bergpredigt die Beschreibung dessen, was dem Reiche der Himmel angemessen war und selbst die Zusicherung einer Belohnung im Himmel für die, welche auf Erden um Seinetwillen leiden würden. Der Herr Jesus kam, um das Leben Israels zu retten, und wo inmitten der Ihn umgebenden Menge Glauben war, da war auch Heilung. So ging der HERR Seinen Weg. Er offenbart den Vater, wie wir Mt. 11 sehen, in Mt. 12 enthüllt Er das Gericht und die Verwerfung Israels. Kapitel 13 zeigt Ihn uns als den Säemann und wie Er nicht länger Frucht an Seinem Weinstock Israel sucht. Hier sehen wir gleichzeitig die jetzige Form des Reiches der Himmel, von hier aus kann man das Reich der Himmel in zwei Teilen sehen, in dem Reich des Sohnes des Menschen und dem Reich des Vaters. In den Gegenständen des Gerichts in dem, was Christus unterworfen ist, und in einem Platz gleich dem Seinigen vor dem Vater für die Söhne. Trotzdem nun die Juden und die gottfeindliche Welt den Sohn Gottes ablehnten, ging ein treuer Überrest mit dem HERRN den Weg der Verwerfung. Mt. 16,4 sehen wir, wie Er die Juden verläßt. Hier fragt Er nun Seme Jünger nach dem Urteil über Seine Person, und wir haben das Zeugnis Gottes durch den Mund des Petrus, und damit wird ein Neues angekündigt: die Gründung Seiner Gemeinde (oder Versammlung). Auf das herrliche Bekenntnis und auf die wunderbare Erkenntnis. dass es etliche gab, die erkannt hatten, dass Er (Christus) der Sohn des lebendigen Gottes sei, will Christus Seine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen. Also ist das Reich der Himmel nicht die Versammlung oder Gemeinde, sondern ein Reich, das auf Erden vom Himmel aus gegründet und nach göttlichen Grundsätzen regiert werden sollte, wie es dem Volke Israel auf Erden verheißen war, in dem der Messias als König regieren sollte. Dieses Reich sollte ein Reich des Friedens und des Segens und der Herrlichkeit sein (Jes. 2,1-4). Die Zeit der Erfüllung wurde von Johannes dem Täufer verkündigt. Er kündigte den Messias an (Mt. 3,2): „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.”
Später verkündigt der Herr Jesus in der Bergpredigt die Grundsätze dieses Reiches und die Kennzeichen derer, die in dasselbe eingehen. Nach Jesu Verwerfung trat nun dieses Reich in anderer Form in Erscheinung. Petrus, der die Schlüssel des Reiches erhielt, Mt. 16,19, nicht wie fälschlich immer gesagt wird, die Schlüssel des Himmels, öffnete das Reich zuerst für die Juden zu Pfingsten (Apg. 2), später für die Heiden (Apg. 10). So sehen wir, dass dieses Reich auf Erden und nur für die Erde ist, und der HERR bestätigt im Himmel, was Petrus auf Erden in Seinem Auftrag für die Erde tat. Hieraus ergibt sich also, dass das Reich der Himmel bis zur Ankunft des HERRN auf Erden immer der Vermischung ausgesetzt sein wird (vergl. Mt. 13), und zur Zeit der Ernte, also gegen Ende dieser Haushaltung und der darauffolgenden Drangsalszeit, wird das Unkraut zusammengelesen in Bündel und auf der Erde aufbewahrt. der Weizen (die Versammlung, Gemeinde), die wahren Söhne des Neiches dagegen werden aufgenommen. Später bei der Ankunft des HERRN vor dem Reiche, werden die Bösen vertilgt. Durch Gerichte wird die Erde (besonders Israel) gereinigt, ehe das Reich kommt, in welchem der Herr Jesus König sein wird (vergl. Jes. 26,9; Psalm 96,13). So sehen wir, dass die Gemeinde zwar im Reiche der Himmel, aber nicht das Reich der Himmel ist. In der Zeit der Verwerfung Christi, in welcher das Reich der Himmel hier besteht, baut nun Gott die Gemeinde aus lebendigen Steinen auf den erwählten Felsen, den Grund- und Eckstein, Jesus Christus. Diese Gemeinde ist himmlisch in ihrer Stellung und Hoffnung, und wenn sie vollendet ist. nimmt der HERR sie heim in den Himmel (Joh. 14,3; 1. Thess. 4,17). Hier auf Erden aber wird der HERR dann Israel wieder beleben und sammeln; es ist dies die Antwort auf die Frage der Jünger in Apg. 1,6: „HErr, stellst Du dem Israel rn dieser Zeit das Reich wieder her?”; das ursprünglich gewollte messianische Reich wird dann aufgerichtet, aber diesmal nicht bloß in irdischer, sondern mit himmlischer Herrlichkeit, denn auch Israels Reich hat durchs das Kreuz an Glanz und Herrlichkeit gewonnen. Wir sehen demnach eine neue Gestaltung des Reiches der Himmel, welche mit der Ausgießung des Heiligen Geistes ihren Anfang nahm und mit der Aufnahme der Gemeinde in den Himmel ihr Ende findet. Alsdann beginnt, wie schon geschildert, abermals eine neue Form des Reiches der Himmel, eine Fortsetzung des abgebrochenen Fadens, nämlich das Tausendjährige Reich.
Für uns als wartende Gemeinde gilt es, den Grundsätzen des Reiches der Himmel. in welches wir durch Christus versetzt sind, entsprechend zu wandeln, und deshalb greift Petrus in seinen Briefen diesen Faden wieder auf. Er verweist die Gläubigen darauf, allen Fleiß anzuwenden und ihren Beruf und ihre Erwählung fest zu machen, und ein reichlicher Eingang in das ewige Reich unseres Heilandes wird unser Teil sein (2. Petr. 1,11). Hier sehen wir den Geist des Apostels mit der Negierung Gottes beschäftigt, er wendet dieselbe an auf die Handlungen Gottes mit den Gläubigen. Wandeln wir m den Wegen Gottes, so haben wir teil an diesem Reiche, indem wir in dasselbe mit Gewißheit und ohne Schwierigkeit eintreten. Petrus erinnert sich bei diesem Gedanken an das ewige Reich sicher an den Vorgang auf dem Berge der Verklärung, denn in Kapitel 1,16 seines zweitem Briefes sagt er: „Wir sind nicht künstlich erdichteten Fabeln gefolgt, als wir euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesu Christi kundtaten, sondern als die da Augenzeugen Seiner Majestät gewesen sind.”
Er hatte sozusagen die Grundlagen dieses ewigen Reiches unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi auf dem Berge der Verklärung gesehen, und wir sehen in diesem ewigen Reiche die Regierung Gottes in Verbindung mit der Treue der Gläubigen, daraus uns ein reichlicher Eingang in das ewige Reich dargereicht wird und wir nicht straucheln. Das große Ergebnis dieser Negierung wird vollständig geoffenbart werden in der Errichtung des Reiches, dessen Herrlichkeit die drei Apostel auf dem Berge der Verklärung gesehen hatten. Wenn uns Petrus mehr das große Ergebnis der Negierungswege Gottes vor Augen geführt hat, so zeigt uns die mit in Frage kommende Stelle Eph. 5,5, wie wir in der Stellung als geliebte Kinder die Wege Gottes, unseres Vaters, offenbaren sollen. Bei Paulus, der hier auf die Einzelheiten eingeht, finden wir die Charakterzüge des neuen Menschen: Wahrhaftigkeit, Nichtvorhandensein von Haß, Zorn usw. Es ist dies der Zustand, der uns befähigt, unseren Platz mit Christus in den himmlochen Örtern einzunehmen, die Fähigkeit, dieses Erbe, das uns in Ihm beigelegt ist, anzutreten. So sehen wir den Gläubigen errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe (Kol. 1,13); es ist dies ein Wirken der Macht Gottes, welcher mit uns handelt nach Seiner Gnade und der uns durch eine Tat Seiner Macht in eine ganz neue Stellung und Beziehung zu Sich Selbst bringt.
„Das Reich des Sohnes Seiner Liebe” erinnert uns an Eph. 1,4.5, nur mit dem Unterschied, dass uns im Epheserbrief gezeigt wird, was wir vor Gott sind, und im Kolosserbrief ist der Mensch der Gegenstand der Gnade. Das Mittel, dessen sich der Geist bedient, um das Werk der Gnade an den Kolossern zu vollbringen, ist die Entsaltung der Herrlichkeit des HERRN, des Sohnes Seiner Liebe. Hier wird nun das Reich „das Reich des Sohnes” genannt, und jedenfalls nur, um Seine Person als Mittelpunkt von allem darzustellen und uns einen Maßstab für die Größe der Segnungen zu geben. Es ist wirklich Sein Reich, und damit wir das Wesen dieses Reiches, das es jetzt für uns hat, und unser nahes Verhältnis zu Gott als solche, die daran teilhaben, fassen sollen, wird es „das Reich des Sohnes Seiner Liebe” genannt. Es ist die gegenwärtige Grundlage und das Wesensmerkmal des Verhältnisses, in welchem diejenigen, die wahrhaft in und von diesem Reiche sind, zu Gott stehen. Als das Reich des Sohnes des Menschen ist es Seine zukünftige Offenbarung in Herrlichkeit und Herrschaft. - Wir sehen aus allem diesen, dass es sich um verschiedene Haushaltungen und Verwaltungswege Gottes bei diesen einzelnen Reichsunterscheidungen handelt. und dass die Stellung der Gemeinde dazu auch eine verschiedene ist. Aber bei allem ist Jesus Christus Anfang, Mittelpunkt und Ende!
Ph. W.
Antwort B
Wie schon aus der Frage ersichtlich, wird von dem Reiche in der Schrift in verschiedener Weise geredet, sowohl als zukünftig wie als gegenwärtig, sowohl in Macht und Herrlichkeit sichtbar als auch verborgen, nur dem Glauben erkennbar.
Wenn wir von dem Reiche reden, steht gewöhnlich die zukünftige, die Herrlichkeitsgestalt des Reiches vor unserem Auge. Das Reich, welches an einem zukünftigen Tage in Macht und Herrlichkeit aufgerichtet werden wird. Das Reich, von dem die Propheten in so feuriger Sprache geschrieben haben. Jene Zeit, in welcher Christus herrschen und regieren wird.
Aber außer dieser von altersher bezeugten Herrlichkeitsgestalt finden wir in der Schrift auch das Reich im Geheimnis. Eine Form, eine Gestalt, die das Reich annimmt infolge der Verwerfung des Königs. Diese war neu. Von dieser redet das Alte Testament nicht. Der HERR spricht zum ersten Male davon in Mt. 13. Nachdem Er Seine Jünger so mit ganz neuen Gedanken betreffs Seines Reiches bekannt gemacht hatte, sagt Er, dass der im Reiche der Himmel Unterrichtete aus seinem Schatze Neues und Altes hervorbringt. (Das Alte wird durch das Neue nicht aufgehoben, sondern zu seiner Zeit erfüllt werden.)
Viele Gleichnisse in Matthäus (besonders Kap. 13) sind Bilder von dem Reiche in dieser neuen Gestalt. Seinen Jüngern ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen (Mt. 13,11). Das Reich in dieser gegenwärtigen Form ist nur für die Jünger, also nur dem Glauben, erkennbar. Die Gleichnisse zeigen uns das Reich in der Zeit, in der Er, als König verworfen, die Erde verlassen hat und in den Himmel gegangen ist. Das Reich in dem Charakter als Reich der Himmel umfaßt diese Zeitperiode. Diese Periode, in welcher der König Seinen Sitz im Himmel hat und die Erde nicht vom Throne Davids, sondern vom Himmel aus regiert wird. Der uns etwas schwere Ausdruck „Reich der Himmel” war für die Juden jener Tage durchaus nicht schwer, sie waren vertraut damit, dass die „Himmel herrschen” (Dan. 4,26).
Der König war gekommen und bereit, das Reich aufzurichten, aber das Volk war nicht bereit, auf dem gottgegebenen Wege der Buße und Neugeburt in das Reich einzugehen. Es verwarf den König. Von der Erde als König verworfen, wurde Er im Himmel empfangen und mit „Herrlichkeit und Ehre gekrönt” (Hebr. 2,9). Sein Reich trägt heute sichtbar nicht das Bild Seiner Herrschaft, sondern Seiner Verwerfung. Wenn der König vom Himmel kommt, endet das Reich in dem Charakter als „Reich der Himmel” und geht über in das Reich des „Sohnes des Menschen” („Sein” Reich, Mt. 13,41). (Beachten Sie in diesem wunderbaren 13. Kapitel die drei Seiten des Reiches: Reich der Himmel - Reich des Sohnes des Menschen - Reich des Vaters, V. 43!) Der Titel „Sohn des Menschen” zeigte Seine Erniedrigung und Verwerfung. Und Gott beschloß, Ihm in diesem Titel alles zu Füßen zu legen. Der Gesalbte (Christus) litt als der Sohn des Menschen - aber als solcher wird Er das Reich aufrichten. Als Messias stand Er zunächst nur mit Israel in Verbindung - aber als Sohn des Menschen tritt Er die ganze Herrschaft über alles an (hier ist ein Grund, warum der HERR Seinen Jüngern nicht erlaubte, von Ihm als Christus zu reden, sondern als Sohn des Menschen, der leiden muß).
Wenn vom „Reiche der Himmel” und vom „Reiche Gottes” geredet wird, so haben wir nicht an verschiedene Reiche zu denken. Wenn wir vom Russischen Reich und dem Reiche des Zaren reden, so denken wir nicht an verschiedene Reiche, sondern sprechen von demselben Reiche, aber in verschiedenen Beziehungen. So auch mit dem „Reiche der Himmel” und dem „Reiche Gottes”, nur dass das „Reich Gottes” ein viel weiter gehender Begriff ist als das „Reich der Himmel”, welches nur eine bestimmte Zeitperiode umfaßt und gleichsam in das „Reich Gottes” eingeschlossen ist; so dass dieselben Gleichnisse sowohl Gleichnisse des „Reiches Gottes” als auch des „Reiches der Himmel” genannt werden (Mt. 13,31; Mk. 4,30 u. a. m.; Mt. 3,2; Mk. 1,15). Andererseits müssen beide unterschieden werden. Man fühlt förmlich die Verschiedenheit, wenn man z. B. sagen wollte: „Trachtet am ersten nach dem - Reiche der Himmel - nein - nach dem Reiche Gottes!”
Das Reich Gottes war mitten unter ihnen (Lk.17,21 wörtlich), indem der König des Reiches da war. In Ihm wurde tatsächlich das Reich Gottes gesehen mit allem, was es in sich schloß: Gerechtigkeit, Friede, Freude!
Das Evangelium der Gnade ist heute durchaus nicht ohne Beziehung zum Reiche Gottes. Die Predigt des „Reiches Gottes” (Apg. 20,25; 28,31 u. a. m.) ist die Verkündigung, dass Gott in Gnade regiert, dass die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit (Röm. 5,21). Diese Herrschaft der Gnade offenbart sich in der Vergebung der Sünden. Es ist das Zeugnis des Heiligen Geistes, dass der Sünder aus dem Reiche und der Gewalt Satans heraus und in das Reich Gottes, in das Gebiet Seiner Gnade hineingerettet werden kann (Röm. 14,17; 1. Kor. 4,20).
Der Gerettete ist versetzt aus der Gewalt der Finsternis in das Reich ... (Kol. 1,13). Er hat das eine Machtgebiet verlassen und ist in ein anderes Machtgebiet geführt - in das Reich der Liebe, wo der Sohn der Liebe des Vaters herrscht. Das Reich ist nicht nur Herrschaft, sondern auch Schutz für den Reichsangehörigen. Als noch in dem Leibe, befinden wir uns in dem Gebiete, wo die Gewalt der Finsternis ist, aber wir sind nicht mehr unter der Herrschaft Satans. Zwar noch in seinem Gebiet, aber nicht mehr unter seiner Macht. Wir gehen hier hindurch, des HERRN Macht deckt uns, und Gerechtigkeit, Friede und Freude ist unser Teil.
Der HERR spricht von dem gleichzeitigen Nebeneinanderstehen dieser beiden Machtsphären - dieser beiden Reiche - in Mt. 12. Er spricht im 26. Vers von „seinem” (Satans) Reich und im 28. Vers von Gottes Reich. Der HERR beweist das Vorhandensein, das Dasein des Reiches Gottes durch die Gegenwart des Heiligen Geistes, Mt. 12,28 (in Seiner, Jesu, Person). Und dies gibt uns auch Licht über die Beziehung der Gemeinde zum Reiche. Das Reich ist nicht Gemeinde, und die Gemeinde nicht das Reich, und doch gehört der Gläubige beiden an. (Er ist ein Sohn des Reiches und auch ein Glied des Leibes Christi. In der Gemeinde ist er verbunden mit allen zu einem Leibe. In dem Reiche steht er einzeln als Weizen, auf dem Acker der Menschenwelt steht er mit Weizen und Unkraut zusammen.) So verschieden auch Gemeinde und Reich sind, so sind sie doch nicht ohne Beziehung zueinander. So wie damals die Gegenwart des Reiches Gottes durch die Machtentfaltung des Heiligen Geistes in der Person des HERRN gesehen werden konnte, so kann auch heute das Reich Gottes nur in der Gemeinde gesehen werden. Das Reich wurde damals in der Person Christi - dem Gesalbten gesehen, heute in den Gesalbten, dem Leibe Christi. So wie Er das Gefäß des Heiligen Geistes auf Erden war, so ist es jetzt die Gemeinde. Ohne die Gegenwart des Heiligen Geistes auf Erden wäre Satans Reich und Macht hier unumschränkt, so aber offenbart sich das Reich Gottes durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in der Beraubung des Starken, und zwar in der Gemeinde, der Wohnstätte des Heiligen Geistes, und durch dieselbe.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die Gegenstände der Frage sind so gründlich behandelt, wie es auf dem beschränkten Raum der „G. H.” möglich ist. Wir danken dem HERRN für diese Fülle von Belehrungen und auch praktischen Ermahnungen, die diese Antworten für den aufmerksamen Leser enthalten. Möchten sie vielen zum bleibenden Segen sein! - In den ersten beiden Jahrgängen der „G. H.” sind einzelne Teile vorliegender Frage schon in Verbindung mit verschiedenen Fragen berührt; da wir glauben, daß, wo es möglich ist, das Nachschlagen und Vergleichen mit den betreffenden Antworten von Nutzen sein könnte, so geben wir hier eine Aufstellung der hauptsächlich in Betracht kommenden Fragen: Band l (1913) Frage 7, 13, 14, 33, 40. -Band ll (1914) Frage 11, 18, 20, 31, 42, 55 u. a.
Es ist sehr wichtig, die Unterscheidungen zwischen „Reich Gottes” usw. und der Gemeinde Jesu Christi klar ins Auge zu fassen. Wieviel Verwirrung ist unter den Kindern Gottes über diese verschiedenen Begriffe und ihre Beziehungen zueinander! Nur das Wort selbst gibt uns Anleitung, wie das „Wort der Wahrheit recht zu teilen” ist (2. Tim. 2,15). Aber diese Dinge liegen nicht an der Oberfläche, da gilt es treu zu forschen und tief zu graben in der Schatzkammer Gottes!
Leider hört man über diese Begriffe oft in ähnlicher Weise reden, wie die Welt es tut, d. h. die religiöse Welt, die „Reich Gottes” und „Gemeinde des HERRN” gänzlich durcheinander wirft; oder auch wird von dem Reiche Gottes gesprochen wie von einem nur Israel gehörenden Gut, das in der Zukunft nach der Entrückung der Gemeinde liegt, nachdem einst Israel Christus verworfen hat. Aber was machen die, welche diese Anschauung vertreten, mit Worten wie Röm. 14,17 und 1. Kor. 4,20, die dem Zusammenhang nach beide in gewisser Beziehung zur Gemeinde (Versammlung) gesagt sind?! Und da sind andere Worte, die uns deutlich zeigen, dass das „Reich Gottes” jetzt da ist, wenn auch in Verborgenheit, nur erkennbar für die, die ihm angehören, da sie zu gleicher Zeit dem Leibe Christi (der Gemeinde) angehören. Man vergl. 2. Thess. 1,5; Kol. 4,11 - also arbeitete Paulus doch auch mit am Reich Gottes! -; 1. Thess. 2,12! Doch genug mit diesen wenigen Worten! Obige Antworten enthalten ja schon genug Stoff zum Weiterforschen.
lasst uns in dieser Sache denen in Beröa (Apg. 17,11) gleichen, welche darum „edler als die in Thessalonich” genannt werden, weil sie „mit aller Bereitwilligkeit das Wort aufnahmen, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte”!